Wenn es in der Nierengegend schmerzt und das Wasserlassen trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr nur noch mit geringen Mengen möglich ist, könnte bei Betroffenen ein Nierenstau (Renibus obstructio) vorliegen. Die Beschwerde ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom, das verschiedene Beschwerden zur Ursache haben kann. Im nachfolgenden Ratgeber möchten wir Sie deshalb zu möglichen Auslösern, sowie geeigneten Methoden der Behandlung informieren.
Wie entsteht ein Nierenstau?
Zustande kommen kann der Nierenstau immer dann, wenn der in der Niere (Ren) gebildete Harn nicht mehr vollständig über die Harnleiter ausgeschieden werden kann. Da die Harnleiter die einzige Abflussmöglichkeit des Harns darstellen, bleibt diesem bei einer partiellen oder vollständigen Blockade nichts Anderes übrig, als sich in den Nieren anzusammeln. Auf diese Weise kann es sehr schnell zum Nierenstau kommen, welcher in der Medizin auch Renibus obstructio genannt wird.
Zu den Alarmzeichen bei Nierenstau gehören unter anderem Fieberschübe, Flankenschmerzen, Rückenschmerzen und eine stark zunehmende Müdigkeit. Auch vergrößert sich die Niere durch die Harnstauung zusehends und der Harn wird in deutlich geringeren Mengen, oftmals unter 500 mm pro Tag, ausgeschieden. Dabei unterscheidet man gemeinhin zwei Formen von Nierenstau:
- Harnstauungsniere – Die auch als Hydronephrose bekannte Harnstauungsniere entsteht, wenn sich wie oben bereits beschrieben Harn in der Niere bzw. im Nierenbecken sammelt. Der dort entstehende Druck führt zu Schmerzen im Rücken- und Flankenbereich, sowie zu Problemen beim Wasser lassen.
- Blutstauungsniere – Diese Form von Nierenstau wird vor allem durch die Ansammlung von roten Blutkörperchen in der Niere gekennzeichnet. Neben Schmerzsymptomen und Komplikationen beim Wasserlassen finden sich hier folglich auch vermehrt Rückstände von Blut im ausgeschiedenen Urin.
Ob nun Harnstauungs- oder Blutstauungsniere – Beiden Formen von Nierenstau können durch diverse Ursachen ausgelöst werden. Zur besseren Übersicht hier die wichtigsten Auslöser:
- Schwangerschaft: Unter Umständen kann eine Schwangerschaft für einen Harnnierenstau verantwortlich sein. Das ungeborene Kind fordert für gewöhnlich sehr viel Raum im weiblichen Unterleib ein, wodurch die Nieren vorübergehend stark eingeengt werden können. Der Nierenstau ist hier also auf Platzmangel zurück zu führen. In einer Schwangerschaft sollten Sie das Problem möglichst früh abklären lassen.
- chronische Harnwegsinfekte: Harnwegsinfektionen neigen dazu, im unbehandelten Zustand bis in die Niere aufzusteigen. Doch schon bei einer bloßen Infektion der Harnleiter kann die Urinausscheidung deutlich erschwert sein. Ereignet sich eine Erkrankung dieser Art zu oft, sind ferner Vernarbungen des Harnleitersystems denkbar, die dann zu bleibenden Verengungen der Harnröhre führen. Lässt sich der Urin hier nicht mehr ausreichend abführen. Ist ein Harnstau bis in die Nieren möglich.
- Nierensteine: Nierensteine sind mitunter die häufigste Ursache für einen Nierenstau. Je nach Größe können sie an verschiedenen Stellen im Harnsystem für Komplikationen sorgen. Bleiben die Steine zum Beispiels sehr klein, kann es durchaus passieren, dass Menschen jahrelang nichts von dem Nierensteinleiden merken. Erst wenn die Steine den Weg in die Harnleiter finden und diese blockieren, kommt es schließlich zum Nierenstau.
- Nierenvenenthrombose: Eine Nierenvenenthrombose kann zum Beispiel durch einen Nierentumor, Nierenzysten oder eine angeborene Nierenvenenschwäche entstehen. Ist eine der genannten Grunderkrankungen gegeben, kommt es nicht selten zu einer Blutstauungsniere, weil die veneneigenen Blutkörperchen vermehrt durch die Gefäßwand in die Niere austreten. Auch Verengungen der Harnleiter sind bei dieser Art der Thrombose denkbar, sodass ein Wasserlassen nur noch bedingt möglich ist.
- Fehlbildungen: Durch eine erblich bedingte Fehlbildung der Harnleiter kann es bereits im Säuglingsalter zu Nierenstau kommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Erkrankung Megaureter, welche eine Missbildung der Harnleiter beschreibt und für massive Erweiterungen und unnatürliche Verschlängelung des Harnleitersystems sorgt. Denkbar sind bei Megaureter sowohl eine Harn- als auch eine Blutstauungsniere. Zudem ist bei Vorliegen von Megaureter oder einer anderen Harnwegsfehlbildung schnelles und frühzeitiges Handeln gefordert, um ein Komplettversagen von Niere und Harnleitern zu verhindern.
Diagnose und Therapie bei Nierenstau
Um bei Nierenstau geeignete Maßnahmen zur Behandlung ergreifen zu können, müssen Ärzte eine sorgfältige Diagnose durchführen. Diese erfolgt meist zunächst anhand einer Urinprobe, um mögliche Blutbeimengungen und andere stoffliche Ungereimtheiten im Harn zu ermitteln. Bei Schwangerschaft oder Fehlbildungen der Harnwege durch Megaureter ist zudem ein Ultraschall üblich. In jedem Fall ist eine frühzeitige Erkennung möglich, denn nur so lassen sich Folgeschäden vermeiden, die schnell auftreten können, sobald sich der gestaute Harn im Gewebe festgesetzt hat. Zur erfolgreichen Behandlung des Nierenstaus stehen Ihnen je nach Ursache folgende Maßnahmen der Therapie zur Verfügung:
- Operation: Handelt es sich um eine erblich bedingte Fehlbildung (Meagureter) oder Grunderkrankung der Nieren, ist eine OP meist unausweichlich. Auch Tumorerkrankungen und Nierensteine erfordern eine Operation, bei der zum Beispiel Steine zertrümmert, Karzinome entfernt oder Missbildungen korrigiert werden. Ist der Renibus Obstructio zu stark ausgeprägt, entscheiden sich zudem viele Ärzte für das Legen einer Harnschiene. Mit dieser Schiene wird der Urin eine gewisse Zeit über einen Katheder abgeführt, bis die Ursache behoben wurde. Sollte es zu einer Harnvergiftung kommen, könnte es darüber hinaus notwendig werden, die betroffene Niere vollständig zu entfernen.
- Schonung: Sollte eine Schwangerschaft für den Stau verantwortlich sein, müssen sich betroffene Patientinnen natürlich erst einmal schonen. Die Beschwerden sollten hier spätestens nach der Geburt abgeklungen sein. Bis dahin ist es empfehlenswert, während der Schwangerschaft viel zu trinken, um die Harnausscheidung trotz Platzmangel voran zu treiben.
- Medikamente: Viele Nieren- und Harnwegserkrankungen machen die Einnahme von Arzneimitteln unerlässlich. Gerade Infektionen müssen hier gewissenhaft durch Antibiotika auskuriert werden. Ergänzend sind heilpflanzliche Extrakte wie die der Brennnessel, Aronia, oder Moosbeere empfehlenswert.
Nierenstau – Wann zum Arzt?
Ein Blut- oder Harnstau im Bereich der Nieren ist immer ein Fall für den Arzt. Die Risiken eines Nierenversagens sind schlichtweg zu groß, wenn die Beschwerde nicht rechtzeitig behandelt wird. Auch können sich hinter dem Nierenstau schwerwiegende Krankheiten wie Megaureter verstecken, die ohne geeignete Therapie ebenfalls lebensgefährliche Komplikationen mit sich bringen können. Gehen Sie deshalb unbedingt zum Arzt, wenn sie Symptome wie Flankenschmerzen in Kombination mit erschwertem Wasserlassen oder Blut im Urin an sich beobachten!
Fazit
Mit Renibus obstructio ist nicht zu spaßen. Unsere Nieren sind nämlich nicht nur für die reibungslose Ausscheidung von Harn verantwortlich, sondern können bei Erkrankung schnell lebensgefährliche Beschwerden verursachen. Bekannte Krankheiten sind hierbei Fehlbildungen durch Megaureter oder Tumoren. Spätestens wenn das Wasserlassen schwerfällt und sich verdächtige Schmerzen im Nierenbereich zu Wort melden, ist der Gang zum Arzt darum unumgänglich. Ansonsten könnte Betroffenen ein Nierenversagen drohen, das ohne entsprechende Gegenmaßnahmen zum Tod des Patienten führt. In der Zeit einer Schwangerschaft ist ein Nierenstau zwar oft ein zeitlich begrenztes Problem, sollte aber trotzdem von einem Arzt geklärt werden.