Plötzlich auftretende Schmerzen an Knochen können das Symptom eines Knochenödems sein. Dieses auch als Knochenmarködem bezeichnete Krankheitsbild geht mit einer schmerzhaften Flüssigkeitsansammlung im Knochen einher, die durch Frakturen oder Vorerkrankungen hervorgerufen wird. Besonders häufig tritt ein Knochenödem tritt in der Hüfte, im Knie oder am Sprunggelenk auf. Lesen Sie im Folgenden, wodurch ein Knochenödem hervorgerufen wird und wie es behandelt werden kann.
Wie entsteht ein Knochenödem?
Der Begriff Ödem bezeichnet im Allgemeinen eine Flüssigkeitsansammlung in einem Hohlraum des Körpers und ist mit einem Bluterguss vergleichbar. Durch die angesammelte Flüssigkeit entsteht im betroffenen Hohlraum eine Schwellung, die auf das umliegende Gewebe sowie angrenzende Blutgefäße und Nervenbahnen drückt. Durch die Kompression entstehen Schmerzen, die vor allem bei Belastung auftreten und sich vom Betroffenen nicht eindeutig lokalisieren lassen.
Ein Knochenödem im Speziellen betrifft nun krankheitsbedingte Hohlräume des Knochens. Sie entstehen, wenn eine Krankheit oder Verletzung zu einer Abnahme der Knochendichte oder zu Substanzschäden am Knochen führt. Durch die Schwächung der Knochenstruktur kann sich vermehrt Gelenkflüssigkeit im Knochen einlagern. Diese findet sich logischerweise an Gelenkabschnitten (z.B. Knie- oder Sprunggelenk) des Skeletts, weshalb überwiegend dort befindliche Knochenelemente von einem Ödem erfasst werden.
Ursachen für ein Knochenödem
Die genauen Auslöser, die zur Entstehung eines Knochenödems führen, sind derzeit noch nicht abschließend bekannt. Klar scheint zu sein, dass eine mangelhafte Durchblutung des Knochens die Knochenstruktur soweit schädigen kann, dass sich Hohlräume bilden. Ebenso können Traumata des Knochens, wie etwa eine Verletzung am Knie oder Sprunggelenk, zu Veränderungen in der Knochenbinnenstruktur führen, welche die Entstehung von Hohlräumen begünstigen. Neben diesen stehen noch weitere Ursachen, wie hormonelle Veränderungen oder medikamentöse Nebenwirkungen, im Verdacht Knochenödeme hervorzubringen. Hier ein kleiner Überblick zu denkbaren Entstehungsprozessen:
- Ischämie: Ist die Durchblutung eines Knochens dauerhaft gestört, so kann dies zu einer Schwächung der Knochenstruktur führen. Die Folge einer solchen Durchblutungsstörung ist eine Unterversorgung der Knochen mit Sauerstoff und Nährstoffen, was langfristig zum Untergang von Knochengewebe führt.
- Traumata: Neben einer Ischämie können auch Verletzungen, die bei Frakturen, Unfällen, operativen Eingriffen oder anhaltendem Verschleiß entstehen, Hohlräume innerhalb des Knochens provozieren. Knochenödeme entstehen dabei besonders häufig nach Sportverletzungen am Sprunggelenk oder Knie.
- Erkrankungen: Auch Erkrankungen, die zu einer Schwächung der Knochenstruktur beitragen, sind als Ursache für ein Ödem denkbar. Insbesondere Krankheiten wie Knochenmarkentzündung, Knocheninfarkte und Knie- oder Sprunggelenksarthrose lassen sich immer wieder als Urheber eines Knochenödems feststellen. Neben diesen stehen auch Erkrankungen wie Rheuma, Tumore oder Stoffwechselstörungen (z.B. Morbus Gaucher, Diabetes mellitus) als mögliche Ursachen in der Forschungsdiskussion. Sollten die Krankheiten mit weitreichenden Entzündungs- oder Degenerationsprozessen im Knochen einhergehen, ist ferner Osteonekrose eine große Gefahr.
- weitere mögliche Ursachen: Medikamentöse Nebenwirkungen (z.B. Kortison), Hormonstörungen (z.B. Hypogonadismus) sowie belastungsintensive Sportarten (z.B. Tauchen) lassen sich als Ursache für ein Knochenödem ebenfalls nicht ausschließen. Neben diesen kann es auch durch eine in der Schwangerschaft erlittene Kompressionsfraktur eines Lendenwirbels zu einem Knochenmarködem kommen. Besonders riskant ist zudem Übergewicht. Dieses kann über anhaltende Mehrbelastung der Knochen zu einem Knochenverschleiß und in Folge auch zu einem knocheninternen Ödem führen. Vor allem die Knie leiden stark unter der Gewichtsbelastung, weshalb die Knochenödeme bei Adipositas vermehrt in diesem Bereich auftreten.
Symptome eines Knochenödems
Ein Knochenmarködem entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum ohne Schmerzsymptomatik. Diese tritt dann häufig unvermittelt auf, ohne dass eine direkte Ursache erkennbar ist. Die Schmerzen beziehen sich dabei vor allem auf die betroffene Knochenregion, strahlen nicht selten aber auch in andere Körperregionen aus. Ein typisches Indiz, dass auf ein Knochenödem hindeutet, ist der nahezu wirkungslose Einsatz von Schmerzmitteln, welche die Schmerzen kaum bis gar nicht lindern. Insgesamt geht ein Knochenödem mit folgenden Symptomen einher:
- Gelenkschmerzen (z.B. am Knie, an der Schulter, am Sprunggelenk oder an der Hüfte)
- starker Belastungs- oder Druckschmerz
- Schmerzen in Ruhe (mögliches Anzeichen für Osteonekrose)
- Bewegungseinschränkungen
- Schwellungen und Rötungen
Diagnose und Therapie bei Knochenödemen
Die Selbstdiagnose eines Knochenmarködems ist nicht immer einfach, da die auftretenden Symptome nicht eindeutig sind. Daher müssen vor allem ärztliche Untersuchungsmethoden wie Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie in Kombination mit einem zuvor injizierten Kontrastmittel zur Anwendung kommen. Dieses lagert sich am Knochenödem ab und macht es so eindeutig erkennbar.
In seltenen Fällen (bspw. nach leichten Prellungen der Knie) kann sich ein Knochenmarködem von selbst zurückbilden. Meist ist dies aber aufgrund bereits eingetretener Folgeschäden oder aufgrund des Schweregrades des Ödems nicht möglich, sodass eine medizinische Behandlung unausweichlich ist. Die Art der Therapie richtet sich dabei vor allem nach der zugrundeliegenden Ursache und kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Nach aktuellem Forschungsstand scheint sich die Erfolgsrate der Behandlung durch eine Kombination von konservativen und invasiven Behandlungsmaßnahmen zu erhöhen. In Frage kommen hier folgende Therapiemethoden:
- konservative Methoden: Um die Durchblutung des Knochens zu verbessern, werden zunächst Infusionen (z.B. mit Iloprost) eingesetzt, die gefäßerweiternd wirken. Bereits auftretende Gewebeschwellungen werden durch Lymphdrainagen, Kühlung und Physiotherapie behandelt, wobei letztere Komplikationen wie Frakturen und Muskelabbau in der betroffenen Körperregion verhindern kann. Zusätzlich werden entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) sowie Mittel zum Knochenaufbau (z.B. Aminobiphosphate) verabreicht.
- Core decompression: Als invasive Methode hat sich das Anbohren des betroffenen Knochens innerhalb einer Operation bewährt. Diese Entlastungsbohrung nimmt den durch das Ödem entstandenen Druck vom Knochen und dem umgebenden Gewebe, wodurch sich die Schmerzsymptomatik meist unmittelbar verbessert. Zusätzlich wird der Knochen zur erneuten Bildung von Zellen angeregt und die Blutzirkulation verbessert.
- Schonung: Auch wenn sich durch Maßnahmen wie Kühlung oder eine Entlastungsbohrung eine unmittelbare Schmerzlinderung einstellen kann, muss der betroffene Knochen dennoch für mehrere Wochen geschont werden! Gerade die Knie neigen bei vorliegendem Knochenmarködem selbst bei Normalbelastung dazu, weitere Reizungen und Gewebeschäden auszubilden. Darüber hinaus wird auch die Entstehung von Osteonekrose durch anhaltende Belastung befördert. Versuchen Sie daher, die Bewegung erkrankter Gelenke während der Therapie auf ein Minimum zu beschränken.
Knochenödem – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Ein frühzeitig erkanntes Knochenmarködem lässt sich in der Regel erfolgreich behandeln, ohne dass es zu Folgeschäden wie Osteonekrose kommt. Unbehandelt kann ein Knochenödem allerdings zu einer anhaltenden Verringerung der Knochendichte (Osteopenie) beitragen. Weitere Schädigungen wie Mikrofrakturen entstehen dann bereits bei geringer Belastung. Im weiteren Verlauf kann dies zu Bewegungseinschränkungen und durch schmerzbedingte Schonhaltung zum Abbau der umliegenden Muskelpartien führen. Im schlimmsten Fall endet ein Knochenödem dann in einer Osteonekrose, die eine irreparable Destruktion des Knochens zur Folge hat.
- Besonders komplikationsträchtig sind Knochenödeme im Bereich der Knie, Hüfte oder des Sprunggelenks. Da die Gelenkabschnitte erfahrungsgemäß am stärksten belastet werden, ist ein Heilungsprozess oft sehr langwierig. Halten Sie sich deshalb unbedingt an die Schonungshinweise des Arztes, um Komplikationen soweit möglich zu vermeiden.
- Um einem Knochenmarködem bestmöglich vorbeugen zu können empfiehlt es sich, regelmäßig Sport zu treiben. Dies fördert den Muskelaufbau, was wiederum Knochen und Gelenke entlastet und sie zusätzlich stabilisiert. Sportliche Betätigung sorgt außerdem für eine Anregung des Stoffwechsels, wodurch es zu einem verstärkten Aufbau von Knochensubstanz kommt. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Sporttraining in gesundem Maße erfolgt und Bewegungen richtig ausgeführt werden. Gelenkbelastende Sportarten wie Jogging sind diesbezüglich nicht zu empfehlen, da sie die Knie eher belasten denn stärken.
Fazit
Ein Knochenödem ist eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb eines Knochens, die vor allem durch Traumata und strukturschädigende Knochenerkrankungen hervorgerufen wird. Die Flüssigkeit sammelt sich dabei aus den Gelenkkapseln oder dem umliegenden Gewebe in einem Hohlraum innerhalb des Knochens an, wodurch es zu Schmerzen, Schwellungen und Rötungen kommen kann. Sehr häufig von einem Ödem dieser Art betroffen sind die Knie und Sprunggelenke, da sie bei der Bewegung besonders stark gefordert werden und folglich eher zu Substanzschäden neigen. Komplikationen wie Osteonekrose treten im Knie- und Sprunggelenksbereich darum gehäuft auf, wenn die Knochenödeme nicht rechtzeitig behandelt werden. Erfolgt die Therapie jedoch frühzeitig, lassen sich die Ödeme gut behandeln und bleiben bei ausreichender Schonung im Großteil der Fälle komplikationsfrei.