Das Wochenbett- oder Kindbettfieber (Puerperalfieber) bezeichnet eine besondere Infektion, die bei Frauen im Zuge einer Entbindung oder Fehlgeburt auftreten kann. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galt die Infektion als Hauptursache für Todesfälle weiblicher Patientinnen im Wochenbett. Und auch wenn die Sterblichkeitsrate heute dank verbesserter Hygiene zurückgegangen ist, erkranken doch immer wieder Frauen nach der Entbindung am Puerperalfieber. Ursachen für eine Infektion dieser Art, ebenso wie wichtige Symptome und Maßnahmen zur Behandlung finden Sie in diesem Ratgeber.
Entstehung des Kindbettfiebers
Offene Wunden sind bekanntlich besonders durch Infektionen gefährdet. Dies gilt auch für Schwangerschaftswunden im Bereich der Gebärmutter (Uterus). Im Detail ist es hier jene Wunde, die entsteht, wenn sich die Plazenta bei der Entbindung oder einer Fehlgeburt von der Gebärmutterinnenwand ablöst. Das von Blutgefäßen durchzogene Gewebe lässt dabei eine raue Wundfläche an der Innenwand des Uterus zurück. Diese benötigt ganze 6 bis 8 Wochen, um zu verheilen. Während dieser auch als Wochenbett bekannten Zeit ist die Gebärmutter folglich besonders durch Infektionen gefährdet.
Die für ein Puerperalfieber verantwortlichen Erreger werden in aller Regel von Bakterien wie Streptokokken, Staphylokokken, Escherichia coli oder Neisseria gonorrhoeae gestellt. Diese können während dem Wochenbett über die Scheide äußerst leicht durch den Muttermund in den Uterus vordringen. Der Muttermund ist nach der Geburt nämlich noch eine ganze Weile weit geöffnet. Aufgrund des feucht warmen Klimas innerhalb des weiblichen Unterleibs siedeln sich die Erreger auch sehr leicht an der Wundstelle an und vermehren sich dort rasant. Im schlimmsten Fall dringen die Erreger sogar in den Blutkreislauf ein, wo sie dann eine gefährliche Sepsis hervorrufen.
Ursachen für ein Kindbettfieber
In der Regel sorgt der für das Wochenbett typische Wochenfluss für ausreichende Prävention. So werden geringe Mengen an bakteriellen Erregern ausreichend aus dem weiblichen Intimbereich gespült, ehe sie zum Uterus aufsteigen können. Bleibt der Wochenfluss allerdings aus oder sind entsprechende Einflussfaktoren zu gewaltig, ist eine Ausbreitung der Keime oft nur schwer zu verhindern. Als Hauptursachen für das Kindbettfieber gelten hier folgende Faktoren:
- mangelnde Hygiene: Bakterielle Erreger breiten sich bekanntlich am schnellsten bei unzureichender Hygiene aus. In Bezug auf das Kindbettfieber ist hier vor allem verunreinigtes OP-Besteck während einer Entbindung oder einem Kaiserschnitt zu nennen. Ebenso kann das Ausschaben des Uterus mit unzureichend gereinigten medizinischen Instrumenten die Gefahr einer Infektion erhöhen. Nicht zuletzt kommen auch mangelnde Gewohnheiten bei der Hygiene der Patientin selbst für eine Infektion in Frage.
- Kaiserschnitt, Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch: Bei einer Fehlgeburt oder bei einem Schwangerschaftsabbruch muss abgestorbenes Gewebe vollständig aus der Gebärmutter entfernt werden (z.B. bei einer Ausschabung). Bleibt hier etwas zurück, können sich Toxine freisetzen, die zu einer Gebärmutterinfektion führen. Ein Kaiserschnitt bietet Erregern wiederum durch entsprechende Schnittwunden zusätzliche Zugänge zum Uterus. Aus diesem Grund erhöht der Kaiserschnitt gleich in mehrfacher Hinsicht das Infektionsrisiko.
- unvollständige Nachgeburt: Auch während der normalen Entbindung kann es dazu kommen, dass Gewebereste in der Gebärmutter verbleiben. Verantwortlich ist in diesem Fall eine unvollständige Ablösung der Plazenta von der Gebärmutterinnenwand. Auch hier können die Plazentareste toxische Prozesse in Gang setzen, die in Folge eine Infektion provozieren.
- Wochenflussstau: Gerät der Wochenfluss nach der Entbindung ins Stocken, können sich die im Wundsekret enthaltenen Keime in Scheide und Uterus schneller vermehren. Dies ist mitunter dann der Fall, wenn die Nachwehen zu schwach sind oder Monatshygieneartikel wie Tampons oder Menstruationstassen verwendet werden. Eine erhöhte Infektionsgefahr ist damit unumgänglich.
Symptome bei Kindbettfieber
Kindbettfieber zeigt sich zunächst durch erhöhtes Fieber, das der Infektion auch ihren Namen verleiht. Zusätzlich treten meist starke Unterleibsschmerzen und Blutungen auf. Ebenso kann es zu übelriechendem Wochenfluss, Kreislaufbeschwerden und Übelkeit kommen. Im fortgeschrittenen Stadium der Infektion ist ferner mit Schocksymptomen wie Herzrasen, Blutdruckabfall oder beschleunigter Atmung zu rechnen. Insgesamt kann die Infektion mit folgender Symptomatik einhergehen:
- Fieber
- Unterleibschmerzen
- Druckschmerzen
- übelriechender Wochenfluss
- Blutungen
- Übelkeit
- Erbrechen
- innere Unruhe
- Kreislaufschock
- Herzrasen
- Atembeschleunigung
- Blutdruckabfall
Diagnose und Therapie bei Kindbettfieber
Die Diagnose eines Kindbettfiebers wird von einem Gynäkologen vorgenommen, der die Patientin zunächst eingehend auf bestehende Symptome und Beschwerden untersucht. Anschließend wird zur Ermittlung der genauen Erregerart ein Abstrich aus Scheide und Uterus entnommen und zur Analyse ins Labor überstellt. Um Komplikationen wie eine Sepsis oder Entzündung umliegender Organe ausschließen zu können, werden ergänzend bildgebende Verfahren wie Ultraschall und eine Blutbildanalyse angewandt.
Die Behandlung des Kindbettfiebers erfolgt anschließend durch Gabe von Medikamenten zur Behebung der Infektion und Rückbildung der Gebärmutter sowie des Muttermunds. Zusätzlich werden meist fiebersenkende und entzündungshemmende Arzneimittel zur Behandlung der Symptome verabreicht. Hat das Puerperalfieber bereits auf umliegende Organe übergegriffen, ist eine OP das Mittel der Wahl. Insgesamt finden innerhalb der Therapie folgende Maßnahmen Anwendung:
- Gabe von Antibiotika: Um Keime zu beseitigen und das erneute Auftreten einer Infektion zu verhindern, verabreichen Ärzte bei Kindbettfieber Präparate mit antibiotischer Wirkung. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich dabei nach dem zuvor ermittelten Erreger. Denkbar sind zum Beispiel Medikamente wie Methergin oder Tazobactam. Ist die Entzündung bereits stark fortgeschritten, wird stattdessen zunächst ein Breitbandantibiotikum verwendet.
- symptomlindernde und heilungsbeschleunigende Medikamente: Um die Gebärmutterrückbildung und damit auch die erneute Schließung des Muttermundes zu bewirken, werden Medikamente wie Methylergometrin eingesetzt. Diese lösen eine Kontraktion der Gebärmutter aus. Zur Behandlung der Schmerzen und Fiebersenkung lassen sich entzündungshemmende Schmerzmittel (z.B. Paracetamol) nutzen.
- operative Eingriffe: Innerhalb einer Ausschabung wird bei Kindbettfieber nekrotisches oder bereits stark entzündetes Gewebe aus dem Uterus entfernt. In besonders schweren Fällen kann es darüber hinaus notwendig sein, die Gebärmutter durch eine Hysterektomie dauerhaft zu entfernen. So lässt sich eine Ausbreitung der Infektion verhindern.
- Schonung und Hygiene: Unbedingt zu verzichten ist bei bestehendem Kindbettfieber auf Geschlechtsverkehr. Hierdurch könnten nämlich erneut Keime in den Uterus gelangen und die Infektion so verschlimmern. Auch ist sexuelle Aktivität für die Wundheilung eher unzuträglich, weshalb vorübergehende Schonung angesagt ist. Daneben sollten Frauen mit Wochenbettfieber besonders gezielt auf ihre Intimhygiene achten, um bakteriellen Erregern keine weitere Grundlage zu liefern.
Kindbettfieber – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Aufgrund der sehr guten hygienischen Bedingungen in modernen Krankenhäusern tritt das Kindbettfieber heute nur noch selten auf. Bei zeitnaher Behandlung heilt die Infektion für gewöhnlich auch schnell und ohne Folgeschäden aus.
- Unbehandelt kann die Infektion hingegen erhebliche Komplikationen nach sich ziehen. Hierzu zählen unter anderem Entzündungen des Bauchfells, der Gebärmutterschleimhaut sowie weiterer Organe, die unmittelbar an die Gebärmutter angrenzen. In Kombination mit einer Sepsis kann dies innerhalb weniger Wochen zu schweren Organschäden oder gar zum Tod der Patientin führen.
- Um einer Infektion im Wochenbett vorzubeugen empfiehlt es sich, nach einer Entbindung verstärkt Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewäschen vor und nach jedem Toilettenbesuch einzuhalten. Ebenso sollte der Intimbereich nur mit warmem Wasser gewaschen und keine Hygieneartikel wie Menstruationstassen oder Tampons verwendet werden. Der Verzicht auf Geschlechtsverkehr in den ersten Wochen nach der Entbindung sowie regelmäßige Kontrollen beim Frauenarzt sind ebenfalls empfehlenswert.
Fazit
Die als Kindbettfieber bezeichnete Infektionskrankheit umschreibt eine von bakteriellen Erregern hervorgerufene Entzündung der Gebärmutter, die bei Frauen im Wochenbett auftreten kann. Meist sind für das Eindringen der Keime mangelhafte Hygiene oder nekrotische Gewebereste im Uterus verantwortlich, die schädliche Toxine freisetzen. In der Regel kann das Wochenbettfieber durch eine frühzeitige Gabe von Antibiotika aber erfolgreich behandelt werden. Gezielte Schonung und strenge Hygienemaßnahmen unterstützen den Heilungsprozess.