Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine Schleimhautentzündung innerhalb des Mittelohrs. Sie entsteht häufig in Folge eines grippalen Infekts und wird vor allem durch bakterielle und virale Erreger verursacht. Typische Symptome einer Otitis media sind pochende Ohrenschmerzen, Druckgefühle im Ohr und ein Paukenerguss. Letzterer beschreibt die Ansammlung von Entzündungssekreten im Mittelohr und kann manchmal sogar bis zum vollständigen Hörverlust führen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, welche Ursachen und Symptome eine Mittelohrentzündung genau aufweist und wie sich die Erkrankung erfolgreich behandeln lässt.
Entstehung einer Mittelohrentzündung
Das Mittelohr (Auris media) ist Bestandteil des menschlichen Gehörs. Es besteht aus einer mit Luft gefüllten Paukenhöhle (Cavum tympani), deren Wände mit einer Schleimhaut versehen sind. Das Mittelohr wird dabei durch das Trommelfell (Membrana tympani) vom äußeren Gehörgang abgegrenzt und ist zum Druckausgleich über die Eustachische-Röhre oder Ohrtrompete (Tuba auditiva Eustachii) mit dem Rachenraum verbunden. Innerhalb des Mittelohres befinden sich die für die Schallübertragung wichtigen Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel.
Bei einer Mittelohrentzündung kommt es zu einer Schwellung und Reizung der Schleimhaut in der Paukenhöhle. Zusätzlich schwillt meist auch die Eustachische-Röhre an, wodurch das Mittelohr nicht mehr ausreichend belüftet wird. Entstandene Sekrete können durch die Schwellung nicht mehr richtig abfließen und provozieren so neben Ohrenschmerzen auch erhöhten Druck im Ohr. Bleibt der Druck bestehen, ist eine Perforation des Trommelfells nicht mehr auszuschließen. Die Folge kann ein bleibender Hörverlust sein, weshalb Mittelohrentzündungen unbedingt und zeitnah behandelt werden müssen.
Ursachen für eine Mittelohrentzündung
Die Ursache einer akuten Mittelohrentzündung findet sich häufig in einer Infektion durch virale oder bakterielle Erreger wieder. Neben diesen kann auch eine unzureichende oder blockierte Belüftung des Mittelohrs die Schleimhäute der Paukenhöhle reizen und ein für Erreger optimales Klima schaffen. Auf welchen Wegen die Entzündungskeime für gewöhnlich ins Ohr gelangen, haben wir im Folgenden für sie festgehalten:
- Infektionen: In der Regel wird eine Mittelohrentzündung durch Bakterien (z.B. Pneumokokken, Haemophilus influenza) oder Viren verursacht. Bei bereits bestehenden Infektionen der Atemwege (z.B. Scharlach oder einem grippalen Infekt) dringen die Infektionserreger mit Vorliebe über den Rachenraum in die Eustachische Röhre vor. So erreichen sie sehr schnell die Schleimhäute des Mittelohrs. Ebenfalls möglich ist eine Infektion über den Blutkreislauf. Von außen gelangen Bakterien und Viren gerne durch verschmutztes Schwimmbadwasser ins Ohr. Ein Infektionsweg, der gerade bei Kindern sehr oft zu Mittelohrentzündungen führt. Zumindest bakterielle Entzündungen lassen sich jedoch gut durch Antibiotika behandeln.
- unzureichende Belüftung: Auch eine unzureichende oder blockierte Belüftung des Mittelohrs kann eine Schleimhautentzündung begünstigen. Ursächlich sind hier zum Beispiel Schleimhautgeschwulste, vergrößerte Rachenmandeln oder Fehlbildungen im Gehörgang. Durch den Belüftungsmangel bildet sich in der Paukenhöhle ein für Erreger günstiges feucht-warmes Klima. Insbesondere chronische Mittelohrentzündungen nehmen auf diesem Weg häufig ihren Lauf.
- Cholesteatom: In seltenen Fällen wird eine Mittelohrentzündung durch ein Cholesteatom hervorgerufen. Bei dieser auch als chronische Knocheneiterung bezeichneten Erkrankung wuchert Plattenepithel über eine Trommelfellperforation in die Paukenhöhle und löst dort eine eitrige Entzündung aus. Der krankheitsbedingte Paukenerguss ist bei eitriger Otitis media natürlich besonders ausgeprägt. Ein Hörverlust ist hier ohne geeignete Behandlung sehr wahrscheinlich.
Symptome einer Mittelohrentzündung
Neben typischen Symptomen wie Fieber, Hitze und allgemeinem Unwohlsein äußert sich eine Mittelohrentzündung vor allem durch pochende bis stechende Ohrenschmerzen. Je nach Schwere der Entzündung können zusätzlich Ohrgeräusche, Hörstörungen oder ein kompletter Hörverlust auftreten. Insgesamt müssen Sie bei Mittelohrentzündung mit folgenden Beschwerden rechnen:
- pulsierende oder stechende Ohrenschmerzen
- Druckgefühl
- Rauschen im Ohr
- verringertes Hörvermögen
- Paukenerguss, ggf. mit blutigem bis eitrigem Ausfluss
- Fieber
- Schwellungen und Rötungen im Gehörgang
- Schwindel und Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
Diagnose und Therapie bei Mittelohrentzündung
Die Diagnose einer Mittelohrentzündung erfolgt im Idealfall durch einen HNO-Arzt. Dieser untersucht nach einer Anamnese die Gehörgänge und das Trommelfell mit Hilfe eines Otoskops. Dabei finden sich im Ohr meist deutliche Anzeichen einer Entzündung in Form von Schwellungen, Rötungen und Ausfluss. Im Anschluss an die Otoskopie können durch Tympanometrie und Nasenspiegelung mögliche Schädigungen an den Bestandteilen des Mittelohrs festgestellt oder ausgeschlossen werden. Ergänzend nehmen Ärzte häufig auch einen Hörtest vor. Sobald die Diagnose abgeschlossen ist, kommen folgende Maßnahmen zur Behandlung in Betracht:
- Behandlung durch Medikamente: Bei einer stark ausgeprägten bakteriellen Mittelohrentzündung kommen fiebersenkende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Paracetamol, Ibuprofen) zum Einsatz. Auch Antibiotika (z.B. Amoxicillin, Clarithrimycin) sind ein wichtiges Mittel der Therapie. Gelegentlich bringen Ärzte zusätzlich zur Gabe von Antibiotika einen mit Alkohol getränkten Verbandsstreifen ins Ohr ein. Dieser desinfiziert den Bereich um den Entzündungsherd.
- Hausmittel und Homöopathie: Um ein Abschwellen der Mittelohrschleimhaut zu erzielen, kann Wärme in Form einer Rotlichtlampe eingesetzt werden. Die Wärmebehandlung erwirkt zusätzlich auch eine Verflüssigung von angestauten Sekreten, was einen Paukenerguss, sowie den dadurch entstehenden Druck lindert. Um die Belüftung des Mittelohrs möglichst schnell wiederherzustellen, können Sie ferner abschwellende Nasensprays anwenden. Zur homöopathischen Behandlung von Fieber sind darüber hinaus Belladonna, Pulsatilla oder Aconitum zu empfehlen.
- Operation: Hat sich die Mittelohrentzündung bereits chronisch gefestigt, sich übermäßig viel Sekret angestaut oder ist die Entzündung auf umliegendes Knochengewebe übergegangen, ist womöglich eine OP notwendig. Im Zuge der Operation wird das Trommelfell zum Sekretabfluss eröffnet (Parazentese) oder bereits entzündetes Gewebe entfernt. Daneben erfordern auch Gewebewucherungen und Fehlbildungen im Ohr meist eine Korrektur per OP.
Mittelohrentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Im Normalfall heilt eine Mittelohrentzündung bei guter Behandlung binnen weniger Tage wieder ab. Bleibt die Entzündung hingegen unbehandelt, drohen bleibende Ohrschäden. Im schlimmsten Fall kommt es so zu Entzündungen des Innenohrs, des Warzenfortsatzes an der Schläfe oder der Hirnhaut.
- Weitere möglichen Komplikationen stellen bei Mittelohrentzündungen die Sepsis, Tinnitus oder auch eine Vernarbung des Trommelfells mit daraus resultierendem Hörverlust. Auch hier zeigt sich, dass eine ärztliche Therapie unter allen Umständen durchgeführt werden sollte. Wer hingegen versucht, die Entzündung auszusitzen, riskiert damit nicht nur seine Hörfähigkeit, sondern auch eine langwierige Verschleppung der Krankheit.
- Um einer Mittelohrentzündung vorzubeugen, ist es ebenfalls wichtig, bestehende HNO-Erkrankungen schnellst möglich auszuheilen. Dazu gehört auch, verschriebene Antibiotika bis zum Ende zu nehmen. Zusätzlich sollten Sie im Falle einer Krankheit gezielt ihr Immunsystem durch vitaminreiche Kost stärken. Im Schwimmbad kann das Tragen einer Bademütze die Ohren vor dem übermäßigen Einwandern von Keimen schützen. Auch sollten Sie es vermeiden, Ihr Ohr mit ungewaschenen Händen in Kontakt kommen zu lassen. Gerade an den Fingernägeln tummeln sich nämlich besonders viele Keime.
Fazit
Mittelohrentzündungen sind keine Seltenheit, was jedoch nicht bedeutet, dass sie ungefährlich wären. Wer die Entzündung nicht rechtzeitig behandeln lässt, dem drohen unter Umständen bleibende Gehörschäden und weitere Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Ein Gang zum Arzt ist bei anhaltenden Ohrenschmerzen also stets angebracht, um eine Otitis media rechtzeitig entdecken bzw. ausschließen zu können. Eine bakterielle Mittelohrentzündung wird dabei standardmäßig mit Antibiotika behandelt. Kompliziertere Ursachen erfordern hingegen womöglich eine Operation.