In der Hepatologie ist die Leberzirrhose (Kirrosis) als Endstadium diverser Lebererkrankungen bekannt. Die Zirrhose beschreibt den Untergang des Lebergewebes, der sich über mehrere Jahre hinweg unscheinbar entwickeln kann. Irgendwann sind die Schäden an der Leber jedoch so groß, dass diese ihre Funktionen als Organ aufgibt. Ein solches Stadium bedeutet akute Lebensgefahr für den Betroffenen und kann nur durch die Transplantation einer Spenderleber behoben werden. Wichtige Informationen über Ursachen und Symptome einer Leberzirrhose sowie zum groben Ablauf einer möglichen Therapie vermittelt Ihnen der nachstehende Ratgeber.
Wie entsteht eine Leberzirrhose?
Die Leber (Hepar) ist nicht nur für die Produktion von Gallensäure zur Fettverdauung zuständig. Auch andere Bestandteile der Nahrung (z.B. Vitamine) werden in der Leber verwertet. Außerdem ist sie für die Regulierung der Zusammensetzung von Nährstoffen im Blut verantwortlich und hilft bei der Entgiftung des Körpers, indem sie schädliche Stoffe (z.B. Alkohol oder Medikamentenzusätze) neutralisiert. Erkrankungen der Leber beeinträchtigen folglich in erster Linie den Stoffwechsel. Werden die Krankheiten unzureichend oder gar nicht behandelt, sorgen sie zudem für Schäden am Lebergewebe, was bereits den Beginn der Leberzirrhose markiert.
Im späteren Verlauf der Krankheit kommt es bei Kirrios zu verschiedenen Um- und Abbauprozesse in der Leber. Die Folge ist eine immer ungleichmäßigere Gewebestruktur, diedurch knotiges Gewebe und ein Übermaß an Bindegewebe auffällt. In schweren Fällen von Zirrhose sind hierbei über die Hälfte des Lebergewebes von Degeneration betroffen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Folgen einer Leberzirrhose grundsätzlich tödlich sind. So kann durch eine unzureichende Entgiftungsfunktion der Leber zum Beispiel eine hepatische Enzephalopathie entstehen. Ebenso sind Ödeme und Tumore sowie Funktionsstörungen und Blutstaus in Nachbarorganen wie der Galle oder Milz möglich.
Welche Ursachen hat eine Zirrhose?
Fachärzte der Hepatologie haben heute immer öfter mit Patienten zu tun, die eine Lebertransplantation aufgrund von Leberzirrhose benötigen. Industriestaaten weisen hier einmal mehr den größten Anstieg an Krankheitsfällen auf. Die Zirrhose kommt in entsprechenden Ländern meist durch eine Fettleber zustande, die ebenfalls immer häufiger anzutreffen ist. Ihren Ursprung haben beide Lebererkrankungen meist in Gewebe- oder Stoffwechselerkrankungen. Diese können entweder vererbt oder erworben sein, wobei erworbene Stoffwechselstörungen vor allem in Industrieländern häufig zu beobachten sind. Lesen Sie nachstehend mehr zu möglichen Ursachen:
- Fettleber, Alkohol und falsche Ernährung: Der Alkoholmissbrauch gehört in Industriestaaten zu den häufigsten Ursachen der Leberzirrhose. Ca. 50 % aller Krankheitsfälle sind hier auf den unkontrollierten Genuss von Alkohol zurück zu führen. Auslöser dieser alkoholischen Leberzirrhose sind in einer fortgeschrittenen Leberverfettung zu suchen, denn die Leber setzt bei der Verdauung von Alkohol vermehrt Fettsäuren frei. Wird dann nicht rechtzeitig ein vollständiger Alkoholstopp getätigt, kann durch steten Alkoholkonsum eine Fettleber entstehen, die eine Leberzirrhose nach sich zieht. Ähnlich sieht es bei einer allzu fettreichen Ernährung aus. Auch sie kann zu einer Fettleber und später zu einer Leberzirrhose führen. Der zunehmende Anteil von übergewichtigen Personen in der Bevölkerung ist vor allem deshalb also mit Sorge zu werten.
- weitere Lebererkrankungen: Neben der Fettleber gibt es noch eine Vielzahl anderer Erkrankungen der Leber, die mit einer Leberzirrhose assoziiert sind. Zu nennen wären hier beispw. Cholangitis, Hepatitis, Morbus Wilson und das Budd-Chiari-Syndrom. Darüber hinaus kommen auch Lebervergiftungen durch Lebertoxine (z.B. Alkohol, Phosphor, Tetrachlormethan oder Medikamente wie Methotrexat) als Zirrhoseursachen in Frage.
- Blut- und Stoffwechselerkrankungen: Da die Leber an wichtigen Stoffwechselabläufen beteiligt ist, machen ihr Stoffwechselstörungen und Bluterkrankungen stark zu schaffen. Leberzirrhosen sind in diesem Zusammenhang bei Erkrankungen wie Galaktosämie, Hereditäre Fructoseintoleranz, Hämochromatose und Glykogenosen.
Symptome der Leberzirrhose
Kirrosis ist dafür bekannt, erst sehr spät durch Symptome aufzufallen. Schon die häufige Vorerkrankung der Fettleber kann über Jahre oder Jahrzehnte hinweg vollkommen beschwerdefrei verlaufen. Erst wenn weite Teile der Leber und Leberzellen in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, treten eindeutige Anzeichen auf. So kann es durch Blutbildungs- und Durchblutungsstörungen unter anderem zu Blaustaus und damit verbundenen Gefäß- und Organvergrößerungen kommen. Des Weiteren gelten stoffwechselbedingte Leistungseinbußen und Hautveränderungen als Hauptsymptome bei Leberzirrhosen. In ihrer Gesamtheit gestalten sich mögliche Symptome wie folgt:
- Bauchwassersucht
- Bildung von Lebertumoren
- Hautrötungen, Hautrisse und Juckflechte
- Konzentrationsstörungen
- Krampfaderbildung in der Speiseröhre
- Lackzunge
- Leberhautzeichen (rote Kleinfingerballen, gelbliche Haut, Naevus araneus)
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Ödembildung
- Pfortaderhochdruck
- Vergiftungserscheinungen
- Vergrößerungen der Milz
- Vergrößerungen der männlichen Brust
Diagnose und Therapie bei Leberzirrhose
Viele Indizien einer Leberzirrhose (z.B. Hautveränderungen) können durch bloße Blickdiagnose festgestellt werden. Für Organ- und Gewebeveränderungen stehen zudem Untersuchungen per Ultraschall zur Verfügung. Die Untersuchung von Leber- und Blutwerten ist ebenfalls wichtig, sodass auch Leberbiopsien und Bluttests ein wichtiger Bestandteil der Diagnose sind. Die Behandlung der Zirrhose besteht bei positivem Befund dann aus drei Hauptaspekten:
- Verzicht auf leberschädigende Stoffe: Durch den Verzicht auf Alkohol kann die Leberzirrhose zwar nicht mehr rückgängig gemacht, dafür jedoch der fortschreitende Gewebezerfall verlangsamt werden. Ergänzend müssen Patienten ihre Leber durch eine fettarme Ernährung schonen. Eine ausgewogene Protein-, Vitamin- und Kohlenhydratzufuhr ist dabei entscheidend. Grunderkrankungen wie die Fettleber lassen sich ebenfalls durch leberschonende Maßnahmen kurieren.
- Behandlung der Grunderkrankung: Vorerkrankungen erfordern bei Leberzirrhosen eine gezielte Therapie. Die Medikamentenwahl richtet sich also nach der Art der Grunderkrankung, wobei leberschädigende Wirkstoffe nicht in Frage kommen. Da viele Formen der Zirrhose ihren Ursprung in Alkoholmissbrauch oder Übergewicht haben, muss ferner über die Veränderung gesundheitsschädlicher Gewohnheiten im Alltag nachgedacht werden.
- Lebertransplantation: Da die Schäden, die im Laufe einer Zirrhose an der Leber entstehen, irreversibel sind, macht Kirrosis in vielen Fällen schlussendlich eine Lebertransplantation nötig. Hierbei werden zunächst die Lebergefäße für die Dauer der OP umgeleitet, um einen hohen Blutverlust zu verhindern. Danach muss es schnell gehen, denn das Spenderorgan muss spätestens 24 Stunden nach der Entnahme verpflanzt werden. Ist die Spenderleber eingesetzt, werden die Hohlgefäße mit dem gesunden Organ vernäht. Bis zur Operation ist die Leber äußerst pfleglich zu behandeln, da es Jahre dauern kann, bis eine passende Spenderleber gefunden wurde.
Leberzirrhose – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Als Endstadium von Lebererkrankungen kann Kirrosis nicht rückgängig gemacht werden. Sicher bieten einige Maßnahmen die Option, eine weitere Zersetzung des Lebergewebes für einige Zeit hinauszuzögern. Doch dass eine zirrhotische Leber über kurz oder lang ausgetauscht werden muss, lässt sich auch durch Leberschonung nicht ändern. Erfreulicher Weise liegen die Erfolgschancen einer Lebertransplantation dank moderner OP-Technik heute aber bei 80 bis 90 %.
- Komplikationen entstehen bei Leberzirrhosen zum einen durch verschiedene Funktionsstörungen der Leber. Zum anderen birgt auch die Lebertransplantation einige Risiken. Abgesehen davon, dass eine Spenderleber nicht immer rechtzeitig gefunden werden kann, ist nicht immer gesagt, dass der Körper das fremde Organ auch annimmt. Operationskomplikationen wie Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen und Blutungsneigung kommen erschwerend hinzu.
- Vorbeugen lässt sich einer Leberzirrhose vor allem durch eine gesunde Lebensweise. Vermeiden Sie eine fettreiche Ernährung, verzichten Sie auf übermäßigen Alkoholkonsum und halten Sie Ihren Stoffwechsel durch ausreichend Bewegung fit.
Fazit
Leberzirrhosen mutieren mittlerweile zu einer wahren Zivilisationskrankheit. Die Hauptursachen hierfür sind Nahrungsfette und Alkohol, doch auch verschiedene Grunderkrankungen kommen als Auslöser der Kirrosis in Betracht. Ist es erst einmal zu Zirrhosen gekommen, sind dadurch entstehende Schäden am Lebergewebe nicht mehr rückgängig zu machen. Mehr noch, schreiten sie weiter voran, weshalb früher oder später immer eine Lebertransplantation notwendig wird. Es ist daher besser, einer Leberzirrhose durch gesunde Lebensführung vorzubeugen anstatt sie operativ beheben zu müssen.