Jeder kennt sie und viele haben sie – die Rede ist von Kopfschmerzen. Vielleicht dröhnt Ihnen ja gerade jetzt beim Lesen sprichwörtlich der Schädel. Oder es macht sich ein leichter Druck im Kopf breit, der unangenehm und schmerzhaft ist. Die Reaktion der meisten Betroffenen ist ähnlich – sie greifen zu bekannten Schmerzmitteln. Allerdings ist dieser schnelle Griff zu Arzneimitteln nicht immer die beste Wahl. Warum? Die Mediziner unterscheiden mehrere Kopfschmerzarten – und zwar bis zu 200.
Der Grund für diese große Zahl sind verschieden Unterscheidungsmerkmale bzw. Ursachen und Symptome spezifischer Kopfschmerzarten. So können Kopfschmerzen zum Beispiel durch äußere Reize ausgelöst werden, haben eine rein biologische Ursache, stehen mit Krankheiten in Zusammenhang oder können auch durch die Einnahme von Medikamenten entstehen. Fakt ist: Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz.
Chronisch oder akut – wenn Kopfschmerzen uns quälen
Wahrscheinlich haben auch Sie im Verlauf der letzten 12 Monate einmal unter Kopfschmerzen gelitten. Damit befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Denn einer Studie zufolge leiden in Deutschland im 12-Monats-Durchschnitt etwa 60 Prozent der Bevölkerung an Kopfschmerzen. Dabei sind Frauen deutlich stärker betroffen. Während bei den männlichen Teilnehmer die Häufigkeit zwischen 50 bis 55 Prozent schwankte, erreichte sie bei den weiblichen Studienteilnehmern Werte zwischen 65 Prozent bis 70 Prozent. Besonders stark sind die Einschränkungen durch Kopfschmerzen für etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung – die unter täglichem Kopfschmerz leidet.
Was sind Kopfschmerzen aber eigentlich? Generell wird darunter eine Schmerzempfindung im Bereich des Schädels, der Hirnhaut, der Blutgefäße sowie der Hirn- und oberen Spinalnerven verstanden. Je nach Ursache wird von primären Kopfschmerzen gesprochen, wenn der Schmerz Auslöser des Krankheitsbildes ist. Unter sekundären Kopfschmerzen leiden Sie dagegen dann, wenn der Schmerz durch eine Erkrankung oder ein Organleiden ausgelöst wird (zum Beispiel durch Tumore).
Und auch bezüglich des Auftretens unterscheiden sich die einzelnen Kopfschmerzarten. In einigen Fällen treten sie nur akut in Erscheinung. Patienten klagen nur über wenige Stunden bis einige Tage über Beschwerden. Dagegen kann eine Kopfschmerzerkrankung auch chronisch auftreten. Wo genau die Trennlinie liegt, unterscheidet sich von Kopfschmerzerkrankung zu Kopfschmerzerkrankung. Bei Migräne und Spannungskopfschmerz – den beiden häufigsten Krankheitsbildern – sprechen Mediziner von einer chronischen Erkrankung, wenn der Schmerz an 15 Tagen pro Monat über einen längeren Zeitraum auftritt (beim Spannungskopfschmerz über sechs Monate).
Die verschiedenen Kopfschmerzarten
Da sich Kopfschmerzen sowohl nach ihrer Entstehung in primären und sekundären Kopfschmerz als auch nach der Schmerzart klassifizieren lassen, ist eine genaue Darstellung der einzelnen Kopfschmerzarten schwierig. Zu den bekanntesten und verbreiteten Arten gehören der Spannungskopfschmerz und die Migräne. Während Letztere mit wiederkehrenden Schmerzanfällen beschrieben wird, die mit einem pulsierenden und halbseitigen Kopfschmerz sowie Lichtscheu, Übelkeit und Erbrechen einhergehen kann, ist der Spannungskopfschmerz eher als ziehend-drückend beschrieben und ohne die migränetypischen Begleitsymptome.
In den vergangenen Jahren immer wieder in den Medien und der medizinischen Fachliteratur in Erscheinung getreten ist der sogenannte Cluster- Kopfschmerz (auch als Bing-Horton-Neuralgie bezeichnet). Anders als der weitverbreitete Spannungskopfschmerz, der beidseitig in Erscheinung tritt, ist beim bohrenden Cluster- Kopfschmerz eine starke Bevorzugung einer Kopfseite (im Bereich des Auges/der Schläfe) zu erkennen. Patienten berichten zudem von einem extremen Schmerzempfinden, das kurz nach dem Einschlafen, in den Morgenstunden oder um die Mittagszeit einsetzen kann. Obwohl die genaue Ursache für die Entstehung der Cluster- Kopfschmerzen nicht geklärt ist, scheinen Untersuchungen auf eine Beteiligung des Hypothalamus und eine Aktivierung des Trigeminus-Nervs hinzudeuten. Letzterer ist an einer ganzen Gruppe von Kopfschmerzen beteiligt – den trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen, zu denen neben den Cluster- Kopfschmerzen auch das SUNCT-Syndrom und die Paroxysmale Hemikranie gehören. Hier noch einmal ein Überblick über die wichtigsten Kopfschmerzarten:
- Spannungskopfschmerzen
- Migräne
- Cluster-Kopfschmerzen
Darüber hinaus kennt die moderne Medizin weitere Kopfschmerzarten, wie:
- den Sexualkopfschmerz (tritt gehäuft bei Männern während des Geschlechtsakts auf)
- Kopfschmerzen in Verbindung mit der Halswirbelsäule
- Kopfschmerzen in Verbindung mit Gefäßerkrankungen (z. B. das Horton-Magath-Brown-Syndrom)
- Kopfschmerzen durch Verspannungen (z. B. der Kaumuskulatur)
- die Schmerzempfindung bei Einblutungen in die Hirnflüssigkeit.
Themenwelt Kopfschmerzen:
Ebenfalls bekannt sind Kopfschmerzen als Folge von Medikamentengebrauch (als Nebenwirkung), Arzneimittelmissbrauch, Medikamentenüberdosierung oder deren Entzug. Diese Schmerzform erstreckt sich über ein breites Spektrum verschiedener Symptome (kann halb- oder beidseitig, dumpf, pochend oder pulsierend sein). Aber nicht nur Erkrankungen wie Tumore, Gefäßentzündungen o. Ä. können Kopfschmerzen auslösen. Auch größere Anstrengung – beispielsweise beim Husten oder Sport – sind als Auslöser für Kopfschmerzattacken bekannt, die sogar bis zu 24 Stunden andauern können. Und nicht zu vergessen ist der lageabhängige Kopfschmerz, welcher beispielsweise bei einer akuten oder chronischen Nebenhöhlenentzündung in Erscheinung treten kann.
Fazit
Kopfschmerzen können nicht nur extreme Intensitäten annehmen, je nach Ursache und Verlauf sind die Attacken von unterschiedlichsten Symptomen gekennzeichnet. Manchmal bleibt der Schmerz das einzig wahrnehmbare Symptom. Bei Erkrankungen wie der Migräne können zusätzlich Veränderungen der Wahrnehmung, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen.