Donnerstag, November 21, 2024

Morbus Bechterew

Morbus Bechterew – Ursachen, Symptome, Therapie – Ratgeber

Die Autoimmunkrankheit Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) wirft in der Medizin noch immer große Fragen auf, da ihre Entstehung bislang nur unzureichend erforscht ist. Laut einer Statistik der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew existieren in Deutschland knapp 150 000 Fälle von Spondylitis ankylosans. Erste Symptome dieser chronisch entzündlichen Erkrankung der Wirbelsäule zeigen sich dabei schon im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 25 Jahren. Erwiesenermaßen verläuft Morbus Bechterew bei weiblichen Patienten unscheinbarer als bei Männern. Das Erkrankungsrisiko selbst ist bei beiden Geschlechtern jedoch gleich hoch.

Was ist Morbus Bechterew? – Einzelheiten zu Spondylitis ankylosans

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Die Krankheitsbezeichnung ankylosierende Spondylitis leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet übersetzt so viel wie ‚gebogene bzw. versteifte Wirbelsäule‘. Besonders frühe Fälle der Spondylitis ankylosans wurden 5000 Jahre alten, ägyptischen Mumien beobachtet, was darauf schließen lässt, dass die Erkrankung schon in der antiken Medizin ein gut bekannter Begriff gewesen sein dürfte.

Ihren neuzeitlichen Namen Morbus Bechterew erhielt die ankylosierende Spondylitis erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den russischen Neurologen und Psychotherapeuten Wladimir Michailowitsch Bechterew. Der Militärmediziner und Professor lieferte erstmals eine detaillierte Beschreibung des Krankheitsbildes und widmete sich bei seinen Studien auch der Ursachen und Symptomen von Spondylitis ankylosans.

Ursachen für Morbus Bechterew

Patellasehnenentzündung
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Kennzeichnend für die Erkrankung Morbus Bechterew ist eine chronische, rheumatische Entzündung der Wirbelsäule. Diese kann im späteren Verlauf zu einer Verknöcherung der Gelenke führen, was bei Nichtbehandlung eine Komplettversteifung des Bewegungsapparats zur Folge haben kann.

Die genauen Ursachen für eine auf Morbus Bechterew zurück zu führende Entzündung bzw. Verknöcherung der Wirbelsäule sind bis heute noch nicht vollständig geklärt. Als Auslöser vermutet wird aber eine Funktionsstörung des Immunsystems, welche unter anderem durch eine Mutation des humanen Leukozytenantigens HLA-B27 verursacht wird. Besagtes Gen besitzt eine große Bedeutung für die körpereigene Immunabwehr, da es virale Antigene bindet und so für den Menschen unschädlich macht. Kommt es jedoch zu einer Störung der Funktionalität von HLA-B27-Genen, so besteht die Gefahr, dass sich die Antikörper auch gegen gesunde Körperzellen richten und so chronisch entzündliche Reaktionen im Bereich der Wirbelsäule auslösen. Eine Erkrankung an Spondylitis ankylosans ist dann sehr wahrscheinlich.

Mutationen des proteinbasierten Leukozytenantigens HLA-B27 sind meist erblich bedingt. Sie erhöhen das Erkrankungsrisiko für ankylosierende Spondylitis um ganze 90 %. Auch kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Antikörpern (z.B lgA-Antikörpern) kommen, was eine HLA-B27-Mutation noch gefährlicher macht.

Welche Symptome verursacht Spondylitis ankylosans?

Mögliche Symptomverläufe gestalten sich bei Morbus Bechterew sehr unterschiedlich. Hauptkennzeichen sind lang anhaltende Rückenschmerzen, die zunächst sehr schwach und vereinzelt auftreten, mit Voranschreiten der Krankheit aber immer größere Abschnitte der Wirbelsäule betreffen und über Monate hinweg anhalten können.

Erfahrungsgemäß sind die Schmerzen bei Spondylitis ankylosans am Morgen schlimmer und gehen häufig mit Morgensteifigkeit der Wirbel und Gelenke einher. Des Weiteren klagen Patienten, die eine akylosierende Spondylitis aufweisen, unter Symptomen, die für ein umfangreiches Entzündungsleiden typisch sind. Hier eine Übersicht zur prozentualen Auftretenswahrscheinlichkeit:

  • Achillodynie – (ca. 20 bis 30 Prozent aller Betroffenen)
    schmerzhafte Sehnenentzündungen in der Achillesferse
  • Arthritis (ca. 40 Prozent aller Betroffenen)
    schmerzhafte Entzündung großer Gelenke wie Hüften, Knie und Schultern
  • Iridozyklitis (ca. 30 bis 50 Prozent aller Betroffenen)
    schmerzhafte Entzündung der vorderen Augenkammer und der Regenbogenhaut

Ebenfalls nicht auszuschließen sind bei an Morbus Bechterew erkrankten Patienten Herzprobleme wie entzündete Herzklappen oder Herzrhythmusstörungen, Durchfälle aufgrund einer krankheitsbedingten Dickdarmentzündung, sowie Erkrankungen der Atemwege, wie sie beispielsweise durch eine Lungenfibrose oder Lungenentzündung entstehen.

Diagnose bei Morbus Bechterew

Schulterschmerzen
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Um eine ankylosierende Spondylitis zu diagnostizieren, testen behandelnde Ärzte für gewöhnlich die ‚menellschen Zeichen‘. Sie lassen sich am Verbindungsgelenk zwischen Kreuz- und Darmbein (Iliosakralgelenk) feststellen und bezeichnen Schmerzen bei der Bewegung des entsprechenden Gelenkabschnitts. Ebenso sind Schmerzen, Entzündungen und Verformungen im Rücken- oder Augenbereich mögliche Hinweise auf eine Erkrankung an Morbus Bechterew. Genauere Auskunft geben hier Labor- und Röntgenuntersuchungen zur Erkennung von Veränderungen der Wirbelsäule bzw. zum Nachweis von Risikofaktoren wie einem mutierten HLA-B27-Gen. Insgesamt kann es 5 bis 7 Jahre dauern bis ein stichhaltiger Symptombefund und somit eine Diagnose zustande kommt.

Therapie gegen ankylosierende Spondylitis

Da eine Ursachenbekämpfung bei Morbus Bechterew nicht möglich ist, bestehen Therapiemaßnahmen hauptsächlich aus Symptom- und Schmerzbehandlung. Um einzelne Krankheitsschübe auszubremsen können zudem physiotherapeutische Maßnahmen ergriffen werden. Hier ein kleiner Überblich zu möglichen Therapieansätzen:

 

Bewegungstherapie: Gymnastische Übungen aus der Physiotherapie, etwa in Form von Yoga, helfen von Spondylitis ankylosans betroffenen Patienten dabei, die Funktionalität ihres Bewegungsapparates zu erhalten. Auch Krankengymnastik und manuelle Therapiemethoden werden bei der Behandlung von Morbus Bechterew oft genutzt.

medikamentöse Therapie: Antirheumatika wie Indometacin oder die Verabreichung künstlicher Antikörper wie Adalimumab sind nicht nur dazu in der Lage, Schmerzen zu lindern. Ebenso können sie die Funktionsstörungen körpereigener Antigene (z.B. HLA-B27) soweit beeinflussen, dass Entzündungsprozesse im Bereich der Wirbelsäule und der Gelenke gehemmt werden. Allerdings ist eine Therapie mit entsprechenden Präparaten bei Spondylitis äußerst teuer und kann Patienten bis zu 20 000 € jährlich kosten.

operative Therapie: Das gezielte Brechen der Wirbelsäule mit anschließender Fixierung der Gelenke durch Metallplatten, führt in vielen Fällen zu einer besseren und schmerzfreieren Körperhaltung der Patienten. Es sei jedoch erwähnt, dass ein derartiger chirurgischer Eingriff bei Morbus Bechterew mit zahlreichen Komplikationen verbunden sein kann. Gelegentlich wird nach der Operation auch eine Hüftprothese erforderlich.

Ernährungstherapie: Bei manchen Formen von Sondylitis ankylosans hilft eine stärkefreie Ernährungsumstellung. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Dickdarmentzündung mit der Erkrankung einher geht. Hier kann ein reduzierter Stärkegehalt in der Nahrung entzündliche Bakterien (z.B. Klebsiella) bekämpfen.

 

Weitere Tipps zum Umgang mit Morbus Bechterew

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Wenngleich sich Morbus Bechterew nicht vollständig heilen lässt, so gibt es doch einige Maßnahmen, die Patienten ergreifen können, um einzelne Schübe der Krankheit zu verzögern:

  • Nehmen Sie regelmäßig Heilbäder und entspannen Sie so Ihre geplagten Gelenke und Sehnen. Gut bewährt haben sich in diesem Zusammenhang Kräuterzusätze aus Angelika, Arnika, Beinwell, Fichte, Kiefer oder Rosmarin.
  • Auch für Tees, Umschläge, Salben oder Massageöle sind die genannten Heilpflanzen gut geeignet. Versuchen Sie, zumindest einige der Kräuter zu ihrer täglichen Krankheitsbehandlung hinzu zu fügen.
  • Verzichten Sie auf zu viel Stärke in ihrer Nahrung, um funktionsgestörte Antigene auf Proteinbasis bzw. bakterielle Entzündungen im Dickdarm auszubremsen.
  • Im Bereich der Schüssler-Salze sind Calcium-, Kalium-, Lithium- und Natriumpräparate zu empfehlen. Vor Einnahme der homöopathischen Mittel sollten Sie sich jedoch mit Ihrem Arzt besprechen.

Tipp: Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) kennt viele Praktiken zur Stabilisierung des Gelenk- und Bewegungsapparats. So basieren beispielsweise zahlreiche physiotherapeutische Ansätze auf der chinesische Medizinlehre. Vielleicht finden Sie hier durch Stöbern in geeigneter Fachliteratur noch weitere Hilfestellungen zur Erkrankung Morbus Bechterew.