Wer seinen Hals oder Nacken im Alltag stark belastet, leidet nicht selten unter Nackenschmerzen. Doch auch krankheitsbedingte Ursachen kommen für Schmerzen im Nacken durchaus in Frage. Insgesamt klagen etwa 70 % aller Schmerzpatienten über einen schmerzenden Nackenbereich. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über die Entstehung der Schmerzen, sowie über geeignete Maßnahmen zur Behandlung der Nackenschmerzen.
Wie entstehen Nackenschmerzen?
Der menschliche Hals (Collum) besteht aus einer vorder- und einer rückseitigen Partie. Der Nacken (Nucha) stellt dabei den hinteren Teil des Halses dar und ist in hohem Maße an der Beweglichkeit des Kopfes, sowie des Oberkörpers beteiligt. Die wichtigsten Funktionselemente des Nackens sind dabei:
- die zur Rückenmuskulatur gehörende Hals- bzw. Nackenmuskulatur
- die Halswirbelsäule
- sowie eine Vielzahl an Blutgefäßen und Nervenbahnen, die zwischen Genick und Schulter verlaufen
Von Nackenschmerzen betroffen sein können natürlich alle der genannten Elemente im Nacken. Am häufigsten ist jedoch eine überstrapazierte die Hals- und Nackenmuskulatur für die Schmerzen verantwortlich. Von chronischen Nackenschmerzen betroffen sind dabei etwa 9,5 % der Männer und 13,5 % der Frauen. Bei den Ursachen muss dabei zwischen organischen und funktionellen Nackenschmerzen unterschieden werden. Hier ein kleiner Überblick:
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- Überlastung: Durch eine anhaltende Fehlbelastung des Nackens kommt es häufig zu Überlastungen und Verspannungen der Nackenmuskulatur. Diese sorgen dann für Nacken- und Rückenschmerzen. Mitunter entsteht hier das sogenannte Repetitive-Strain-Injury-Syndrom. Es beschreibt schmerzhafte Verletzungen und Läsionen im Hals-, Nacken-, Schulter-, Arm- und Handbereich, die aufgrund wiederholter Mehrbelastung entstehen. Besondere Risikogruppen werden bei Nackenschmerzen durch Überlastung von Menschen gestellt, deren Berufstätigkeit mit monotonen Körperhaltungen oder anstrengenden Zwangshaltungen des Nackens verbunden ist. Gute Beispiele sind sitzende Büroarbeiten, Fließbandarbeit, Bergbau- und Handwerkstätigkeiten.
- Verschleißerkrankungen: Gelenkverschleiß muss nicht immer die Kniegelenke oder Lendenwirbelsäule betreffen. Auch Hals und Nacken sind vor einer Degeneration dieser Art nicht geschützt. Hier ist die Ursache in degenerativen Erkrankungen der Halswirbelsäule zu suchen, welche sich mitunter durch starke Schulter-, Nacken- und Rückenschmerzen bemerkbar machen. Entsprechende Erkrankungen sind zum Beispiel Spondylarthrose, Bandscheibenvorfälle und Morbus Bechterew. Sie sorgen mitunter für eine gewisse Instabilität im Bereich des Nackens.
- Krankheiten durch Entzündungen: Neben Verschleiß kommen auch Entzündungen als mögliche Ursache für Nackenschmerzen in Betracht. Dabei kann es sich unter anderem um folgende Entzündungen handeln:
- Gelenkentzündung (Arthritis)
- Muskelentzündung (Myositis)
- Nervenentzündung (Neuritis)
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Wirbelentzündung (Spondylitis) im Bereich der Halswirbelsäule
Ebenso kommen Gewebeentzündungen in Frage, die durch eine vorherige Infektion ausgelöst werden.
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- Infektionskrankheiten: Zu den Infektionen, die mit Schmerzen im Hals- oder Nackenbereich einhergehen können, gehören vor allem Tollwut und Tetanus. Doch auch grippale Infekte zeichnen sich durch Kopf- und Gliederschmerzen aus, die manchmal bis in den Nacken strahlen. Generell sind Nackenschmerzen durch Infektionen aber sehr selten.
- neurologische Erkrankungen: Geht es um Erkrankungen des Nervensystems, die Nacken- und Rückenschmerzen begünstigen, müssen vor allem diese genannt werden:
- Nervenentzündung
- Nervenlähmung
- Nervenverletzung
- Nervenreizung wie die Radikulopathie.
Darüber hinaus sind auch Nervenkrankheiten wie Torticollis als Grund für Nackenschmerzen nicht auszuschließen. Die Krankheit bezeichnet eine angeborene oder erworbene Fehlhaltung des Halses. Hierbei entsteht die gekrümmte Haltung gemeinhin durch gestörte Nervenfunktionen im Hals. Denkbare Ursachen für Torticollis, ebenso wie für viele andere neurologische Erkrankungen, die zu Schmerzen im Hals- und Nackenbereich führen, sind zum Beispiel:
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- Schlaganfälle
- Rheumatische Erkrankungen
- Unfälle mit Nervenbeteiligung
- fehlgebildete Nerven und Gefäße
- Gefäßerkrankungen
- psychosomatische Belastung.
Behandlung bei Schmerzen im Nacken
Aufgrund der zahlreichen Ursachen können Diagnose und Behandlung bei Nackenschmerzen sehr vielfältige Maßnahmen erfordern. Grundsätzlich wird der Patient zunächst nach bestehenden Schmerzen im Hals- bzw. Nackenbereich gefragt und dabei auf mögliche Ursachen im Alltag eingegangen. Ein zusätzliches Abtasten der Nackenpartie kann dann bereits Ursachen Muskelverhärtungen durch Verspannung aufdecken. Ebenso ist ein Funktionstest üblich, bei dem der Arzt Nacken und Halswirbelsäule gezielten Bewegungen unterzieht. Sollten sich hier noch keine eindeutigen Anhaltspunkte für mögliche Ursachen finden, erfolgt eine klinische Untersuchung mit bildgebenden Verfahren. Hierbei liefern Röntgenaufnahmen in 4 Ebenen bislang die zuverlässigsten Ergebnisse.
Bei krankheitsbedingten Nackenschmerzen ist eine Behandlung mit Medikamenten meist unerlässlich. Manchmal ist sogar eine OP erforderlich, um beschädigte Nerven, Gefäße oder Wirbelabschnitte in der Halswirbelsäule zu therapieren. Als ergänzende Therapie, wie auch zur Behandlung harmloser Verspannungen, sind bei Nackenschmerzen folgende Maßnahmen zu empfehlen:
- Physiotherapie: Oft handelt es sich bei den Schmerzen im Nacken um die Folge falscher Körperhaltung. Immer dann ist gezielte Nackengymnastik das beste Mittel, um etwaige Muskelverspannung zu lösen. Bei Risikoberufen sollten die gymnastischen Übungen künftig dauerhaft in den Alltag eingebunden werden. So können Sie die Muskelabschnitte im Hals und Nacken dauerhaft stärken und künftig vor Verspannungen bewahren. Besonders wichtig sind derartige Bewegungstherapien auch für Menschen, die krankheitsbedingt zu Zwangshaltungen des Halses neigen, wie sie zum Beispiel für Torticollis üblich sind.
- physikalische und manuelle Therapie: Zu den physikalischen Maßnahmen der Therapie bei Nackenschmerzen zählt man unter anderen Strom -und Ultraschallbehandlungen. Zusätzlich können Nackenmassagen in Anspruch genommen werden, welche die Durchblutung im Muskelgewebe fördern und so entspannend und schmerzlindernd wirken. Um die Halswirbelsäule im Alltag zusätzlich zu entlasten, kann eine Halsmanschette helfen.
- Komplementärmedizin: Auch die Komplementärmedizin erzielt bei Schmerzen im Nacken oder im Bereich der Halswirbelsäule gute Erfolge. Gemeint ist hier vor allem Akupunktur. Diese weiß schmerzhafte Reizzustände im Bereich der Muskeln, Nerven und Gefäße durchaus aufzulösen.
- Behandlung durch Medikamente: Sollten die Schmerzen im Nacken besonders ausgeprägt sein oder lange andauern, ist die Vergabe von Schmerzmitteln manchmal optionslos. Gerade Erkrankungen der Halswirbelsäule machen es Patienten oftmals unmöglich, ihren Alltag ohne Schmerzmittel zu bestreiten. Angewandt werden hier hauptsächlich Wirkstoffe wie Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac und ASS. Ebenso helfen Wärmecremes wie Fingalon oder Thermacare.
Nackenschmerzen- wann zum Arzt?
Wie Rückenschmerzen sind Schmerzen im Nacken sehr häufig anzutreffen. Ebenso häufig handelt es sich um harmlose Ursachen in Form vorübergehender Verspannungen. Ein Arztbesuch ist hier in den seltensten Fällen notwendig. Anzuraten ist eine ärztliche Betreuung aber, wenn…
…die Nackenschmerzen ohne erkennbare Ursache wiederholt auftreten.
…Nackenübungen langfristig keine Besserung der Schmerzen herbeiführen.
…die Schmerzen in Hals und Nacken stark in andere Körperbereiche (z.B. Kopfschmerzen) ausstrahlen.
…neben der Halswirbelsäule auch die Lendenwirbelsäule von Schmerzen betroffen ist.
…Sie eine Erkrankung der Halswirbelsäule hinter den Symptomen vermuten.
…die Nackenschmerzen extreme Einschränkungen Ihrer Beweglichkeit mit sich bringen.
…sich neben Nackenschmerzen auch Schwellungen oder Rötungen zeigen.
…Sie unter allgemeinem Krankheitsgefühl, Erschöpfung oder Müdigkeit leiden.
Fazit
Nackenschmerzen sind relativ unspezifische Symptome, hinter denen sowohl eine harmlose Verspannung als auch ernste Erkrankungen stecken können. Bleiben die Schmerzen eine einmalige Sache, besteht meist kein Grund zur Sorge. Wiederholte Nackenschmerzen, die womöglich noch in Verbindung mit Begleitsymptomen wie Schwellungen, Rötungen, Abgeschlagenheit oder anhaltenden Bewegungseinbußen stehen, bedürfen hingegen einer ärztlichen Abklärung. Übungen zur Entspannung und Physiotherapie sind dann wie schon bei Verspannungen im Nacken die beste Möglichkeit, um der Beschwerde beizukommen.