Milzschmerzen rühren meist von Erkrankungen der Milz, etwa einem Milzriss oder einer Milzentzündung her. Es kommen aber auch andere Ursachen für die Schmerzen in Frage. Welche das sind und welche Maßnahmen zur Behandlung von Milzschmerzen sinnvoll sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wie entstehen Milzschmerzen?
Die Milz (Lien oder Splena) ist ein Organ, das im Körper viele Funktionen erfüllt. Die als Pulpa alba bekannten Milzknötchen sind an Immunreaktionen beteiligt. Das Milzretikulum alias Pulpa rubra ist für den Abbau alter Blutkörperchen verantwortlich. Darüber hinaus spielt die Milz bei der Bildung neuer Blutkörperchen eine wichtige Rolle. Deshalb sind Milzerkrankungen und Milzschmerzen gefährlich für die körperliche Gesundheit.
Bemerkbar machen sich Schmerzen im Bereich der Milz in der linken Oberbauchhälfte hinter dem Rippenbogen. Hier liegt das Organ – unterhalb des Zwerchfells und geschützt durch die Rippen. Wie schon angedeutet, ist die Ursache für die Schmerzen oft eine Erkrankung oder Verletzung der Milz. Allerdings kann auch ein angrenzendes Organ bzw. eine Rippe, oder eine Bluterkrankung für die Schmerzen verantwortlich sein. Insgesamt kommen für Milzschmerzen diese Ursachen in Frage:
- Milzinfarkt: Von einem Milzinfarkt spricht man, wenn ein Funktionsversagen der Milz oder ein großflächiges Absterben von Milzgewebe vorliegt. Der Infarkt ist meist auf den Verschluss der Milzarterie (Arteria lienalis) zurück zu führen. Dieser kommt oft durch Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose oder eine abnormale Milzvergrößerung zustande. Im Verlauf erleidet die Milz eine Mangelversorgung mit Blut und Sauerstoff. Die Schmerzen strahlen bei einem Milzinfarkt oft bis in die Leistengegend aus.
- Milzvergrößerung: Die auch als Splenomegalie bekannte Milzvergrößerung beschreibt eine krankhafte Vergrößerung der Milz. Sie kennzeichnet Blutzellenkrebs, Milztumore und eine Reihe an Infektionen und rheumatischen Erkrankungen. Durch das vergrößerte Volumen kann es zu Organ- und Gefäßeinklemmungen kommen. Der Druck auf umliegende Organe und den Rippenbogen provoziert die Schmerzen. Eine große Gefahr stellt hier ein Blutrückstau in der Milz dar.
- Milzstauung: Zu einem Blutrückstau in der Milz kommt es, wenn die Milzgefäße das Blut nicht mehr vollständig weiterleiten können. Charakteristisch dafür ist der Pfortaderhochdruck, der neben einer Milzstauung zu Leberzirrhose führen kann. Hier strahlen die Schmerzen bis in die Leber aus.
- Milzriss: Verletzungen der Milz führen oft zu einem Milzriss. Provoziert wird dieser durch Unfälle und Stürze auf die Milz, die einen Gewebeschaden nach sich ziehen. Auch können eine Milzvergrößerung und die damit verbundene Milzstauung langfristig einen Milzriss herbeiführen.
- Milzentzündung: Eine Entzündung der Milz (Splenitis) ist oft in der Kapsel des Organs vorzufinden. Als Ursachen kommen viele Entzündungs- und Infektionskrankheiten infrage. Dazu gehören das Pfeiffersche Drüsenfieber, eine HIV-Infektion oder Reizzustände. Vor allem wenn eine Rippe chronisch gereizt wird, etwa durch falsche oder gekrümmte Körperhaltung, überträgt sich oft ein schmerzhafter Entzündungsreiz vom Rippenbogen auf die Milz.
- Bluterkrankungen: Im Bereich der Bluterkrankungen sei vor allem die Thalassämie erwähnt. Die Erkrankung betrifft die roten Blutkörperchen. Diese produzieren bei Thalassämie aufgrund eines Gendeffekts nicht genug Hämoglobin. So kann es zu einer vergrößerten Milz und Milzschmerzen kommen. Darüber hinaus kann Blutzellkrebs oder eine Sichelzellenanämie Schmerzen in der Milz begünstigen.
- sonstige Erkrankungen: Außer einer Milzvergrößerung können andere Organvergrößerungen zu Schmerzen in der Milz führen. Schwellungen und Entzündungen im Bereich des Zwerchfells, Magens oder Darms rufen schnell einen schmerzhaften Mangel an Platz hervor. Des Weiteren kann eine gebrochene Rippe durch Knochensplitter die Milz reizen bzw. verletzen. In diesem Fall sind neben Milzschmerzen auch ein Milzriss und eine Milzentzündung möglich.
Behandlung von Milzschmerzen
Zur Behandlung von Schmerzen im Bereich der Milz ist eine Anamnese des Patienten nötig. Hierbei wird erfragt, ob sich der Schmerz in der linken Oberbauchhälfte konzentriert. Auch müssen Vorerkrankungen wie Gefäß- oder Blutkrankheiten abgeklärt werden. Zur Absicherung kommen Tastuntersuchungen und bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT zur Anwendung. Die Behandlung der Milzschmerzen richtet sich nach der Ursache:
- medikamentöse Behandlung: Ist eine Vorerkrankung diagnostiziert, sind Medikamente meist die einzige Lösung, um Krankheit und Schmerzen zu behandeln. Denkbar sind entzündungshemmende und antibiotische Wirkstoffe. Sie werden bei starken Schmerzen zusammen mit einem Schmerzmittel verabreicht.
- operativer Eingriff: Tumorerkrankungen, ebenso wie Gefäßkrankheiten, schwere Verletzungen und Organvergrößerungen, machen oft eine Operation nötig. Hier werden stark beschädigte Gewebeabschnitte oder wucherndes Gewebe entfernt. Sollte die Milz kurz vor einem Infarkt stehen, müssen Sie mit einer Milzentfernung (Splenektomie) rechnen. Das Organ selbst ist nicht überlebensnotwendig.
- Schonung: Während der Behandlung ist eine besondere Schonung der Milz wichtig. Gerade bei Verletzungen muss absolute Ruhe gewahrt werden. Nach einer Milzentfernung bestehen eine starke Immunschwäche und ein erhöhtes Infektionsrisiko. Sich zu schonen und Erregern durch Hygiene und vitaminreiche Ernährung vorzubeugen, ist oberstes Gebot.
Milzschmerzen – wann zum Arzt?
Milzschmerzen sind grundsätzlich einen Gang zum Arzt wert. Zu groß ist die Gefahr, dass sich hinter den Schmerzen eine ernste Erkrankung versteckt. Suchen Sie immer einen Arzt auf, wenn sie anhaltende Schmerzen im linken Oberbauch wahrnehmen.
Fazit
Auslöser für Milzschmerzen können sowohl die Milzknötchen als auch das Milzretikulum oder die Milzgefäße sein. Zudem sind Milzerkrankungen nicht die einzigen Faktoren, die zu den Schmerzen führen können. Ebenso kommen Bluterkrankungen wie Thalassämie, Verletzungen wie ein Rippenbruch und Gefäßkrankheiten wie Arteriosklerose als Ursache für die Schmerzen in Betracht. Zur sicheren Abklärung ist bei Milzschmerzen im linken Oberbauch darum immer ein Arzt aufzusuchen.