Schlafen am Arbeitsplatz – in Deutschland nach wie vor ein Tabuthema. Würde Sie Ihr Chef beim gepflegten Mittagsschlaf im Büro erwischen, wäre Ärger bis hin zur Kündigung sicher vorprogrammiert. Eine Tatsache, die in anderen Ländern auf Unverständnis stößt. Hier sind ein kurzes Augenschließen und das Kraft tanken längst Teil im Arbeitsalltag. Speziell in Japan oder Unternehmen aus den USA ist der sogenannte Power nap verbreitet. Auf den ersten Blick könnte man hier vielleicht an den auch in Deutschland anzutreffenden Mittagsschlaf denken. Allerdings unterscheiden sich Power Napping und der „klassische“ Tagschlaf deutlich voneinander.
Was ist Power Napping?
Das Schlafphänomen Power Napping hat verschiedene Namen, es wird als Power nap, Superschlag oder in Japan als Inemuri bezeichnet. Kennzeichnend fürs Power Napping ist der Umstand, dass der Schlafende nicht alle Schlafphasen des Nachtschlafs durchläuft. Es handelt sich hier um einen relativ flachen Schlaf, der beispielsweise die Tiefschlafphase ausklammert und sich in der Regel über einen Zeitraum zwischen 15 Minuten bis 30 Minuten erstreckt.
Welchen Zweck hat dieser extreme Kurzschlaf? Durchlaufen Sie die normalen Schlafphasen und kommen im Bereich des Tiefschlafs an, werden hier aber geweckt, tritt das Phänomen der Schlaftrunkenheit auf. Sie wirken nach außen zwar im ersten Moment wach, fühlen sich aber abgespannt, nehmen Ihre Umgebung nicht richtig wahr und sind in den motorischen Fähigkeiten gehemmt. Beim Power Napping endet der Schlaf, bevor dieser Punkt erreicht ist.
Das Ziel: Durch den Kurzschlaf soll die geistige Leistungsfähigkeit verbessert werden. Dabei steht nicht nur im Mittelpunkt, dass Sie sich nach dem kurzen Nickerchen wieder wach und fit fühlen. Besonders die Verbesserungen in der Gedächtnisleistung haben einen positiven Einfluss auf die Arbeitsergebnisse im Büro.
Power Napping – so steigt Ihre Leistungsfähigkeit
Betrachtet man die Erkenntnisse der Schlafforschung und Medizin der letzten Jahre zum Thema Kurzschlaf, müssten deutsche Unternehmen ihren Mitarbeitern eigentlich umgehend Ruheräume zur Verfügung stellen. Power Napping kann:
- die Leistung des Kurzzeitgedächtnisses verbessern
- Erschöpfungszuständen (auch nach zu wenig Nachtschlaf) vorbeugen
- die Lernleistung deutlich anheben
- die Konzentration am Arbeitsplatz verbessern
- positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.
Alles Punkte, die eigentlich für das Power Napping sprechen. Lassen sich diese Aussagen zur positiven Wirkung des kurzen Nickerchens wissenschaftlich untermauern? In den letzten Jahren hat die Schlafforschung diverse Studien zu genau diesem Thema angestellt. Beispielsweise haben Wissenschaftler der Uni Düsseldorf in Untersuchungen an Probanden festgestellt, dass bereits sehr kurze Schlafepisoden von nur wenigen Minuten in der Lage sind, die Gedächtnisleistungen deutlich zu verbessern. Besonders Schlafzeiten von mehr als sechs Minuten (aber weniger als einer halben Stunde) haben deutliche Verbesserungen gezeigt. Eine weitere Studie der Flinders University in Adelaide/Australien untermauert die Erkenntnis, dass Power Napping positive Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit hat.
Untersucht wurden die Auswirkungen, die unterschiedlich langer Kurzschlaf hat – und zwar im Umfang von 0, 5, 10, 20 und 30 Minuten. Der Nachtschlaf wurde auf fünf Stunden begrenzt. Das Ergebnis: Ein 5-minütiger Power nap hatte nur geringe Auswirkungen, bei 10 Minuten waren sofort Verbesserungen spürbar, die bis zu 155 Minuten anhielten. Obwohl auch bei 20-minütigen Kurzschlafphasen ebenfalls noch spürbare Effekte zu erkennen waren, machten die Wissenschaftler gleichzeitig die Erfahrung, dass ab 30 Minuten Power Napping erste Anzeichen der Schlaftrunkenheit auftraten.
Tipp: Eine weitere Studie an der Loughborough University hat ergeben, dass ein Kaffee direkt vor dem Kurzschlaf keinerlei Auswirkungen hat, da die Wirkung des Koffeins erst nach ca. 30 Minuten eintritt.
Dass sich mit dem Power Napping nicht nur die Leistungsfähigkeit und Produktivität steigern, sondern auch die Gesundheit positiv beeinflussen lässt, haben unter anderem Schlafforscher an der griechischen Universität Athen nachgewiesen, und beobachteten an mehr als 23.000 Probanden ein um mehr als ein Drittel geringeres Sterberisiko durch Herzversagen.