Laut einer repräsentativen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geben mehr als ein Drittel der jungen Konsumentinnen von Antibabypillen an, die Einnahme ihrer Pille schon einmal vergessen zu haben. Ein heikles Thema, denn wenn die Tabletten der Zykluspackung nur unvollständig eingenommen werden, ist der Empfängnisschutz nicht mehr zu 100 Prozent garantiert. Demzufolge steigt das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft bei Vergessen der Pille enorm. Was Sie im Falle einer vergessenen Pilleneinnahme tun sollten und wie es hierdurch zu einem verminderten Schutz kommt, erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Wie wirkt die Pille?
Die zur hormonellen Verhütung eingesetzte Antibabypille enthält künstlich hergestellte Geschlechtshormone in Form von Östrogen und / oder Gestagen. Diese verhindern bei regelmäßiger Pilleneinnahme die Eireifung in den weiblichen Eileitern. Durch Steuerhormone wie Progesteron wird die Regelung des natürlichen Zyklus dabei unterdrückt. Ein Eisprung (Ovulation) findet somit nicht mehr statt.
Pillen der ersten Generation enthielten seinerzeit noch äußerst hoch dosierte Hormone. Diese führten nicht selten zu unerwünschten, manchmal sogar gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen bei anhaltender Einnahme der Pille. Inzwischen lassen sich jedoch wesentlich geringer dosierte und deshalb schonender wirkende Pillen zur Verhütung herstellen. Die Präparate büßen dabei jedoch nicht an Wirkung ein, so dass der Empfängnisschutz nicht beeinträchtigt wird. Generell wird diesbezüglich zwischen zwei sogenannten Pillen der zweiten und dritten Generation unterschieden:
- Minipille: Als Monopräparat enthält die Minipille nur ein künstliches Gestagen (Desogestrel oder Levornogestrel). Früher wirkten herkömmliche Minipillen nur auf den Zervixschleim und die Gebärmutterschleimhaut. Deren Aufbau wurde durch die Pille gezielt verhindert, um befruchteten Eizellen das Einnisten in die Gebärmutter zu erschweren. Da dieser Wirkmechanismus aber keinen hundertprozentigen Schutz vor Empfängnis bietet, verhindert die moderne Minipille überdies auch den Eisprung. Der Vorteil moderner Monopräparate liegt hierbei darin, dass sie den weiblichen Hormonhaushalt nur sanft beeinflussen. Nebenwirkungen sind bei diesen Pillen also nur wenige zu erwarten.
- Mikropille: Die heute überwiegend eingesetzte Mikropille ist ein Kombinationspräparat aus künstlichen Östrogenen und Gestagenen (z.B. Desogestrel und Ethinylestradiol). Ihr primäres Wirkprinzip ist die Verhinderung des Eisprungs. Ergänzend dazu verändert die Mikropille aber auch die Konsistenz des Schleimpfropfes des Muttermundes, den sogenannten Zervixschleim, und erschwert so die Passage von Spermien. In Sachen Nebenwirkungspotential wird manchen Mikropillen aufgrund ihrer starken Dosierung so manche Spätfolge nachgesagt.
Was wird durch eine kurze Einnahmepause bewirkt?
Die hormonelle Verhütung mit der Pille ist eine relativ sichere Methode – vorausgesetzt, die Pille wird täglich und immer ungefähr zur gleichen Uhrzeit eingenommen. Allerdings wird das hormonelle Verhütungsmittel schnell unsicher, wenn Sie die Pille des Öfteren vergessen oder vom täglichen Einnahmezeitpunkt abweichen. Wie schnell die Wirkung einer Pille erlischt, ist dabei abhängig von der Art des Präparats.
So wirkt die Minipille dank ihrer geringen Hormondosierung zwar schonender, bei Vergessen führt sie dafür jedoch schon kurze Zeit nach dem verpassten Einnahmezeitpunkt zu einem verminderten Schutz vor Empfängnis. Vor allem bei Minipillen mit dem künstlichen Gestagen Levornogestrel reicht hier oft schon eine vergessene Pilleneinnahme aus, um den Hormonspiegel im Blut empfindlich zu verändern. In der Folge setzte die Eireifung ungewollt ein. Bei der Mikropille spielt hingegen der Zyklusabschnitt, in dem die Pille vergessen wurde, eine große Rolle. Falls Sie mit einem Mikropillenpräparat verhüten, ist deshalb folgendes zu beachten:
- Pille in der ersten Woche vergessen (1. bis 7. Tablette der Zykluspackung) – Haben Sie die Einnahme in der ersten Woche vergessen, besteht die Gefahr einer Befruchtung, sofern sie sieben Tage vor dem Vergessen ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten. Grund hierfür ist die Tatsache, dass Spermien bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben können. Zudem lässt sich eine Eireifung in der ersten Woche nur durch konsequente Pilleneinnahme unterdrücken. Nutzen Sie deshalb in solch einem Fall unbedingt ein Diaphragma oder Kondom beim Geschlechtsverkehr.
- Pille in der zweiten Woche vergessen (8. bis 14. Tablette der Zykluspackung) – Wenn Sie die Einnahme in der zweiten Woche vergessen haben, ist die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung nach dem Geschlechtsverkehr relativ gering. (nicht unmöglich!!) Die Eireifung sollte hier bereits erfolgreich vermieden und die Gebärmutterschleimhaut ausreichend verändert worden sein. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass Sie zuvor alle Tabletten Ihrer Zykluspackung pünktlich zum Einnahmezeitpunkt eingenommen haben und dies auch weiterhin tun.
- Pille in der dritten Woche vergessen (15. bis 21. Tablette der Zykluspackung) – Wird die Einnahme der Pille in der dritten Einnahmewoche versäumt, ist ein Eisprung theoretisch möglich. Oftmals produzieren die Eileiter einer Frau im Zyklus von drei anstatt von vier oder mehr Wochen eine neue Eizelle. Genau deshalb muss die Einnahme in der dritten Woche hier unbedingt pünktlich erfolgen. Wurde der Einnahmezeitpunkt hier über einen längeren Zeitraum versäumt, bietet womöglich nur eine traditionelle Verhütung noch ausreichenden Schutz vor einer Schwangerschaft.
Sichere Verhütung ab wann?
Abhängig vom Pillentyp können Sie die vergessene Einnahme innerhalb von 12 Stunden (Mikropille und Minipille mit Desogestrel) oder 3 Stunden (Minipille mit Levonorgestrel) nachholen. Der Schutz vor Empfängnis leidet dadurch nicht, vorausgesetzt Sie nehmen alle folgenden Pillen regelmäßig und zur gewohnten Zeit ein. Haben Sie die Einnahme der Pille innerhalb dieses Zeitfensters hingegen versäumt, müssen Sie auf eine alternative Verhütungsmethode umsteigen. Hilfreich dürften hierbei Kondome oder ein Diaphragma sein. Nur so können Sie einer ungewollten Schwangerschaft zuverlässig vorzubeugen. Ein zuverlässiger Empfängnisschutz ist hier erst nach Anbruch der nächsten Zykluspackung wieder möglich.
Fazit
Auch wenn manche Pillen nach wie vor unangenehme Nebenwirkungen aufgrund hoher Hormondosen haben, bietet die hormonelle Verhütung mittels Pille eine sichersten Methoden zum Empfängnisschutz. Auch gibt es inzwischen gering dosierte Minipillen, die den weiblichen Hormonhaushalt wesentlich weniger belasten als hoch dosierte Mikropillen. Allerdings lässt sich bei letzteren eine vergessene Pilleneinnahme auch länger nachholen als bei der Minipille. Die Mikropille bietet nämlich bis zu 12 Stunden nach dem Ausbleiben einer Tablette noch Schutz. Dahingegen ist der Schutz der Minipille bei Vergessen schon 3 Stunden nach dem Einnahmezeitpunkt nicht mehr wirksam. Im Zweifelsfall hilft nur die traditionelle Verhütung mittels Kondom oder Diaphragma. Ein Beratungsgespräch beim Arzt gibt Ihnen zusätzlich Aufschluss darüber, ab wann die Pille nach dem Vergessen wieder zuverlässigen Empfängnisschutz bietet.