Leistenzerrungen zählen zu den klassischen Sportverletzungen und sind meist auf eine Überlastung von Muskeln und Sehen im Bereich der Leiste zurück zu führen. Die Schmerzen, die sich aus einer solchen Verletzung ergeben, sind für Betroffene oft sehr unangenehm, zumal sie erfahrungsgemäß dann auftauchen, wenn der gezerrte Leistenabschnitt bewegt wird. Auch müssen Patienten mit einer Leistenzerrung vorübergehende Bewegungseinschränkungen in Kauf nehmen, was gerade Sportler in der Ausübung ihres Trainings stark beeinträchtigt. Erfahren Sie hier, welche Ursachen eine Leistenzerrung haben kann, wie Sie diesen vorbeugen und wie sich die Verletzung im Falle des Falles schnell behandeln lässt.
Wie entsteht eine Leistenzerrung?
Die Leistenzerrung, auch Adduktorenzerrung genannt, ist eine Zerrung der Ursprungssehen im Hüftgelenk und ereignet sich generell im Bereich der dort gelegenen Adduktoren. Hinter dem Begriff versteckt sich die Gesamtheit aller Muskelgruppen, welche dem Heranziehen von Körperteilen dienen. Bei der Leistenzerrung im Speziellen handelt es sich um die Adduktorengruppe des Oberschenkels, beziehungsweise der Hüftregion, welche sich aus folgenden Muskeln zusammensetzt:
- großer Adduktor (Musculus adductor magnus)
- kurzer Adduktor (Musculus adductor brevis)
- langer Adduktor (Musculus adductor longus)
- äußerer Hüftlochmuskel (Musculus obturator externus)
- Kammmuskel (Musculus pectineus)
- schlanker Muskel (Musculus gracilis)
Adduktoren spielen bei jeder unserer Körperbewegungen eine wichtige Rolle. Sie sind über zahlreiche Sehnen miteinander verbunden, was ein perfektes Zusammenspiel der einzelnen Muskelpartien erlaubt. Werden besagte Sehnen allerdings durch abrupte oder extreme Bewegungen überdehnt, kommt es zur Leistenzerrung. Unterschieden wird hierbei zwischen drei Zerrungsgraden:
Leistenzerrung 1. Grades – Etwa 5 % der Adduktoren sind von der Überdehnung betroffen. Kleinere Faserrisse in Muskeln und Sehnen, sowie leichte Schmerzen können auftreten.
Leistenzerrung 2. Grades – Die Überdehnung umfasst mehr als 5 % der Adduktoren. Die damit verbundenen Faserrisse im Bereich der Muskeln und Sehnen führen schon bei geringer Belastung zu starken Schmerzen.
Leistenzerrung 3. Grades – Zusätzlich zu den für Leistenzerrungen 2. Grades üblichen Faserrissen und Schmerzen treten Blutergüsse auf. Die Schmerzen werden von Betroffenen hier meist wie Stiche empfunden.
Ursachen für eine Leistenzerrung
Zu den häufigsten Sportverletzungen zählt die Leistenzerrung deshalb, weil Sportarten das größte Gefahrenpotential für ungünstige Bewegungsabläufe bergen, welche die Zerrung begünstigen. Prinzipiell kann die Adduktorenzerrung aber auch im normalen Alltag entstehen, sofern entsprechende Einflussfaktoren gegeben sind:
falsche Fortbewegungstechnik: Die Bewegungsabläufe unseres Körpers folgen einem routinierten Mechanismus. Wird dieser durch falsch ausgeführte Bewegungstechniken unterbrochen, erzwingen diese nicht selten eine Überdehnung der Adduktoren. Wer also mit nachlässiger Körperhaltung oder halbherziger Beinbewegung voran schreitet, der läuft leichter Gefahr, eine Leistenzerrung zu erleiden. Gleiches gilt für zu hektische oder ruckartige Bewegungen, auf welche die Adduktoren zuvor nicht ausreichend vorbereitet wurden.
unzureichende Muskelflexibilität: In Sachen ruckartige Körperbewegungen als Ursache für eine Adduktorenzerrung kommt meist auch ein Mangel an Aufwärm- oder Dehnübungen der Muskeln und Sehnen zum Tragen. Wie viele Muskelgruppen ist auch die Adduktorengruppe im Oberschenkel- und Hüftbereich darauf angewiesen, durch entsprechendes Training flexibel und geschmeidig gehalten zu werden. Starre oder steife Muskeln sind demnach ebenfalls eine häufige Ursache für die Leistenzerrung.
ungeeignetes Schuhwerk: Mit Blick auf die richtige Körperhaltung und einen sicheren Stand bei der Fortbewegung muss gesagt werden, dass eine Leistenzerrung nicht selten auch durch falsche Laufschuhe provoziert wird. In diesem Zusammenhang ist auch ein mit ungeeignetem Schuhwerk verbundenes Umknicken oder Stolpern gerne der Auslöser für die Zerrung.
tempolastige Sportarten: Leistungssportler wie Hürdenläufer, Sprinter, Skifahrer und Fußballspieler leben in Bezug auf Leistenzerrungen besonders gefährlich. Ihr Lieblingssport basiert auf einer Vielzahl ruckartig einsetzender Bewegungen, der Adduktoren fast schon serienmäßig an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringt. Kommt dann noch ein unfreiwilliger Sturz, Grätscher oder Rempler dazu, ist das Risiko, eine Adduktorenzerrung zu erleiden so hoch wie in kaum einer anderen Situation.
Altersfaktoren: Mit steigendem Alter verringert sich die Belastbarkeit unserer Muskeln unweigerlich, was Sportverletzungen wie der Leistenzerrung natürlich Vorschub leistet. Aus diesem Grund hören viele Leistungssportler ab einem Alter zwischen 30 und 40 auf, denn die Verletzungsgefahr ist ab da dauerhaft erhöht. Doch auch im Alltag kann ein hohes Alter Leistenzerrungen begünstigen und zuvor unscheinbare Bewegungsabläufe werden plötzlich zur Zerrungsfalle.
krankheitsbedingte Faktoren: Angeborene oder durch einen Unfall erworbene Fehlstellungen der Hüfte oder des Beckens, erschweren Betroffenen nicht nur die natürliche Fortbewegung. Zwar zählen sie zu den selteneren Risikofaktoren für Zerrungen jedweder Art, doch ausreichendes Gefahrenpotential ist dennoch vorhanden. In diesem Zusammenhang sind auch unterschiedliche Beinlängen und Wirbelsäulenfehlstellungen zu nennen. Sie bedeuten einen dauerhaften Mehraufwand für Körpermuskeln, weshalb Überdehnungen, Sehnen- und Muskelzerrungen hier äußerst leicht zustande kommen.
Symptome bei Leistenzerrung
Obwohl bei einer Leistenzerrung ausschließlich die als Zugmuskeln fungierenden Adduktoren von der Verletzung betroffen sind, können die verletzungsbedingten Schmerzen auch in Streck- bzw. Spreizmuskeln, die sogenannten Abduktoren betreffen. Es sind also nicht nur Bewegungen, die Körperteile heranziehen, welche bei der Adduktorenzerrung bisweilen starke Schmerzen auslösen. Insbesondere bei schweren Zerrungen sind neben Schwellungen und Blutergüssen deshalb Einschränkungen zu erwarten, die den gesamten Bewegungsablauf betreffen. Insgesamt kann sich der Schmerz bei einer Leistenzerrung je nach Schweregrad wie folgt gestalten:
- insgesamt stechende oder ziehende Schmerzen
- Schmerzen unter Belastung der Adduktoren oder Abduktoren
- Schmerzen ohne Belastung der Adduktoren oder Abduktoren
- Schmerzen in der Schambeinregion
- Schmerzen in Kombination mit Krämpfen in den verletzten Adduktoren
Diagnose und Therapie bei Leistenzerrung
Wie bei den meisten inneren Verletzungen erfordert auch die Leistenzerrung ein bildgebendes Verfahren zur Diagnose. Denkbar sind neben Röntgenuntersuchungen vor allem Beckenübersichtsaufnahmen, um den Schweregrad der Zerrung, aber auch mögliche Fehlstellungen im Bewegungsapparat als Ursache für die Verletzung zu ermitteln. Geeignete Therapiemaßnahmen gestalten sich dann wie folgt:
Themenwelt: Leiste
Erstversorgung durch Kühlung: Schon vor der Untersuchung und somit unmittelbar nachdem sich die Zerrung ereignet hat, sollte die Verletzung ausreichend gekühlt werden. Kalte Umschläge und Eiskompressen wirken nämlich beruhigend auf überstrapazierte Muskelpartien und lindern zudem etwaige Schmerzen. Darüber hinaus lässt sich durch die Kältebehandlung einer Hämatombildung aufgrund blutender Faserrisse vorbeugen, denn die Kühlung reduziert Einblutungen ins umliegende Gewebe. Diesbezüglich kann auch ein Hochlegen der Beine helfen, um den Blutfluss abzuschwächen.
Schonung: Operationen sind bei Sportverletzungen wie der Leistenzerrung für gewöhnlich nicht nötig. Worauf es aber ankommt ist eine besondere Schonung des verletzten Leistenabschnitts. Demzufolge sind sämtliche sportliche Betätigungen nach Eintritt der Zerrung sofort einzustellen und bis auf Weiteres auszusetzen. Überhaupt sollten Bewegungsbelastungen bis zur vollständigen Abheilung der Adduktionszerrung nur in moderatem Maß erfolgen. Ergänzend werden oft Kompressionsverbände oder -hosen verordnet, welche die verletzte Hüftregion zusätzlich stabilisieren.
physiotherapeutische Maßnahmen: Um die Leiste schrittweise wieder an ihre Normalbelastung zu gewöhnen und die Funktionalität der Adduktoren wieder herzustellen, hat sich die Physiotherapie bewährt. Leichte Gymnastik, Massagen und spezielle Dehnübungen erzielen hier gute Erfolge. Des Weiteren können Physiotherapeuten Ihnen hilfreiche Tipps zur Schonung und zum alltäglichen Umgang mit der verletzten Leiste geben.
Einnahme von Medikamenten: Arzneimittel dienen bei einer Leistenzerrung in erster Linie der Behandlung starker Schmerzen und Krämpfe. Mit Ausnahme von speziellen Muskelsalben wie der altbewährten Pferdesalbe. Diese können aktiv beim Heilungsprozess helfen und sind normalerweise auch rezeptfrei erhältlich.
sonstige Therapiemaßnahmen: Die gezielte Einnahme von Magnesium ist in Sportlerkreisen ein guter Tipp zur Stärkung verletzter Muskeln. Daneben werden immer häufiger gezielte Wärme- und Reizstormbehandlungen durchgeführt, um den geschwächten Adduktoren wieder auf die Beine zu helfen. Am besten setzen Sie sich diesbezüglich mit einem Sportarzt in Verbindung. Er kennt die Tücken der Leistenzerrung hinreichend und weiß sicher, was in Ihrem Fall zur schnellen Regeneration beiträgt.
Leistenzerrung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Die Dauer der Heilungsphase hängt bei Leistenzerrungen von deren Schweregrad ab. Während eine Adduktorenzerrung ersten Grades meist nach spätestens einer Woche abgeheilt ist, bedarf es bei einer Zerrung zweiten Grades bis zu anderthalb Monate, ehe die betroffene Adduktorengruppe wieder normal belastet werden kann. Bei einer Leistenzerrung dritten Grades, die mit umfangreichen Faserrissen einher geht, müssen Sie sogar mit bis zu drei Monaten für die Abheilung rechnen.
- Komplikationen treten bei Sportverletzungen in Form von Muskel- und Leistenzerrungen meist immer dann auf, wenn Betroffene die Schonfrist nicht ernst nehmen. Wenn Sie Ihren Adduktoren folglich nicht genügend Ruhe gönnen, riskieren Sie damit eine chronische Leistenzerrung und bleibende Gewebeschäden an Ihren Sehnen und Muskeln.
- Aufbautraining sollte nach einer Adduktorenzerrung nur in Absprache mit dem Arzt oder Physiotherapeuten erfolgen. Setzen Sie lieber etwas länger auf therapeutische Dehnübungen und Gymnastik, anstatt übereilt zurück zum Leistungssport zu wechseln. Ihre Muskeln werden es Ihnen danken und nach der Abheilung umso mehr mit voller Funktionsfähigkeit glänzen.
- Um Leistenzerrungen vorzubeugen, können Sie vieles tun. Oberste Regel sind hier ein gutes Aufwärmtraining vor dem Sport und regelmäßige Dehnübungen. Auch passendes Schuhwerk und die saubere Ausführung von Sportarten minimiert das Risiko, eine Leistenzerrung zu erleiden. Gerade wenn es ums Laufen geht, raten wir ferner zu einem langsamen An- und Auslaufen, da die beiden Trainingsphasen in der allgemeinen Zerrungsstatistik besonders hervorstechen.
- Auch im Alltag kommt es auf eine bewusste Haltung bei der Fortbewegung an. Diese wird umso wichtiger, je älter wir werden. Nur durch ausreichende Muskelstärkung und sichere Bewegungsabläufe lässt sich bei erhöhter Zerrungsgefahr, wie sie für Personen ab um die 40 üblich ist, eine Adduktorenzerrung sicher vermeiden.
- Fehlstellungen im Bewegungsapparat sollten durch geeignete Hilfsmittel ausgeglichen werden. Dabei geht es nicht nur um richtiges Schuhwerk und Hüftkorsetts. Auch Bewegungstherapie und bewusstes Bewegungstraining kann hier Zerrungen zuverlässig vorbeugen.
Fazit
In vielen Fällen ereignen sich Leistenzerrungen durch Unachtsamkeit. Ob mangelnde Dehnübungen, fehlendes Aufwärmtraining, falsches Schuhwerk oder Selbstüberschätzung bei der körperlichen Betätigung – als Sportverletzung ist diese Art der Zerrung meist im Fehlverhalten der Sportbetreiber zu suchen. Das heißt aber nicht, dass Personen nicht auch unverschuldet mit gezerrten Adduktoren zu kämpfen haben können. Insbesondere anatomische Fehlstellungen und ein fortgeschrittenes Alter begünstigen hier die Leistenzerrung. Eine geeignete Prävention liegt in diesem Fall in verbesserter Dehnung und Flexibilitätsförderung der Muskeln.