Die künstliche Befruchtung ist nach wie vor äußerst umstritten. Für zahlreiche Paare ist es vermutlich die einzige Möglichkeit, überhaupt ein eigenes Kind zu bekommen, andere sehen darin hingegen einen herben Verstoß gegen ethische und moralische Grundsätze. So ist die assistierte Reproduktion zwar in vielen Ländern wie auch in Deutschland erlaubt, folgt jedoch strengen juristischen Richtlinien (siehe Embryonenschutzgesetz). Doch wie funktioniert diese ‚manuelle Schwangerschaftseinleitung‘ nun eigentlich genau? Wie stehen die Chancen auf einen Erfolg und welche Methoden werden angewandt? Unser Überblick über die künstliche Befruchtung soll Ihnen Antworten auf diese Fragen liefern.
Die künstliche Befruchtung – ein Blick durch die Lupe
Im Fokus der assistierten Reproduktion steht die Befruchtung der Eizelle einer Frau durch medizinische Hilfe. Für den Vorgang wird selbstverständlich Sperma benötigt, welches entweder direkt durch Masturbation oder indirekt durch die Entnahme aus dem Hoden des Mannes gewonnen wird. Das Zusammenfügen von Eizelle und Sperma kann im Anschluss auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen.
- In-virto-Fertilisation (IVF):
Bei der IVF findet die Befruchtung außerhalb des Körpers der Patientin in einem Reagenzglas statt. Die Spermien werden hier entweder ins Reagenzglas gegeben, wo sie von selbst zur Eizelle gelangen, oder sie werden direkt in die Eizelle injiziert. Letztere Methode trägt auch den Beinamen intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und wird vor allem bei Spermien mit verringerter Bewegungsrate angewandt.
- Intrauterine Insemination (IUI):
Anstatt die Befruchtung in künstlicher Umgebung durch zu führen, wird das Sperma bei der IUI direkt in die Gebärmutter der Frau injiziert. Natürlich kommen für diese Methode nur die fruchtbaren Tage der Frau in Frage. Auch existieren zwei verschiedene Varianten der Insemination.
- Homologe Insemination:
Bei der homologen Insemination wird für die Befruchtung der Eizelle im Uterus der Samen des Ehepartners verwendet. Sie ist die gängigste und in den meisten Ländern zugelassene Form der künstlichen Befruchtung, wenn es um den Kinderwunsch eines Paares geht, dessen Eigenbemühungen bislang ohne Erfolg blieben.
- Heterologe Insemination:
Diese Art der Insemination bezeichnet die intrauterine Befruchtung mittels eines fremden Samenspenders. Jegliche Samenbanken der Welt beruhen auf diesem Inseminationskonzept, wenngleich die Methode rechtlich stark umstritten ist. Grund hierfür ist die optionale Anonymität des Spenders, die es Kindern, welche auf heterologe Weise gezeugt wurden, erschwert, ihren Erzeuger zu identifizieren.
Erfolgschancen der künstlichen Schwangerschaftshilfe
Die Erfolgschancen durch eine künstliche Befruchtung schwanger zu werden, sind leider sehr gering. Dabei gibt es mehrere Faktoren, von denen der Erfolg einer assistierten Reproduktion abhängt:
- Art der künstlichen Befruchtung: Es ist durchaus von Bedeutung, welche Methode bei der künstlichen Befruchtung zum Einsatz kommt. So führen beispielsweise nur 10 Prozent aller Inseminationen und 37 Prozent der In-vitro-Fertilisationen tatsächlich zur Erfüllung des Kinderwunsches. Darüber hinaus sinken bei der Insemination im Speziellen die Chancen einer Schwangerschaft nach dem ersten Versuch weiter ab, weshalb für gewöhnlich nicht mehr als sechs Behandlungszyklen durchgeführt werden.
- Alter der Patientinnen: Ein weiterer Aspekt, der die Erfolgsquote der assistierten Reproduktion stark beeinflusst, ist das Alter. Idealer Weise sollten Frauen, die sich für die künstliche Schwangerschaftshilfe entscheiden, maximal 35 Jahre alt sein. Bei einer Frau über 40 reduziert sich die Chance einer Schwangerschaft dagegen drastisch.
- Lebensweise der Patientinnen: Stress, falsche Ernährung oder der Konsum von Nikotin, Tabletten und Drogen können schon unter normalen Umständen die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft reduzieren. Gleiches gilt aber auch für die künstliche Befruchtung. Ein gesundheitsbewusster Lebenswandel der potentiellen Mütter ist deshalb unerlässlich, um die Erfolgsquote so hoch wie möglich zu halten.
Komplikationen, die während der Behandlung auftreten können
Die medizinische Schwangerschaftshilfe ist durchaus mit einigen Risiken verbunden, die nicht unterschätzt werden sollten. Hauptgrund ist hier die hormonelle Behandlung, die dafür sorgt, dass sich in den Eileitern der Patienten mehr als eine Eizelle bildet. Der weibliche Hormonhaushalt gerät dadurch stark durcheinander. So können unter anderem folgende Nebeneffekte auftreten:
- Physische Effekte:
Durch die überdurchschnittliche Hormonausschüttung, welche die Symptome einer gewöhnlichen Schwangerschaft noch verstärkt, klagen Frauen während den Prozeduren einer künstlichen Befruchtung oftmals über starke Unterleibsschmerzen und Übelkeit. Darüber hinaus ist die Chance einer Mehrlingsschwangerschaft aufgrund der Hormonbehandlung relativ hoch. Wie einem Artikel des Online Portals Mamilounge.de zu entnehmen ist, handelt es sich bei gut 20 % aller erfolgreichen In-vitro-Fertilisationen um Zwillingsgeburten und bei etwa 3 % sind die betroffenen Frauen sogar mit Drillingen gesegnet.
- Psychische Effekte:
Neben den körperlichen Auswirkungen gibt es natürlich auch seelische Komplikationen. Allen voran ist es das kontinuierliche Hoffen und Bangen um eine erfolgreiche Prozedur, die in erster Linie der Frau, aber auch dem Mann zusetzt. Allerdings kommen bei der Patientin selbst noch ein starker psychischer Stress und Stimmungsschwankungen hinzu, die wiederum vom hormonellen Ungleichgewicht abzuleiten sind. Die Befruchtungsprozedur ist also eine nervliche Zerreißprobe also für beide Partner.
Tipps und Tricks – So erhöhen sie ihre Schwangerschaftschancen
Entscheiden sie sich am besten vor Vollendung ihres 35 Lebensjahres für eine künstliche Befruchtung, um die altersbedingte Idealquote zu erreichen. Was sie während der Behandlung auf jeden Fall vermeiden sollten, ist Stress, eine ungesunde Ernährung und den Konsum von Pharmazeutika, Zigaretten und / oder Drogen. All diese Aspekte reduzieren die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung erheblich. Gegen die seelische Anspannung hilft nur eines: starker Zusammenhalt der beiden Partner. Unternehmen sie entspannende Freizeitbeschäftigungen miteinander und sprechen sie sich regelmäßig über ihre psychischen Belastungsfaktoren aus. Gemeinsam können sie diese unruhige Wartezeit überstehen und haben bei etwas Glück sogar schon bald eigenen Nachwuchs ins Haus stehen.