Menschen, die an einer Blasenüberaktivität, kurz ÜAB, leiden, sind in ihrem Alltag nahezu ständig von dem starken Gefühl geplagt, auf die Toilette zu müssen. In der Regel tritt der Harndrang dabei sehr plötzlich und stark ausgeprägt auf, sodass das Wasserlassen scheinbar keine Sekunde mehr aufgeschoben werden kann. Gestaltet sich der Weg zur nächsten Toilette dann zu lang, kann auch ein unkontrollierter Harnverlust eintreten. In diesem Fall wird auch von einer nassen ÜAB gesprochen, also eine überaktive Blase, die mit einer Inkontinenz einhergeht. Daneben existiert auch die trockene ÜAB, bei der kein unfreiwilliges Verlieren von Harn auftritt.
Die Lebensqualität und die Lebensfreude der Betroffenen werden durch die überaktive Blase maßgeblich beeinträchtigt. Die Patienten suchen die Toiletten mehr als achtmal täglich auf, außerdem ist ein vermehrtes Wasserlassen auch in der Nacht nötig. Im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung lassen sich jedoch in der Regel keine körperlichen Ursachen feststellen. Falls jedoch körperliche Gründe für die Beschwerden ausgemacht werden können, handelt es sich nicht mehr um eine nasse ÜAB, sondern um eine Dranginkontinenz.
Eine ÜAB kann grundsätzlich sowohl mithilfe von Medikamenten als auch mit pflanzlichen Heilmitteln, Physiotherapie, Kontinenztraining, operativen Verfahren und Akupunktur behandelt werden.
Überaktive Blase mit Medikamenten behandeln
Häufig weist die Behandlung eine ÜAB eine Kombination von Verhaltens- und Physiotherapie mit Medikamenten auf. Die Medikamente können ihre Wirkung nämlich optimaler entfalten, wenn diese durch Toiletten-, Blasen- und Beckenbodentraining ergänzt werden.
Im Bereich der ÜAB werden vorrangig Anticholinergika eingesetzt, lokal daneben außerdem Östrogene. Daneben gibt es einige Medikamentengruppen, die als Alternativen bei einer überaktiven Blase genutzt werden, wie etwa Spasmolytika, trizyklische Antidepressiva oder Antipsychotika. Allerdings gehen von diesen höhere gesundheitliche Risiken aus, ihre Wirkung gestaltet jedoch nicht effektiver.
Die erste Wahl stellen bei einer ÜAB demnach die Anticholinergika dar. Bei neueren Medikamenten reicht dabei eine Einnahme pro Tag aus, außerdem gelten diese als gut verträglich und effektiv. Die Anticholinergika sorgen dafür, dass sich die Blase weniger stark verkrampft. Abhängig von dem jeweiligen Medikament können die Nebenwirkungen jedoch sehr unterschiedlich ausfallen.
Substanzen, die sich durch eine sehr schnelle Wirkung auszeichnen, sind besonders empfehlenswert, um sie im Vorfeld von bestimmten Situationen einzunehmen, Medikamente mit einem langsameren Wirkeintritt sind dagegen für eine dauerhafte Einnahme prädestiniert. Sollte sich nach einem Einnahmezeitraum von vier Wochen noch keine spürbare Verbesserung der Beschwerden zeigen, ist über eine Erhöhung der jeweiligen Dosierung nachzudenken.
Da sich die überaktive Blase auf keine körperlichen Ursachen zurückführen lässt, werden die Anticholinergika lediglich für die Linderung der Symptome genutzt. Eine dauerhafte Einnahme ist daher bei einem Großteil der Patienten nötig.
Östrogene, die lokal angewendet werden, können die Beschwerden, die eine überaktive Blase verursacht, in Form von Zäpfchen oder Cremes lindern. In einigen Fällen kommt es durch sie auch zu einer Reduzierung der inkontinenten Episoden.
In den Genitalien und den Harnwegen werden durch die Hormone die Schleimhäute verstärkt befeuchtet, sodass diese weniger anfällig für Entzündungen und Reizungen sind. Genau diese stehen im Verdacht, die Beschwerden einer überaktiven Blase zu begünstigen. Darüber hinaus wird ebenfalls die Durchblutung der Blase durch die Östrogene optimiert, wodurch die Blasenwand an Elastizität gewinnt und Krämpfe seltener auftreten.
Alternative Möglichkeiten der Behandlung
Ratsam ist es jedoch, die Behandlung mit Medikamenten durch Verfahren zu ergänzen, welche das Toiletten- und Trinkverhalten normalisieren, die Beckenbodenmuskulatur und den Beckenboden selbst stärken. Als hilfreich zeigen sich daneben häufig auch Entspannungsübungen.
Im Rahmen eines Kontinenztraining können so beispielsweise viele Betroffene wieder Vertrauen zu ihrem Blasenverhalten aufbauen und einen ungünstigen und nachteiligen Lebensstil positiv verändern. Das Trinkverhalten kann sich wieder normalisieren und den Ursachen, die den starken Harndrang auslösen, ausgewichen werden.
Die Beschwerden hinsichtlich des starken Harndranges können daneben oft durch ein gezieltes Training des Beckenbodens im Rahmen einer Physiotherapie gelindert werden. Außerdem müssen die Patienten dadurch die Toilette seltener aufsuchen. Für Frauen besteht ebenfalls die Möglichkeit, mit Scheidengewichten zu trainieren.