Ähnlich wie Gallen- oder Blasensteine kann auch ein Nierensteinleiden (Nephrolithiasis) äußerst schmerzhaft sein. Eine besondere Gefahr besteht bei Nierensteinen zudem darin, dass sie sich ins Harnleiter absetzen können. Ein so entstehender Harnleiterstein verursacht neben krampfartigen Schmerzen häufig auch eine Harnleiterverstopfung. Dadurch kann es wiederum zu Harnleiterverletzungen oder gar Nierenbeckenentzündungen und Nierenkoliken kommen. Zu spaßen ist mit Nephrolithiasis also nicht. Wie genau Nierensteine entstehen und wie man ihnen am besten vorbeugt, verraten wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Wie entstehen Nierensteine?
Die Niere (griech.: Nephros oder lat.: Ren) bezeichnet jenen Teil der Harnwege, in dem auszuscheidende Endprodukte des Stoffwechsels zunächst zu einem Primärharn zusammenlaufen. Dieser wird im Anschluss durch das sogenannte Nephron, bestehend aus Nierenkörperchen (Corpusculum renale) und den Nierenkanälchen (Tubulus), gefiltert und letzte verwertbare Stoffe des Primärharns zurück in den körpereigenen Stoffwechsel überführt. Der Vorgang wiederholt sich im Nephron einige Male, bis in der Filterungsanlage der Niere schließlich nur noch der auszuscheidende Endharn übrigbleibt. Er wird vom Nephron in das Nierenbeckenkelchsystem geleitet, das aus dem Nierenbecken (Pelvis renalis) und den Nierenkelchen (Calix renalis) besteht. Von hier aus gelangt der Endharn schließlich in die unterhalb der Niere gelegenen Harnleiter (Ureter). Sie überstellen den Harn weiter ins Sammelbecken der Harnblase, bevor er über die Harnröhre ausgeschieden wird.
Nierensteine (Nephrolithen) entstehen nun, wenn es im Nierenbeckenkelchsystem zu kristallinen Ablagerungen kommt. Besagte Ablagerungen bestehen aus unzureichend gefilterten Stoffen des Primärharns, wobei hier oftmals ein stoffliches Ungleichgewicht im Körper (z.B. durch stark saure pH-Werte) vorliegt. Ebenso kann eine eingeschränkte Nierenfunktion zu kristallinen Ausfällen im Harn führen. Dabei besteht ein Nierenstein entweder aus reinen Stoffpartikeln des Harns oder aus ganzen Stoffgemischen. Liegen mehrere kleine Nierensteine vor, spricht man außerdem von Nierengrieß. Des Weiteren können sich Nierensteine in Harnleitersteine verwandeln, wenn sie sich im späteren Verlauf gen Harnleitersystem absetzen. Ist dies der Fall, so ist mit besonders starken Schmerzen und gefährlichen Komplikationen wie einer Nierenkolik zu rechnen.
Ursachen für Nierensteine
Je nach stofflicher Zusammensetzung lassen sich Nierensteine in verschiedene Arten einteilen. Häufig gibt die Nierensteinart dabei auch Auskunft über die Ursache der Entstehung. Hier ein kleiner Überblick:
- Calciumoxalat-Steine: Diese gelb-braunen Nierensteine bestehen aus Calciumoxalathydrat und sind mit 65 bis 70 % die häufigste Nierensteinform. Ihre Ursachen sind entsprechend vielseitig. Niereninsuffizienz und Harnwegsinfekte gehören zu den Auslösern. Aber auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Schilddrüsenüberfunktion bis hin zu Degenerationsprozessen der Knochen kommen als Ursachen infrage. Bei Letzteren wird vermehrt Kalzium im Körper freigesetzt. All diese Beschwerden zu einer Überkonzentration von Calciumoxalat im Urin führen. Ebenso sollte falsche Ernährung, wie zum Beispiel eine stark kalzium-, natrium- oder eiweißhaltige Nahrungsmittel erwähnt werden. Mangelnde Flüssigkeitszufuhr kann die Calciumoxalatkonzentration des Harns auf Dauer ebenfalls erhöhen.
- Urat-Steine: Die aus Harnsäure (meist Natrium- oder Ammoniumsalz) bestehenden Urat-Steine kommen mit 12 bis 15 % deutlich seltener vor als Calciumoxalat-Steine. Ihre Entstehung geht auf erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Körper bzw. einen stark sauern pH-Wert des Blutes zurück. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel Gicht, Hyperurikämie oder Niereninsuffizienz. In Sachen Ernährung führt vor allem der dauerhafte Verzehr stark fructosehaltiger und purinreicher Lebensmittel zu erhöhten Harnsäurewerten. Des Weiteren bergen einige Medikamente (v.a. Diuretika und Zytostatika) und Behandlungen wie die Strahlentherapie ein großes Risiko für Urat-Steine. Da die Steine aufgrund ihrer Konsistenz die strahlendurchlässigsten aller Nierensteine sind, ist die Diagnose durch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall oft sehr schwierig.
- Struvit-Steine: Bei Nierensteinen, die aus Magnesium-Ammonium-Phosphat (Struvit) bestehen, spricht man von sogenannten Struvit-Steinen. Sie entstehen mit einer Häufigkeit von 8 bis 11 % maßgeblich bei bestehenden Vorinfektionen. Hierzu zählen vor allem Harnwegsinfekte wie Nierenbecken-, Blasen- oder Harnleiterentzündungen. Die bakteriellen Erreger spalten das im Harnstoff enthaltene Ammoniak und Kohlendioxid in Bikarbonat und Ammonium auf. So kommt es vermehrt zum Ausfall von alkalischen Magnesium-Ammonium-Phosphat.
- Calciumphosphat-Steine: Ähnlich den Calciumoxalat-Steinen basieren diese Nierensteine auf einem erhöhten Kalziumgehalt im Urin. Allerdings entstehen Calciumphosphat-Steine nur in etwa 9 % aller Fälle von Nephrolithiasis. Als Ursache kommen unter anderem degenerative Knochenkrankheiten wie Osteoporose oder eine Überproduktion von Parathormon bei Schilddrüsenüberfunktion in Frage. Unterschieden werden muss bei diesen Nierensteinen zwischen calciumhydrogenphosphathaltigen Brushiten und karbonhaltigen Dahliten.
- Cystin-Steine: Diese rundlichen oder ausgussförmigen Nierensteine bestehen aus der Aminosäure Cystin und kommen mit einer Häufigkeit von 1 bis 3 % eher selten vor. Ein Nierenstein dieser Art besitzt eine wachsartige und glatte Oberfläche mit milchig-gelblicher Färbung. Seine Entstehung wird maßgeblich auf die genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung Cystinurie zurückgeführt, bei der Defekte am 2. Chromosom Störungen im Aminosäuretransport provozieren. Die Folge dieser Störung ist eine vermehrte Einlagerung von Cystin im Primärharn.
- Xanthin-Steine: Die letzte Gruppe der Nephrolithen bilden die sogenannten Xanthin-Steine. Xanthin ist ein Zwischenprodukt, das im Körper beim Abbau von Purin entsteht. Purinhaltige Lebensmittel werden vor allem von Getränken wie Kaffee, Kakao, Cola, Mate, Guaraná sowie grünem und schwarzem Tee gestellt. Eine falsche Flüssigkeitsversorgung kann deshalb durchaus als Ursache für die Entstehung xanthinhaltiger Nierensteine verantwortlich gemacht werden. Doch auch die Stoffwechselerkrankung Xanthinurie kommt als Auslöser in Betracht. Besagte Krankheit sorgt für nachhaltige Störungen im Purinstoffwechsel und ist entweder vererbt oder durch die Langzeiteinnahme des Medikaments Allopurinol erworben. Das Präparat wird bei Patienten mit Gicht oder bestehendem Nierensteinleiden zur Senkung des Harnsäurespiegels eingesetzt. Leider erhöht es bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr jedoch auch den Xanthingehalt im Urin.
Symptome bei Nierensteinen
Ruhig liegende und verhältnismäßig kleine Nierenteine können über einen langen Zeitraum hinweg beschwerdefrei bleiben. Erst wenn die Steine in Bewegung geraten, stellen sich kolikartige Schmerzen ein. Diese werden im Verlauf von 15 bis 30 Minuten immer stärker und bereiten Patienten nahezu unerträgliche Schmerzen. Besonders kritisch ist ein Nierenstein zudem, wenn er in die Harnleiter abwandert. Der durch den Abgang entstehende Harnleiterstein führt ab einer bestimmten Größe nicht nur zu Stenosen und Verletzungen in den Harnwegen. Eine von Harnleitersteinen ausgelöste Nierenkolik ist ebenfalls denkbar, wobei dann folgende Symptome zu erwarten sind:
- intervall- und kolikartige Schmerzen
- Schmerzen, die bis in die Unterbauch-, Leisten- oder Genitalregion ausstrahlen
- Übelkeit und Erbrechen
- Darmverschluss und Blähungen
- Fieber, Schweißausbrüche und Schüttelfrost
- häufiger Harndrang ohne größere Harnausscheidung
- Blutbeimengungen im Urin
- schmerzen beim Wasserlassen
Diagnose und Therapie bei Nierensteinen
Neben einer ausführlichen Patientenbefragung zu bestehenden Symptomen sind bei Verdacht auf Nephrolithiasis zahlreiche Untersuchungen möglich. Steinarten wie der Urat-Stein lassen sich zum Beispiel nur schwer durch bildgebende Verfahren auffinden, weil sie eine hohe Strahlendurchlässigkeit besitzen. In solch einem Fall müssen Blut- und Urinuntersuchungen erhöhte Stoffkonzentrationen zutage fördern. Auch der pH-Wert des Urins und bestehende Entzündungen lassen sich dank Labortests zuverlässig feststellen. Um die Größe der Nierensteine zu messen, deren Lage zu bestimmen und ggf. Harnleiterstenosen zu erkennen, kommen anschließend verschiedene Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören Ultraschall, CT, Röntgen oder auch eine Endoskopie der Harnwege. Für die Behandlung von Nierensteinen stehen dann verschiedene Therapien zur Auswahl:
- Auflösung des Nierensteins durch Medikamente: Das Verfahren, bei dem ein Nierenstein durch medikamentöse Wirkstoffe aufgelöst wird, nennt sich Urolitholyse. Dabei werden Substanzen verabreicht, die den Urin in einen alkalischen pH-Wert (ca. 6,2 bis 6,8) überführen. Auf diese Weise lässt sich manch ein Nierenstein erfolgreich zersetzen. Auch blockierende Harnleitersteine verkleinern sich unter dem Einfluss alkalischer Medikamente manchmal. Im Anschluss wandern sie dann beschwerdefrei in die Harnblase weiter. Es sei aber gesagt, dass nicht jede Nierensteinart gleich gut auf die Urolitholyse anspricht. Darüber hinaus dürfen gerade im Harnleiter befindliche Steine nicht größer als 4 mm sein, um durch das Verfahren erfolgreich verkleinert zu werden. Am besten geeignet ist die Urolitholyse für reine Cystin-, Urat- und Struvit-Steine. Entsprechende Wirkstoffe finden sich zum Beispiel in Medikamenten wie Allopurinol oder Tamsulosin.
- Zertrümmerung des Nierensteins: Zur Steinzertrümmerung gibt es zwei verschiedene Verfahren. Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zertrümmert den Nierenstein durch akustische Druckwellen. Bei der Laserlithotripsie werden hingegen die Impulse eines Farbstofflasers zur Auflösung der Nephrolithen genutzt. EWSL ist hierbei nur für kleine Harnleiter- und Nierensteine geeignet, wohingegen die Laserlithotripsie auch größere Steine zertrümmern kann.
- Endoskopische Entfernung der Nierensteine: Operativ lässt sich ein Nierenstein zum einen über die Punktion der Niere (perkutante Nephrolitholapaxie) entfernen. Hierzu setzen Ärzte unter Vollnarkose des Patienten einen kleinen Hautschnitt unterhalb der 12. Rippe und legen in Folge einen Punktionskanal zur Niere. Über ein endoskopisches Operationsbesteck wird dann der Nierenstein herausgeholt. Alternativ hierzu ist es möglich, ein Harnleiterrohr zur Entfernung des Nierensteins zu verlegen. Die Hilfsmittel werden über die Harnröhre und Harnblase bis in die Harnleiter vorgeschoben. Nun kann der behandelnde Arzt entweder endoskopische Geräte zur Zertrümmerung oder Ableitung der Nierensteine einbringen.
- Harnleiterschiene: Eine weitere Option zur natürlichen Ableitung von Nierensteinen bildet die Harnleiterschiene. Sie wird heute häufig durch einen Katheter oder Stent gestellt, der nach dem Einführen in den Harnleiter für mehrere Tage oder Wochen an Ort und Stelle verbleibt. Ein Harnstein oder bei der Zertrümmerung entstandene Steinfragmente können dann komplikationsfrei und ohne zeitliche Eile vom Patienten ausgeschieden werden.
- heilpflanzliche Mittel: Ganz egal, für welche Methode man sich bei Nephrolithiasis entscheidet, trinken müssen Patienten während und nach der Behandlung in jedem Fall ausreichend (ca. 2,5 bis 3 l pro Tag). Nur bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr lassen sich Steine und Steinfragmente zügig ausspülen und eine erneute Steinbildung aufgrund von Flüssigkeitsmangel vermeiden. Auf koffein-, zucker- und alkoholhaltige Getränke sowie auf schwarzen Tee ist dabei erst einmal zu verzichten. Stattdessen bieten sich Tees aus Heilkräutern an, die den Steinabgang bzw. die Steinauflösung nachweislich unterstützen. Zu empfehlen sind in diesen Zusammenhang Echtes Labkraut, Echter Katzenbart und Löwenzahnwurzel.
- Umstellung der Ernährung: Nephrolithen, die durch falsche Ernährung entstanden sind, bedürfen ebenso einer Ernährungsumstellung wie Nierensteine, die einer krankheitsbedingten Stoffwechselstörung geschuldet sind. Je nach Zusammensetzung des Steins sind hier unterschiedliche Lebensmittel zu meiden. Bei Calciumoxalat-Steinen sollten zum Beispiel oxalatreiche Nahrungsmittel wie Kaffee, Cola und Schokolade, aber auch einige gesunde Obst- und Gemüsesorten wie Rhabarber, Spinat, Erdbeeren und Nüsse nur noch in Maßen genossen werden. Urat-Steine erfordern hingegen eine Reduzierung fructose- und purinhaltiger Lebensmittel zu denen unter anderem Obst, Fruchtsäfte und Smoothies sowie Hülsenfrüchte, Hefe, Getreide, Fleischinnereien, Fisch und Meeresfrüchte gehören. Außerdem gelten die Zusatzstoffe E626 bis E635 als stark purinfördernd.
Nierensteine – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Nach der Entfernung eines Nierensteins können Patienten ihr Leben häufig ohne Rückfälle bestreiten. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Personen grundsätzlich zu vermehrter Steinbildung neigen. Dies ist vor allem bei bestehender Vorerkrankung der Fall.
- Komplikationen entstehen bei Nierensteinen nicht nur durch Grunderkrankungen, die eine chronische Nephrolithiasis begünstigen. Auch die Schäden und Stenosen, die im Falle eingeklemmter Harnleitersteine entstehen, sind sehr bedenklich. Eine durch sie ausgelöste Harnleiter- oder Nierenkolik kann für Patienten Lebensgefahr bedeuten.
- Vorbeugen lässt sich Nephrolithen am besten durch eine ausgewogene Ernährung und die zeitnahe Therapie von Krankheiten. Letzteres ist umso wichtiger, wenn Erkrankungen zu anhaltenden Stoffwechselstörungen führen.
Fazit
Nierensteine entstehen durch kristallisierte Ausfälle im Urin, wobei stoffliche Ungleichgewichte und damit der pH-Wert des Urins eine wichtige Rolle spielen. Zustande kommen kann ein solches Ungleichgewicht nicht nur durch falsche Ernährung. Auch Stoffwechselkrankheiten und bakterielle Infektionen begünstigen die Entstehung von Nephrolithen. Es ist darum wichtig, die Steinbildung durch individuelle Ernährungsmaßnahmen und ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu vermeiden. In Abhängigkeit von der stofflichen Steinzusammensetzung sind hierbei verschiedene Getränke und Lebensmittel zu meiden. Auch bei der Therapie sind gezielte Ernährungsumstellungen unerlässlich, um Steine und Steinpartikel im Zuge einer Auflösung, Zertrümmerung oder Ausleitung vollständig aus dem Körper spülen.