Sklerosen im Gefäß- oder Gelenkbereich sind den meisten ein Begriff. Doch auch die knöchernen Teile des Gehörs können von einer Sklerose betroffen sein. Genauer gesagt handelt es sich hier um die Otosklerose. Sie befällt das ums Innenohr befindliche Felsenbein, und kann zu gefährlichen Degenrationen und einer zunehmenden Verknöcherung im Innenohr führen. Begleitende Symptome sind dann vor allem Hörprobleme und Tinnitus. Erfahren Sie im nachstehenden Ratgeber mehr zur Otosklerose, ihren Ursachen und Maßnahmen zur Behandlung.
Entstehung von Otosklerose
Das Felsenbein (Pars petrosa) umschließt den gesamten Bereich des Innenohrs hinter der Gehörknöchelchenkette (Ossicula auditus). In ihm liegen demnach die Gehörschnecke (Cochlea) und das Gleichgewichtsorgan. Eine Otosklerose kann hier vor allem durch stoffliche Ungleichgewichte entstehen, die in Folge knocheninterne Umbauprozesse am Felsenbein sowie abnormale Verknöcherungen des Innenohrs auslösen. Besonders häufig hat die Erkrankung ihren Ursprung dabei im ovalen Fenster (Fenestra vestibuli), das den Steigbügel (Stapes) von der Gehörschnecke abgrenzt. Hin und wieder ist auch das runde Fenster (Fenestra cochleae) oder die Bogengänge der Gehörschnecke sowie der innere Gehörgang von den sklerotischen Prozessen betroffen.
Wahrscheinlich sind für die Skleorse am Felsenbein schwankende Hormonwerte verantwortlich. Je nach Ausprägung der Otosklerose kann hierbei das Hörvermögen des Betroffenen stark beeinträchtigt werden. Vor allem die Schallübertragung von der Gehörknöchelchenkette auf die Gehörschnecke ist bei zunehmender Verknöcherung häufig gestört. Die Folge sind störende Ohrgeräusche (Tinnitus), Schwerhörigkeit oder gar ein kompletter Hörverlust. In 70 Prozent aller Fälle von Otosklerose sind beide Ohren von der Erkrankung betroffen.
Ursachen für Otosklerose
Vollständig erforscht sind die Ursachen für Otosklerose noch nicht. Es lassen sich aber einige verdächtige Faktoren feststellen:
- hormonelle Ursachen: Das Erkrankungsrisiko bei Otosklerose erhöht sich erstaunlicher Weise bei vorliegender Schwangerschaft oder Menopause. Weibliche Sexualhormone scheinen demnach eine wichtige Rolle bei der Entstehung krankhafter Umbauprozesse im Innenohr zu sein. Auch die Pille kann in diesem Zusammenhang durch Veränderungen im Hormonhaushalt eine Otosklerose begünstigen.
- genetische Veranlagung: Bestimmte Hormonstörungen, aber auch Störungen im Zellaufbau der Knochen werden innerhalb einer Familie oft vererbt. Da bei Otosklerose eine familiäre Häufung von Krankheitsfällen zu beobachten ist, liegt der Verdacht nahe, dass die Erkrankung auch mit genetischen Dispositionen in Verbindung steht. Des Weiteren sind genetisch bedingte Autoimmunerkrankungen als Ursachen denkbar.
- Virusinfektionen: Viren sind dafür bekannt, degenerative Knochenprozesse in Gang zu setzen. Aus diesem Grund schließen Mediziner bislang auch virale Infektionen als Ursache für Otosklerose nicht aus. Gerade Infektionen wie Masern, Mumps oder Röteln werden oft als mögliche Ursachen diskutiert.
Symptome bei Otoskopie
Die Umbauprozesse der Knochen bei Otosklerose haben verschiedene Auswirkungen auf das Gehör. Generell bedeutet eine abnormale Verknöcherung jedoch immer einen Funktionsverlust für das Innenohr, da die Umbauprozesse Schallleitungs- und Schallempfindungsstörungen provozieren. Hörprobleme wie Tinnitus oder Schwerhörigkeit können deshalb nur allzu leicht auftreten. Insgesamt wurden bei Otosklerose schon folgende Beschwerden festgestellt:
- Gleichgewichtsprobleme
- Schwerhörigkeit
- Schwindel
- Taubheit
- Tinnitus im Tieftonbereich
- vollständiger Hörverlust und Taubheit
Diagnose und Behandlung bei Otosklerose
Zur Diagnose von Otosklerose suchen Sie am besten einen HNO-Arzt auf. Dieser kann durch Anamnese und spezielle Untersuchungen gut feststellen, ob eine Otosklerose vorliegt. Zu den gängigen Maßnahmen der Diagnose zählen hier die Stapediusreflexmessung. Hierbei wird die Beweglichkeit des Steigbügels gemessen, welcher sich im Zuge otosklerotischer Verknöcherung zunehmend versteift. Auch Stimmgabelprüfungen zur Feststellung von Schwerhörigkeit und Tinnitus aufgrund krankheitsbedingter Schalleitungsstörungen sind hilfreich. Um eine bereits entstandene Verknöcherung sichtbar zu machen und eventuelle Entzündungen zu erkennen, stehen ferner CT, MRT, Röntgenuntersuchungen und Szintigraphien zur Verfügung. Eine Therapie der Otosklerose gestaltet sich bei positivem Befund wie folgt:
- Stapedotomie: Der Begriff bezeichnet ein OP-Verfahren, bei dem der Steigbügelschenkel entfernt und durch eine künstliche Prothese ersetzt wird. Eine fortschreitende Verknöcherung kann hierdurch gut aufgehalten werden und auch das Hörvermögen verbessert sich durch die OP deutlich.
- Stapedektomie: Im Gegensatz zur Stapedotomie wird bei der Stapedektomie der gesamte Steigbügel operativ entfernt. Die Lücke in der Gehörknöchelchenkette wird dann wie bei der Stapedotomie durch eine geeignete Prothese ersetzt. Leider ist die Stapedektomie häufig mit Komplikationen verbunden, weshalb die Stapedotomie nach Möglichkeit vorgezogen wird.
- Hörgeräte: Bleibt nach der OP dennoch eine gravierende Schwerhörigkeit zurück, so sind Hörgeräte womöglich die einzige Option, um den Hörverlust zu kompensieren. Die Hörhilfen sind auch für Patienten zu empfehlen, die sich keinem operativen Eingriff unterziehen wollen, denn eine medikamentöse Behandlung gibt es bei Otosklerose leider nicht. Ohne chirurgische Eingriffe verschlechtert sich das Hörvermögen darum ungehindert.
Otosklerose – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Nach einer erfolgreichen Operation sind Patienten meist schon nach zwei bis drei Wochen wieder arbeitsfähig. Auch Kardinalsymptome wie Schwerhörigkeit, Schwindel und Tinnitus sollten nach dem Eingriff rasche Besserung erfahren. Eine vollständige Heilung gibt es bei Degeneration und Verknöcherungen im Innenohr leider nicht. Dennoch lassen sich typische Beschwerden per OP in nahezu 90 % aller Fälle vollständig beseitigen.
- Komplikationen entstehen bei otosklerotischen Prozessen vor allem durch Innenohrentzündungen und eventuelle Operationsrisiken. Hier sind anhaltender Schwindel und vorübergehende Gleichgewichtsstörungen durchaus möglich. In Sachen Entzündungen könnten Schwellungen, Schmerzen und weitere Gewebeschäden auftreten.
- Sinnvolle Vorsorge gegen Otosklerose sind bislang nicht bekannt. Es geht bei der Vorbeugung also eher um die Vermeidung schwerer Krankheitsverläufe. Gehen Sie darum sofort zum Arzt, wenn Sie einschlägige Symptome an sich beobachten und lassen Sie lieber zu früh als zu spät eine Operation ansetzen.
Fazit
Allem Anschein nach ist Otosklerose eine angeborene oder erworbene Stoffwechselerkrankung des knöchernen Felsenbeins, welches das Innenohr umgibt. Wie alle Sklerosen zeichnet sich auch die Ohrsklerose durch krankhafte Umbauprozesse des betroffenen Gewebes aus. Das Innenohr kann hierdurch verschiedene Funktionseinbußen erfahren, zu denen neben Tinnitus auch Schwerhörigkeit, im späteren Krankheitsstadium sogar vollständiger Hörverlust zählen. In der Therapie ist es darum wichtig, die Sklerose der Innenohrknochen frühzeitig zu erkennen und operativ zu behandeln.