Morbus Crohn – Informationen im Überblick
Die Krankheit Morbus Crohn bezeichnet eine chronische Darmentzündung, welche in einzelnen Schüben verläuft. Sie kann von der Mundhöhle bis zum After den gesamten Verdauungstrakt umfassen, tritt jedoch primär im Übergang vom Dick- zum Dünndarm auf. Kennzeichnend für die Crohn-Krankheit ist ein partieller, bakterieller Befall der Darmschleimhaut, deren Ursprung auf eine veränderte Darmflora sowie eine damit verbundene Funktionsbeeinträchtigung der Darmbarrieren zurück zu führen ist. In den letzten 20 Jahren ließ sich ein deutlicher Anstieg der Neuerkrankungen beobachten, wobei derzeit auf 100 000 Einwohner 5 neue Krankheitsfälle entfallen. Betroffen sind dabei insbesondere ältere Personen ab 60 Jahren, aber auch Personen zwischen 15 und 35 Jahren.
Ursachen
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Verlässliche, bzw. eindeutige Ursachen für das Krankheitsbild konnten bislang nur unzureichend nachgewiesen werden. Ebenso wurde bis heute kein spezieller Erreger entdeckt. Allerdings gibt es zahlreiche Faktoren, die eine Erkrankung begünstigen:
Genetische Veranlagung: Es wird vermutet, dass vererbte Polymorphismen die Morbus Crohn Krankheit begünstigen. Polymorphismus bezeichnet in der Genetik das vermehrte Auftreten spezieller Gen- und Gensequenzvarianten, welche beispielsweise die Produktion von Enzymen steuern. Bei der chronischen Darmentzündung spielen diesbezüglich vor allem NOD2-Rezeptoren eine große Rolle, die zur Erkennung von Fremdstoffen dienen. Fehlfunktionen dieses Rezeptors sind unter anderem auch für das Blau-Syndrom verantwortlich. Daneben gilt auch ein geringes Vorkommen von Genabschnitten, welche das körpereigene Antibiotika beta-Defensin produzieren als genetischer Faktor, der die Entzündungen auslösen kann.
Defekte und Fehlfunktionen in der Darmbarriere: Eine Studie der Deutschen Morbus Crohn Vereinigung belegt, dass Abwehrschwächen innerhalb der Darmregion für die Entzündungen verantwortlich sind. Auch wurden in 20 % der Krankheitsfälle Antikörper der Gattung ANCA nachgewiesen, die zwar auf natürliche Weise im Darm vorkommen, durch die lückenhafte Darmschleimhaut aber bis in die Darmwand vordringen und dort Entzündungen hervorrufen. Ein Zusammenspiel des Defensin- und Schleimdefizits, welches die Zellabdichtung der Schleimhäute beeinträchtigt, ist damit sehr wahrscheinlich.
Psychosomatische Faktoren: Oftmals unterschätzt werden bei Magen-Darm-Problemen psychische und emotionale Aspekte, welche die Darmfunktion ungemein beeinflussen. So verstärken psychosozialer Stress, Depressionen oder seelische Konflikte zum Beispiel die für Morbus Crohn typischen Bauchschmerzen und den Durchfall. Ebenso können psychosomatische Faktoren das Risiko auf Neuentzündungen erhöhen.
Lebensmittel- und Hygieneprodukte: Auch Zusatzstoffe in Seifen, Weichmachern und Emulgatoren in Nahrungsmitteln können die Darmschleimhaut angreifen und damit die Darmflora dahingehend verändern, dass Bakterien jedweder Art eine Entzündung verursachen. Raffinierte Kohlenhydrate, wie etwa weißer Zucker stehen dabei besonders im Verdacht. Aus diesem Grund sind eine Zusatzstoff freie Ernährung und Hygiene auch für die Behandlung dringend notwendig.
Symptome
Typisch für die Crohn-Krankheit sind
- Abgeschlagenheit
- Anstieg an weißen und Verminderung an roten Blutkörperchen
- Bauchschmerzen und Krämpfe (speziell im rechten Unterbauch)
- Blutarmut
- Durchfall
- Fieber
- Gewichtsverlust und
- Müdigkeit
Was die Beschwerden anbelangt, ähnelt Morbus Crohn somit stark der Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Jedoch weichen die beiden Krankheiten in ihrem Befallsmuster stark von einander ab, denn während die Colitis sich für gewöhnlich auf den Dickdarm beschränkt, sind bei MC meist alle Magen-Darm-Abschnitte betroffen. Im Detail sind bei gut 40 % der Erkrankungen der Dünn- und Dickdarmübergang, bei ca. 30 % der untere Dünndarmabschnitt und bei ungefähr 25 % der Dickdarm oder Analkanal befallen.
Behandlung
Für die Diagnose von Morbus Crohn sind verschiedene Untersuchungen des betroffenen Gewebes notwendig. Hierzu gehören Darmspiegelungen, Röntgen-, Ultraschall-, Labor- und Stuhluntersuchungen. Bis heute kann die Krankheit aber nicht völlig ausgeheilt werden und auch die große Ähnlichkeit zur Colitis ulcerosa erschwert eine eindeutige Diagnose. Jedoch gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, welche zumindest die Beschwerden lindern:
Durchfallhemmende Präparate: Besonders wichtig für eine erfolgreiche Therapie ist es, den Durchfall zu stoppen, da dieser die Entzündung stark beschleunigt. Zu diesem Zweck werden Antibiotika, wie Loperamid eingesetzt.
Entzündungshemmende Präparate: Trotz starker Nebenwirkungen ist Kortison eines der am weitesten verbreiteten Medikamente zur Eindämmung der Darmentzündungen. Es verringert die Ausbildung von weißen Blutkörperchen und hindert die Leukozyte daran, in die Darmwand einzudringen. Leider verursacht ein Einsatz der künstlichen Steroide gerade bei Frauen unschöne Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Zyklusstörungen und Gewichtszunahme. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Arzneimittel Azathioprin, ein alternatives Behandlungspräparat, das zu Übelkeit, Haarausfall, Veränderungen des Blutbildes, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und einem erhöhten Hautkrebsrisiko führen kann. Empfehlenswerter ist deshalb zunächst eine Behandlung mit Sulfasalazin oder Mesalazin. Auch der Wirkstoff Methotrextat begünstigt eine Entzündungshemmung, da er das Zellwachstum in den betroffenen Darmregionen reduziert.
Ernährung und Lebensweise: Zu meiden sind während der Behandlung grundsätzlich Lebensmittel und Pflegeprodukte mit künstlichen Zusätzen. Was die zielgerichtete Kost für Morbus Crohn Patienten anbelangt, so kommt es auf individuelle Faktoren an. Als allgemein unverträglich gelten jedoch blähende, scharfe, fette und säurehaltige Lebensmittel.
Immunsystem hemmen – ja oder nein?
Weil sich das Immunsystem im Falle der Crohn-Krankheit durch seine überaktive Tätigkeit gegen den Körper wendet, zielten Therapien bislang darauf ab, die Immunfunktionen durch Medikamente zu unterdrücken. Neuesten Erkenntnissen britischer und deutscher Wissenschaftler zu Folge, könnte diese Strategie aber ein Trugschluss sein. Demnach sei es vielmehr das Versagen der Körper eigenen Immunabwehr, die infolge die Entzündungen verursacht. Eine Definition von Morbus Crohn als Autoimmunkrankheit wäre demnach falsch, weshalb auch die Therapiemöglichkeiten grundlegend überdacht werden müssten.
Vorsorge und Prävention
Da die genauen Auslöser für die Krankheit noch nicht oder nur unzureichend bekannt sind, gestaltet sich eine Vorbeugung schwierig. Sollten sie aber Raucher sein, empfiehlt es sich, den Nikotinkonsum zu stoppen. Wie es bei vielen Krankheiten der Fall ist, begünstigt das Rauchen nämlich auch das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken. Des Weiteren lassen sich folgende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:
- Achten sie beim Kauf von Lebensmittel- und Hygieneprodukten auf die Menge an Zusatzstoffen oder meiden sie entsprechende Produkte gänzlich. Darüber hinaus müssen allergische Reaktionen nicht unbedingt über die Haut erfolgen, sondern können sich auch in Fehlfunktionen des Verdauungstraktes äußern. Lassen sie sich also ausführlich auf Lebensmittelallergien testen, um Magen-Darm-Problemen vorzubeugen.
- Eine toxische Umgebungen und enorme Strahlenbelastung, wie sie zum Beispiel in Chemie- Metall- oder Bergbauberufen vorkommen, können sich ebenfalls schädlich auf den Darm auswirken und dort Entzündungen hervorrufen bzw. begünstigen. Gerade wenn in ihrer Familie bereits ein erhöhtes MC Risiko besteht, sollten sie entsprechende Berufsbranchen daher meiden.