Was hat man der Masturbation in der Vergangenheit nicht alles vorgeworfen. Sie würde die Verdauung stören, löse die Schwindsucht aus und mache sogar impotent. Noch in den 1980er Jahren waren viele Menschen überzeugt: „Nach tausend Schuss ist Schluss!“ Obwohl die Masturbation definitiv ähnlich oft praktiziert wurde wie heute, fühlten sich die Menschen damit äußerst schlecht. Heute weiß man, dass die Masturbation weder eine Sünde noch gefährlich ist. Gerade deswegen sollten einige Klischees und Mythen unbedingt ad acta gelegt werden.
1. Masturbation ist ein männliches Phänomen.
Wenn dies so wäre, warum ist Dildos kaufen dann bereits seit vielen Jahrzehnten eine vor allem weibliche Angelegenheit? Die Online-Plattform YouGov hat 2016 in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, dass mindestens 70% der Männer und mehr als 50% der Frauen masturbieren. Beim Sexspielzeug herrscht inzwischen weitgehende Parität: Masturbatoren für Männer und Anal Dildos, die von Menschen aller Geschlechter verwendet werden können, sind ähnlich beliebt wie klassische Vibratoren.
2. Selbstbefriedigung macht unglücklich.
Das gilt nur, wenn man engstirnigen Dogmen anhängt. Aus medizinischer Sicht ist das Gegenteil der Fall: Bei der Masturbation werden die Glückshormone Oxytocin und Vasopressin ausgeschüttet. Diese wirken schmerzlindernd, steigern das Wohlbefinden und machen glücklich.
3. Masturbation macht süchtig.
Sex und Masturbation sorgen für die Ausschüttung von Glückshormonen und wirken in dieser Hinsicht ähnlich wie eine Droge. Das lässt den Schluss zu, dass eine wirklich befriedigende Masturbation nach ständiger Wiederholung schreit, also tatsächlich süchtig machen kann. Bis zu einem gewissen Punkt ist das wohl auch zutreffend, in den meisten Fällen entwickelt sich aber keine chronische Sex- beziehungsweise Masturbationssucht. Denn fast jeder Mensch besitzt eine sexuelle Leistungsgrenze: Man hat im wahrsten Sinne keine Lust, diese dauerhaft zu überschreiten.
4. Masturbation führt zu Krankheiten.
Die eingangs beschriebenen Krankheitsbilder entbehren im Zusammenhang mit der Masturbation natürlich jeder Grundlage. Und es gibt sogar Indizien, dass die Masturbation bestimmte Krankheiten vorbeugen kann: Offenbar erkranken Männer, die vergleichsweise häufig ejakulieren, seltener an Prostatakrebs. Wenn Tumore dennoch auftauchen, sind diese überwiegend weniger gefährlich als bei einer Vergleichsgruppe. Dies gilt für den Sex übrigens in gleicher Weise wie für die Masturbation. Zu der Studie gelangen Sie hier.
Auch bei einer diagnostizierten Depression scheint die Masturbation zumindest für einen Moment für eine Verbesserung des Befindens zu sorgen.
Eine gute Hygiene ist bei der Masturbation allerdings ebenso wichtig wie beim Sex. Das gilt auch uns insbesondere im Hinblick auf verwendete Sexspielzeuge: Wer diese nach dem Gebrauch gründlich reinigt, kann sie beim nächsten Mal wieder bedenkenlos benutzen.
5. Die abendliche Masturbation verschlechtert den Schlaf.
Auch hier gilt das Gegenteil: Durch den Orgasmus beim Sex oder bei der Masturbation werden physische wie psychische Spannungen gelöst. Gleichzeitig ist er körperlich anstrengend und macht dadurch bereits müde. Da die Zirbeldrüse während des Höhepunktes besonders viel Melatonin ausschüttet, wird diese Müdigkeit nochmals verstärkt. Ob Masturbation oder Sex, beides passt perfekt in den Moment unmittelbar vor der Nachtruhe.
Übrigens:
Auch wenn die Gesellschaft heute in erotischer Hinsicht deutlich offener ist als in früheren Jahren, ist die Masturbation nach wie vor weitgehend ein Tabu-Thema. Zwar stehen ihr die meisten Menschen positiv gegenüber, trotzdem betreibt man sie im Verborgenen und ohne frei darüber zu sprechen. Die Stimme erheben daher nach wie jene Menschen, die eine konservative Meinung zu Selbstbefriedung haben. Viele dieser Wortführer masturbieren selber regelmäßig, würden es aber natürlich niemals zugeben.