Unter einer Prostataentzündung (Prostatitis) versteht man im Allgemeinen die Entzündung der männlichen Prostata. Dabei ist diese Entzündung gar nicht immer so eindeutig, wie es die Bezeichnung vermuten lässt. Das sogenannte Beckenschmerzsyndrom sorgt hierbei nicht nur bei Patienten, sondern auch bei Medizinern für Verwirrung. Es gilt zwar als die häufigste Form der Prostataentzündung, lässt sich als solche aber oft gar nicht nachweisen. Erfahren Sie hier mehr zum Phänomen Prostatitis und was sich zur Behandlung der Entzündung unternehmen lässt.
Wie entsteht eine Prostatitis?
Die Vorsteherdrüse (Prostata) ist ein männliches Drüsenorgan, das beim Mann etwa 30 Prozent des Spermas produziert. Sie besitzt in etwa die Größe einer Kastanie und wird an ihrem Sitz unterhalb der männlichen Harnblase (Cystis) von der Harnröhre (Urethra) passiert. Die besondere Verbindung der Prostata zu den Harnwegen des Mannes ist hierbei auch meist der Grund für eine „echte“ Prostataentzündung. Diese kann in gewisser Weise als Gegenstück zum weiblichen Harnwegsinfekt verstanden werden. In beiden Fällen ist nämlich oft das Eindringen von bakteriellen Erregern in die Harnwege für die Entzündung verantwortlich.
Nun gibt es aber auch Formen der Prostataentzündung, deren Entstehung sich nicht ganz so leicht erklären lässt. Die Medizin unterscheidet hier zwischen tatsächlicher Prostatitis und einem Beckenschmerzsyndrom. Letzteres bezeichnet ein Schmerzsyndrom im Bereich des Beckens bzw. der Prostata, das aufgrund der vorliegenden Symptome zunächst an eine Prostatitis denken lässt. Tatsächlich können für ein Beckenschmerzsyndrom aber zahlreiche Ursachen gegeben sein. Diese müssen weder mit einer Entzündung der Prostata, noch mit einer bakteriellen oder anders gearteten Infektion zu tun haben. Die medizinische Einteilung der Prostatitis gestaltet sich deshalb wie folgt:
- akute Prostatitis – die Prostataentzündung wird durch eine akute Infektion wie zum Beispiel durch bakterielle Erreger ausgelöst und ist somit eine echte Prostataentzündung.
- chronische bakterielle Prostatitis – die Prostataentzündung wird durch eine anhaltende bakterielle Infektion verursacht und besteht seit mehr als einem Monat.
- abakterielle Prostatitis (nichtentzündliches Beckenschmerzsyndrom) – es sind keine bakteriellen Erreger oder andere Auslöser als Ursache für die Symptome festzustellen. Auch die Entzündung selbst lässt sich im Labor nicht durch Vorkommen von Entzündungszellen im Urin oder Sperma nachweisen. In diesem Fall wird auch Beckenbodenmyalgie gesprochen.
- asymptomatische Prostatitis (entzündliches Beckenschmerzsyndrom) – die Entzündung selbst lässt sich durch erhöhte Leukozytwerte im Sperma des Patienten nachweisen. Entzündungserreger lassen sich jedoch nicht ausfindig machen.
Ursachen für Prostataentzündungen
Im Falle der akuten und chronischen Prostatitis sind die Ursachen relativ schnell genannt. Es handelt sich hier um eine entzündliche Infektion der Prostata durch bakterielle Erreger oder andere Infektionskeime. Das Beckenschmerzsyndrom gibt der Medizin hingegen nach wie vor Rätsel auf. Insgesamt werden folgende Ursachen für Prostataentzündung diskutiert:
- Infektionserreger: Zu den möglichen bakteriellen Erregern einer Prostataentzündung zählt vor allem das Darmbakterium Escherichia coli, das schon als Hauptauslöser für weibliche Harnwegsinfekte gilt. Auch andere Bakterien, wie zum Beispiel Mycobacterium tuberculosis (Erreger von Tuberkulose), Neisseria gonorrhoeae (Erreger von Gonorrhoe) und Trichomonas vaginalis (Erreger von Trichomoniasis) kommen für eine Prostatitis in Frage. Ebenso werden Chlamydien, HI-Viren und Intimpilze als mögliche Infektionserreger bei Prostataentzündung diskutiert. Es fällt auf, dass viele Erreger mit klassischen Geschlechtskrankheiten in Verbindung stehen. Mangelnde Intimpflege ist deshalb ein anerkannter Faktor, der Prostatitis durch Infektionen begünstigt.
- Muskel- und Nervenreizungen: Zu den Entstehungsursachen eines abakteriellen oder atypischen Beckenschmerzsyndroms gibt es diverse Theorien. Einige Mediziner vermuten hier chronische Verspannung der Beckenmuskulatur oder Beckennerven, welche in Folge über Muskel- und Nervenreizungen ein Schmerzsyndrom auslösen, das dem Beschwerdebild der echten Prostatitis ähnelt. In der Tat können anhaltende Reizzustände dieser Art durchaus eine lokale Entzündung hervorrufen, die sich dann nicht oder nur bedingt im Labor nachweisen lassen.
- unbekannte Bakterienstämme: Zu einem vermeintlichen Schmerzsyndrom im Bereich des Beckens kann es auch dann kommen, wenn die Prostataentzündung von bislang unerforschten Bakterienarten wie dem Paenobacillus oder dem Proteobakterium ausgelöst wird. Herkömmliche Infektionstests können diese bakteriellen Erreger noch nicht immer erfassen, sodass eine durch sie verursachte Entzündung der Prostata labortechnisch oft nicht nachweisbar ist.
- Autoimmunerkrankungen: Inwiefern eine gestörte Autoimmunreaktion Entzündungen im Bereich der Prostata auslösen kann, ist bislang noch unklar. Fest steht aber, dass autoimmune Reaktionen für eine Vielzahl unnatürlicher Entzündungsvorgänge im Körper verantwortlich gemacht werden können. Denkbar ist zum Beispiel eine autoimmunologisch bedingte Allergie des Mannes auf Sekretstoffe des eigenen Spermas, die dann entzündliche Prozesse in Gang setzt.
Symptome bei Prostataentzündung
Die Beschwerden einer Prostataentzündung gleichen abermals denen eines Harnwegsinfektes. Neben dem typischen und oft irreführenden Schmerzsyndrom, das gezielt im Bereich des Beckens auftritt, führt Prostatitis vor allem zu:
- brennenden Schmerzen beim Wasserlassen
- gestörtem Harnabfluss
- häufigem Harndrang
- Schmerzen während und nach der Ejakulation
- Fieber
Diagnose und Behandlung bei Prostataentzündung
Liegt eine bakterielle Entzündung vor, so lassen sich die Erreger meist durch einen Urin- oder Spermatest ausfindig machen. Auch Parasiten und Viren werden in solchen Tests sichtbar. Häufig kommt im Zuge der Untersuchung auch eine gezielte Prostatamassage zum Einsatz, um mögliche Erreger aus der Prostata zu lösen. Die klassische Art der Untersuchung ist hierbei die 4-Gläserprobe. Dabei wird jeweils eine Urin- und Spermaprobe vor und je eine Probe nach der Prostatamassage entnommen.
Der Nachweis von abakteriellen und atypischen Beckenschmerzsyndromen gestaltet sich deutlich schwieriger. Denkbar ist zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, in der vor allem die Größe der Prostata in Augenschein genommen wird. Ist diese vergrößert, kann dies auf entzündungsbedingte Schwellungen zurückzuführen sein. Ein atypisches Beckenschmerzsyndrom liefert zudem auch über erhöhte Leukozytwerte im Sperma Anhaltspunkte für eine vorliegende Entzündung. Je nachdem, welche Form der Prostatitis vorliegt, stehen dann verschiedene Methoden der Behandlung zur Auswahl:
- Antibiotika-Therapie: Sowohl bakterielle Erreger, als auch Pilze und Parasiten, werden bei Prostataentzündung mit einem Antibiotikum behandelt. Bei einigen Formen von Beckenschmerzsyndrom wirken Antibiotika darüber hinaus mit Placeboeffekt.
- sonstige medikamentöse Therapien: Abakterielle und asymptomatische Beckenschmerzsyndrome werden bislang mit verschiedenen Präparaten behandelt. Neben Alpha-1-Blockern gibt es auch Anwendungsnachweise zu pflanzlichen Wirkstoffen wie Mönchspfeffer, Quercetin oder Pollenextrakt. Zudem ist Acetylcystein seit geraumer Zeit als Medikament gegen Prostatitis im Gespräch. Ergänzend werden schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel verschrieben.
- richtige Getränkewahl: Frauen, die häufig unter Harnwegsinfekten leiden, wissen um die wertvolle Hilfe von Brennnessel, Aronia und Cranberries als Teekräuter. Auch Männern mit Prostataentzündung können warme Tees, die aus besagten Heilpflanzen zubereitet wurden, gute Dienste leisten. Die Kräuter wirken nämlich entzündungshemmend, desinfizierend und harntreibend zugleich. Dies spült etwaige Erreger zuverlässig aus Prostata und Harnwegen. Insgesamt sollten Sie bei Prostatitis mindestens 2 bis 3 l pro Tag trinken, um möglichen Erregern die Ansiedlung in der Prostata gehörig zu erschweren.
- Schonung und Entspannung: Um die Prostata sowie Muskulatur und Nerven des Beckens nicht weiter zu reizen, sollte bis zur Ausheilung der Prostatitis der Geschlechtsverkehr (und auch Selbstbefriedigung) vorübergehend eingestellt werden. Für den Partner wirkt diese Maßnahme zudem präventiv, denn die im Sperma befindlichen Bakterien könnten ansonsten zu sexuell übertragbaren Krankheiten führen. Zusätzlich sind eine gute Intimhygiene, warme Sitzbäder und das Tragen warmer sowie lockerer Beinkleider zu empfehlen. Von Fahrradfahren ist bis zur Ausheilung der Entzündung abzuraten.
Prostataentzündungen – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Für gewöhnlich lässt sich eine Prostataentzündung bei zeitnaher Gegenbehandlung binnen kürzester Zeit ausheilen. Einzig schwere Formen von Beckenschmerzsyndrom zeigen sich oftmals sehr hartnäckig. Doch auch hier können heilsame Maßnahmen viel bewirken und manch unerklärliches Schmerzsyndrom im Handumdrehen beseitigen.
- Komplikationen entstehen bei Prostatitis maßgeblich durch eine ausbleibende Therapie. Hier könnten bakterielle und andere Erreger bis in die Nieren wandern, wo sie dann recht schnell eine schwerwiegende Nierenbeckenentzündung auslösen. Die Gefahr von Nierenschäden ist dann sehr groß.
- Vorbeugen lässt sich einer Prostataentzündung am besten durch gewissenhafte Intimhygiene beider Geschlechtspartner. Im Zweifelsfall sollten Sie auf das Kondom zu setzen, um Erregern von Geschlechtskrankheiten keinen Zugang zu den Harnwegen zu bieten. Des weiteren sollten Prostata sowie Muskulatur und Nerven des Beckens nicht überstrapaziert werden, um entzündliche Muskel- und Nervenreizungen zu verhindern.
Fazit
Prostataentzündungen sind häufiger ein unerklärliches Phänomen als gedacht. In vielen Fällen tritt die Prostatitis nämlich nicht als tatsächliche Entzündung der Prostata, sondern als Schmerzsyndrom des Beckens ohne erkennbaren Grund auf. Eine Behandlung mit Antibiotika wirkt dabei aber erstaunlicher Weise oftmals dennoch Wunder. Zusätzlich sind heilsame Kräutertees, eine umfassende Intimhygiene sowie besondere Schonung des männlichen Intimbereichs durch warme Sitzbäder zu empfehlen. Auch belastende Tätigkeiten für das Becken wie Radfahren oder Geschlechtsverkehr sollten pausiert werden. Wichtig ist, dass etwaigen bakteriellen Erregern entgegengewirkt wird, bevor sie die Niere erreichen. Ansonsten droht Männern mit Prostataentzündung nämlich nicht nur ein Beschwerdebild, das dem des weiblichen Harnwegsinfekts ähnlich ist, sondern auch das selbe Risiko, eine ernste Nierenbeckenentzündung zu riskieren.