An einem Lendenwirbelbruch leiden alleine in Deutschland etwa 230 000 Menschen pro Jahr. Dabei gestalten sich die Lendenwirbelbrüche in ihrer Ausheilung oft langwierig und bedeuten große Einschränkungen im Alltag. Ursächlich für die Wirbelfraktur ist meist eine extreme Krafteinwirkung im Bereich der Lendenwirbelsäule. Doch auch Vorerkrankungen können eine Lendenwirbelfraktur begünstigen. In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen, welche Ursachen und Symptome Frakturen der Lendenwirbelsäule aufweisen. Darüber hinaus erhalten Sie Informationen zur möglichen Behandlung.
Wie entsteht eine Lendenwirbelfraktur?
Die Lendenwirbelsäule beschreibt beim Menschen jenen Abschnitt der Wirbelsäule, der sich zwischen der sich von oben her an den zwölften Wirbel der Brust (Vertebra thoriacica) anschließt. Im Gesäßbereich geht er in das Kreuzbein (Os sacrum) über. Insgesamt weist die Lendenwirbelsäule fünf Lendenwirbel (Vertebra lumbalis) auf. Des Weiteren existiert zwischen Kreuzbein und Lendenwirbelsäule der sogenannte Lenden-Kreuzband-Knick (Promontorium). Dieser krümmt den unteren Teil der Wirbelsäule nach unten aus.
Lendenwirbelbrüche können sich an jedem Segment der Lendenwirbelsäule ereignen. Dabei unterliegt der betroffene Lendenwirbel zuvor einer verstärkten Belastung. Diese entsteht entweder durch traumatische Gewalteinwirkung von außen oder durch Substanzschäden des Wirbels. Besonders häufig von einer derartigen Wirbelfraktur betroffen sind der vierte und fünfte Lendenwirbel. Da sich unter ihnen der Lenden-Kreuzband-Knick befindet, sind sie einer besonders großen Belastung ausgesetzt. Bei falscher Einwirkung von Kraft führt dies leicht zu Brüchen.
Ursachen für einen Lendenwirbelbruch
Wie bereits erwähnt, lässt sich bei den Ursachen für Frakturen der Lendenwirbel zwischen traumatischen und nicht-traumatischen Einflüssen unterscheiden. Generell kommen hier folgende Auslöser in Frage:
- ungünstige Bewegungen: Ist die Lendenwirbelsäule dauerhaft ungünstigen Rotations-, Translations-, oder Scherkräften ausgesetzt, werden die Lendenwirbel destabilisiert. Dies kann langfristig zu Substanzschäden durch Verschleiß führen. Traumatische Wirbelfrakturen ereignen sich dann natürlich sehr leicht. Zu den Risikoberufen gehören hier zum Beispiel Tätigkeiten wie Lagerarbeit. Durch das Heben schwerer Lasten in Kombination mit ungünstigen Wirbelsäulendrehungen ist diese Berufsgruppe deutlich öfter von einer Fraktur der Lendenwirbel betroffen. Ebenso gelten Mannschaftssportarten wie Fußball als Risiken, weil sie meist mit abrupten Bewegungen und Stürzen einhergehen. Diese verschieben Lendenwirbelsäule oft ruckartig und erhöhen so die Gefahr einer Wirbelfraktur.
- Unfalltraumata: Ebenfalls zu den traumatischen Ursachen für Lendenwirbelbrüche gehören Verkehrsunfälle und Stürze auf das Gesäß oder Becken im Alltag. Im schlimmsten Fall prallt die Lendenwirbelsäule hier unter starker Krafteinwirkung auf harte Hindernisse, was Wirbelbrüche natürlich befördert. Auch Sport- und Berufsunfälle in Form von Stürzen oder Schlägen durch schwere Gegenstände sind dabei nicht zu unterschätzen.
- Erkrankungen der Knochen und Gelenke: Zu den nicht-traumatischen Ursachen für Wirbelbrüche im Bereich der Lende zählen vor allem Krankheiten wie Osteoporose, Arthrose und Arthritis. Die Erkrankungen destabilisieren die betroffenen Knochen- und Gelenkabschnitte durch fortschreitenden Gelenkverschleiß oder Gelenkentzündungen. Im späteren Krankheitsverlauf kann dies selbst bei normaler Belastung zu plötzlichen Frakturen führen. Natürlich ist die Lendenwirbelsäule von solchen Verschleiß- bzw. Entzündungsprozessen nicht ausgeschlossen. Häufig geht den Frakturen hier auch eine Wirbelsäulenerkrankung wie Spondylarthrose oder ein Bandscheibenvorfall voraus.
- Fehlstellungen der Wirbelsäule: Fehlhaltungen und genetisch bedingte Fehlstellungen der Wirbelsäule sind als Auslöser einer Wirbelfraktur ebenfalls denkbar. Da die Lendenwirbelsäule hier haltungsbedingt oft einer stärkeren Belastung ausgesetzt ist, lassen sich Frakturen hierbei nicht ausschließen. Bei der Mehrbelastung handelt es aber meist um natürliche Bewegungen. Nur die Fehlstellung sorgt für die besondere Anstrengung für die Wirbelkörper. Aus diesem Grund handelt es sich hierbei nicht-traumatischen Ursache.
- Gewebewucherungen im Bereich der Wirbelsäule: Tumore im Bereich der Wirbelkörper können zur Zerstörung von Gewebe führen. Eine nicht-traumatische Destabilisierung und mangelnde Belastbarkeit der Lendenwirbelsäule sind dann leicht möglich. Erwähnt seien hier vor allem Knochentumore wie Osteoblastome, Chondrome, Hämangiome und Osteoidosteome. Die Tumore entstehen an verschiedenen Abschnitten innerhalb der Wirbelkörper. Auch der Stützapparat, welcher die Wirbel umgibt, kann betroffen sein.
Symptome bei Lendenwirbelfraktur
Wirbelbrüche im Bereich der Lende führen zu einer enormen Einschränkung im Alltag. Dabei sind folgende Symptome möglich:
- Schmerzen durch Bewegung
- Ausstrahlende Schmerzen in Brust, Kreuzbein oder Steißbein
- Bewusstlosigkeit durch Schock nach dem Trauma
- Kribbeln
- Gefühl von Taubheit
- Missempfindungen
- Lähmungen (bei Beteiligung der Nerven)
Leider sind vor allem Nervenschädigungen bei Wirbelfrakturen sehr häufig. Grund hierfür ist die Nähe des Zentralnervensystems zur Wirbelsäule. Aus dem hier befindlichen Rückenmark treten nämlich viele Nervenstränge aus. Entsprechende Nervenstörungen lassen sogar eine sehr genaue Lokalisation des Bruches von Lendenwirbel 1 bis 5 zu: Hier eine kleine Symptomübersicht:
- Fraktur von L1 – Hier kommt es durch Beschädigung des im Wirbelkanal verlaufenden Nervus genitofemoralis häufig zu einem Gefühlsverlust von Hautbereichen im Oberschenkel.
- Fraktur von L2 – Durch die Beschädigung des Nervus cutaneus femoralis lateralis kommt es zu einem starken Schmerz im seitlichen Oberschenkel.
- Fraktur von L3 – Bei einer Wirbelfraktur an L3 kommt es zu einem Ausfall des Gefühls im Kniegelenk.
- Fraktur von L4 – Eine Beschädigung der Nervenfasern in diesem Bereich führt zu einem motorischen Ausfall der Gesäßmuskulatur.
- Fraktur von L5 – Wirbelbrüche an L5 sind besonders gefährlich, da hier der Nervus fibularis den Wirbelkanal verlässt. Durch eine Nervenschädigung kommt es neben starken Schmerzen zum sogenannten Spitzklumpfuß. Dieser beschreibt eine spitz zulaufende Verkrümmung des Fußes aufgrund von Nervenstörungen.
Diagnose und Therapie eines Lendenwirbelbruches
Eine komplette Fraktur von Lendenwirbeln lässt keine schmerzfreie Bewegung mehr zu. Da zudem eventuell Nervenstörungen auftreten, muss dringend eine ärztliche Behandlung erfolgen. Die Diagnose erfolgt anhand einer Anamnese des Patienten, sowie durch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Kernspintomographie. Bei positivem Befund verläuft eine Therapie meist stationär. Dabei wenden Ärzte folgende Maßnahmen an:
- Stabilisierung der Wirbelsäule: Ein Patient mit Lendenwirbelfraktur muss zur Erstversorgung umgehend stabilisiert werden. So ist zum Beispiel ein Transport in einer Vakuummatratze notwendig, um den gebrochenen Abschnitt der Wirbelsäule vor Erschütterungen zu schützen. Ebenso kann ein Stützkorsett zum Einsatz kommen, das die Ausheilung der Fraktur beschleunigt.
- Schonung der Wirbelsäule: Das Ruhigstellen der Wirbelsäule ist bei stationärer Behandlung nicht nur zur Stabilisierung wichtig. Darüber hinaus müssen die frakturierten Lendenwirbel auch vorübergehend geschont werden, was sich nur durch ruhiges Liegen erwirken lässt. Schweres Heben, Sport und andere, für die Wirbelsäule belastende Tätigkeiten sind dabei tabu.
- Behandlung durch Medikamente: Schmerzmittel sind bei einem Lendenwirbelbruch meist unerlässlich. Gängig ist die Gabe von Nalacon, Tilidin, Tramal, Tramadol, Oxycodon oder Ibuprofen. Sie erlauben dem Patienten eine größtenteils schmerzfreie Heilung. Trotzdem sollten sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass zur Ausheilung absolute Ruhe und Schonung notwendig sind. Nur so lässt sich die Heilungsdauer kurz halten.
- operative Behandlung: In schweren Fällen von Lendenwirbelbruch müssen die frakturierten Wirbel durch eine Operation wieder aufgerichtet, verschraubt oder entfernt werden. Zudem ist oft auch die chirurgische Befreiung bzw. Versorgung verletzter Nervenbahnen durch Eröffnung des Wirbelkanals notwendig. So lassen Lähmungen und Entzündungen vermeiden. Durchgeführt werden entsprechende Operationen unter Vollnarkose.
- physiotherapeutische Behandlung: Zur Remobilisierung des Patienten ist bei einer Lendenwirbelfraktur eine Physiotherapie sehr wichtig. Hier lernen Betroffene, wie sie ihre beschädigten Lendenwirbel Schritt für Schritt wieder richtig belasten. Auch können Physiotherapeuten wertvolle Tipps geben, was geeignete Sportarten und die Vermeidung erneuter Frakturen anbelangt. Ergänzend helfen manuelle Therapiemassagen und Krankengymnastik bei der Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit.
Lendenwirbelfraktur – Verlauf, Komplikation und Prävention
- Die Lendenwirbelfraktur bedarf unter allen Umständen einer ärztlichen Notbehandlung. Und selbst dann ist mit einer langen Heilungsdauer von 5 bis 10 Wochen zu rechnen. Dank moderner Chirurgie und geeigneten Maßnahmen zur Schonung haben aber zumindest leichte Wirbelbrüche eine gute Chance, wieder vollständig zu verheilen.
- Komplizierter gestalten sich dagegen schwere Brüche der Lendenwirbel. Vor allem bei Mitbeteiligung umliegender Nerven ist hier mit irreversiblen Nervenschäden zu rechnen. Diese können neben bleibenden Empfindungsstörungen sogar zu einer Querschnittslähmung führen. Ebenso sind bleibende Haltungsschäden und Bewegungseinbußen zu erwarten, wenn ein Wirbel nicht mehr geheilt und stattdessen entfernt werden muss.
- Verhindert werden kann eine Fraktur nur durch Vermeidung von Gefahren und Situationen, die eine Verletzung der Wirbelsäule begünstigen. Bei bestehenden Vorerkrankungen der Wirbelkörper kann eine vorsorgliche Messung der Knochendichte (Osteodensitometrie) helfen. Diese ist auch für Menschen mit einem höheren Lebensalter empfohlen, da hier Erscheinungen von Verschleiß an den Wirbeln in natürlichem Maße zunehmen.
Fazit
Die Lendenwirbelfraktur ist eine ernsthafte Verletzung des knöchernen Stützapparates der Wirbelsäule, die eine sofortige Behandlung erfordert. Einschränkungen der Bewegung und starke Schmerzen, die bis in die Brust oder das Gesäß ausstrahlen können, sind dabei normal. Zudem muss hier je nach Schwere der Fraktur auch mit Schäden an den Nerven nahe der Wirbelsäule gerechnet werden. Diese befördern neben Missempfindungen auch Taubheitsgefühle und Lähmungen. Leider können diese bei einem Lendenwirbelbruch nicht immer vollständig behoben werden. Setzen Sie daher lieber auf eine geeignete Prävention und meiden Sie Tätigkeiten, die für Ihre Lendenwirbel extrem belastend sind. Wer ein erhöhtes Verletzungsrisiko aufweist (z.B. durch entsprechende Berufstätigkeit oder Vorerkrankung), sollte seine Wirbelsäule zudem regelmäßig auf Verschleiß prüfen lassen.