Nach der Ankündigung des Verbots von Ohrenstäbchen fragen sich viele Menschen, wie gefährlich diese wirklich sind. Denn in den letzten Jahrzehnten waren die Wattestäbchen in nahezu jedem Haushalt vorzufinden und in puncto Ohrenhygiene nicht wegzudenken. Spätestens, mit Verabschiedung der neuen EU-Gesetze zur Dezimierung des Plastikmülls müssen Alternativen zum Ohrenstäbchen her. Wir zeigen, ob die Wattestäbchen nicht nur umweltbelastend, sondern auch gefährlich sind und wie Sie Ihre Ohren auch ohne das Ohrenstäbchen reinigen.
Wie gefährlich sind Ohrenstäbchen wirklich?
Vor rund 80 Jahren erfand der Amerikaner Leo Gerstenzang das Ohrenstäbchen, um es Eltern zu erleichtern, die Ohren ihrer Kinder zu säubern. Das neue Gebrauchswerkzeug wurde dankend angenommen, sodass das Wattestäbchen in vielen Haushalten unverzichtbar wurde.
Es dauerte einige weitere Jahre, bis bekannt wurde, dass Wattestäbchen für ihren einst angedachten Zweck nicht geeignet sind. Mediziner fanden heraus, dass das Ohrenschmalz im Gehörgang oftmals nicht entfernt, sondern lediglich nach hinten verlagert wird. Dort setzt sich das Sekret ab und kann maßgeblich den Gehörsinn einschränken. Hinzu kommt, dass es immer häufiger vorkam, dass versehentlich das Trommelfell beim Reinigen verletzt wurde. So kam es, dass schon bald der Hinweis auf dem Beipackzettel der Wattestäbchen folgte, dass diese nicht in den Gehörgang geschoben werden dürfen.
Damit lässt sich deutlich erkennen, dass Ohrenstäbchen durchaus gefährlich sind und sich nicht für die Ohrhygiene eignen.
Auswirkung und Risiken von Ohrenstäbchen
Die häufige Benutzung von Ohrenstäbchen birgt erhebliche Risiken, die bis zum vollständigen Verlust des Gehörs führen können. Am häufigsten lassen sie Einschränkungen der Hörfunktion sowie Ohrenentzündungen beobachten.
Die Gründe für die Risiken, die mit der Benutzung von Ohrenstäbchen einhergehen, liegen darin, dass das Ohrenschmalz tief in den Gehörgang hineingeschoben wird. Obgleich das Sekret als unästhetisch empfunden wird, wird ihm eine wichtige Funktion im menschlichen Körper zugetan. Es sorgt dafür, dass der Innenraum des Ohres mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt ist und reinigt den Gehörgang. Das Ohrenschmalz transportiert Unrat wie Schmutz und Bakterien aus dem Ohr hinaus, sodass sich dieses nicht festsetzen kann oder gar das empfindliche Trommelfell schädigt. Sprechen wir also davon, unser Ohr zu reinigen, tun wir dies nicht im eigentlichen Sinne, da das Organ bereits eigenständig dafür sorgt. Unsere Ohrenhygiene umfasst also nur das Entfernen von Ohrenschmalz.
Wird das Ohrenschmalz mit dem Wattestäbchen stetig nach hinten geschoben, leidet darunter nicht nur die Selbstreinigung des Organs. Das Sekret sammelt sich tief im Gehörgang und verhärtet dort. Dabei bildet es den perfekten Nährboden für Bakterien und Krankheitserreger.
- Das verhärtete Ohrenschmalz äußert sich meist durch ein starkes Jucken oder Brennen. Der Juckreiz gilt als Vorbote und erstes Indiz, für die Festsetzung des Ohrenschmalzes.
Nach dem Jucken stellt sich zunehmend ein Brennen ein. Diese Schmerzen deuten darauf hin, dass sich bereits eine Entzündung im Gehörgang gebildet hat. Bakterien konnten nicht mehr nach außen transportiert werden und haben sich im Inneren des Ohres festgesetzt. Eine weitere Ursache für das Brennen kann die Bildung eines Pfropfens seins. Das Ohrenschmalz kann sich dabei wie ein Schwamm bis zum Trommelfell ausdehnen und es schädigen.
Die Verwendung von Ohrenstäbchen und die daraus resultierende Ablagerung von Ohrenschmalz können weitere Auswirkungen haben, die eine ernsthafte Beeinträchtigung der Hörfunktion hervorrufen:
- Tinnitus
- Ohrenentzündungen
- Schwindelanfälle
- Vollständiger Hörverlust
Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Risiko beim Gebrauch von Ohrenstäbchen ist das Verletzen des Gehörgangs. Während der äußere Teil des Ohres noch weich und nachgiebig ist, verhärtet sich das Innenohr zunehmend. Teilweise besteht er lediglich aus Haut, Knorpel und Knochen. Somit kann nicht nur das Trommelfell, sondern auch der Gehörgang mit dem rauen Wattestäbchen verletzt werden.
Alternative zum Ohrenstäbchen
Ohrenstäbchen sind gefährlich, weshalb Ärzte dringend zu Alternativen raten. Grundsätzlich sollte das Ohr gar nicht von außen gereinigt, sondern seinem Selbstreinigungsmechanismus überlassen werden. Sichtbares Ohrenschmalz wird jedoch von den meisten Menschen als unhygienisch empfunden. Mit diesen Alternativen zum Ohrenstäbchen muss niemand auf die Ohrhygiene verzichten:
- Der äußere, sichtbare Teil des Ohres wird mit einem Waschlappen und lauwarmem Wasser gereinigt.
- Beim Duschen wird der Wasserstrahl vorsichtig auf das Ohr gehalten. Doch Vorsicht: Der Wasserdruck kann das Innenohr schädigen, der Strahl sollte daher nicht direkt in das Ohr hineingehalten werden.
- Bei einer starken Sekretbildung kann ein HNO-Arzt das Ohrenschmalz fachmännisch bei einer Warmwasserreinigung beseitigen. Dieser Vorgang lässt sich in regelmäßigen Intervallen wiederholen.
EU-Verbot von Ohrenstäbchen
Im Oktober 2018 äußerte sich die EU-Kommission erstmals offiziell zur neuen Reform im Kampf gegen den Plastikmüll. Mitunter betrifft dies ein Verbot von Ohrenstäbchen. Nicht aufgrund dessen, dass Wattestäbchen von Medizinern als gefährlich erachtet werden, sondern in Bezug auf den Klima- und Umweltschutz. Mit dem Verbot von Ohrenstäbchen sowie weiteren verzichtbaren Gebrauchsgegenständen aus Plastik wie Strohhalme und Einweg-Kaffeelöffel, sollen bis 2030 Millionen Tonnen an Plastikmüll innerhalb der EU eingespart werden.
Es ist denkbar, dass es Alternativen zum Ohrenstäbchen aus abbaubaren Materialien geben wird. Nichtsdestotrotz bleibt das Wattestäbchen als gefährlich anzusehen und hat nichts im Gehörgang zu suchen, selbst wenn es aus anderen Ressourcen hergestellt wird.