Der Lungenriss ist eine Verletzung in der Lunge, bei der die Luft aus dem Organ entweicht. Diese Luft lagert sich im Anschluss vermehrt im Pleuralspalt ab, was ohne geeignete Therapie schnell zu einem lebensgefährlichen Lungenkollaps (Pneumothorax) führt. Von einem Lungenriss betroffen sind dabei vor allem Patienten mit einer bestehenden Lungenerkrankung sein. Zudem gehören auch Sport- und Berufstaucher zur Risikogruppe. Lesen Sie nachstehend wichtige Einzelheiten zu Ursachen und Symptomen von Lungenrissen, sowie zu geeigneten Behandlungsmaßnahmen.
Was ist ein Lungenriss?
Unsere Lunge (Pulmo) ist umgeben vom sogenannten Brustfell (Pleura), welches die Brusthöhle von innen auskleidet. Auf Höhe der Lungenflügel schließt sich an das Brustfell die Pleurahöhle (Pleuralspalt) an, welcher in die Brustmuskulatur eingebettet ist. Kommt es durch Verletzungen oder Schwächen im Lungengewebe zu einem Lungenriss, ist meist auch die Pleura von der Verletzung betroffen. Die Folge ist ein Luftdurchtritt durch das Brustfell, welcher meist damit Endet, dass die Luft sich im Pleuralspalt ansammelt.
Je größer die Menge der entweichenden Luft ist, desto mehr drückt die vergrößerte Pleurahöhle auf die Lungenflügel. Gleichzeitig sinkt der Luftdruck in der Lunge, was zu einer erschwerten Atmung führt. Wird der Lungenriss nicht rechtzeitig behandelt, ist ein Pneumothorax unausweichlich. Was zu folgenden Komplikationen führen kann:
Ursachen für einen Riss in der Lunge
Der Auslöser eines Lungenrisses kann auf drei Hauptursachen eingeschränkt werden, denn meist ist entweder äußerliche Gewaltanwendungen, eine bereits bestehende Lungenerkrankung oder erhöhte Druckverhältnisse für den Riss in der Lunge verantwortlich. Nachstehend finden Sie eine Übersicht zu Situationen, in denen eine der oben genannten Faktoren gegeben ist:
- Lungenverletzungen: Eine Verletzung am Lungenflügel kann sich durch verschiedene Gewalteinwirkungen ereignen. Denkbar sind zum Beispiel die immensen Kräfte, die bei einer Explosion oder einem Autounfall auf die Lunge einwirken. Doch auch tätliche Auseinandersetzungen und unglückliche Stürze können die Lunge verletzen und so zu einem Lungenriss führen.
- Lungenerkrankungen: Als Risikoerkrankungen des Lungenrisses werden vor allem Lungenentzündungen, Lungentuberkulose, Rippenfellentzündungen und Lungenkrebs angesehen. Jede der genannten Krankheiten strapaziert das Lungengewebe enorm und kann für Gewebeschwächen sorgen, die letztendlich in einem Lungenriss enden. Dieser ereignet sich bei Lungenerkrankungen meist schleichend und wird deshalb oft erst erkannt, wenn deutliche Atembeschwerden auftreten.
- Druckverhältnisse beim Tauchen: Auch wenn Tauchgänge im Wasser anmutig und sanft wirken, bedeutet sie für die Lunge doch eine extreme Herausforderung. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Personen in sehr tief gelegene Wasserzonen abtauchen. Hier herrscht ein unwahrscheinlich großer Druck vor, der das empfindliche Lungengewebe durchaus beschädigen kann. Wird dann auch noch zu schnell wieder aufgetaucht, ist ein Lungenriss nicht auszuschließen.
- Stimmritzenkrampf: Beim Stimmritzenkrampf handelt sich um eine Verkrampfung der Stimmritze im Kehlkopf. Sie tritt häufig als Folge einer Schutzreaktion der Lunge auf, beispielsweise wenn diese droht, durch bevorstehendes Ertrinken Flüssigkeit einzuatmen. Ebenso sind Erstickung und zu schnelles Auftauchen aus dem Wasser, bei dem der betroffene Taucher die sich zunehmend ausbreitende Luft nicht schnell genug ablassen kann, dazu in der Lage, einen Stimmritzenkrampf auszulösen.
- Barotrauma: Ebenfalls mit dem Tauchen in Verbindung stehen kann das sogenannte Barotrauma. Hierbei handelt es sich um eine abnormale Ansammlung von Luft in der Lunge, die durch einen veränderten Umgebungsdruck zustande kommt. Neben Tauchvorgängen sind hier auch Aufenthalte in großer Höhe (z.B. Fliegen oder Bergsteigen), künstliche Beatmung und zu eng anliegende Kleidung wie etwa ein sehr fest geschnürtes Korsett als Auslöser eines Barotraumas zu nennen.
Symptome bei Lungenriss
Die Symptome eines Lungenrisses sind sehr eindeutig und leicht zu erkennen. So kommt es unter anderem zu akuter, plötzlich auftretender Atemnot und konzentrierten Schmerzen im Bereich des beschädigten Lungenflügels oder am Pleuralspalt . Ein tiefes Einatmen ist mit einem Lungenriss entweder gar nicht mehr oder nur bedingt möglich. Wird der Lungenriss nicht behandelt, kann es gar zum vollständigen Verlust der Atmung kommen. Zugleich entstehen bei Rissen in der Lunge oft auch Luftblasen in der Blutbahn, welche die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrechen. Als Reaktion auf den sinkenden Unterdruck in der Lunge fällt diese bei Nichtbehandlung zusammen. Insgesamt sind bei Lungenriss folgende Symptome denkbar:
- Atemnot
- Beklemmungsgefühle
- Brustschmerzen
- Gefäßverschlüsse durch Luftblasen
- Hustenreiz
Diagnose und Therapie bei einem Riss in der Lunge
Sollte der Verdacht auf einen Riss in der Lunge bestehen, ist umgehend ein Pneumologe aufzusuchen. Zur Diagnose tastet und klopft der Facharzt den Oberkörper ab, wodurch sich manche Risse bereits exakt feststellen lassen. Sollten besagte Maßnahmen ohne Ergebnis bleiben, ist ggf. eine Röntgenaufnahme oder Ultraschalluntersuchung nötig. Bei positiver Diagnose gestaltet sich die Therapie des Risses dann wie folgt:
- Erste-Hilfe-Maßnahmen: Zur Akuthilfe bei Lungenrissen gehört es, den Oberkörper aufrecht und ruhig lagern. Bei bewusstlosen Patienten muss eine stabile Seitenlage, sowie die stetige Kontrolle der Kreislauffunktionen erfolgen. Sollte es sich beim Verletzten um einen Taucher handeln, sind ferner Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Temperatur von Nöten.
- ärztliche Maßnahen: Kleine Lungenrisse heilen bei ausreichender Schonung von selbst wieder ab. Eine vorübergehende künstliche Beatmung mit reinem Sauerstoff ist jedoch in jedem Fall empfehlenswert, um Begleitsymptome wie Hustenreiz oder Atemnot zu lindern. Sie sollte stationär erfolgen, um den Patientenzustand ausreichend überwachen zu können. Bei sehr großen Lungenrissen könnte es bis zur Ausheilung zusätzlich nötig sein, die Luftansammlungen im Brustkorb durch einen Schlauch abzuleiten.
Lungenriss – Verlauf, Komplikationen und Prävention
Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie kann ein Riss in der Lunge gut behandelt werden.
Unbehandelt kann ein Riss in der Lunge hingegen zu schweren Komplikationen führen:
- Durch eine arterielle Gasembolie können bei Lungenrissen Luftbläschen in die Kapillare der Lunge ein und gelangen so in das Herz, wo sie embolische Verschlüsse bilden können. Auch kann es zu einer Luftansammlung im Brustraum kommen, wodurch der Unterdruck der Lunge vollkommen aufgehoben wird. Das Resultat ist ein kompletter Zusammenfall des Lungenflügels. Findet die austretende Luft eine Verbindung zum Mittelfellraum, ist ein darüber hinaus Mediastinal- oder Hautemphysem denkbar.
- Im Zuge eines Pneumothorax sind schwerwiegende Sonderformen wie das Spannungspneumothorax nicht auszuschließen. Diese können bis zur Verdrängung von im Brustkorb befindlichen Organen führen, was einen kritischen Platzmangel durch Luftansammlungen wiedergibt. Auch Ansammlungen von Luft im Blut sind bei einem Pneumothorax nicht selten. Hier ist schnelles Handeln gefragt.
- Lungenrissen vorbeugen lässt sich beispielsweise durch gezielte Atemtechniken beim Tauchen, Fliegen oder Bergsteigen. Natürlich sollten auch Lungenerkrankungen zügig auskuriert und für das Lungengewebe schädliche Einflüsse (z.B. Schadstoffe) gemieden werden. In Bezug auf zu enge Kleidung sind vor allem zu fest geschnürte Korsetts kritisch zu betrachten.
Fazit
Auch wenn Lungenrisse häufig von selbst wieder abheilen, können sie im schlimmsten Fall einen lebensgefährlichen Verlauf nehmen. Vor allem ein Pneumothorax als Folge des Risses birgt lebensgefährliche Komplikationen, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind deshalb enorm wichtig um bleibende Organschäden oder gar einen Organstillstand zu vermeiden. Vorbeugend hilft bei Rissen im Lungengewebe nur eine schonende Behandlung der Atemwege. Taucher und Personen, die des Öfteren besonderen Druckverhältnissen ausgesetzt sind, sollten sich zudem eine geeignete Atemtechnik aneignen.