Die Diagnose einer Herzschwäche hat oft schwerwiegende Folgen. Sie stellt in Deutschland den häufigsten Grund für einen Krankenhausaufenthalt dar und führt bei einem Viertel der Patienten bereits im darauffolgenden Jahr zum Tod. Wie der Informationsdienst Wissenschaft (idw) mitteilt, soll nun im Rahmen einer neuen medizinischen Studie untersucht werden, ob die intravenöse Verabreichung von Eisencarboxymaltose die Überlebenschancen Betroffener verbessert und außerdem zu weniger Krankenhausaufenthalten führt. Hintergrund ist, dass bei vielen Herzschwäche-Patienten ein Eisenmangel festgestellt wurde. Doch wie verhält sich dieser Zusammenhang genau und welche neue Möglichkeiten könnten sich durch ihn für die Therapie ergeben?
Ursachen für Eisenmangel – woran krankt es?
Ständige Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen? In diesem Fall kann ein Eisenmangel vorliegen. Er stellt weltweit die häufigste Mangelerscheinung dar und betrifft Frauen in besonderem Maße.
Eisen gehört zu den essenziellen Spurenelementen, die vom Körper selbst nicht hergestellt werden können und somit mit der Nahrung zugeführt werden müssen.
Im menschlichen Körper erfüllt Eisen folgende Funktionen:
- Es bindet Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und sorgt mit für den Transport über das Blut in die Zellen im ganzen Körper.
- Zudem ist Eisen an der Blutbildung und Sauerstoffspeicherung beteiligt.
- Hinzu kommen eine Reihe von biochemischen Prozessen, darunter das Zellwachstum.
Im Regelfall wird der Bedarf an Eisen durch die tägliche Nahrungsaufnahme gedeckt. In einigen Fällen gelingt dies jedoch nicht. Betroffen sind laut eisen-netzwerk.de vor allem:
- schwangere und stillende Frauen
- Kinder in der Wachstumsphase und Pubertät
- Menschen, die auf tierische Nahrungsmittel verzichten
- von verschiedenen Krankheiten Betroffene (zum Beispiel Entzündungen oder Geschwüre im Magen-Darm-Trakt)
- Sportler
In den meisten dieser Fälle liegt ein erhöhter Eisenbedarf vor beziehungsweise kommt es – zum Beispiel durch starke Blutungen – zu einem erhöhten Verlust von Eisen. Allein aufgrund der Menstruation ist das Risiko eines Eisenmangels bei Frauen grundsätzlich höher. Allerdings sind auch Männer von der Mangelerscheinung betroffen. Vegetarier und Veganer sind häufig betroffen, weil leicht verwertbares Eisen vor allem in tierischen Lebensmitteln vorkommt.
In der Folge eines Eisenmangels treten zunächst Symptome wie trockene Haut, rissige Mundwinkel und brüchige Nägel auf. Bei einer Blutarmut beziehungsweise Anämie aufgrund eines länger andauernden/schwereren Eisenmangels kommt es zu den bereits angesprochenen Symptomen wie Müdigkeit, Leistungsabfall und Konzentrationsschwäche. Auch eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten ist eine Folge von Eisenmangel.
Wie ist der Zusammenhang mit einer Herzschwäche zu verstehen?
Wer unter einer Herzschwäche leidet, ist in vielen Fällen von einem Eisenmangel betroffen – das wurde in zahlreichen medizinischen Studien nachgewiesen.
Untersuchungen von Forschern aus Hannover, die die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert, kamen zu dem Schluss, dass diesem Eisenmangel eine Fehlsteuerung der Eisenregulationsproteine IRP1 und IRP2 zugrunde liegt, deren Ursachen noch nicht geklärt sind. Diese Proteine sind mit dafür verantwortlich, dass die Herzmuskelzellen genügend Eisen für die Energieproduktion erhalten.
Die beiden Hannoveraner Wissenschaftler beobachteten im Tierversuch an genetisch veränderten Mäusen Folgendes:
- Der Eisenmangel im Herzen machte sich im Ruhezustand kaum, bei starken Leistungsanforderungen jedoch erheblich bemerkbar.
- Er führte dazu, dass das Herz keine höhere Pumpleistung erbringen konnte.
- Nach einem Infarkt kam es durch den Eisenmangel zu einer Verstärkung krankhafter Prozesse wie der Ausweitung der Herzkammern. Dies hatte eine Abnahme der Herzkraft und in vielen Fällen den Tod zur Folge.
- Allerdings war bereits eine Eiseninfusion ausreichend, um das Herz der Mäuse unter Belastung wieder leistungsfähig zu machen und im Anschluss an einen Infarkt zu schützen.
Diese Untersuchungsergebnisse stützen die Annahme, dass jeglicher Eisenmangel bei Menschen mit Herzschwäche behandelt werden sollte. Ob dadurch schwere Komplikationen abgewendet werden können, ist derzeit allerdings noch nicht sicher. Die eingangs erwähnte Studie soll hier ein Stück weit Klarheit schaffen. Hierzu bilden die Forscher zwei Gruppen von Patienten mit einer Herzschwäche von mindestens mittlerer Stärke:
- Die erste Gruppe erhält intravenös Eisencarboxymaltose verabreicht.
- Die zweite Gruppe bekommt stattdessen eine Kochsalzinfusion.
Abhängig von den Ergebnissen der Studie könnten Infusionen mit Eisencarboxymaltose in Zukunft zum Standard werden und das Leben der Betroffenen deutlich verlängern. Bereits derzeit wird eine Behandlung des Eisenmangels bei Patienten mit Herzschwäche in den Leitlinien empfohlen, in der Realität jedoch oftmals nicht durchgeführt.
Wie lässt sich einem Eisenmangel vorbeugen?
Auch wer nicht an einer Herzinsuffizienz leidet, sollte einen Eisenmangel möglichst schnell behandeln. Schließlich führt dieser auf lange Sicht zu einer Blutarmut und damit zu Symptomen, die die Lebensqualität und vor allem die Leistungsfähigkeit deutlich einschränken – abgesehen davon, dass er das Risiko von Folgeerkrankungen deutlich erhöht.
Feststellen lässt sich ein Eisenmangel leicht durch eine Blutuntersuchung. Vor allem bei einem schweren Mangel, müssen die Betroffenen meist Eisenpräparate einnehmen, um das verlorene Gleichgewicht wieder herzustellen. Außerdem gilt es natürlich, die jeweilige Ursache festzustellen und nach Möglichkeit zu behandeln – zum Beispiel vorhandene Geschwüre.
Dabei gibt es gute Möglichkeiten, im Vorhinein einem Eisenmangel vorzubeugen. Im Zentrum dabei steht die Ernährung. Wer die folgenden Tipps beachtet, der stellt in den meisten Fällen eine ausreichende Versorgung mit Eisen sicher:
- Besonders viel Eisen enthalten zum Beispiel: Fleich (vor allem rotes Fleisch), Leber, Weizenkeime, getrocknete Linsen, Sojabohnen, Sonnenblumenkerne, Pistazienkerne, Petersilie, Mandeln. Wer diese Lebensmittel regelmäßig zu sich nimmt, muss kaum einen Eisenmangel befürchten.
- Vegetarier und Veganer sollten besonders auf Lebensmittel mit ausreichend Eisen achten – zum Beispiel durch den Genuss von Tofu. Dabei sollten sie im Kopf behalten, dass Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln schlechter aufgenommen werden kann.
- Vitamin C erleichtert die Aufnahme von Eisen durch den Körper. Es lohnt sich also, ein Glas Orangensaft zum Essen zu trinken.
- Hinderlich sind dagegen Milchprodukte und koffeinhaltige Getränke. Vom Kaffee zum Essen ist demnach eher abzuraten.
In den meisten Fällen ist die Vorbeugung von Eisenmangel genauso unkompliziert wie die Behandlung. Besonders Risikogruppen wie Veganer sollten allerdings regelmäßig ihr Blut kontrollieren lassen und bei der Ernährung auf eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß achten.
Außerdem gibt es eine – allerdings selten auftretende Form – von erblichem Eisenmangel. In diesem Fall reicht eine ausgewogene Ernährung nicht aus, um den Mangel auszugleichen.
Fazit
Dass Eisenmangel und Herzschwäche zusammenhängen, lässt sich kaum noch bestreiten. Inwiefern sich eine Behandlung des einen günstig auf mögliche Folgen des anderen auswirkt, muss sich allerdings noch herausstellen. Die Hoffnungen, die Forscher auf entsprechende Studien setzen, sind groß.
Demnach könnten Betroffene erheblich von einer Behandlung des Eisenmangels profitieren, sogar durch eine signifikante Erhöhung der Lebensqualität. Für das Gesundheitssystem würde ein entsprechendes Ergebnis eine beträchtliche finanzielle Entlastung bedeuten. Schließlich sind die vielen Krankenhausaufenthalte von Menschen mit Herzschwäche mit hohen Kosten verbunden.
Für „normal gesunde“ Personen hingegen gilt, dass sich einem Eisenmangel leicht vorbeugen lässt. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist dafür meist völlig ausreichend.