Nierenschmerzen deuten zumeist auf Funktionsstörungen oder Erkrankungen der Nieren hin. Vor allem Frauen sind häufig von Schmerzen im Bereich der Niere betroffen, da ihre Harnleiter kürzer als bei Männern, und somit anfälliger für Erkrankungen sind. Nun ist aber nicht jede Ursache für Nierenschmerzen automatisch lebensgefährlich. Um eine bedrohliche Ursache jedoch ausschließen zu können, kommt es auf die richtige Beurteilung der Schmerzen, sowie etwaiger Begleitsymptome an. Lesen Sie deshalb im Folgenden alles, was sie über Nierenschmerzen, ihre Ursachen, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten wissen sollten.
Wie entstehen Schmerzen in der Niere?
Unsere Niere (Ren) besteht aus zwei Nierenhälften und setzt sich im Wesentlichen aus folgenden Teilelementen zusammen:
- Harnleiter (Ureter)
- Nierenbecken (Pelvis renalis)
- Nierenbucht (Sinus renalis)
- Nierenkelche (Calix renalis)
- Nierenmark (Medulla renalis)
- Nierenmarkkegel (Pyramides renales)
- Nierenpapillen (Papilla renalis)
- Nierenrinde (Cortex renalis)
- Nierensäulen (Columna renalis)
- Nierenvene und Nierenarterie (Vena und Arteria renalis)
Ebenfalls wichtig für die Funktionalität der Nieren sind die Nebenniere (Glandula adrenalis), welche als Hormondrüse fungiert, und das sogenannte Nephrum. Es gilt als wichtige Funktionsuntereinheit der Nieren und beinhaltet neben Nierenkanälchen (Tubulus) die zur Produktion des Primärharns unerlässlichen Nierenkörperchen (Corpusculum renale). Sollten die Nierenkörperchen durch Krankheiten wie Nierenbeckenentzündungen oder Niereninsuffizienz in ihrer Harnproduktion eingeschränkt sein, kann dies ein Grund für Nierenschmerzen sein. Um aber die Entstehung von Nierenschmerzen in ihrer Gänze nachvollziehen zu können, muss man zunächst die Funktionen der Niere kennen. Sie umfassen die
- Ausscheidung von Harn- und Giftstoffen
- Bildung der Harnflüssigkeit
- Blutfilterung und Regulation des langfristigen Blutdrucks
- Produktion von Hormonen zur Blutbildung (z.B. Eryhtropoetin)
- Resorbtion von für die Blutbildung wichtigen Stoffen (z.B. Aminosäuren oder Zucker)
- Regelung des Elektrolyt-, Säure-Basen- und Wasserhaushalts
Schmerzen in den Nieren treten demzufolge immer dann auf, wenn eine der genannten Funktionen gestört oder komplett außer Kraft gesetzt ist. Ursache hierfür kann einer der nachstehenden Gründe sein:
- Entzündete Harnleiter: Die berühmt berüchtigte Blasenentzündung kann neben der Harnblase auch die Harnleiter betreffen und sucht manche Frauen bisweilen mehrmals pro Jahr auf. Die Ursache für dieses klassische Frauenleiden ist in erster Linie in den verkürzten Harnleitern des weiblichen Geschlechts zu suchen, wodurch Keime jedweder Art wesentlich schneller für eine Infektion sorgen können. Ebenso sind mangelnde Hygiene, bestimmte Medikamente, Schwangerschaften, sowie mechanische Eingriffe im Bereich der Blase und verengte Harnröhrenabschnitte dazu in er Lage, eine Entzündung der Harnleiter und somit Nierenschmerzen hervor zu rufen. Die Nierenschmerzen treten dabei meist einseitig auf.
- Nierenbeckenentzündung: Sollten entzündete Harnleiter nicht rechtzeitig behandelt werden, können die Schmerzen in den Nieren nicht nur stärker werden und beidseitig auftreten, sondern sich zu einer ernst zu nehmenden Nierenbeckenentzündung auswachsen. Auch sind Krankheiten wie Diabetes mellitus, Schwangerschaften, das Tragen von Kathetern und fehlgebildete Harnwege als Ursache für die Erkrankung nicht auszuschließen. Häufig einher geht die Nierenbeckenentzündung mit Fiebersymptomen, Übelkeit, Blut im Urin und Schmerzen beim Wasserlassen.
- Niereninsuffizienz: Nierenschwäche kann genetisch bedingt oder durch eine Grunderkrankung begünstigt sein. Als besonders häufige Krankheitsauslöser gelten diesbezüglich Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und die bereits erwähnte Nierenbeckenentzündung. Betroffen sind von Niereninsuffizienz mittlerweile über 14 Prozent aller Erwachsenen, wobei Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Wassereinlagerungen, Übelkeit und Erbrechen klassische Begleitbeschwerden der für die Krankheit typischen Nierenschmerzen sind.
- Nierensteine: Nierenschmerzen aufgrund von Nierensteinen sind bei gut 4 Prozent aller Deutschen verzeichnet. Die auch als Nephrolithen bekannten Kristallablagerungen gehen meist auf zu viele, schwerlösliche Stoffe im Harn zurück, was fast immer mit einer mangelnden Flüssigkeitszufuhr oder falschen Ernährung der Patienten in Verbindung steht. Sofern die Nierensteine in die Harnleiter übergehen, werden sie als Harnleitersteine bezeichnet und verursachen dann häufig Koliken, also krampfartige Schmerzen, die als Nierenschmerzen empfunden werden.
- Nierenkrebs: Besonders tückisch sind Nierenschmerzen, wenn Sie als Folge einer Tumorerkrankung im Bereich der Nieren auftreten. Jährlich sind hiervon etwa 12 000 Personen betroffen, wobei Männer im Alter zwischen 45 und 75 Jahren deutlich gefährdeter sind. Als Ursache für Nierenkrebs werden oftmals Rauchen, chronische Niereninsuffizienz oder angeborene Nierenerkrankungen genannt. Ein wichtiges Begleitsymptom der Schmerzen ist hier Blut im Urin.
- Ödeme und Zysten: Mit schwerwiegenden Erkrankungen der Niere (z.B. Nierenbeckenentzündung, Nierenkrebs oder Nierensteine), aber auch mit mancher Herz- und Blutgefäßkrankheit einher geht nicht selten die erhöhte Einlagerung von Wasser im umliegenden Gewebe. Da die Nieren in ihrer Ausscheidung von Urin über die Harnleiter eingeschränkt sind, sucht sich die Harnflüssigkeit andere Wege, was die Bildung von Ödemen und Zysten begünstigt. Ohne geeignete Gegenbehandlung können die Abflussstörungen zu Gicht führen – eine Erkrankung, welche durch Einlagerung von Harnsäure ins Gewebe ausgelöst wird und neben Schmerzen auch Schwellungen im betroffenen Gewebebereich mit sich bringt.
- Rückenschmerzen: Wesentlich harmloser als Erkrankungen der Nieren sind Schmerzen im Rückenbereich als Ursache für vermeintliche Nierenschmerzen. Hier ist die Niere meist nur indirekt von den strahlenden Schmerzen betroffen, welche beispielsweise durch Fehlhaltungen oder Muskelverspannungen ausgelöst werden können. Allerdings sind auch Knochenfehlstellungen im Haltungsapparat und Bandscheibenprobleme als Ursache für die Rückenschmerzen nicht auszuschließen, was eine sorgfältige Untersuchung der Beschwerden erforderlich macht.
- Schwangerschaft: Gerade bei fortgeschrittenen Schwangerschaften bereitet das ungeborene Kind den mütterlichen Organen häufig Platzprobleme. Etwaiger Druck auf die Nieren führt hier erfahrungsgemäß oft zu Nierenschmerzen, ist in den meisten Fällen aber unbedenklich. Zur Sicherheit ist auch hier eine Untersuchung durch den behandelnden Frauenarzt ratsam.
- Menstruations- und Magen-Darm-Beschwerden: Selbst außerhalb der Schwangerschaft kann der Unterleib einer Frau für Nierenschmerzen sorgen. Auslöser sind dann zyklusbedingte Gebärmutterkrämpfe, welche ähnlich wie Rückenschmerzen bis in die Nieren strahlen. Gleiches gilt für geschlechtsunabhängige Verdauungsprobleme und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Da der Darm unmittelbar an die Nieren angrenzt, sind strahlende Schmerzen auch hier denkbar.
Therapie gegen Nierenschmerzen
Was die Therapie von Nierenschmerzen anbelangt, so müssen entsprechende Behandlungsmaßnahmen natürlich auf die zugrunde liegende Ursache abgestimmt sein. Nachstehend eine kleine Übersicht zu möglichen Therapieansätzen:
- Therapie gegen Blasen- und Nierenbeckenentzündung – Gegen bakterielle Infektionen der Harnleiter und Nieren helfen bisweilen nur Antibiotika. Zwar lassen sich leichte Formen von Blasenentzündung auch mit homöopathischen Mitteln behandeln, die Gefahr einer Verschleppung ist bei ungenügender Anwendungsdauer der Präparate jedoch sehr hoch. Auch Antibiotika sollten deshalb bis zum Ende der Packung genommen werden, selbst wenn die Nierenschmerzen bereits verklungen sind.
- Therapie bei Niereninsuffizienz – Schwerer als Infektionen im Bereich der Nieren lassen sich Niereninsuffizienzen behandeln. Oft ist eine Nierentransplantation die einzige Möglichkeit, um die Funktionalität der Niere wieder herzustellen. Ergänzend können Sie Beschwerden der Erkrankung durch bewusste Ernährung, sowie die Reduktion von Rausch- und Genussmittelkonsum lindern. Zudem kommt die Einnahme von Medikamenten zur Therapie vorliegender Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck in Betracht.
- Therapie gegen Nierensteine – Sollten Nierensteine für Ihre Nierenschmerzen verantwortlich sein, kann nur eine Zertrümmerung der Steine die Schmerzen dauerhaft bekämpfen. Möglich ist beispielsweise eine Stoßwellen-, Laser- oder Ultraschallzertrümmerung, sowie eine Schlingen- oder Schienenextraktion der Nierensteine über die Harnleiter.
- Therapie bei Nierenkrebs – Tumorerkrankungen erfordern entweder eine chirurgische Entfernung der Krebsgeschwüre oder, wenn der Tumor bereits gestreut hat, eine chemotherapeutische Behandlung. Letztere erfolgt durch den Einsatz geeigneter Arzneimittelkombinationen, wie Zytostatika und monoklonaler Antikörper. Ist Ihre Niere nach der Genesung stark beschädigt, müssen Sie des Weiteren mit einer Nierentransplantation rechnen.
- Therapie gegen strahlende Schmerzen – Sind Schmerzen im Rücken, Unterleib oder Verdauungstrakt für die Nierenschmerzen verantwortlich, versteht es sich von selbst, dass die eigentlich Schmerzquelle und nicht die Niere Ziel der Behandlungsmaßnahmen ist. Denkbar sind je nach Ursache krampflösende Maßnahmen für Muskeln und Nerven, Medikamente und Hausmittel gegen Magen-Darm-Probleme oder gezielte Maßnahmen gegen Haltungs- und Skelettschäden.
Nierenschmerzen – Wann zum Arzt?
Wenn Ihre Nierenschmerzen gezielt an Tagen auftauchen, die durch mangelhaftes Trinkverhalten, allgemeine Menstruationsbeschwerden oder monotone Körperhaltung gekennzeichnet sind, ist ein Gang zum Arzt gemeinhin nicht nötig. Den Ursachen durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr, vermehrte Bewegung und Hausmittel gegen Regel- oder Rückenschmerzen nachzukommen reicht hier völlig aus. Anders gestaltet sich die Angelegenheit aber, wenn Ihre Nierenschmerzen länger anhalten und gemeinsam mit bestimmten Begleitsymptomen auftreten. Suchen Sie bei Nierenschmerzen deshalb sofort einen Arzt auf, wenn…
…Ihre Nierenschmerzen krampfartig auftreten.
…die Schmerzen in Ihren Nieren mit Blut oder Schleim im Urin einhergehen.
…Ihr Urin deutlich und lang anhaltend verfärbt ist.
…Ihre Urinproduktion stockt oder gänzlich ausbleibt.
…zusätzlich zu Ihren Nierenschmerzen Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit auftreten.
…zusätzlich zu Ihren Nierenschmerzen Fieber, Schüttelfrost oder Schwindel auftreten.
…zusätzlich zu Ihren Nierenschmerzen ein verlangsamter Herzschlag vorhanden ist.
…Sie neben Nierenschmerzen auch Wasseransammlungen in Körperteilen beklagen.
Diagnostizieren lassen sich Nierenschmerzen zunächst durch Anamnese des Patienten. Um die Ursache der Beschwerde genauer zu bestimmen ist aber eine sorgfältige körperliche Untersuchung von Nöten, die Sie in schweren Fällen am besten von einem Nierenspezialisten (Nephrologen) durchführen lassen. Blutuntersuchungen und Blutmessungen sind hierbei das wichtigste Instrument für Ärzte, denn anhand des Blutes lassen sich nicht nur stoffliche Ungleichgewichte schnell feststellen, sondern auch mögliche Blutgefäß- und Herzkrankheiten ermitteln.
Ebenfalls nicht fehlen darf bei der Untersuchung von Nierenschmerzen ein Urintest. Harnleiter- und Nierenbeckenentzündung, ebenso wie Nierensteine und Nierenkrebs hinterlassen im Urin deutliche Hinweise (z.B. Blut oder erhöhte Stoffkonzentrationen von), welche die ärztliche Diagnose erleichtern. Insbesondere Cystatin-, Harnsäure-, Inulin- und Kreatininwerte sind diesbezüglich sehr aufschlussreich, was den Funktionsstatus der Nieren anbelangt. Ergänzend können Ultraschall-, Röntgen- und Tomographieuntersuchungen zum Einsatz kommen.
Fazit
Nierenschmerzen können harmlos sein und auf eine falsche Körperhaltung, Schwangerschaft oder bevorstehende Regelblutung hindeuten. Es gibt jedoch auch Ursachen für die Schmerzen in den Nieren, mit denen nicht zu spaßen ist. Insbesondere wenn die Schmerzen mit Blut im Urin, Problemen beim Wasserlassen, unnatürlichen Wasseransammlungen in den Extremitäten, Fieber- oder Übelkeitssymptomen einhergehen, ist Vorsicht geboten. Gehen Sie hier umgehend zum Arzt, um schwerwiegende Gesundheitsprobleme ausschließen, beziehungsweise rechtzeitig behandeln zu können. Wir empfehlen an dieser Stelle, bei starken Nierenschmerzen mit unbekannter Ursache das Gespräch mit einem Nephrologen zu suchen.