Weltweit gilt die Kohlenmonoxidvergiftung (Kohlenstoffmonoxidintoxikation) als eine der Hauptursachen für tödliche Vergiftungen. Allein in Deutschland sterben jährlich bis zu 3000 Personen an einer Vergiftung durch Kohlenmonoxid, wobei sich die Intoxikation schneller ereignen kann als gedacht. Es bedarf lediglich eines schlecht gewarteten oder undichten Heizofens, und schon kann sich Kohlenmonixid unbemerkt im eigenen Haus oder der Wohnung ausbreiten. Da das giftige Gas keinen Geruch besitzt und die Atemwege nicht reizt, wird Kohlenmonoxid gerne ‚Silent Killer‘ genannt. Anhand welcher Symptome Sie diesen Killer enttarnen können, und welche Behandlungs- und Präventivmaßnahmen es gegen eine Kohlenmonoxidvergiftung gibt, erläutern wir Ihnen in diesem Beitrag.
Wie entsteht eine Kohlenmonoxidvergiftung?
Kohlenmonoxid (CO), oft auch Kohlenstoffmonoxid genannt, ist ein giftiges, geruch- und geschmackloses Gas, das sich aus Verbindungen der chemischen Elemente Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O) zusammen setzt. Bedingt dadurch, dass CO eine große Ähnlichkeit mit molekularem Sauerstoff (O²) hat, kann es im menschlichen Organismus leicht an wichtige Moleküle binden, die für den Sauerstofftransport unerlässlich sind. Insbesondere die Transportfunktion des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin wird durch Kohlenmonoxid nachhaltig gestört, sodass es auf Dauer zu einer vollständigen Blockade des Sauerstofftransports kommt.
Normaler Weise befindet sich im menschlichen Blut ein natürlicher Gehalt an Kohlenstoffmonoxid von etwa 0,7 bis 1,1 Prozent. Der Anteil wird auch als Carboxyhemoglobin (COHb) bezeichnet und entsteht hauptsächlich durch körpereigene Abbauprozesse. Bei einer Kohlenmonoxidvergiftung erfährt das COHb allerdings eine ungesunde Wertsteigerung. Da CO bei Erwachsenen den Sauerstoff mit einer Affinität von 200 bis 300 aus dem Blut verdrängt, bedarf es nicht viel, um den COHb-Wert empfindlich anzuheben. Bei Föten liegt die Affinität sogar noch höher, sodass eine Vergiftung durch Kohlenmonoxid seitens der Mutter leicht zu Früh- und Fehlgeburten, sowie zu Missbildungen und Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes führen kann.
Zu unterscheiden ist bei einer Kohlenmonoxidvergiftung zwischen zwei Formen:
akute Kohlenmonoxidvergiftung – die Vergiftung erfolgte durch einen plötzlichen Anstieg der vom Körper aufgenommenen Menge an Kohlenmonoxid (z.B. bei einem Brand)
chronische Kohlenmonoxidvergiftung – die Vergiftung erfolgte schleichend und über einen längeren Zeitraum hinweg (z.B. bei schadstoffbelasteter Wohn- oder Arbeitsumgebung)
Das Ursachenspektrum konzentriert sich bei beiden Formen der Vergiftung auf Quellen, die durch bestimmte chemische Vorgänge CO produzieren. Als Ursache ausgenommen ist hierbei der körpereigene ‚Verbrennungsmotor‘, als dessen Stoffwechselabbauprodukt natürliche Mengen von Carboxyhemoglobin entstehen. Unnatürliche COHb-Werte, die Vergiftungserscheinungen auslösen, sind dagegen meist auf eine der nachstehenden Ursachen zurück zu führen:
Feuer: In der Natur entsteht Kohlenmonoxid hauptsächlich durch Verbrennung. Hausbrände, ebenso wie mit Holzkohle betriebene Öfen, können deshalb sehr leicht zu einer Kohlenmonoxidvergiftung führen, wenn der Körper den giftigen Dämpfen der Brandquelle zu lange ausgesetzt ist. Gleiches gilt für ölbetriebene Heizungsanlagen, die undicht sind. Hier strömt das Kohlenmonoxid ungehindert in die Umgebung und überraschte schon so manche Familie tödlich im Schlaf.
Verbrennungsmotoren: Kohlenmonoxid stellt einen erheblichen Anteil von Autoabgasen dar, die durch den Auspuff in die Luft gelangen. Der dauerhafte Aufenthalt in verkehrsreicher Umgebung kann somit eine Kohlenmonoxidvergiftung befördern. Besonders bedenklich ist die Vergiftung durch Verbrennungsmotoren in Sachen Suizidversuch. Viele, die ihren Lebenswillen verloren haben, greifen bei ihrem Selbstmord nämlich darauf zurück, sich bei laufendem Motor in der Garage einzusperren, um durch die eigenen Autoabgase eine tödliche Kohlenmonoxidvergiftung herbei zu führen.
Fabrikabgase: Verbrennungsmechanismen spielen auch bei der Entstehung von Fabrikabgasen eine Rolle. Nicht selten klagen Bewohner von Industriegebieten über Symptome, die auf eine leichte bis mittelschwere Kohlenmonoxidvergiftung hinweisen. Auch einige Berufsgruppen der industriellen Fertigung sind durch ein erhöhtes Vergiftungsrisiko gefährdet. Als Brutstätte für Kohlenmonoxidvergiftungen dieser Art gilt zum Beispiel Peking. Die chinesische Hauptstadt gelangt aufgrund ihrer hohen Luftverschmutzung durch Feinstaub und Abgase immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen. Neben Autoabgasen sind dabei vor allem kohlenstoffmonoxidträchtige Abgase aus der Kohle- und Stahlindustrie für die lebensbedrohlichen Smogwerte in Peking verantwortlich.
Nikotin: Zigarettenraucher atmen überdurchschnittliche Mengen an CO ein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Rauchen zu einer Kohlenmonoxidvergiftung führen kann. Daneben treibt auch Passivrauchen und das Rauchen von Shishas (Wasserpfeifen) den COHb-Wert in die Höhe. Wasserpfeifen begünstigen eine Vergiftung dabei durch die Verbrennung von Pfeifenkohle.
Risikogruppe Bergarbeiter: Unter Tage sind viele giftige Gasvorkommen zwischen den Gesteinsschichten eingeschlossen, die teilweise noch aus der Entstehungsphase der Kontinente stammen. Im Bergbau bedeuteten besagte Vorkommen seit jeher ein erhöhtes Vergiftungsrisiko. Früher schickte man deshalb zunächst Kanarienvögel in zu erweiternde Stollen, da die Tiere besonders sensibel auf Kohlenmonoxid reagieren. Inzwischen gibt es zwar spezielle Messapparaturen, um den CO-Gehalt in Bergwerken zu überprüfen, das Risiko, an einer Kohlenmonoxidvergiftung zu erkranken, ist für Bergarbeiter aber nach wie vor groß.
Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung
Für die Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung ist maßgeblich ein lebensgefährlicher Sauerstoffmangel verantwortlich, welcher mit der Intoxikation einher geht. Die unzureichende Versorgung des Körpers mit Sauerstoff wird in der Medizin auch als Hypoxie bezeichnet und fällt durch eine Vielzahl an Beschwerden auf. Unter anderem kann das erhöhte Vorkommen von Kohlenstoffmonoxid im Blut den Säure-Basen-Haushalt stören und so eine Übersäuerung (Azidose) hervorrufen. Sie setzt immer dann ein, wenn der pH-Wert des Blutes co-bedingt unter 7,35 Punkte fällt. Alle anderen Symptome melden sich erfahrungsgemäß ab folgenden COHb-Werten im Blut zu Wort:
Symptome | COHb-Wert im Blut |
---|---|
leichte Leistungseinbußen, Abgeschlagenheit | 3 bis 5 % |
leichte Sehschwächen, anfängliche Herz-Kreislauf-Störungen | 5 bis 15 % |
leichte Kopfschmerzen und Erschöpfung | 10 bis 20 % |
Schwindel, starke Kopfschmerzen und Erschöpfung, Übelkeit, Taubheitsgefühle, leichte Lähmungen, Bewusstseinsstörungen | 20 bis 30 % |
Rosa- oder Rotfärbung der Haut, beginnender Bewusstseinsverlust | 30 bis 40 % |
starke Lähmungen, sinkende Körpertemperatur, Krämpfe, Eintritt der Bewusstlosigkeit, schwere Herz-Kreislauf-Störungen | 40 bis 60 % |
Eintritt des Todes in 10 bis 60 Minuten | 60 bis 70 % |
unmittelbarer Eintritt des Todes | ab 70 % |
Ein weiteres Kennzeichen für eine Kohlenmonoxidvergiftung kann die sogenannte Cheyne-Stokes-Atmung sein. Sie ist ein häufig auftretendes Symptom zahlreicher Krankheiten, aber auch vieler Formen von Intoxikation. Charakteristisch für die veränderte Atmung sind verschieden lange und tiefe Atemzüge, sowie Unregelmäßigkeiten in den Abständen zwischen einzelnen Atemzügen.
Behandlung bei Vergiftung durch Kohlenmonoxid
Dank Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel lässt sich eine Kohlenmonoxidvergiftung relativ gut erkennen. Auch die Rosafärbung der Haut, sowie Anzeichen einer Cheyne-Stokes-Atmung geben erste Hinweise auf eine mögliche Intoxikation. Gewissheit kann jedoch nur ein ärztlicher Bluttest bringen, bei dem der COHb-Wert des Patienten ermittelt wird. Die Behandlung der Kohlenmonoxidvergiftung gestaltet sich bei positivem Test dann wie folgt:
Sauerstofftherapie – Die wichtigste Maßnahme gegen eine Intoxikation mit Kohlenstoffmonoxid ist die sofortige Gabe von reinem Sauerstoff. Erfolgen kann diese in leichten Fällen mittels einer Atemmaske. In schweren Fällen, die mit Bewusstlosigkeit des Patienten einher gehen, muss hingegen häufig eine Intubation mittels Legung eines Luftröhrenschlauchs durchgeführt werden.
Entsäuerungstherapie – Die meisten Symptome verschwinden bei Vergiftung durch Kohlenmonoxid, sobald der Sauerstoffmangel durch die Verabreichung von reinem Sauerstoff ausgeglichen wurde. Nicht so die Übersäuerung des Körpers, welche einer gezielten Regulierung des Säure-Basen-Haushalts bedarf. Neben einer basischen Ernährung kann hier insbesondere die Einnahme von Bikarbonat (Soda) dazu beitragen, die Azidose aufzulösen.
Psychotherapie – Sollte die Kohlenmonoxidvergiftung Bestandteil eines Suizidversuches sein, müssen nach der Entgiftung dringend Therapiemaßnahmen erfolgen, die dem Betroffenen dabei helfen, neuen Lebensmut zu schöpfen. Ansonsten könnte die Intoxikation mit dem nächsten Selbstmordversuch tödlich enden.
Kohlenmonoxidvergiftung – wann zum Arzt?
Vergiftungen durch Kohlenmonoxid sind ausnahmslos ein Fall für den Arzt. Da sich die tatsächliche Schwere der Intoxikation nicht allein durch bestehende Symptome nachweisen lässt, muss unbedingt ein Bluttest her, der Klarheit schafft. Zögern Sie bei Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung daher nicht, sondern begeben Sie sich umgehend in ärztliche Behandlung.
Prävention gegen Intoxikation durch Kohlenmonoxid
- Vorbeugen lässt sich einer Kohlenmonoxidvergiftung in erster Linie durch Meidung schadstoffbelasteter Umgebung. Wer in einschlägigen Risikoberufen arbeitet (z.B. Bergbau, Kohle- oder Metallindustrie), der sollte beim Arbeiten stets einen Mundschutz tragen. In verkehrsreichen bzw. industrienahen Wohngebieten ist es dagegen schwerer, sich Schadstoffen dauerhaft zu entziehen. Hier ist unter Umständen über einen Umzug nachzudenken oder sich mit der Stadt in Kontakt zu setzen.
- Private ‚Verbrennungsanlagen‘ wie Kohleöfen und Öl-Heizungen sollten regelmäßig gewartet werden, um das Ausströhmen von Kohlenmonoxid zu verhindern. Setzen Sie darüber hinaus nur auf qualitativ hochwertige Heizkörper und Öfen, damit Produktfehler nicht zu bösen Überraschungen führen.
- Kohlenstoffmonoxidvergiftungen sind ein eindeutiger Beweis dafür, dass Raucher gefährlicher leben. Wer so stark raucht, dass er Vergiftungserscheinungen durch Kohlenmonoxid aufweist, dem ist deshalb wahrlich zur Einschränkung des Zigarettenkonsums zu raten. Auch Familienmitglieder und Freunde leben durch die CO-Belastung im Zigarettenrauch deutlich unter erhöhtem Risiko eine Intoxikation durch Kohlenmonoxid zu erleiden, weshalb selbst Passivrauchen sehr kritisch zu bewerten ist. Absolut tabu ist Rauchen diesbezüglich für schwangere Frauen, da neben einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung hier noch viele andere Schadstoffe im Nikotin eine komplikationsfreie Schwangerschaft behindern könnten.
Fazit
Leider sind Industrie- und verkehrsreiche Länder heutzutage besonders durch hohe CO-Werte in der Luft gekennzeichnet. Kein Wunder also, dass die Kohlenmonoxidvergiftung zu den häufigsten Vergiftungen überhaupt zählt. Insbesondere Arbeiter in Risikoberufen wie Berg- und Metallbau sind diesbezüglich extrem gefährdet. Doch auch Mängel an Heizungen und Öfen, sowie das Wohnen in schadstoffbelasteter Umgebung kann eine Kohlenmonoxidvergiftung begünstigen. Gehen Sie entsprechenden Orten deshalb so gut es geht aus dem Weg, oder tragen Sie falls nötig eine Atemschutzmaske. Erkennen können Sie eine Vergiftung durch Kohlenmonoxid anhand bestimmter Symptome, wie etwa Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel oder Atemstörungen.