Eine Kieferklemme (Ankylosoma) liegt vor, wenn die Mundöffnung nur eingeschränkt möglich ist. Der Grad dieser Einschränkung variiert von leicht bis erheblich. Damit steht die Kieferklemme im Gegensatz zur Kiefersperre, bei der der Mund nicht mehr richtig geschlossen werden kann. Sie kann verschiedene Ursachen haben. Meistens sind diese muskulär bedingt und haben ihre Ursache in einer Beeinträchtigung der Kaumuskulatur. Aber auch eine Diskusluxation oder eine örtliche Betäubung kann für die Beschwerden verantwortlich sein. Je nach Grund für das Phänomen variiert die ärztliche Behandlung. Erfahren Sie hier mehr über die genauen Ursachen für eine Kieferklemme und angemessene Behandlungsformen.
Wie entsteht eine Kieferklemme?
Eine Kieferklemme ist eine unangenehme Erscheinung, die auch als Trimus bezeichnet wird. Sie lässt sich in unterschiedlichen Schweregraden feststellen:
Schweregrad der Kieferklemme | Maximale Schneidekantenentfernung |
---|---|
Grad I | Minimale Einschränkung |
Grad II | Maximale Mundöffnung beträgt 10 mm |
Grad III | Maximale Mundöffnung beträgt 1 mm |
Manche Betroffenen können ihren Mund gar nicht mehr oder nur noch unter empfindlichen Schmerzen öffnen. Ist die Mundöffnung nur noch eingeschränkt möglich, kann dies auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Teilweise handelt es sich um dieselben, die für eine Kiefersperre verantwortlich sein können. Sie lassen sich in drei verschiedene Gruppen einteilen:
- myogen (muskulär bedingt)
- arthrogen (gelenkbedingt)
- neurogen (durch Nerven verursacht)
In den meisten Fällen basiert eine Kieferklemme auf muskulären Ursachen. Verschiedene Krankheiten verursachen einen Spasmus der Kaumuskulatur, zum Beispiel ein Wundstarrkrampf oder Epilepsie. Aber auch Bandscheibenvorfälle oder sogar Brüche im Bereich des Kiefergelenks sind mögliche Schuldige.
Hier eine Übersicht über die Ursachen für eine Kieferklemme:
- Kieferklemme als Folge von Muskelkrämpfen: Entzündungen oder Abszesse im Bereich der Kiefermuskulatur sind oftmals verantwortlich für eine Beeinträchtigung der Mundöffnung. Ursächlich für eine solche Entzündung ist in einigen Fällen ein Durchbruch der Weisheitszähne. Darüber hinaus ist eine Kieferklemme ein frühes und charakteristisches Anzeichen für einen Wundstarrkrampf – eine ernsthafte Erkrankung, die so schnell wie möglich behandelt werden muss. Außerdem führen manche Tumore dazu, dass sich die Kaumuskulatur verkrampft. Weitere mögliche Ursachen sind eine Meningitis, eine Schädelbasisfraktur oder das sogenannte „Hechtsyndrom“. Beobachten lässt sich eine Akylostoma außerdem bei epileptischen Anfällen oder Krämpfen im Rahmen einer dissoziativen Störung. Amphetamine wie Ecstasy lösen ebenfalls mitunter eine Kieferklemme aus.
- Arthrogene Faktoren: Bandscheibenverlagerungen im Gelenk zählen zu den vergleichsweise häufigen arthrogenen Ursachen für eine Kieferklemme. Bei einer Diskusluxation verrutscht der Diskus articularis. Sie kündigt sich oft Monate vorher durch Knacken im Kiefergelenk an. Ebenfalls verbreitet sind Brüche, die im Bereich des Gelenkknöpfchens auftreten. Dann behindern beispielsweise Knochenfragmente die Beweglichkeit des Unterkiefers. Denkbar sind außerdem eine Verrenkung des Unterkiefers (Kieferluxation) und degenerative Erkrankungen, ebenso wie eine Kiefergelenksarthritis.
- Betäubungsspritze als Auslöser: Eine Betäubungsspritze (Leitungsanästhesie) kann eine vorübergehende Kieferklemme auslösen, zum Beispiel als Folge einer Reizung des Einstichkanals oder weil das Anästhetikums in die Kaumuskulatur infiltriert wird. Selten kommt es durch eine Spritze zu einem Spritzenabszess, der ebenfalls eine Kieferklemme verursachen kann.
Behandlung einer Kieferklemme
Die Behandlung einer Kieferklemme richtet sich entscheidend nach den zugrundeliegenden Ursachen.
In der Regel geht der behandelnde Arzt dabei folgendermaßen vor:
- Ermittlung des Schweregrads der Kieferklemme: Der Arzt ermittelt zunächst, wie weit Sie als Patient Ihren Mund noch öffnen können. Anhand der Schneidekantenentfernung lässt sich dies relativ exakt messen. Mitunter kommt auch eine Kiefergelenkvermessung infrage.
- Genauere Eingrenzung der Ursachen: Mithilfe einer Anamnese und eventuell weiteren diagnostischen Verfahren wie der Anfertigung eines Röntgenbildes lassen sich die Ursachen für die Beschwerden genauer bestimmen. Oft ist dies problemlos und schnell möglich.
- Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit: Der weitere Verlauf der Behandlung hängt davon ab, welche Ursache der Kieferklemme zugrunde liegt. Dabei kann es sich um die Gabe von Medikamenten handeln. Bei wiederholten Krampfanfällen ist unter Umständen die Verabreichung von Antiepileptika sinnvoll. Ist ein Abszess schuld an der Einschränkung der Mundöffnung, lässt sich dieser spalten und der Eiter entleeren. Manchmal reicht auch eine lokale Betäubung der Nervenbahnen, um die Beschwerden zu beseitigen. Eine Kieferklemme aufgrund einer Betäubungsspritze geht in der Regel von allein wieder zurück.
In den meisten Fällen lässt sich eine Kieferklemme gut behandeln und rasch wieder rückgängig machen. Je nach Schweregrad sind unterstützende physiotherapeutische Maßnahmen sinnvoll. Diese beinhalten zum Beispiel Dehnübungen oder Wärmeanwendungen mittels Rotlicht oder Mundspülungen mit warmem Wasser, die die Muskulatur gezielt entspannen. Dabei ist die Anleitung durch einen Fachmann wesentlich, damit es nicht beispielsweise zu einer Überdehnung kommt.
Kieferklemme – wann zum Arzt
Ankylostoma kann vorübergehend für einen sehr kurzen Zeitraum eintreten – zum Beispiel bei Kälte. Grundsätzlich ist es – wie bei einer Kiefersperre – sinnvoll, schnell einen Arzt zu konsultieren. Zum einen hat dieser so die Möglichkeit, umgehend sinnvolle Maßnahmen zur Behandlung einzuleiten. Dies trägt auch dazu bei, ein erneutes Auftreten der Kieferklemme zu verhindern. Zum anderen lässt sich auf diese Art ausschließen, dass der Einschränkung der Mundöffnung eine ernsthafte und vielleicht sogar lebensbedrohliche Erkrankung wie ein Wundstarrkrampf zugrunde liegt.
Auch bei häufigem Knacken im Kiefer und ähnlichen Erscheinungen ist es sinnvoll, schnell zu reagieren, um eine Diskusluxation zu verhindern.
Fazit
Eine Kieferklemme ist wie eine Kiefersperre eine unangenehme, aber meist harmlose Erscheinung. Oft basiert sie auf vergleichsweise harmlosen Krämpfen der Kaumuskulatur, die sich durch einfache Maßnahmen beheben lassen. Da sie jedoch auch auf eine ernsthafte Grunderkrankung hindeuten kann, ist es sinnvoll, schnell zu handeln und einen Fachmann hinzuzuziehen. So stehen die Chancen gut, dass die Beeinträchtigung der Mundöffnung schnell behoben ist. Außerdem lassen sich auf diese Art weitere – unter Umständen gefährlichere – Folgeerscheinungen der Grunderkrankung vermeiden.
Vorbeugen lässt sich einer Kieferklemme oder auch einer Kiefersperre kaum. Eine gesunde Lebensweise leistet jedoch auch in dieser Hinsicht einen wichtigen Beitrag.