Das auch als Lungenkrebs bekannte Lungenkarzinom (Bronchialkarzinom) ist mit gut 49 0000 Neuerkrankungen pro Jahr die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Dabei kommt es zu einer bösartigen Tumorbildung innerhalb der Bronchien oder Bronchiolen der Lunge, die bekanntlich am häufigsten durch Rauchen hervorgerufen wird. Doch es gibt noch andere Faktoren, die ein Bronchialkarzinom begünstigen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zur Entstehung von Lungenkrebs sowie zu geeigneten Maßnahmen der Behandlung.
Wie entsteht Lungenkrebs?
Bei Menschen besteht die Lunge (Pulmo) aus zwei Lungenflügeln, die sich rechts in drei und links in zwei Lungenlappen unterteilen. Darüber hinaus besitzt die Lunge sogenannte Lungenbläschen (Alveolen), die sich in den Lungenlappen befinden und mit ihnen gemeinsam die sogenannten Bronchien bilden. Ausgekleidet ist die Lunge zudem mit der Bronchialschleimhaut, welche das Atmungsorgan zusätzlich schützt. Ein Lungenkarzinom entsteht dabei in den Zellen der Bronchien, weshalb es auch als Bronchialkarzinom bezeichnet wird. Hat die Krankheit erst einmal ihren Lauf genommen greifen die Zellentartungen nach und nach auf immer größere Teile der lungeneigenen Zellstruktur über. Am Ende dieses Prozesses steht die vollständige Zerstörung der Lungenflügel und damit der Funktionalität des Bronchialsystems. Metastasen in den Lymphknoten, der Blutbahn oder in lungenexternen thorakalen Gewebeschichten sind nicht auszuschließen.
Ursächlich für das Lungenkarzinom sind anhaltende Reizzustände. Vor allem bei dauerhaften, entzündlichen Reizen und der Einwirkung von krebserregenden Stoffen können sich zum Beispiel die Plattenepithelzellen der Bronchialschleimhaut übermäßig stark teilen. In der Folge können sie zu einem bösartigen Tumor auswachsen. Je nach Entstehungsort bzw. Entstehungsart von Lungenkrebs unterschiedet man dabei folgende Formen von Bronchialkarzinom:
- großzelliges Bronchialkarzinom – Das Lungenkarzinom ist besonders groß und metastasiert nur über die Blutbahn.
- kleinzelliges Bronchialkarzinom – Die Tumoren sind besonders klein und weisen ein schnelles Wachstum auf. Außerdem bildet das kleinzellige Bronchialkarzinom frühzeitig Metastasen im Blut und in den Lymphknoten aus.
- Plattenepithelkarzinom – Dieses nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom entsteht durch eine chronische Schleimhautreizung der Plattenepithelzellen. Ein Lungenkarzinom dieser Art wächst sehr langsam, metastasiert jedoch ebenfalls sehr früh in die umliegenden Lymphknoten.
- Adenokarzinom – Das Lungenkarzinom entsteht aus schleimproduzierenden Zellen und taucht bevorzugt in Narbengewebe auf. Es metastasiert früh über die Lymph- und die Blutbahnen.
Ursachen für Lungenkrebs
Lungenkrebs wird heute hauptsächlich durch Tabakkonsum ausgelöst. Allerdings stellt Zigarettenrauch nicht die einzigen Schadstoffe, die durch Reizungen der Lungenschleimhaut zu Zellentartungen führen können. Darüber hinaus können sich auch genetische Ursachen oder Vorerkrankungen begünstigend auf die Entstehung eines Lungenkarzinoms auswirken. Einzelheiten entnehmen Sie bitte nachstehender Übersicht:
- Rauchen: Die Hauptursache für Lungenkrebs ist das Inhalieren von Tabakrauch. Neben Zigaretten seien hier auch Pfeifenrauchen und Passivrauchen erwähnt. Verbranntes Tabakgemisch enthält dabei ca. 100 krebserregende Stoffe, darunter Teer und schädliche Kohlenwasserstoffverbindungen. Diese setzen sich in der Lungenschleimhaut fest und provozieren dort Tumoren durch Zellmutationen.
- Umweltschadstoffe: Neben Tabakrauch können Umweltfaktoren zu einer chronisch-entzündlichen Reizung des Lungengewebes führen und so die Entstehung von Bronchialkarzinomen begünstigen. Hierzu zählt vor allem eine hohe Radon-Belastung in Wohnräumen (v.a. in alten Gebäuden), da sich die Zerfallsprodukte des Gases in den Bronchien anreichern und dort umliegendes Gewebe weiter radioaktiv bestrahlen. Weitere krebserregende Schadstoffe in der Umwelt sind Asbest, Chrom, Uran, Senfgas, Nickel oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Selbst der andauernde Kontakt mit Feinstaub (z.B. durch Abgase) erhöht das Risiko auf ein Lungenkarzinom.
- weitere Risikofaktoren: Bei der Entstehung von Lungenkrebs scheint auch eine familiäre Häufung von Krebserkrankungen eine Rolle zu spielen. Ebenso sind Tumoren in der Lunge als Folge krankheitsbedingt vernarbten Lungengewebes (z.B. nach Tuberkuloseerkrankungen oder Lungeninfarkten) denkbar. Darüber hinaus konnte eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Ernährung feststellen, dass ein Mangel von Obst und Gemüse in der Ernährung Lungenkrebs begünstigt.
Symptome bei Lungenkrebs
Die besondere Tücke eines Bronchialkarzinoms liegt in seinen mehrdeutigen Symptomen begründet. Denn nur selten führt Lungenkrebs im frühen Stadien erkennbare Beschwerden herbei. Erst im fortgeschrittenen Stadium oder wenn sich bereits Metastasen gebildet haben, treten Symptome wie Brustschmerzen, Atemstörungen, Fieberschübe und Husten mit schleimigen oder blutigem Auswurf auf. Insgesamt bringt Lungenkrebs folgende Symptome mit sich:
- langanhaltender Husten
- Atemnot
- Husten mit blutigem Auswurf
- Heiserkeit
- Fieberschübe
- Schmerzen und Beklemmungsgefühle im thorakalen Bereich
- Pleuraerguss
- Abgeschlagenheit
- Gewichtsverlust
- Schwellungen der Lymphknoten
Die Prognose bei Lungenkrebs ist vom Stadium des Tumors abhängig. Eine vollständige Heilung gelingt oft nur bei ausreichender Früherkennung. Ist die Erkrank.ng bereits zu stark fortgeschritten, sind die Schäden an der Lunge meist irreparabel. Bei der Therapie geht es zu diesem Zeitpunkt eher darum das Patientenleben durch Palliativmaßnahmen zu verlängern. Wie wichtig die Früherkennung ist, zeigt sich auch in den 5-Jahres-Überlebensraten, die im 1. Stadium bei 60 bis 70 Prozent, im 2. und 3. Stadium von Lungenkrebs dagegen nur noch bei 20 bis 40 Prozent liegt. Erfreulich ist aber, dass die Sterblichkeitsrate bei Lungenkrebs in den letzten Jahren stetig gesunken ist. Dies liegt an besseren Maßnahmen zur Früherkennung und an moderneren Methoden der Therapie.
Diagnose und Therapie bei Lungenkrebs
Für die Heilungschancen bei Lungenkarzinom ist eine Früherkennung essenziell. Zuständig ist für Krebserkrankungen die Onkologie, ein medizinischer Fachbereich, der sich gezielt mit der Entstehung und Heilung von Krebs beschäftigt. Die Diagnose erfolgt nach einer eingehenden Anamnese, in der Symptome und mögliche Risikofaktoren abgeklärt werden. Anschließend wird die Lunge mittels Röntgenstrahlen analysiert. Zur Bestimmung der Tumorart dient eine Gewebeprobe, die innerhalb einer Bronchoskopie entnommen wird.
Um die genaue Lage und Ausbreitung der Tumoren erkennen zu können, wird zusätzlich eine CT vorgenommen. Metastasen im Bauchraum werden zudem durch eine Ultraschalluntersuchung, Metastasen im Knochengerüst durch eine Skelettszintigraphie und Fernmetastasen durch eine Psitronen-Emissionstomographie (PET) sichtbar. Die Erkennung der Metastasen ist wichtig, um bei einer Behandlung restlos alle Karzinombildungen bekämpfen zu können. Die Therapie von Lungenkrebs beinhaltet dann meist eine Kombination aus zwei oder mehreren der nachstehenden Maßnahmen:
- Operation: Eine Entfernung via OP kommt vor allem bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs in Betracht, der sich für den Behandlungserfolg aber noch in Stadium I befinden muss. Fortgeschrittene Stadien können operativ meist nicht mehr vollständig entfernt werden. Um möglichst viel funktionstüchtiges Lungengewebe zu erhalten, versucht die Onkologie möglichst wenig der Lunge zu entnehmen. Nach Möglichkeit nur den direkt betroffenen Lungenlappen (Lobektomie), Teile des betroffenen Lungenlappens (Segmentresektion) oder zusätzlich zum Lungenlappen auch den zugehörigen Bronchus (Manschettenresektion).
- Chemotherapie: Bei einer Chemotherapie werden spezielle chemische Medikamente (Zytostatika) eingesetzt, welche die Zellteilung der Krebszellen hemmen und ihr Absterben hervorrufen. In schweren Fällen können auch spezielle Wirkstoffe zum Einsatz kommen, die die Übertragung von Wachstumssignalen oder die Neubildung von Blutgefäßen im wachsenden Tumor verhindern sollen. Entsprechende Präparate sind unter anderem Multikinasehemmer und Angiogenesehemmer.
- Strahlentherapie: Um Tumoren gezielt zu behandeln, setzt die Onkologie auf die Bestrahlung betroffenen Zellgewebes. Die radioaktiven Strahlen schädigen die Erbsubstanz von Krebszellen, bis diese teilungsunfähig werden. Bei fortgeschrittenem Lungenkrebs kann die Bestrahlung auch über die Luftwege erfolgen (endoluminale Brachytherapie).
- Immuntherapie: In den USA ist seit kurzem ein medikamentöser Wirkstoff namens Checkpoint-PD-1-Blocker Nivolumab zur Therapie von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs zugelassen. Anders als chemotherapeutische Mittel, welche der Immunabwehr oftmals stark zusetzen, kurbelt dieser Wirkstoff das Immunsystem an, indem es Signale hemmt, welche die zur Tumorabwehr nötigen T-Zellen bremsen. Das Sterberisiko konnte bislang schon um 41 Prozent gesenkt werden.
Lungenkrebs – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Lungenkrebs ist eine sehr ernsthafte Erkrankung, die in fortgeschrittenen Stadien kaum die Aussicht auf Heilung bietet. Vor allem wenn sich der Krebs bereits in beide Lungenflügel oder weitere Organe ausgebreitet hat, ist eine vollständige Entfernung des bösartigen Tumors nicht mehr möglich.
- Komplikationen entstehen bei Lungenkrebs nicht nur durch die eingeschränkte Funktionalität der Lunge. Auch Behandlungen wie Chemo- und Strahlentherapie führen zu umfangreichen Nebenwirkungen. Haarausfall, Verdauungsprobleme, Abgeschlagenheit und ein erhöhtes Krankheitsrisiko durch anhaltende Immunschwächen sind hier nur einige von vielen denkbaren Problemen.
- Um einem Bronchialkarzinom vorzubeugen, sollte unbedingt auf Nikotinkonsum verzichtet und schädliches Passivrauchen vermieden werden. Schadstoffbelastete Umgebung muss ebenfalls gemieden werden. Ergänzend kann eine gesunde, obst- und gemüsereiche Ernährung das Krebsrisiko senken.
Fazit
Bei einem Bronchialkarzinom hat sich im Zellgewebe der Lunge ein bösartiger Tumor gebildet. Die Hauptursache für derartige Zellentartungen im Bronchialsystem sind Schadstoffe wie Nikotin, Radon, Uran und Asbest, die zu anhaltenden Reizungen der Lungenschleimhaut führen. Treten Symptome wie blutiger Husten oder extreme Atembeschwerden auf, befindet sich der Lungenkrebs meist schon im fortgeschrittenen Stadium, was die Heilungschancen deutlich minimiert. Wichtig ist deshalb eine Früherkennung des Karzinoms, damit Behandlungsmaßnahmen erfolgreich sind. Ist die Behandlung abgeschlossen müssen zur Nachsorge ferner regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, um sicherzustellen, dass der Krebs nicht wieder aufflammt.