Das Knalltrauma ist eine typische Beschwerde bei ohrnahen Schallereignissen mit zu hoher Druckstärke. Neben stechenden Schmerzen im Innenohr kann es dabei auch zu Tinnitus und Hörverlust kommen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, wie gefährlich das Knalltrauma für die Gesundheit der Ohren sein kann und welche Behandlung im Falle des Falles wichtig ist.
Entstehung eines Knalltraumas
Als Sonderform des Schalltraumas beschreibt das Knalltrauma Gehörbeeinträchtigungen, die gezielt nach starker Schalleinwirkung im Innenohr entstehen. Genauer gesagt ist es ein Schallpegel zwischen 130 und 165 Dezibel, der beim Knalltrauma in erster Linie Schäden am sogenannten Corti-Organ oder dessen Haarzellen hervorruft. Als Schnittstelle der Gehörschnecke fungiert das Organ als Schallmittler. Schäden am Corti-Organ führen als Folge zu mehr oder weniger starken Hörproblemen. Diese können sich wiederum in Hörverlust, Schwerhörigkeit, Tinnitus oder Geräuschempfindlichkeit äußern.
Abzugrenzen ist das Knalltrauma von einer Reihe anderer Schalltraumata, darunter das Explosionstrauma und Lärmtrauma. Oft entscheiden hier Millisekunden und geringe Dezibelschwankungen darüber, welche Art von Schalltrauma eine Person erleidet. Auch sind Ausmaß und Intensität der Hörschäden von Trauma zu Trauma verschieden. Zur besseren Übersicht darum hier eine kleine Abstufung der Schalltraumata nach ihrem Schweregrad:
- akustischer Schock – das Schalltrauma tritt nach besonders lauten Schallereignissen via Telefon, Headset oder Kopfhörer auf. Der Schallpegel liegt hier für gewöhnlich bei etwa 85 Dezibel. Ein Hörverlust tritt bei dieser Schalltraumavariante nicht auf. Vielmehr sind es schwächere Symptome wie kurzfristige Ohrbeschwerden oder Schwindel, die mit einem akustischen Schock einhergehen.
- Knalltrauma – Eine kurze Schalleinwirkung von unter 3 ms und einem Lautstärkepegel zwischen 130 und 165 Dezibel (z.B. bei einem Gewehrschuss) führt zu Schäden am Innenohr bzw. dessen Haarzellen. Mittelohr und Trommelfell bleiben bei dieser Variante des Schalltraumas unversehrt. Zu den klassischen Begleitsymptomen eines Knalltraumas gehören unter anderem zeitweiser Hörverlust, Tinnitus und Schwindel. Entstehende Gehörbeeinträchtigungen klingen normalerweise im Laufe weniger Tage wieder ab.
- Explosionstrauma – Eine länger anhaltende Schalleinwirkung von über 3 ms und 130 bis 165 Dezibel (v.a. bei Explosionen) verursacht Schädigungen des Trommelfells. Das Innen- und Mittelohr können beim Explosionstrauma ggf. mitverletzt sein. Beschwerden wie Hörverlust oder Tinnitus sind bei dieser Form des Schalltraumas meist intensiver als beim Knalltrauma und halten länger an.
- Lärmtrauma – Ein Schallpegel von 140 Dezibel oder mehr (z.B. bei Schüssen oder Explosionen in unmittelbarer Nähe) verursacht starke Verletzungen an den Haarzellen der Gehörschnecke. Je nach Schwere können Folgebeschwerden wie Schwerhörigkeit und Hörverlust hier mehrere Wochen anhalten. Eine langfristige Gehörbeeinträchtigung ist beim Lärmtrauma nicht auszuschließen.
- Lärmschwerhörigkeit – Die auch als chronisches Schalltrauma bekannte Lärmschwerhörigkeit bezeichnet dauerhafte Schädigungen des Gehörs bei anhaltender Schallbelastung über 85 Dezibel. Diese Form des Schalltraumas gilt als klassische Berufskrankheit im Handwerksbereich und Maschinenbau und hat im Gegensatz zum Knalltrauma, Explosionstrauma und Lärmtrauma irreversiblen Hörverlust oder chronische Schwerhörigkeit zur Folge.
- akustischer Unfall – Die Hörstörungen treten nach besonderer Belastung der Halswirbelsäule (z.B. bei Überkopfarbeiten) in Kombination mit einem unerwartet hohen Schallpegel auf. Besagter Schallpegel liegt beim akustischen Unfall normaler Weise zwischen 85 und 140 Dezibel. Etwaige Gehörprobleme treten einseitig auf und können trotz relativ kurz dauernder Schalleinwirkung ähnlich schwere Folgen haben wie die Lärmschwerhörigkeit.
Ursachen für ein Knalltrauma
Kennzeichnend für Knalltraumata ist, dass die zugrundeliegende Schallbelastung maximal 3 Millisekunden beträgt. Entsprechende Situationen haben wir nachstehend für Sie aufgeführt.
- Schüsse: Besonders oft ist das Knalltrauma bei Zeugen eines Pistolen- oder Gewehrschusses zu beobachten. Je näher der Betroffene am Schussgeschehen steht, desto höher kann die Schallbelastung ausfallen.
- Explosivgeräusche: Neben Sprengungen und Bombeneinschlägen verursachen auch Feuerwerkskörper, Knallkörper, platzende Reifen und Blitzeinschläge explosive bzw. explosivartige Geräusche, die ein Knalltrauma nach sich ziehen können. Allerdings ist der Schalldruck bei Sprengungen und Bombardements besonders hoch.
- Schreckgeräusche: Alarmsignale, ebenso wie Tierschreckgeräusche und Schreckschusswaffen produzieren einen verhältnismäßig kurzen, jedoch äußerst lautstarken Schalldruck. Zu einem Knalltrauma kann es also auch hier kommen, wobei sich die Auswirkungen auf das Ohr jedoch meist in Grenzen halten.
- Gewalteinwirkung: Nicht zu unterschätzen sind mit Blick auf das Knalltrauma Gewalteinwirkungen im Bereich der Ohren. So ist eine Ohrfeige oder ein Schlag aufs Ohr eigentlich nicht besonders laut. Der Schalldruck einer auf das Ohr zurasenden Hand wirkt sich dafür aber umso extremer aus. Es gibt sogar Fälle, in denen entsprechende Gewalteinwirkungen einen dauerhaften Hörverlust oder bleibende Ohrschäden nach sich ziehen.
Symptome eines Knalltraumas
Da sich im Innenohr wichtige Elemente zur Schallübertragung befinden, wirken sich Knalltraumata logischer Weise auf die Hörfähigkeit des Patienten aus. Im Gegensatz zum Lärm- oder Explosionstrauma sind halten sich die Schäden und Beeinträchtigungen bei Knalltraumata aber meist in Grenzen. Meist sind nur die Haarzellen oder die Basilarmembran des Innenohrs betroffen. Dies kann allerdings eine kurzfristige Überlastung des gesamten Gehörs inklusive der zwischen Innenohr und Gehirn verlaufenden Gehörnerven zur Folge haben. Besage Überlastung kann dabei zu folgenden Beschwerden führen:
- Geräuschüberempfindlichkeit
- Gleichgewichtsstörungen
- akuter Hörverlust
- Schwindel
- stechende Ohrenschmerzen
- Tinnitus und Ohrgeräusche
- Verstopfungsgefühle im Ohr
Diagnose und Therapie bei Knalltrauma
Feststellen lassen sich Knalltraumata zunächst durch Patientenbefragung zum Traumahergang. Ergänzend ist eine Audiometrie zur Überprüfung der Gehörfunktionalität von Nöten. Patienten mit Knalltrauma weisen hier eine deutlich verringerte Fähigkeit auf, leise Tonsignale wahrzunehmen. Laute Tonsignale verursachen zudem Unbehagen. Wurde das Trauma erfolgreich festgestellt, sind vor allem folgende Therapiemaßnahmen vielversprechend:
- Schonung: Um das geplagte Ohr nicht weiter zu belasten, sollten bei einem Knalltrauma lauten Geräuschen und extremem Schalldruck aus dem Weg gehen. Meiden Sie Konzertbesuche, lärmreiche Umgebung und gönnen Sie ihren Ohren für die nächsten Tage eine kleine Auszeit. Insbesondere Symptome wie Tinnitus und Geräuschüberempfindlichkeit sollten dann umso schneller abklingen.
- Medikamente: Geschädigte Haarzellen im Innenohr lassen sich am besten durch eine medikamentöse Infusionstherapie behandeln. Angewandt werden hier maßgeblich Hydroxyethylstärke, Procain und Kortison. Zeigen die genannten Stoffe keine Wirkung, ist alternativ eine hyperbare Sauerstofftherapie möglich.
- Operation: Sollten neben den Haarzellen auch größere Gewebeschichten des Innenohrs beschädigt worden sein oder aufgrund der Druckbelastung starke Schwellungen und Fisteln vorkommen, kann das Ohr ggf. auch operativ behandelt werden. Ein solches Vorgehen ist bei einem einfachen Knalltraume jedoch selten notwendig.
Knalltraumata – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Die Prognose ist bei einem Knalltrauma normaler Weise sehr gut. Starke Symptome klingen in der Regel nach wenigen Stunden bis Tagen von selbst ab. Eine vollständige Wiederherstellung der Hörfähigkeit sollte unter Zuhilfenahme entsprechender Medikamente nach spätestens 6 Wochen erfolgen.
- Beschwerden, die auch 6 Wochen nach dem Knalltrauma weiter andauern, sind ein Anzeichen für bestehende Komplikationen. Diese werden häufig durch Perilympfisteln im Innenohr, sowie Entzündungen und größere Verletzungen an den Haarzellen, dem Corti-Organ oder der Basilarmembran gestellt. In seltenen Fällen bleibt ein Grundmaß an Schwerhörigkeit auch nach ausreichender Traumabehandlung bestehen.
- Vorbeugen lässt sich einem Knalltrauma am besten durch Vermeidung entsprechender Alltagssituationen. Halten Sie bei Feuerwerksaktivitäten, Salutierschüssen und Explosionen nach Möglichkeit ausreichend Abstand zum Geschehen. Wer unter großer Lärmbelastung arbeiten muss, sollte sein Gehör durch Ohrstöpsel schützen. Die Lautstärke von Handys, Telefonen und Kopfhörern sollte zur Vorkehrung leiser gedreht werden, um unerwartete Knallgeräusche präventiv entschärfen zu können.
Fazit
Unter allen Schalltraumata sind Knalltraumata noch verhältnismäßig harmlos. Meist bestehen damit einhergehende Gehörbeeinträchtigungen nur kurzfristig und sind nach wenigen Tagen bis Wochen wieder abgeklungen. Sollten die ursächlichen Knallgeräusche aber einen sehr hohen Schallpegel von 140 dB oder mehr haben, sind bleibende Schäden am Innenohr nicht mehr vollständig auszuschließen. Glücklicher Weise sind derartig schwere Fälle von Knalltrauma aber eher selten und lassen sich durch die Vermeidung von starker Lärmbelastung im Alltag gut vermeiden.