Kurzatmigkeit, Atemnot, Atemgeräusche und Husten können auf einen Perikarderguss hinweisen. Dabei handelt es sich um eine erhöhte Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel, welcher im Normalfall nur eine geringe Menge an seriöser Flüssigkeit führt. Im Falle eines Perikardergusses liegt die Flüssigkeitsmenge innerhalb des Herzbeutels jedoch deutlich über 10 ml. Dies kann neben Atembeschwerden auch Beklemmungsgefühle, innere Unruhe, und eine Reihe weiterer Symptome auslösen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, welche Begleitbeschwerden noch auf einen Perikarderguss hindeuten. Darüber hinaus erklären wir Ihnen, wie die hohe Menge an Flüssigkeit im Herzbeutel entsteht und mit welchen Maßnahmen sich der Erguss behandeln lässt.
Wie entsteht ein Perikarderguss?
Der Herzbeutel (Pericardium oder Pericard) ist ein sackförmiger Schutzmantel des Herzens. Er besteht aus einem kollagenfaserigen Anteil (Pericardium fibrosum) sowie einer seriösen Haut (Pericardoum serosum). Zwischen Herzbeutel und Herz befindet sich ferner ein kleiner Spalt, die sogenannte Perikardhöhle. Sie gibt dem Herzen innerhalb des Herzbeutels genügend Raum zur freien Bewegung. Um eine übermäßige Reibung des Herzens am Pericard zu vermeiden, befinden sich in der Höhle des Herzbeutels zudem etwa 10 bis 15 ml seriöser Flüssigkeit (Liquor pericardii). Diese fungiert als eine Art Gleitmittel. Bei einem Perikarderguss wird die genannte Menge an seriöser Flüssigkeit deutlich überschritten. Dies kann mit gewissen Komplikationen verbunden sein. Mit einer größeren Flüssigkeitsmenge in der Perikardhöhle geht nämlich auch eine verminderter Bewegungsspielraum für das Herz einher. Es kommt also zu einem eingeschränkten Ausdehnungsvolumen des Herzens, was nicht selten dessen Pumpleistung reduziert.
Mit der reduzierten Pumpleistung melden sich im Zuge eines Perikardergusses meist auch andere Herzbeschwerden zu Wort. Dazu zählen Bluthochdruck, Herzrasen, eine herabgesetzte Belastbarkeit, Beklemmungen oder gar eine Herzinsuffizienz. Sind die Ansammlungen von Flüssigkeit besonders groß, ist darüber hinaus eine gefährliche Perikardtamponade nicht ausgeschlossen. Hinzu kommen Symptome wie innere Unruhe, blaue Lippen, Appetitlosigkeit sowie Atembeschwerden in Form von Atemnot, Kurzatmigkeit, Hyperventilation, Atemgeräuschen und Husten. Als Ursache für die erhöhte Flüssigkeitsansammlung in der Perikardhöhle wird oftmals eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) diagnostiziert. Es kommen allerdings auch andere Auslöser in Frage. Hierzu nachstehend ein kleiner Überblick zu den Ursachen:
- Perikarditis: Sollte ein entzündeter Herzbeutel für den Perikarderguss verantwortlich sein, so handelt es sich grundsätzlich um eine feuchte Perikarditis (Pericarditis exsudativa). Sie kommt im Vergleich zur trockenen Perikarditis wesentlich häufiger vor und sorgt durch Entzündungssekrete für eine vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit im Bereich des Herzbeutels. Die Herzbeutelentzündung kann dabei zum einen als Komplikation bei Herz-OPs, etwa im Zuge einer Herzschrittmacherimplantation, oder bei einem Herzinfarkt (Pericarditis epistenocardica) auftreten. Ebenso ist sie als Folge von Autoimmun-, Rheuma- und Nierenerkrankungen denkbar. Nicht zuletzt kann eine Entzündung des Herzbeutels natürlich auch durch Erreger von Infektionen entstehen. Vor allem Mykobakterien, Candida- und Aspergillus-Pilze sowie Adeno- und Echoviren lassen sich immer wieder als Auslöser einer infektiösen Perikarditis feststellen.
- Gefäßschäden und Gefäßerkrankungen: Ein Perikarderguss kann auch auf Einblutungen zurückgehen. In diesem Fall sind Perforationen der Koronargefäße als Ursache sehr wahrscheinlich. In Frage kommt zum Beispiel eine Aortendissektion oder eine geplatzte Hauptschlagader. Ebenso ist rissiges Gewebe in der Herzkammer als Ursache möglich. Nicht zu vergessen sind auch Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose oder Vaskulitis. Diese greifen die Gefäßwände stark an und sorgen so für einen vermehrten Austritt von Gefäßflüssigkeit in umliegendes Gewebe. Eine Perikardtamponade ist hier bei stärkeren Einblutungen in die Perikardhöhle nicht zu unterschätzen.
- Blut- und Krebserkrankungen: Zu den Tumoren, die sich in Form eines Perikardergusses auf das Herz auswirken können, zählen nicht nur Leukämie und Metastasen im Bereich des Herzbeutels. Auch Brustkrebs und Lungenkrebs wurde bereits des Öfteren als Urheber eines Herzbeutelergusses festgestellt. Des Weiteren seien Bluterkrankungen wie Urämie erwähnt.
- Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen: Hier gilt vor allem die Schilddrüsenunterfunktion als bekannter Auslöser eines Perikardergusses. Unter den Autoimmunkrankheiten sind zudem rheumatoide Arthritis und Lupus erythematodes visceralis hin und wieder für einen Perikarderguss verantwortlich.
Behandlung eines Perikardergusses
Um einen Verdacht auf Perikarderguss zu rechtfertigen, befragen Ärzte den Patienten zunächst zu bestehenden Symptomen. Dazu gehören vor allem Kurzatmigkeit, Husten, Beklemmungen oder Zustände von Erschöpfung. Nach der Anamnese ist ein Ultraschall des Herzens üblich. Auch eine CT kann zum Einsatz kommen. Die erhöhte Flüssigkeitsansammlung in der Perikardhöhle lässt sich anschließend am besten innerhalb eines EKGs sichtbar machen. Je nach Schwere des Perikardergusses sind dann folgende Maßnahmen zur Behandlung zu ergreifen:
- Behandlung durch Medikamente – Diese Behandlung bezieht sich bei Perikarderguss meist nur auf die Ursache und nicht auf den Erguss selbst. In Abhängigkeit von der Vorerkrankung sind demnach zum Beispiel Antibiotika, Virustatika oder Antimykotika bei entzündlichen Infektionen oder chemotherapeutische Mittel bei Krebserkrankungen denkbar. Ebenso lassen sich einige Symptome des Perikardergusses (z.B. Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen) medikamentös behandeln.
- Schonung – In leichten Fällen von Perikarderguss reicht neben der Therapie oft schon eine bestimmte Zeit der Bettruhe aus, um das Problem zu beheben. Anstrengende Tätigkeiten, die das Herz stark belasten könnten, sind während der Schonungsphase natürlich tabu. Verzichten Sie daher bitte auf Sport und einen allzu ereignisreichen Alltag.
- Pericardpunktion und Drainage – Um größere Ansammlungen von Flüssigkeiten im Bereich des Herzbeutels zu entfernen, ist eine Punktion des Herzbeutels sinnvoll. Dies gilt auch, wenn eine Perikardtamponade vermieden werden soll. Dabei wird der Pericard mit einer feinen Nadel angestochen, um so einen Ablauf der Flüssigkeit zu gewährleisten. Eine Drainage kann im Anschluss die Flüssigkeit aus dem Körper ableiten. Dies ist vor allem bei Entzündungssekreten sehr wichtig.
Perikarderguss – Wann zum Arzt?
Häufig wird der Perikarderguss von Betroffenen zunächst nicht bemerkt. Dabei ist eine zeitnahe Behandlung äußerst wichtig, um sehr gefährliche Komplikationen wie eine Perikardtamponade oder Herzinsuffizienz zu verhindern. Nehmen Sie anfängliche Beschwerden darum bitte ernst. Gehen Sie zudem sofort zum Arzt, wenn zwei oder mehr der folgenden Symptome über einen längeren Zeitraum gemeinsam auftreten…
…Herzrasen, Bluthochdruck, gesenkte Leistungsfähigkeit oder Kreislaufprobleme
…Kurzatmigkeit, Hyperventilation, Atemnot, Atemgeräusche oder unerklärlicher Husten
…blaue Lippen, Appetitlosigkeit, Beklemmungen oder innere Unruhe
Fazit
Der Perikarderguss ist eine erhöhte Ansammlung von Flüssigkeit in der Perikardhöhle des Herzbeutels. Diese kann nicht nur die Herzleistung, sondern auch die Atmung und Durchblutung des Körpers empfindlich beeinträchtigen. Als Ursache kommen zum einen entzündliche Infektionen in Frage, die im späteren Verlauf zu einer Perikarditis geführt haben. Ebenso sind OP-Komplikationen, Gefäß-, Blut-, Stoffwechsel-, Autoimmun- und Krebserkrankungen als Auslöser des Herzbeutelergusses denkbar. Eine schnelle Behandlung, welche die Reduzierung der Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel zum Ziel hat, ist äußerst wichtig. Aus diesem Grund sollten Betroffene bei einschlägigen Symptomen alarmiert sein. Setzt die Therapie zeitnah ein, ist der Perikarderguss jedoch meist rasch überstanden und hinterlässt keine bleibenden Schäden.