Der auch als Leistenhernie bekannte Leistenbruch (Hernia inguinalis) ist eine Verletzung, die vor allem Männer häufig ereilt. Grund dafür ist der besondere Entwicklungsprozess männlicher Genitalien im Mutterleib. Gemeint ist die sogenannte Hodenwanderung, bei der sich die Testikel des Mannes von der Leiste über den Leistenkanal hinab in den Hodensack senken. Nach dieser Wanderung kann es vorkommen, dass die Bauchdecke nicht völlig schließt, was das Risiko eines Leistenbruchs deutlich erhöht. Ähnliche Instabilitäten in der Leistengegend können aber auch bei Frauen auftreten, so zum Beispiel im Zuge einer Schwangerschaft. Um die Hernie gut behandeln zu können, ist es dabei vor allem wichtig, entsprechende Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Worauf Sie hier achten sollten, erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Anzeichen für einen Leistenbruch
Ein Leistenbruch zeichnet sich dadurch aus, dass durch eine verletzungsbedingte Öffnung in der Bauchdecke ein Bruchsack entsteht, welcher dann vollständig oder in Teilen durch die Bauchdecke hindurchtritt. Der Bruchinhalt besteht zumeist aus Darmanteilen, welche in der Leistenregion oberhalb der Bauchdecke lokalisiert liegen. Dabei kann die Hernie diverse Beschwerden auslösen, welche sich als Anzeichen eines Leistenbruches werten lassen:
- ziehende Schmerzen: Schmerzsymptome entstehen bei einem Leistenbruch maßgeblich durch eingeklemmte Organe. Dies bedeutet, dass zum Beispiel Darmanteile schmerzhaft in der Bruchöffnung eingeklemmt werden. Besonders intensiv sind die Schmerzen meist nicht. Deshalb lassen sie sich oft auch kaum als zweifelsfreies Indiz für eine Leistenhernie erkennen. Allerdings kann ein begleitendes Druckgefühl oder Ziehen in der Leistengegend, so wie das Auftreten der Schmerzen beim Heben, Husten oder Pressen auf den Leistenbruch hinweisen.
- Schwellungen in der Leistengegend oder im Genitalbereich: Vor allem im Kindesalter verläuft die Leistenhernie meist schmerzlos. Dafür lassen sich aber deutliche Leistenschwellungen beobachten. Sie stammen von verlagerten Organanteilen und erscheinen für gewöhnlich als eine kleine, bewegliche Beule. Auch im Erwachsenenalter kann der Bruchinhalt für Vorwölbungen in der Leistenregion sorgen. Sollte der Bruchsack über den Leistenkanal gar bis in den Genitalbereich vorgedrungen sein, so ist die Beule eher im Bereich der Hoden bzw. der Schamlippen zu erkennen.
- Beschwerden durch eingeklemmte Organe: Eingeklemmte Darmanteile führt bei Leistenbrüchen in der Regel zu Funktionseinbußen im Verdauungstrakt. Von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu vollständigem Darmverschluss sind dabei zahlreiche Begleitsymptome denkbar. Besonders gefährlich ist der Leistenbruch diesbezüglich mit Blick auf Organstrangulationen, welche aufgrund von Durchblutungsstörungen zu Nekrosen führen kann.
- Leistenbruch durch Ursachenforschung erkennen: Sollten Zweifel daran herrschen, ob es sich bei den Symptomen um Anzeichen eines Leistenbruches handelt, kann es helfen, mögliche Ursachen genauer zu betrachten. Im Erwachsenenalter führen meist besondere Druckverhältnisse zur Hernie. Denken Sie also darüber nach, ob sie kürzlich sehr schwere Lasten gehoben haben, oder durch andere Druckbelastung (z.B. extremes Husten oder Pressen beim Stuhlgang) eventuell einen Leistenbruch herbeigeführt haben. Sollten die Ereignisse zeitnah zu den Symptomen stattgefunden haben, ist eine Leistenhernie sehr wahrscheinlich.
Richtig Handeln bei Leistenbruch
- Um ernste Gesundheitsschäden, wie zum Beispiel das Absterben von Darmanteilen zu vermeiden, muss bei Verdacht auf Leistenbruch schnell gehandelt werden. Suchen sie darum unverzüglich einen Arzt auf und lassen Sie ihre Leiste sorgfältig durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall untersuchen. Wölbungen im Leisten- oder Genitalbereich lassen sich zudem schon durch Abtasten oder reine Blickdiagnose feststellen.
- Versuchen Sie bis zum Arztbesuch jedwede Belastung von Ihrer Leistenregion abzuwenden. Dies bedeutet nicht nur, dass körperliche Anstrengung vorerst vermieden werden sollte. Auch der Verzehr von Nahrung könnte hier riskante Folgen haben, denn eingeklemmte Gedärme könnten während dem Verdauungsprozess für weitere Komplikationen sorgen. Beim Stuhlgang ist vor allem das Pressen zu unterlassen, da es ansonsten passieren kann, dass der Bruchsack weiter in den Leistenkanal rutscht.
- Zur Therapie eines Leistenbruchs ist gemeinhin eine OP nötig. Hierbei wird zunächst der Bruchsack wieder an seinen angestammten Platz hinter der Bauchdecke geschoben. Danach ist es wichtig, vorliegende Gewebeschäden zu behandeln. In Frage kommt zum Beispiel ein sogenanntes Bruchband, das unter der Leistenhernie angebracht wird und die Bruchstelle bis zum vollständigen Verheilen abstützt. Alternativ ist auch das Vernähen des Bruchs oder die Anbringung eines Bruchnetzes in der Leistenregion denkbar.
- Ein komplikativer Leistenbruch, bei dem es bereits zu Nekrosen am abgeklemmten Bruchinhalt gekommen ist, erfordert möglicher Weise die Teilentfernung (Resektion) von Organen. Inwiefern diese Maßnahme nötig ist, muss der behandelnde Arzt während der Untersuchung entscheiden. Im Normalfall lässt sich ein lebensgefährliches Organsterben aber durch rechtzeitige Therapie abwenden.
- Ergänzend zur stationären Behandlung ist Schonung während der Ausheilung oberstes Gebot. Vermeiden Sie daher körperliche Anstrengung und setzen Sie Ihre Leiste sowie den Leistenring vorübergehend keiner starken Druckbelastung aus. Im Liegen verheilt der Leistenbruch immer noch am besten, weshalb für die ersten Tage absolute Bettruhe ratsam ist.
- Vorbeugen lässt sich einem Leistenbruch, ebenso wie einer wiederholten Leistenhernie, nur durch Bauchmuskeltraining. Kräftige Muskelschichten in der Leistenregion können Gewebeschwächen nämlich gut kompensieren. Zur Nachbehandlung eines Leistenbruchs empfehlen wir hier die Unterstützung eines Physiotherapeuten, der Ihnen nützliche Tipps zum Training geben kann.
Fazit
Ein Leistenbruch lässt sich vor allem durch Symptome erkennen, die in der betroffenen Leistenregion auftreten. Hierzu zählen ziehende Druckgefühle, Unwohlsein im Verdauungstrakt, sowie Schwellungen und Wölbungen, die durch den Bruchsack entstehen. Dieser kann über den Leistenkanal und den Leistenring unter Umständen bis in die Genitalien rutschen, wodurch sich die Symptome bis in die Hoden oder Schamlippen verlagern. Schmerzen fallen bei einer Leistenhernie dagegen eher leicht aus. Sie können jedoch durch bestimmte Tätigkeiten wie schweres Heben, Pressen, Niesen oder Husten verstärkt werden. Zur unkomplizierten Behandlung muss der Leistenbruch frühzeitig von einem Arzt in Augenschein genommen werden. Eine OP zur Behebung des Leistenbruches, ebenso wie gezielte Schonung der Leistengegend sind dann die wichtigste Therapie.