Donnerstag, November 21, 2024

Morbus Scheuermann

Morbus Scheuermann – Ursachen, Symptome, Therapie – Ratgeber

Unter der Scheuermann-Krankheit, auch Morbus Scheuermann genannt, versteht man eine krankhafte Krümmung der Wirbelsäule, welche sich für gewöhnlich im Jugendalter entwickelt und häufig mit Rückenschmerzen verbunden ist. Statistisch betrachtet leiden etwa 1 % aller Jugendlichen an dieser Rückgratverformung, wobei Jungen deutlich häufiger betroffen sind als Mädchen. Sollte Morbus Scheuermann nicht rechtzeitig behandelt werden, kann dies neben Rückenschmerzen zu ernsthaften Haltungsschäden führen.

Was ist Morbus Scheuermann? – Einzelheiten zur Scheuermann-Krankheit

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Der Name Morbus Scheuermann geht auf den dänischen Radiologen Holger Werfel Scheuermann zurück, welcher den Rundrücken zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstmals als eigenständiges Krankheitsbild beschrieb. Laut seiner Definition verbirgt sich hinter Morbus Scheuermann eine schwerwiegende Fehlentwicklung der Wirbelkörper, die sich während der pubertären Wachstumsphase der Wirbelsäule manifestiert.

Zurück zu führen ist der so entstehende Rundrücken auf eine durch Fehlbelastung entstehende Krümmung der Brustwirbelsäule. Der Vorgang wird in der Medizin als Kyphose bezeichnet und kann ein Hohlkreuz im Bereich der Lendenwirbelsäule zur Folge haben, was den Rundrücken weiter begünstigt. Unterschieden wird hierbei zwischen zwei Arten der Kyphose:

  • juvenile Kyphose – die Kyphose tritt in der ersten Hälfte der Pubertät auf
  • Adoleszentenkyphose – die Kyphose tritt in der zweiten Hälfte der Pubertät auf

Charakteristisch für Morbus Scheuermann ist ein gestörtes Wachstum der Grund- und Deckplatten im Bereich der Wirbelkörper. Dieses führt im Verlauf der Krankheit zu einer Verkeilung besagter Wirbel, was das gesunde Wachstum der Wirbelsäule enorm beeinträchtigt. Betroffen sein können von dieser Art der Wachstums sowohl die Brust- als auch die Lendenwirbelsäule. Allerdings ist eine Keilwirbelbildung der Brustwirbelsäule bei Morbus Scheuermann deutlich häufiger zu finden.

Ursachen für Morbus Scheuermann

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Die Gründe für das Entstehen von Morbus Scheuermann sind äußerst vielfältig und bislang nicht vollständig erforscht. Von einer selbstverschuldeten Fehlbelastung der Wirbelsäule bis hin zu einer krankheits- oder genetisch bedingten Fehlentwicklung der Wirbelkörper sind viele Ursachen denkbar. Insgesamt kommen dabei folgende Faktoren in Betracht:

 

genetische Disposition: Genetisch bedingte Fälle von Morbus Scheuermann haben ihren Ursprung häufig in einer krankhaften Wachstumsstörung der Wirbelsäule. Verantwortlich können hierfür zum einen erbliche Immunstoffwechselerkrankungen wie Morbus Bechterew sein, die eine Degeneration der Wirbelzellen zur Folge haben. Ebenfalls denkbar sind genbasierte Störungen im Bereich der Hormonbildung.

extreme körperliche Belastung: Nicht nur eine genetische Veranlagung fördert das Risiko einer abnormen Kyphose. Auch Extrembelastungen der Wirbelsäule, wie sie beispielsweise durch Hochleistungssportarten oder körperlich anstrengende Berufstätigkeiten entstehen, kommen als Ursache für einen Rundrücken in Frage. Dabei gilt: je schwerer das Gewicht, mit dem die Wirbelkörper dauerhaft belastet werden, desto wahrscheinlicher ist eine Entstehung der Scheuermann-Krankheit.

falsche Körperhaltung: Die für Morbus Scheuermann typische Kyphose wird im Volksmund häufig als Witwenbuckel bezeichnet. Zurück zu führen ist dieser Name auf die Tatsache, dass im Altertum viele verwitwete Frauen unliebsamen aber geldeinbringenden Tätigkeiten mit gekrümmter Körperhaltung (z.B. Näh- oder Feldarbeiten) nachgehen mussten. Von einem Rundrücken waren seinerzeit demzufolge insbesondere Witwen betroffen. Auch heute noch kann der Rundrücken durch Haltungsfehler ausgelöst werden. Als absolut schädlich für das gesunde Wachstum einer jugendlichen Wirbelsäule gilt dabei eine gekrümmte Sitzhaltung vor dem Computer in Kombination mit Bewegungsmangel.

falsche Ernährung: Nährstoffdefizite, etwa ein Mangel an Calcium, Zink oder Vitamin D kann Verformungen der Wirbelkörper ebenso begünstigen. Alle drei der genannten Nährstoffe sind unerlässlich für die gesunde Ausbildung der Wirbelsäule, weshalb eine unzureichende Versorgung des Körpers diesbezüglich ebenfalls als Ursache für Morbus Scheuermann in Frage kommt.

 

Welche Symptome verursacht die Scheuermann-Krankheit?

Rücken
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Mit der krankheitstypischen Kyphose gehen normalerweise die sogenannten Schmorl’schen Knötchen einher. Diese entstehen, wenn benachbartes Bandscheibengewebe in die Zwischenräume der verkeilten Wirbelkörper eindringt. Weitere Symptome bei Morbus Scheuermann sind:

  • Abnutzungserscheinungen der Wirbelkörper
  • Atmungsbeschwerden aufgrund verformter Wirbel
  • Bewegungseinschränkungen
  • Erschöpfungszustände
  • Deformierungen der Wirbelsäule
  • Fehlbildungen im Bereich der Muskulatur, Bänder und Gelenke
  • Haltungsschäden
  • Rückenschmerzen
  • umfassende Wachstumsstörungen im Bereich der Brust- oder Lendenwirbelsäule

Sofern sich die Wachstumsstörungen im fortgeschrittenen Stadium der Scheuermann-Krankheit überwiegend in der Brustwirbelsäule manifestieren, verursacht dies den für Morbus Scheuermann typischen Rundrücken. Er tritt in den meisten Erkrankungsfällen auf und führt nicht selten zu einer Verwölbung der Lendenwirbelsäule, woraus sich nach und nach ein Hohlrundrücken formt. Seltener ist hingegen eine Wachstumsstörung, die sich auf die Lendenwirbelsäule selbst konzentriert. Hier kommt es statt zu einem Rundrücken zu einem Flachrücken.

Diagnose und Therapie bei Morbus Scheuermann

Leider treten Symptome bei Morbus Scheuermann oftmals erst nach Ende des Anfangsstadiums auf. Die darauf folgende Krankheitsphase wird in der Medizin florides Stadium genannt und ruft zunächst leichte Beschwerden hervor, die sich bis zum Endstadium der Erkrankung kontinuierlich verschlechtern. Für eine frühzeitige Diagnose sind deshalb umfangreiche bildgebende Verfahren in Form von Röntgenaufnahmen notwendig, welche mögliche Verformungen schon im Ansatz erkennen lassen. Ein geeignetes Röntgenbild besteht in diesem Zusammenhang aus einer Seitenaufnahme der Wirbelsäule.

 

Physiotherapie: Um leichte Fälle von Morbus Scheuermann zu therapieren, können physiotherapeutische Bewegungsmaßnahmen und Sport zum Einsatz kommen. Auf diese Weise lassen sich mögliche Fehlbelastungen der Wirbelsäule kurieren und gleichzeitig Vermeidungsstrategien gegen eine falsche Körperhaltung erlernen.

Ernährungstherapie: Ebenfalls für leichte Formen der Scheuermann-Krankheit, sowie Morbus Scheuermann im Anfangsstadium geeignet ist eine gezielte Nährstoffzufuhr. Sie kann nicht nur angehende Verformungen der Wirbelsäule aufhalten sondern unterstützt darüber hinaus auch die Korrektur etwaiger Fehlstellungen durch Stärkung der körpereigenen Regenerationsfähigkeit.

Therapie durch Tragen einer Orthese: Schwerere Formen der Scheuermann-Krankheit erfordern das Tragen einer Orthese. Das medizinische Korsett bzw. dessen Ausrichtung orientiert sich an der Abweichung der Wirbelsäule vom sogenannten Cobb-Winkel – ein Gradmaß zur Klassifizierung von Wirbelsäulenkrümmungen. Anhand des Cobb-Winkels lassen sich auch Prognosen über mögliche Behandlungserfolge treffen, die beim Tragen eines Korrekturkorsetts bis zu 100 Prozent betragen können.

chirurgischer Eingriff: Sollte die Wirbelsäulenkrümmung besonders umfangreich sein und starke Rückenschmerzen für den Betroffenen bedeuten, ist es möglich, neben Schmerzmitteln auch eine operative Korrektur (Spondylodese) der Wirbelkörper in Erwägung zu ziehen. Hierbei werden abgenutzte Bandscheiben und verkeilte Wirbelkörper entfernt und anschließend durch alternative Knochensegmente oder Stabimplantate aus Titan bzw. Edelstahl ersetzt. Durch Fixierungsschrauben mit der übrigen Wirbelsäule verbunden, erlaubt der Eingriff Patienten so ein schmerzfreies Leben und eine bessere Körperhaltung.

 

Vorsorge und Prävention gegen Morbus Scheuermann

Rücken
CC0, it’s me neosiam auf Pexels

Sowohl eine genetisch bedingte Veranlagung als auch ein selbstverschuldetes Auftreten von Morbus Scheuermann lassen sich durch geeignete Präventivmaßnahmen entschärfen bzw. vermeiden:

  • Sorgen Sie bei langen Arbeiten vor dem Computer für eine geeignete Sitzposition. Ein ergonomisch geformter Bürostuhl wirkt hier wahre Wunder. Zudem sind Sitzhöhe und Kopfposition stets richtig zu bemessen. So sollten sich die Augen beispielsweise immer auf einer Linie mit dem Bildschirm befinden, während Unterarme und Hände entspannt auf Höhe der Arbeitsfläche liegen müssen.
  • Belasten Sie Ihre Wirbelsäule nicht dauerhaft mit schweren Lasten und bewegen Sie sich insbesondere bei langer sitzgebundener Arbeit regelmäßig. Dehn- und Lockerungsübungen vermögen es hierbei, versteifte Glieder zu entspannen.
  • Gerade in der Jugend ist eine ausreichende Zufuhr an Calcium, Zink und Vitamin D unerlässlich, um ein gesundes Wachstum von Knochen und Wirbelsäule zu gewährleisten. Dies Eingedenk ist eine ausgewogene Ernährung empfehlenswert, die eine ausreichende Menge an entsprechenden Nährstofflieferanten (z.B. Milchprodukte und Fisch) beinhaltet.

Fazit

Durch eine Verbesserung der eigenen Sitzhaltung und eine ausgewogene Ernährung lässt sich Morbus Scheuermann schon im Kindesalter verhindern. Wenn die Krankheit bereits Symptome zeigt, helfen oftmals eine Ernährungstherapie in Verbindung mit einer Physiotherapie. Im schlimmsten Fall muss ein operative Eingriff vorgenommen werden. Sollten Sie also Symptome von Morbus Scheuermann bei sich entdecken, ist der Gang zum Arzt Pflicht!