Juckreiz in der Nase, tränende Augen und quälende Niesattacken – das Frühjahr und der Sommer sind die klassische Pollensaison. Für Allergiker eine Leidenszeit, die sich über Monate erstrecken kann. Haselnuss, Pappel, Birke und Gräser sind die Kandidaten, unter denen viele Betroffene – und vielleicht auch Sie – leiden. Meist stellen Pollenallergiker überrascht fest, dass sich nach einiger Zeit auch beim Verzehr bestimmter Speisen ein Jucken auf den Lippen und am Gaumen einstellt.
Die Ursache: Parallel zu der eigentlichen Pollenallergie ist eine sogenannte Kreuzallergie entstanden. Diese wird in der Medizin auch als pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie bezeichnet, da sie sich in der Regel über Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel manifestiert. Was ist eine Kreuzallergie aber genau? Und welche Mittel können in einer Therapie zum Einsatz kommen?
Allergien – ein Leiden für Hunderttausende
Allergische Erkrankungen sind inzwischen zu einer weitverbreiteten Krankheit geworden. Als Betroffener, der unter allergischen Schnupfen – ausgelöst durch Pollen – leidet, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Schätzungen gehen von rund einem Viertel der Bevölkerung aus, die darunter leiden.
Das Problem: Unser Immunsystem, das sich eigentlich gegen Krankheitserreger richten soll, springt bei Allergikern auch an, wenn es zum Kontakt mit eigentlich harmlosen Substanzen kommt. Diese können diverse Blütenpollen sein. Über spezielle Zellen werden diese als potenzielle Eindringlinge erkannt (Sensibilisierungsphase) und das Wissen in Antikörpern „abgespeichert“.
Beim erneuten Kontakt mit dem Eiweiß setzt der Antikörper eine Kette verschiedener Reaktionen in Gang. Für die allergische Reaktion bzw. deren Symptome entscheidend ist eine Freisetzung von Mediatoren aus den Mastzellen, die zu:
- Schwellungen
- Ödemen
- Juckreiz
- Atembeschwerden usw.
führen. Welche Rolle spielt diese Kette für Kreuzallergien? Grundsätzlich schlagen die Antikörper nur dann Alarm, wenn es zum Kontakt mit dem Allergen kommt (das hier als Antigen fungiert). Zum Problem wird die Reaktionskette aber durch den Umstand, dass Pollen und verschieden Eiweißverbindung in pflanzlichen Nahrungsmitteln sich stark ähneln können.
Das Ergebnis sind allergische Reaktionen – obwohl Sie mit dem eigentlichen Allergen gar nicht in Kontakt gekommen sind. Besonders deutlich machen sich diese als Kreuzallergie bezeichneten Reaktionen des Immunsystems durch ein Jucken auf den Lippen, im Mund und Rachen bemerkbar, können aber auch von Schwellungen der Atemwege und Magen-Darm-Beschwerden begleitet werden. Darüber hinaus kann die Immunabwehr mit dem gesamten zur Verfügung stehenden Arsenal gegen den „Eindringling“ zurückschlagen, weshalb Kreuzallergien keinesfalls unterschätzt werden dürfen.
Die unterschätzte Gefahr der Kreuzallergien
Themenwelt: Allergien
Was aus Sicht der Medizin die immer stärker in den Vordergrund tretenden Kreuzallergien so problematisch macht, ist die Bandbreite in Frage kommender Allergene. Als Patient müssen Sie sich eine Sache vor Augen halten: Auch wenn Sie beispielsweise auf Birke allergisch reagieren, kann nicht einfach pauschal diagnostiziert und behandelt werden. Der Grund ist die Tatsache, dass die Reaktionen durch verschiedene Haupt- und Nebenallergene ausgelöst werden.
Entscheidend ist immer die Eiweißstruktur, die letzten Endes Einfluss auf die Ausprägung der Kreuzallergie nimmt. Welche Relevanz diese Aussage in der Praxis hat, lässt sich am besten durch das Beispiel Apfel nachvollziehen. Viele Pollenallergiker entwickeln eine Kreuzallergie auf Äpfel. Nach dem Verzehr verspüren Sie ein Kribbeln auf der Zunge, die Mundschleimhaut juckt und es macht sich mitunter ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend breit. Diese Symptome treten allerdings nicht bei allen Apfelsorten in gleicher Weise auf. Einige Sorten – wie etwa Boskop oder Gravensteiner – kann mancher Allergiker fast beschwerdefrei verzehren. Ander Sorten lösen dagegen heftige Reaktionen aus.
Kreuzallergien – kenne Dein Essen
Als Patient, der nicht nur in der wärmeren Jahreszeit mit Pollen zu kämpfen hat, sondern auch noch unter Kreuzallergien leidet, ist der Alltag doppelt schwer. Es macht aber wenig Sinn, den Kopf „in den Sand“ zustecken. Stattdessen zahlt es sich aus, den Allergien mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn Kreuzallergien werden nicht zwingend von einer generellen Karenz gegenüber den Obst- oder Gemüsesorten begleitet.
Der Grund: Diverse Allergene sind nicht hitzestabil. Für die Praxis bedeutet dies nichts anderes, als das Sie vielleicht keinen rohen Apfel essen können. Für Apfelkuchen, Bratapfel oder Apfelmus mit Eierkuchen gilt diese Einschränkung nicht. In die Gruppe der hitzeunbeständigen (hitzlabil) Allergene fallen unter anderem:
- Apfel
- Heidelbeere
- Birne
- Holunder und
- Brombeere.
Diese Lebensmittel verlieren im Allgemeinen nach einer mehrminütigen Kochzeit ihr allergenes Potenzial. Mit anderen Allergenen haben Sie allerdings weniger Glück. Beim:
- Sellerie
- einigen Nüssen oder
- Gewürzen
Kreuzallergien – Möglichkeiten der Behandlung
Grundsätzlich ist der beste Ansatz bei Kreuzallergien eine Vermeidungsstrategie. Betroffene müssen beim Einkaufen sehr genau darauf achten, was sie mit nach Hause nehmen – speziell im Bereich der Fertiggerichte bzw. bei teilverarbeiteten Lebensmitteln. Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Griff zur spezifischen Immuntherapie. Diese zielt zwar weniger auf die Kreuzallergie, sondern das „eigentliche“ Allergen ab. Durch die enge Beziehung zwischen beiden hat die Hyposensibilisierung aber meist auch einen positiven Einfluss auf die Kreuzallergie.
Tipp: Sehr empfindliche Allergiker sind gut beraten, ein Notfallset mit sich zu führen, um für den Ernstfall (anaphylaktischer Schock) – ausgelöst durch Kreuzallergene – gerüstet zu sein.
primäres Allergen | Kreuzallergie auf: | |
---|---|---|
Pollen: | Nahrungsmittel | |
Birke | Hasel Erle Esche usw | Karotten Äpfel Birnen Steinobst (Kirsche, Pfirsich) diverse Kräuter Gemüse wie Sellerie, Tomate & Kartoffel |
Getreide | Gräser Mais Reise | Getreidemehl |
Gräser | Melone Hülsenfrüchte Erdnüsse Soja Getreide (Roggen, Weizen usw.) vereinzelte Gewürze/Kräuter |
|
Beifuß | Margeriten Löwenzahn Kamille Sonnenblume | Gemüse wie Paprika, Sellerie, Karotten usw. Mango Litschi Äpfel Erdnüsse Kräuter (Zimt und Senf) & Gewürze |
Sellerie | Birke Beifuß | Karotten Gewürze wie Anis, Dill oder Tyhmian |