Das sich der Magen in schmerzhaften Krämpfen zusammenzieht, hat wahrscheinlich jeder bereits erlebt. Die Auslöser dafür können mit einer falschen Ernährung und gesteigerter Stressbelastung relativ harmlos ausfallen – doch in manchen Fällen liegen den impulsartigen Magenschmerzen ernsthafte Erkrankungen zugrunde. Hier erfahren Sie, was sich gegen die Beschwerden im Oberbauch unternehmen lässt und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten.
Was sind Magenkrämpfe?
Schmerzen, die vom Magen ausgehen, bezeichnen Mediziner fachsprachlich als Gastralgie. Die Empfindungen der Betroffenen äußern sich dabei sowohl in Brennen und Stechen als auch im Gefühl, dass sich der Magen unvermittelt verkrampft, wobei die Schmerzen zumeist in Intervallen auftreten und wieder abebben. Die Intensität nimmt dabei schlagartig zu und wird von einem Gefühl der Beklemmung begleitet. Der Schmerzreiz manifestiert sich oft nicht allein im Oberbauch, sondern strahlt in Brust und Rücken aus. Magenkrämpfe können sich als akute Beschwerde zeigen aber auch eine chronische Form annehmen. In vielen Fällen begleiten Durchfall, Erbrechen und Appetitlosigkeit die Krämpfe, was Hinweise auf die zugrundeliegende Ursache geben kann.
Wie entstehen Magenkrämpfe?
Krampfartige Magenschmerzen begründen sich meist auf die Reizung der Schleimhäute von Magen, Darm oder Speiseröhre. Die schmerzhafte Irritation kann durch eine Überproduktion an Magensäure, durch Grunderkrankungen oder als Reaktion auf Substanzen, z.B. Medikamente oder bestimmte Lebensmittel auftreten. Darüber hinaus kommen Infektionskrankheiten oder eine akute Belastung durch Stress als Ursachen für krampfartige Magenschmerzen infrage. Nicht alle Missempfindungen, die sich im mittleren bis linken Oberbach ansiedeln, rühren jedoch vom Magen her. Auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, des Darms und des Herzens können in diesem Areal Beschwerden verursachen.
Welche Ursachen rufen krampfartige Magenschmerzen hervor?
- Genussmittel und Ernährung: Regelmäßiger Alkoholkonsum kann eine Reizung der Magenschleimhaut hervorrufen, die sich in krampfartigen Schmerzen äußert, genauso wie das Rauchen. Nach den Mahlzeiten kann das Phänomen auftauchen, wenn es zu den Extremen kommt: Übermäßig fettige und/oder zuckerreiche Speisen können ebenso Magenschmerzen verursachen wie stark restriktive Diäten oder ungewohnte und einseitige Kost, z.B. Rohkost oder proteinreiche Diäten.
- Magen-Darm-Grippe: Treten die Krämpfe gemeinsam mit Erbrechen und wässrigem Durchfall auf, passen die Symptome in erster Linie zu einer Gastroenteritis. Sie wird häufig durch eine Infektion mit Keimen, z.B. Salmonellen oder Campylobacter, ausgelöst, die in vielen Fällen durch Lebensmittel oder Tiere übertragen werden. Magen-Darm-Grippen verlaufen bis auf die unangenehmen Begleiterscheinungen zumeist harmlos. Führen Erbrechen und Durchfall allerdings zu einem bedenklichen Flüssigkeitsverlust, sollte ein Arzt zurate gezogen werden.
- Gastritis: Eine Magenschleimhautentzündung löst neben brennenden Empfindungen, Übelkeit und Erbrechen auch Krämpfe im Oberbauch aus. In 85 Prozent der Fälle ist steht die Erkrankung im Zusammenhang mit einer Infektion durch Helicobacter Pylori. Andere Ursachen sind Autoimmunerkrankungen, chemische Einflüsse auf die Magenschleimhaut und chronische Krankheiten des Magen-Darm-Traktes wie Morbus Crohn.
- Reflux: Ist der Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen zu schwach ausgeprägt oder wird er durch physiologische Einflüsse geweitet oder aufgedrückt, fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre. Dort löst sie Schäden in der Schleimhaut aus, die das charakteristische Sodbrennen verursachen. Das Krankheitsbild, die sogenannte Refluxösophagitis, kann zusätzlich mit krampfartigen Magenschmerzen einhergehen.
- Magengeschwür: Bei einem Magengeschwür (ulcus ventriculi) handelt es sich um einen Defekt in der Magenschleimhaut. Er entsteht in vielen Fällen aus einer chronischen Magenschleimhautentzündung heraus und verursacht äußerst schmerzhafte Symptome. Schmerzen im Oberbauch, Krämpfe und Übelkeit folgen bei den Betroffenen im Regelfall auf die Einnahme einer Mahlzeit. In fortgeschrittenen Fällen kann das Geschwür eine Magenblutung und sogar einen Magendurchbruch verursachen.
- Zwölffingerdarmgeschwür: Das Zwölffingerdarmgeschwür (ulcus duodeni) tritt hierzulande etwa viermal häufiger auf als das Geschwür der Magenschleimhaut. Es erzeugt ähnliche Symptome; darunter Schmerzen im Oberbauch, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen.
- Reizdarm: Das Reizdarmsyndrom kann neben Magenkrämpfen die Symptome diverser Magen-Darm-Erkrankungen nachahmen, ist jedoch für sich genommen ungefährlich. Ungeachtet dessen bedeutet die Erkrankung für die Betroffenen eine erhebliche physische und psychische Belastung.
- Medikamente: Sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac hemmen die Produktion entzündungsfördernder Gewebshormone aber unterbrechen gleichzeitig die natürlichen Schutzmechanismen der Magenschleimhaut. Eine längere Einnahme in hohen Dosen führt bei den genannten Präparaten nicht selten zu Magenreizungen bis hin zu Magenblutungen. Sollten Sie regelmäßig Schmerzmittel benötigen, sprechen Sie die Einnahme exakt mit Ihrem Hausarzt ab. Im Regelfall verschreibt dieser einen Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer) als begleitende Therapie zur Einnahme von NSAR.
- Stress: Die menschliche Psyche steht in direktem Zusammenhang mit dem vegetativen Nervensystem, welches unter anderem die Bewegungen von Magen und Darm steuert. So wie ein aufregendes Ereignis „Schmetterlinge im Bauch“ verschafft, schlägt großer Stress nicht nur in sprichwörtlicher Weise auf den Magen. Das Auftreten von Magenkrämpfen, Übelkeit und Durchfall im Zusammenhang mit psychischen Belastungen ist kein ungewöhnliches Phänomen.
Behandlung bei Magenkrämpfen
Die Behandlung von Magenkrämpfen richtet sich nach den auslösenden Ursachen. Eine gereizte Magenschleimhaut durch Fehlernährung oder Genussmittel beruhigen Sie wirksam mit der Umstellung Ihres Lebensstils, während ein Magengeschwür oder eine chronische Gastritis eine medikamentöse Therapie benötigen.
Natürliche Therapie und Hausmittel
- Gesunden Lebensstil entwickeln – Wer im Zusammenhang mit Nikotin- oder Alkoholkonsum regelmäßig unter Magenkrämpfen leidet, tut gut daran, die Genussmittel aufzugeben oder wenigstens stark zu reduzieren. Übergewicht abzunehmen senkt darüber hinaus den Druck auf den Mageneingang und reduziert auf diese Weise das Risiko einer Refluxösophagitis. Schlussendlich können auch Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder Meditation zur Linderung von Magenschmerzen beitragen.
- Ernährung umstellen – Dass fett- und zuckerreiche Speisen die Magenschleimhaut reizen und Sodbrennen hervorrufen, ist allgemein hin bekannt. Liegen Magenkrämpfen spezielle Unverträglichkeiten zugrunde, gilt es, die Ursache (z.B. Gluten, Laktose oder Fruktose) strikt von Speiseplan zu verbannen. Dass bestimmte Inhaltsstoffe der Nahrung auf Magenschmerzen oder einen Reizdarm positiv einwirken können, wurde vielfach in wissenschaftlichen Studien demonstriert. Demnach hilft das Flavonoid Kämpferol aus Weintrauben, Grapefruits und Kohl gegen die Symptome einer Gastritis1, während Pfefferminzöl und Ballaststoffe die Beschwerden im Rahmen des Reizdarmsyndroms lindern können2.
Schulmedizinische Therapie und Arzneimittel
- Medikamente überprüfen – krampfartige Magenschmerzen rühren häufig vom unbefangenen Gebrauch rezeptfreier Wirkstoffe wie Ibuprofen und Diclofenac her. Bei schmerzhaften Reaktionen des Magens sollten Patienten auf magenschonendere Wirkstoffe wie Metamizol ausweichen oder zusätzlich Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Pantoprazol) zum Unterdrücken der Magensäurebildung einnehmen.
- Behandlung einer vorliegenden Gastritis – 50 Prozent der Menschen hierzulande tragen das Bakterium Helicobacter Pylori in sich – etwa 10 bis 20 Prozent davon entwickeln infolgedessen ein peptisches Geschwür. Begründen sich die Magenbeschwerden von Patienten auf eine B-Gastritis, die durch Helicobacter hervorgerufen wurde, therapieren Fachleute diese durch das sogenannte italienische Triple. Dabei werden Protonenpumpenhemmer in Kombination mit den Antibiotika Metronidazol und Clarithromycin verabreicht.
Magenkrämpfe – Wann zum Arzt?
Folgen die Krämpfe im Bauch auf ein reichhaltiges Festessen oder machen sich die Beschwerden während einer Hungerkur bemerkbar, genügt eine Anpassung des Speiseplans an magenfreundliche Kost. Erstrecken sich die Beschwerden jedoch über einen längeren Zeitraum und scheinen von der Ernährung unabhängig zu bestehen, sollten Sie einen Arzt konsultieren und ihm Ihren Zustand schildern. Insbesondere, wenn Magenschmerzen zusammen mit Blut im Stuhl bzw. schwarzem Teerstuhl auftreten, besteht Verdacht auf eine Blutung in oberen Verdauungstrakt. In diesem Fall kann eine Magenspiegelung (Gastroskopie) Aufschluss über die Ursache der Schmerzen geben. Beim Erbrechen von Blut, wobei das Erbrochene meist die Ähnlichkeit mit Kaffeesatz aufweist, besteht die Indikation eines Magengeschwürs oder eines Magendurchbruchs. In diesem Fall muss sofort ein Notarzt verständigt werden.
Fazit
Krampfartige Schmerzen im Oberbauch, die sich plötzlich nach ausgedehntem Schlemmen einstellen, haben in den meisten Fällen keine ernsthaften Erkrankungen zur Ursache. Treten die Magenschmerzen wiederholt und in Kombination mit begleitenden Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Blut im Stuhl auf, muss eine zugrunde liegende Krankheit des Verdauungstraktes als Auslöser in Betracht gezogen werden. Wenn Sie unsicher sind, suchen Sie lieber einmal zu oft ihren Hausarzt auf, anstatt zu lange zu warten.
- Kim SH, Park JG, Sung GH, Yang S, Yang WS, Kim E, Kim JH, Ha VT, Kim HG, Yi YS, Kim JH, Baek KS, Sung NY, Lee MN, Kim JH, Cho JY. Kaempferol, a dietary flavonoid, ameliorates acute inflammatory and nociceptive symptoms in gastritis, pancreatitis, and abdominal pain. Mol Nutr Food Res. 2015 Jul;59(7):1400-5. doi:
10.1002/mnfr.201400820. Epub 2015 Jun 5. PubMed PMID: 25917334 ↩︎ - Ford AC, Talley NJ, Spiegel BM, Foxx-Orenstein AE, Schiller L, Quigley EM, Moayyedi P. Effect of fibre, antispasmodics, and peppermint oil in the treatment of irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2008 Nov 13;337:a2313. doi: 10.1136/bmj.a2313. Review. Erratum in: BMJ.2009;338:b1881. PubMed PMID: 19008265 ↩︎