Als Mundpilz oder Mundsoor (orale Candidose) bezeichnet man eine Pilzinfektion, die sich durch einen weißlichen bis gelben Belag auf der Zungen- und Rachenschleimhaut sowie starke Schleimhautrötungen auszeichnet. Über alle Zeitalter hinweg war Mundsoor immer wieder als klassische Volkskrankheit verbreitet, wobei vor allem Säuglinge, Kranke und ältere Personen verhältnismäßig oft von der oralen Candidose betroffen sind. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zu den Ursachen, Möglichkeiten der Behandlung sowie der Vorsorge bei Mundpilz.
Entstehung der oralen Candidose
Der menschliche Körper ist entgegen der weitläufigen Meinung nicht steril. Bestimmte Einzeller, Bakterien und auch Pilze kommen in unserem Organismus natürlich vor und stellen hier die sogenannte Keimflora. Besagte Keimbesiedelung unseres Körpers schützt ihn im Normalfall vor Krankheitserregern und ist somit indirekt an der Immunabwehr beteiligt. Unter den Pilzen ist hier vor allen der Hefepilz Candida häufigster Bestandteil der natürlichen Keimflora. Er gelangt meistens schon während der Geburt oder spätestens im Säuglingsalter in den Organismus und vermehrt sich im weiteren Verlauf als natürlicher Bestandteil der Haut-, Schleimhaut- und Darmflora.
Das Wachstum von Candida albicans, ebenso wie das anderer Mikroorganismen der Keimflora wird dabei durch das Immunsystem reguliert. Es hindert die Körperkeime daran, sich unkontrolliert zu vermehren und Krankheiten auszulösen. In bestimmten Fällen (z.B. bei Vorerkrankung) ist das Immunsystem jedoch nicht mehr in der Lage, das Wachstum der körpereigenen Mikroorganismen ausreichend einzudämmen. Kommt es in diesem Zusammenhang zu einer übermäßigen Vermehrung von Candida albicans, ist eine Pilzinfektion die Folge. Die so entstehende Hefepilzinfektion wird als Kandidose bezeichnet. Beschränkt sich die Pilzinfektion auf Haut und Schleimhäute, ist von Soor, bei einem ausschließlichen Pilzbefall der Mund- und Rachenschleimhaut von Mundsoor die Rede. zu unterscheiden ist hierbei zwischen zwei verschiedenen Krankheitsformen:
- akute erythematose Mundsoor – die orale Candidose verursacht starke Rötungen an der Mundschleimhaut. Weiße Beläge finden sich an den Schleimhäuten nicht, allerdings kann es zu einem intensiven Brennen im Mund (v.a. auf dem Zungenrücken) kommen.
- hyperplastische Mundsoor – die orale Candidose verursacht sichtbar weiße oder weiß-gelbliche Pilzbeläge auf der Zunge sowie der Mund- und Rachenschleimhaut. Die Beläge sind häufig durch Rötungen umrandet. Eine hyperplastische orale Soor kann oftmals sehr langwierig sein.
Ursachen für Mundsoor
Wie bereits aufgezeigt, geht Mundsoor auf eine überdurchschnittliche Vermehrungsrate von Candidapilzen im Mund- und Rachenbereich, wobei Candida albicans den häufigsten Erreger darstellt. Allerdings können auch andere Candidapilze, etwa Candida tropicalis und Candida stellatoidea, die orale Candidose auslösen. Sie kommen im Gegensatz zu Candida albicans nur selten natürlich im Mund vor. Deshalb finden sie häufig durch äußere Einflüsse vermehrt ihren Weg ins Schleimhautgewebe des Mundraums. Mögliche Ursachen für die Fehlbesiedelung durch Candidapilze sind:
- Schleimhautveränderungen: Verändert sich die Schleimhaut in Mundhöhle und im Rachenbereich, bringt dies auch die natürliche Keimflora aus dem Gleichgewicht. Mundpilz kann in diesem Zusammenhang zum Beispiel durch chronische Wunden entstehen, wie sie unter anderem für Zahnfleisch- und Rachenentzündung typisch sind. Darüber hinaus stehen auch kortisonhaltige Asthmasprays im Verdacht, das natürliche Milieu der Mund- und Rachenschleimhaut so zu verändern, dass sich Hefepilze der Gattung Candida ungehindert vermehren können.
- alters- und krankheitsbedingte Immunschwächen: Bei Säuglingen, kranken und alten Menschen kommt orale Candidose besonders häufig vor. Sie verfügen oft nur über eine verminderte Immunabwehr, wodurch sich die Vermehrungsrate von Candida albicans und Co. rasch erhöht. In Sachen Vorerkrankung sind hier vor allem Infektionskrankheiten wie grippale Infekte, Atemwegserkrankungen und HIV als häufige Ursachen für die Pilzinfektion zu nennen. Ebenso kann die Pilzinfektion auf Immunschwächen durch angeborene Immunkrankheiten und Stoffwechselstörungen basieren. Beispiele sind hier Diabetes mellitus sowie gesundheitsschädliche Stressbelastungen oder Tumorerkrankungen.
- medikamentös bedingte Immunschwächen: Das Immunsystem wird nicht nur durch Krankheiten geschwächt. Auch manche medikamentöse Behandlung setzt der Körperabwehr stark zu. Eine Candida-Infektion tritt hier ins besondere als Folge einer Antibiotika- oder Chemotherapie gerne auf.
- Ernährung: Eine sehr kohlenhydratreiche Ernährung (v.a. mit viel Zucker) befördert eine zugunsten von Pilzen veränderte Keimflora im Mund. Mangelerscheinungen wie Vitamin-B- oder Eisenmangel begünstigen Mundsoor hingegen durch ernährungsbedingte Immunschwächen. Falsche Ernährung kann der Pilzkrankheit also auf mehr als nur eine Weise den Weg ebnen.
- Mundpflege und Zahnprothesen: Besonders bekannt ist orale Soor als Folge mangelnder Mundhygiene. Wird Zahn- und Zungenbelag nämlich nicht regelmäßig entfernt, bietet er Candidapilzen ein gefundenes Fressen, das ihnen als zusätzliche Nährstoffquelle dient. Eine unkontrollierte Vermehrung der Pilze bis hin zur Entstehung von Mundsoor ist dann nicht mehr ausgeschlossen. Daneben sei auch schlechtsitzender Zahnersatz als mögliche Ursache der Pilzinfektion erwähnt. Er provoziert nicht selten eine mechanische Schleimhautreizung im Mundraum, wodurch die Schleimhäute empfindlich geschwächt werden.
Symptome bei Mundsoor
Die von oraler Candidose betroffenen Schleimhautstellen im Zungen- und Rachenraum sind je nach Art der Soor durch weißlichem Belag oder von Schleimhautrötungen gekennzeichnet. Der weißliche Belag zeigt dabei am deutlichsten eine abnormale Wucherung der Candidapilze an. Beim Versuch den hartnäckigen Belag abzutragen, kommt es zudem oftmals zu einer leichten Blutung des Wundgrundes und zu Schmerzen in Form von Brennen. Insgesamt müssen Sie sich auf folgende Symptome vorbereiten:
- Schleimhautrötungen
- Weißliche Beläge auf der Zunge, Mund- oder Rachenschleimhaut
- Schmerzen im Mund-/Rachenbereich (Brennen)
- Mundgeruch
- Pelzgefühl auf der Zunge
- gestörtes Geschmacksempfinden
- geschwollene Lymphknoten
Diagnose und Behandlung bei Mundsoor
Anhand der beschriebenen Symptome und den typischen sichtbaren Hautveränderungen lässt sich Mundpilz leicht durch Blickdiagnose feststellen. Gegebenenfalls nimmt der Arzt mit Hilfe eines Holzspatels oder Wattestäbchens auch einen Abstrich von dem weißen Schleimhautbelag, um den Pilzerreger genauer zu bestimmen. Dies betrifft jedoch in erster Linie chronische Formen und Varianten der Pilzinfektion mit untypischem klinischen Bild. Eine Blutuntersuchung ist für die Diagnose zumeist nicht notwendig. Zur Behandlung der oralen Soor stehen dann folgende Maßnahmen der Therapie zur Verfügung:
- medikamentöse Therapie: In der Regel verschreiben Ärzte bei der Infektion ein Antipilzmittel (Antimykotikum). Diese sind gut wirksam, da sie die Candidapilze abtöten und deren Vermehrung stoppen. Auch antimykotische und desinfizierende Lutschtabletten, Mundspüllösungen oder Mundgels können bei der Behandlung von oraler Soor unterstützend wirken.
- Mundhygiene: Zuvor verwendete Zahnbürsten sollten während der Behandlung von Mundpilz regelmäßig gewechselt werden. In ihnen können sich die Candidapilze ansiedeln und unbemerkt weiter vermehren, was beim Wiedereinführen in den Mund zu erneuten Infektionen führt. Die neue Zahnbürste muss dann nach dem Gebrauch immer heiß ausgekocht werden. Gleiches gilt für Schnuller und andere Mundstücke. Desinfizierende Zahncremes, Mundspülungen und Reinigungslösungen für Zahnprothesen und Zahnspangen sind zu empfehlen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung hat Auswirkungen auf die natürliche Keimflora der Rachen- und Mundschleimhaut und beugt somit der Vermehrung von Candidapilzen vor. Greifen Sie während der Therapie deshalb vermehrt auf naturbelassenes Gemüse zurück. Eine sehr kohlenhydrat- und zuckerhaltige Kost durch stark fruchtzuckerhaltiges Obst sowie Getreide- und Milchprodukte ist bis auf weiteres einzustellen.
Mundpilz – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Für gewöhnlich ist orale Soor mit einem Antimykotikum gut behandelbar und innerhalb kürzester Zeit auskuriert. Wichtig ist hierbei allerdings, dass Sie die Behandlung keinesfalls frühzeitig abbrechen, sondern sich genau an die Anweisungen des Arztes halten. Das alleinige Verschwinden der weißen Beläge bedeutet nicht automatisch, dass keine übermäßige Vermehrung des Candidapilzes mehr vorliegt.
- Komplikationen entstehen bei Candidose selten, wenn er frühzeitig behandelt wird. Nur in einigen Ausnahmefällen lässt sich die Candidainfektion schlecht behandeln oder kehrt immer wieder. Meistens betrifft die Infektion dann bereits auch den Verdauungstrakt, sodass der Arzt Ihnen ein stärkeres Antipilzmittel verschreiben wird, welches sowohl im Mund- und Rachenbereich als auch im Magen und Darm wirksam ist.
- Vorbeugen lässt sich der Pilzinfektion am besten durch eine gewissenhafte Mundhygiene. Zahnspangen, Zahnprothesen, Schnuller von Säuglingen und andere Gegenstände, die mit der Mundhöhle in Berührung kommen, sollten regelmäßig gereinigt werden. Auch eine gesunde Ernährung und ein insgesamt gesunder Lebensstil wirken sich positiv auf die natürliche Keimflora des Körpers aus. Leiden Sie an einer Immunschwäche und erkranken immer wieder an einer Candidainfektion, sollten sie mit Ihrem Arzt abklären, ob für Sie die vorbeugende Einnahme eines Antipilzmittels in Betracht kommt.
Fazit
Soor im Mund ist damals wie heute eine Volkskrankheit, die meist entweder einer zu kohlenhydratreichen Ernährung, anhaltenden Reizungen der Zungen- und Rachenschleimhaut oder bestehenden Immunschwächen geschuldet ist. Vor allem orale Candidose aufgrund eines vorgeschwächten Immunsystems ist hierbei sehr häufig anzutreffen. Zusätzlich sind oft Säuglinge und ältere Menschen davon betroffen. Wenngleich der auffallend weiße Pilzbelag auf den Schleimhäuten auf den ersten Blick aber schockierend sein kann, so handelt es sich bei Mundpilz doch lediglich um eine ungewohnt starke Vermehrung von Candidapilzen, die zum Teil natürlich in unserem Körper siedeln.
Wird ihr überschwängliches Wachstum frühzeitig durch eine geeignete Therapie gebremst, besteht deshalb kaum Grund zur Sorge. Trotzdem sollte die Behandlung sehr gewissenhaft erfolgen. Eine Kombination aus antimykotischen Wirkstoffen, sorgfältiger Mundhygiene und gesunder Ernährung bereiten der Pilzinfektion dann in der Regel zuverlässig ein schnelles Ende.