Von einem Muskelbündelriss sind im menschlichen Körper meist größere Muskeln betroffen. Dabei ist ein Riss eines ganzen Muskelbündels deutlich schwerwiegender als ein Muskelfaserriss, bei dem nur einzelne Fasern des Muskels gerissen sind. Auftreten kann die Verletzung vor allem in Folge eines Sportunfalls. Im Sportbereich sind verletzungsträchtige Bewegungen und Fehlbelastungen des Muskels nämlich besonders häufig. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zu der Muskelverletzung und wie die Behandlung aussehen kann.
Wie entsteht ein Muskelbündelriss?
Unsere Muskeln sind aus komplexen Strukturen aufgebaut. Sie bestehen aus mehreren Muskelfasern, welche bei ungünstiger Belastung einfach oder mehrfach reißen können. Bei einem einfachen Riss spricht die Medizin von einem Muskelfaserriss. Reißt hingegen die ganze Fasergruppe oder ein Großteil, handelt es sich um einen Muskelbündelriss. Durch die Verletzung des Muskelbündels kommt es für Betroffene nicht nur zu starken Schmerzen im Bereich des verwundeten Muskels. Auch eine Blutung im umliegenden Muskelgewebe ist nicht selten. Die Haut bleibt bei Bündelrissen der Muskeln hingegen oft unversehrt.
Besonders häufig tritt der Muskelbündelriss im Bereich der Waden und Oberschenkel auf. Vor allem die Muskelgruppen der Adduktoren sind äußerst anfällig für Risse an den Muskelbündeln. Anders als die sogenannten Abduktoren, welche das entlastende Ausstrecken der Muskeln regeln, sorgen Adduktoren über spezielle Funktionseinheiten (Myofibrillen) für das Heranziehen des Muskels. Sie sind damit einer hohen Krafteinwirkung ausgesetzt, die bei Fehlbelastung leicht zu Muskelbündelrissen führen kann.
Ursachen für den Muskelbündelriss
Mediziner sehen die häufigste Ursache für gerissene Muskelbündel in Fehlbelastungen beim Sport. Als typische Hauptursachen werden unter anderem fehlendes Aufwärmen, mangelnde Fitness und eine übermüdete Muskulatur angesehen. Risse im Muskel entstehen vor allem bei einer besonders hohen Belastung des jeweiligen Muskelbereichs. Es gibt jedoch noch andere Faktoren, die Bündelrisse am Muskel verursachen können. Hier ein kleiner Überblick:
- Muskel- bzw. Adduktorenüberlastung: Das Aufwärmen vor dem Sport ist vor allem deshalb unerlässlich, weil die Muskeln dadurch elastischer und flexibler werden. Wird hingegen auf diese wichtige Vorbereitung verzichtet, erhöht dies die Gefahr einer Verletzung. Gleiches gilt für Risikosportarten wie Fußball, Tennis, Sprinten oder Hürdenlauf. Hier sind nämlich gerade die Adduktoren einer besonderen Mehrbelastung durch komplexe Bewegungsabläufe ausgesetzt.
- Mangelzustände: Dass Sportler eine deutlich höhere Nährstoff- und Mineralzufuhr benötigen als Nichtsportler, ist kein Geheimnis. Im Bereich der Muskeln ist hier vor allem eine ausreichende Versorgung mit Magnesium, Eisen, Folsäure, sowie Vitamin B2, B6, B12 und C wichtig. Wird der Bedarf hier nicht ausreichend gedeckt, kann die Gesundheit und Funktionalität der Muskeln stark darunter leiden. So entsteht ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Um einen Riss am Muskel zu verhindern, ist demnach auch eine ausgewogene Ernährung wichtig.
- Entzündungsherde am Muskel: Neben Mangel an Nährstoffen und Überbelastungen des Muskels können auch Entzündungen im Bereich der Muskeln zu Verletzungen führen. Je größer der Entzündungsherd dabei ist, desto wahrscheinlicher ist ein umfangreicher Muskelbündelriss. Auch ein Komplettriss der Muskelbündel lässt sich nicht ausschließen. In diesem Zusammenhang seien vor allem Infektionskrankheiten wie Karies, Mandelentzündungen und entzündete Nasennebenhöhlen erwähnt. Diese haben auf den ersten Blick eigentlich gar nichts mit den Muskeln zu tun. Werden die Entzündungen jedoch nicht oder nicht rechtzeitig behandelt, können sich die Erreger ungehindert im Körper ausbreiten und so auch auf die Muskeln übergreifen. Eine weitere Entzündungskrankheit, die zu Muskelbündelrissen führen kann, sind fortgeschrittene Formen der Muskelentzündung (Myositis).
- Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparats: Orthopädische Erkrankungen, die einen Muskelfaserriss oder Muskelbündelriss auslösen können, sind vor allem auf Fehlstellungen und Fehlhaltungen im Bereich des Körpers zurück zu führen. Auch Bewegungsmangel kann hier Erkrankungen hervorrufen, die im Falle der Muskeln gerne einen Substanzschwund begünstigen. Dieser führt wiederum zu einer Verringerung der Bewegungsfreiheit. Bei anspruchsvollen Muskelbewegungen kommt es folglich leichter zu Verletzungen, wobei auch Muskelrisse nicht auszuschließen sind.
Welche Symptome verursacht ein Muskelbündelriss
Muskelbündelrisse können wie ein Muskelfaserriss unterschiedliche Symptome hervorrufen. Zwar sind Schmerzen bei Muskelverletzungen meist das Kardinalsymptom, doch mit Blick auf das geschwächte Muskelgewebe sind auch Funktionseinbußen die Regel. Insgesamt müssen Sie bei einem gerissenen Muskelbündel mit folgenden Beschwerden rechnen:
- Anspannungs- und Widerstandsschmerzen
- Blutergüsse
- Druck- und Dehnungsschmerzen
- eingeschränkte Bewegungs- und Belastungsmöglichkeit
- stechende Schmerzen bei Bewegung
Diagnose und Therapie bei Muskelbündelriss
Ein gerissener Muskel muss umgehend behandelt werden, um die volle Funktionalität erhalten zu können. Die Diagnose kann oftmals schon durch das bloße Abtasten des betroffenen Muskels, sowie die Befragung des Patienten gestellt werden. Dabei geht es um den Hergang der Verletzung und um bestehenden Schmerzen. Zusätzlich kann ein Bewegungstest, oder auch eine bildgebende Untersuchung via Ultraschall Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung geben.
Die Therapie richtet sich bei einem Muskelbündel-, ebenso wie bei Muskelfaserriss nach der Schwere der jeweiligen Verletzung. In jedem Fall ist es aber wichtig, jegliche sportliche Betätigung sofort einzustellen und dem verletzten Muskel genügend Ruhe zur Ausheilung zu geben. Helfende Maßnahmen zur Regeneration sind:
- PECH-Regel: Die PECH-Regel beschreibt eine bekannte Methode zur Behandlung bei Muskelverletzungen:
- P steht dabei für die Pause, die dem Muskel durch Einhalten einer Bewegungsruhe bis zur Ausheilung gegeben werden muss.
- E steht für Eis und damit für die ausreichende Kühlung der gerissenen Muskelpartie. Dies funktioniert zum Beispiel durch Wadenwickel oder in ein Handtuch gepackte Eiswürfel.
- C steht für das englische Wort ‚Compression‘, zu deutsch Kompression. Stabilisierende Kompressionsverbände sind demnach ebenfalls wichtig für den geplagten Muskel.
- H wie Hochlagern spielt eine wichtige Rolle. Durch die erhöhte Position der Verletzung lassen sich nämlich Einblutungen ins geschädigte Gewebe verhindern. Dies minimiert das Auftreten von Blutergüssen.
- Behandlung durch Medikamente: Im Normalfall kommen bei einem Muskelbündelriss unter anderem auch Medikamente zum Einsatz. Typische Wirkstoffe für diese Behandlung sind Ibuprofen und Diclofenac. Sie lindern die Schmerzen und sorgen somit für eine gefühlte Entlastung der verletzten Muskeln. Dies gilt auch für die Therapie beim Muskelfaserriss.
- operative Maßnahmen: Sollte die Muskelverletzung besonders stark und ein selbstständiges Verheilen des Risses ausgeschlossen sein, wird eventuell eine Operation notwendig. Bei dieser näht der Chirurg die gerissen Muskelbereiche wieder zusammen. Danach ist abermals Ruhe angesagt, damit die Muskelbündel sich vollständig regenerieren können.
- Krankengymnastik: Um den verletzten Muskel wieder an normale Belastung zu gewöhnen, sollten Sie zur Nachbehandlung auf Krankengymnastik setzen. Ärzte greifen hier gerne zu Massagen, Dehnübungen und leichten Bewegungstherapien. Diese nähern betroffene Muskelabschnitte Schritt für Schritt wieder an natürliche Belastungs- und Bewegungsabläufe an. Hören Sie hier bitte auf die Empfehlungen des behandelnden Physiotherapeuten. Falsche Mehrbelastungen in hohem Maße könnten eine oberflächlich verheilte Verletzung nämlich schnell wieder aufreißen lassen.
Muskelbündelriss –Verlauf, Komplikationen und Prävention
Der Verlauf der Muskelverletzung hängt von der Schwere der Schädigung ab. Je mehr Risse in einem Muskelbündel vorhanden sind, desto länger ist die aus Heilungsphase. Grundsätzlich ist die Prognose bei einer derartigen Verletzung jedoch vielversprechend. Man rechnet mit einer Genesungszeit zwischen drei bis sechs Wochen.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Muskelbündelrisse können unter anderem ein ausreichendes Aufwärmen und eine Vermeidung von Überbelastung sein. Auch eine gezielte Nährstoff- und Mineralzufuhr zur Stärkung der Muskeln ist empfehlenswert.
Bei Haltungsschäden, ebenso wie bei Entzündungen, ist auf eine frühzeitige Behandlung zu setzen, damit die Muskeln nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Einem erhöhten Verletzungsrisiko durch Bewegungsmangel kann logischer Weise nur durch mehr Bewegung vorgebeugt werden.
Fazit
Ein Muskelbündelriss kann vor allem bei Überbelastung und fehlendem Aufwärmen des Muskels entstehen. Starke Schmerzen und eine Beeinträchtigung der Beweglichkeit stellen hier die Hauptsymptome der Muskelverletzung dar. Ein Gang zum Arzt ist bei Muskelbündelrissen wie beim Muskelfaserriss dringend anzuraten. Dieser kann die Auswirkungen der Muskelverletzung zuverlässig erkennen und eine geeignete Therapie vorschlagen. Bei sofortiger Behandlung und einer geeigneten Erstversorgung durch die PECH-Regel beträgt die Genesungszeit zwischen drei bis sechs Wochen.