Zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel, wie sie von Herstellern wie Orthomol, Neuronade oder auch Hexal vertrieben werden, werben immer wieder mit einem besonders hohen Anteil an Mikronährstoffen. Durch die Einnahme der Mittel soll dabei einer Mangelernährung vorgebeugt werden. Doch was sind Mikronährstoffe überhaupt und welchen Wert haben sie für die menschliche Gesundheit? Unser Beitrag zum Thema informiert.
Was sind Mikronährstoffe?
Wie der Name bereits vermuten lässt, sind Mikronährstoffe das Gegenteil von Makronährstoffen. Letztere werden vor allem von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen gestellt, die dem Körper als Energielieferanten dienen. Mikronährstoffen ist hingegen gemeinsam, dass sie den Organismus nicht mit Energie versorgen, sondern seine essenziellen Funktionen regeln. Hierzu zählen:
- Zellfunktionen
- Muskelfunktionen
- Nervenfunktionen
- Organfunktionen
- Blutbildung und Gefäßbeschaffenheit
- Bildung von Sekreten und Botenstoffen
- Erneuerung von Haut-, Haar- und Bindegewebe
- Erneuerung von Knochensubstanz
Kurzum: Mikronährstoffe sind dafür zuständig, dass unser Körper tut, was er soll. Eine Mangelernährung aufgrund unzureichender Versorgung des Körpers mit Mikronährstoffen führt demzufolge zu gravierenden Problemen. Diese können neben verschiedenen Mangelerscheinungen auch handfeste Krankheiten und Systemstörungen nach sich ziehen, so zum Beispiel:
- Knochenschwund
- Muskelschwund
- Nervenstörungen
- Haarausfall
- Hauterkrankungen
- Immunschwächen
- Gefäßerkrankungen
- Wachstumsstörungen
- Blutarmut
- Organversagen
- Verdauungsbeschwerden
Arten von Mikronährstoffen – ein Überblick
Die meisten Mikronährstoffe sind uns besser bekannt, als es zunächst den Anschein hat. Schon ein erster Blick auf ihren Namen lässt erahnen, dass eine Mangelernährung in ihrem speziellen Fall nicht gerade ratsam ist. Es handelt sich bei den betroffenen Nährstoffen nämlich um Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Wichtigsten Vertreter Funktionen dieser Mikronährstoffe im Körper haben wir nachstehend für sie festgehalten:
- Vitamine: Vitamine sind für den menschlichen Stoffwechsel unabdingbar, können vom Körper aber nicht ausreichend selbst hergestellt werden. Sie müssen darum über die Nahrung oder, bei anhaltender Mangelernährung, über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Im Bereich der Lebensmittel zählen vor allem Obst, Gemüse und Getreide zu den wichtigsten Vitaminlieferanten. Einige besondere Vitamine, wie etwa Vitamin A, D oder B kommen zudem in Fisch, Eiern und Tierleber vor oder müssen unter dem Einfluss von Sonnenlicht (Vitamin D) vom Körper hergestellt werden. In Deutschland leiden deshalb zum Beispiel recht viele Menschen unter einem Mangel an Vitamin D. Beteiligt sind Vitamine an folgenden Körperprozessen:
- Steuerung und Stärkung der Immunabwehr
- Infektionsschutz
- Entzündungshemmung
- Wundheilung
- Sehkraft
- Zellaufbau und Zellerneuerung
- Haut- und Haarstruktur
- Bindegewebsstruktur
- Knochen- und Zahnaufbau
- Blutbildung und Blutgerinnung
- Stoffwechselregulierung
- Nervenfunktionalität
- Förderung der Protein- und Mineralstoffverwertung
- Mineralstoffe: Die zweite, wohlbekannte Gruppe der Mikronährstoffe sind die Mineralien. Zu ihnen zählen beispielsweise Kalzium, Kalium, Magnesium und Natrium. Neben Mineralgestein sind Mineralstoffe insbesondere in Getreide, Milchprodukten, Fleisch und Fisch, aber auch in Kräutern und manchen Obst- und Gemüsesorten (z.B. Nüssen, Pilzen, getrockneten Aprikosen, Kakao- und Sojabohnen) reichlich enthalten. Das Aufgabenspektrum der Mineralstoffe im Körper ist dabei ähnlich wie das der Vitamine sehr vielseitig:
- Signalleitung von Nerven und Muskeln
- Hormonproduktion
- Regulierung von Organfunktionen
- Regulierung des Energiestoffwechsels
- Regulierung des Flüssigkeitsaushaltes
- Knochen- und Zahnaufbau
- Bildung von Blut-, Lymph- und Gewebeflüssigkeit
- Gefäßreinigung
- Spurenelemente: Spurenelemente sind eigentlich ebenfalls Mineralstoffe. Allerdings kommen sie in Lebensmitteln nur in sehr geringer Konzentration, also in Spuren vor. Die bekanntesten Spurenelemente sind diesbezüglich Eisen, Jod, Fluor, Selen, Silicium und Zink. Aufstöbern kann man sie sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln. Da sie sehr rar gesät sind, werden Spurenelemente besonders gerne als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Von Bedeutung sind diese Mikronährstoffe unter anderem für folgende Körperfunktionen:
- Blutbildung
- Förderung der Energieaufnahme aus der Nahrung
- Hormonbildung
- Produktion von Aminosäuren
- Fettverdauung
- Stärkung der Immunabwehr
- Körperwachstum
- Zahnaufbau
Übersicht zu den wichtigsten Mikronährstoffen | |
---|---|
Vitamine | Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin K |
Mineralstoffe | Chlorid, Kalzium (Calcium), Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat, Schwefel, Fluorid |
Spurenelemente | Eisen, Fluor, Jod (Iod), Kupfer, Molybdän, Selen, Silicium, Zink |
Nahrungsergänzungsmittel und orthomolekulare Medizin
Wer an Mangelernährung leidet oder krankheitsbedingt einen erhöhten Nährstoffbedarf hat, dem können Nahrungsergänzungsmittel wie Orthomol oder Neuronade oftmals eine wertvolle Hilfe sein. Es gibt jedoch auch Einsetzmethoden dieser Mittel, die man hinterfragen sollte. Eine zwiespältige Philosophie stellt hier die orthomolekulare Medizin. Darunter wird ein alternativmedizinisches Gesundheitskonzept verstanden, das die erhöhte Zufuhr von Mikronährstoffen durch Nahrungsergänzungsmittel predigt.
Die orthomolekulare Medizin geht davon aus, dass unsere moderne Ernährung größtenteils durch Lebensmittel geprägt ist, die arm an Mikronährstoffen sind. Dies führe zu einer chronischen Mangelernährung und in Folge auch zu einer Reihe ernährungs- bzw. stoffwechselbedingter Krankheiten, so die Auffassung des Konzepts. Vorbeugen und Entgegenwirken ließe sich besagter Mangelernährung nur durch spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die hochdosierte Mengen bestimmter Mikronährstoffe enthalten. Oftmals hört man in diesem Zusammenhang auch den Begriff „Vitalstoffe“, den die orthomolekulare Medizin als Alternativbegriff für Mikronährstoffe und andere uneinheitliche Stoffe verwendet, die eine besondere Rolle im Stoffwechsel spielen.
In der Schulmedizin und Ernährungslehre wird die orthomolekulare Anwendung von Mikronährstoffen als hoch kritisch betrachtet. Zum einen gibt es keine Beweise dafür, dass eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse, Obst, Milchprodukten und Co. den täglichen Mikronährstoffbedarf des Körpers nicht auf natürlichem Wege decken könnte. Zum anderen kann nicht nur eine Mangelernährung mit Mikronährstoffen zu gesundheitlichen Problemen führen. Auch eine Überdosierung der Mikronährstoffe, wie sie für das orthomolekulare Konzept charakteristisch ist, birgt gewisse Risiken. Hier einige Beispiele:
- Vitamin B begünstigt in zu hoher Dosis die Entstehung von Neuropathien, Lähmungen, Hautrötungen, Juckreiz, Gelbsucht und Leberschäden. Außerdem kann es bei einer Überkonzentration von Vitamin B zu Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Lungenödemen, verlangsamtem Herzschlag und Magen-Darm-Blutungen kommen.
- Eine Überdosierung von Vitamin C kann zu Durchfall, Koliken und Störungen im Hormonhaushalt führen. Darüber hinaus erhöht Vitamin C die Aufnahme von Aluminium, was das Risiko von Nierensteinen, Osteoporose, Knochen- und Gehirnschäden vergrößert.
- Eine Überdosis Calcium zeigt vor allem dann ernste Nebenwirkungen, wenn der Mineralstoff gemeinsam mit Vitamin D eingenommen wird. Hier drohen Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschwäche, Abgeschlagenheit, Depressionen und Psychosen.
- Bei einer Überdosierung von Eisen besteht die Gefahr einer tödlichen Eisenvergiftung. Entsprechende Vergiftungserscheinungen sind Durchfall, Erbrechen, Magenschmerzen. Im späteren Verlauf der Vergiftung kann es dann zu einem lebensgefährlichen Schock, starkem Blutdruckabfall, Koliken und Leberentzündungen kommen. Sehr häufig entsteht eine Eisenvergiftung durch überdosierte Nahrungsergänzungsmittel.
Fazit
Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente sind für unsere Gesundheit tatsächlich von unschätzbarem Wert. Sie regeln grundlegende Körperfunktionen und halten unseren Organismus damit am Laufen. Dabei kann aber nicht nur ein Mikronährstoffmangel, sondern auch eine Überdosierung von Mikronährstoffen die Körperabläufe aus dem Gleichgewicht bringen. Besser ist es darum, den täglichen Mikronährstoffbedarf über natürliche Lebensmittel zu decken, in denen Vitamine und Co. ausgewogen verteilt sind. Nahrungsergänzungsmittel setzen hingegen auf künstlich hochdosierte Mikronährstoffe. Deshalb sollten sie nur in Maßen und bei Konkretem Mikronährstoffmangel eingenommen werden.