Wer unter Schmerzen im Kiefergelenk leidet, hat oftmals das Problem, die genaue Ursache für seine Beschwerden nicht feststellen zu können. Grund hierfür ist die Tatsache, dass der Auslöser für Kiefergelenkschmerzen nicht immer die Kiefergelenke selbst sind. Um eine genaue Diagnose stellen zu können, muss deshalb der gesamte Kauapparat in Augenschein genommen werden, was mitunter auch eine detaillierte Funktionsanalyse beinhaltet.
Fehlbelastungen des Kauapparats als häufigste Ursache für Kiefergelenkschmerz
Als Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis) wird in der Medizin der bewegliche Abschnitt des Kauapparates bezeichnet, welcher Ober- und Unterkiefer miteinander verbindet. Sein Knorpelgebilde fungiert als eine Art Scharnier, durch das Sprechen und Kauen überhaupt erst ermöglicht werden. Kiefergelenkschmerzen deuten folglich darauf hin, dass besagte Scharnierfunktion durch einen Störfaktor beeinträchtigt wird.
Besonders häufig liegt diese Funktionsstörung in einer chronischen Über- bzw. Fehlbelastung der Kiefergelenke begründet, welche auch als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD-Syndrom) definiert ist. Sie geht häufig mit Schwindel, Atemstörungen, sowie Schmerzen im Kauapparat, in den Ohren oder Gesichtsmuskeln der Patienten einher und kann bei Nichtbehandlung zu einer Lockerung oder Verschiebung der Zähne führen. Darüber hinaus können Kopf-, Nacken-, Rücken- und Schulterschmerzen Anzeichen für das Vorliegen eines CMD-Syndroms sein. Als Auslöser für die funktionelle Fehlregulierung der Kiefergelenke gelten:
- genetische Dispositionen
- Gewalteinwirkungen
- schlecht angepasste oder abgenutzte Brücken, Füllungen oder Kronen
- Verkrampfungen der Kiefermuskulatur aufgrund von psychischem Stress
- Zähneknirschen
- Zahn- bzw. Kieferfehlstellungen
Weitere Ursachen für ein schmerzendes Kiefergelenk
Eine Fehlstellung der Zähne oder Kiefergelenke kann schon vor entstehen eines CMD-Syndroms für Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks sorgen. Darüber hinaus kommen folgende Gründe als Auslöser für Kiefergelenkschmerzen in Betracht:
Entzündungen der Zähne oder des Kiefergelenks: Durch Bakterien und Viren verursachte Infektionen des Kauapparats wie Parodontitis betreffen meist nicht nur die Zähne. Die hier verursachten Schmerzen können oftmals bis in die Kiefergelenke strahlen. Auch ist ein bakterieller bzw. viraler Befall als Ursache für die Kiefergelenkschmerzen denkbar.
Wachstumskomplikationen der Weisheitszähne: Das Ziehen von Weisheitszähnen ist in vielen Fällen deshalb notwendig, weil ihre tief in den Kieferknochen wachsenden Wurzeln Entzündungen und somit auch Schmerzen im Kiefergelenk begünstigen. Sollten Sie also noch im Besitz Ihrer Weisheitszähne sein, sind diese womöglich für die Kiefergelenkschmerzen verantwortlich
operative Eingriffe: Unmittelbar nach dem Ziehen eines Weisheitszahns oder auch durch die operative Behandlung anderer Zähne kann es kurzfristig zu Kiefergelenkschmerzen kommen. Grund ist der für Kiefer und Zähne strapaziöse Eingriff selbst, dessen Schmerzen sich für gewöhnlich erst nach der Wirkdauer von Betäubungs- und Narkosemitteln offenbaren. Es ist daher durchaus möglich, dass der Schmerz im Kiefergelenk durch eine Operation ausgelöst wurde, die ursprünglich der Entfernung schmerzender Zähne oder der Korrektur einer Kieferfehlstellung diente.
HNO-Krankheiten: Das Kiefergelenk verbindet nicht nur Ober- und Unterkiefer. Es stellt in gewisser Weise auch einen Knotenpunkt zwischen Hals, Nase und Ohren. Wie das Kiefergelenk sind besagte Organe äußerst sensibel, wenn es um das Strahlen von Schmerzen in angrenzende Körperbereiche geht. Klassische HNO-Erkrankungen wie etwa eine Mittelohrentzündung sind demnach ebenfalls Auslöser für Kiefergelenkschmerzen denkbar.
Diagnose und Therapie bei Kiefergelenkschmerzen
Da die Ursachen für ein schmerzendes Kiefergelenk sehr vielseitig sind, hängt eine geeignete Therapiemaßnahme von der individuellen Diagnose ab. Üblich ist in diesem Zusammenhang eine umfangreiche Funktionsanalyse des Kauapparats. Hierbei werden Kiefer und Zähne durch geeignete Diagnosemethoden (z.B. Abtasten, Beweglichkeitstests oder Röntgenaufnahmen) auf ihre Funktionalität bzw. auf das Vorliegen einer Kieferfehlstellung hin überprüft. Je nach Befund können dann folgende Maßnahmen zur Therapie ergriffen werden:
- bei Zahn- oder Kieferfehlstellungen – Korrektur der Zahn- bzw. Kieferfehlstellung durch Operation, in der beispielsweise ein Zahnersatz eingesetzt werden kann
- bei Entzündungen der Zähne oder Kiefergelenke – Linderung der Schmerzen und Ausheilung der Infektion durch Medikamente
- bei schmerzenden Weisheitszähnen – Ziehen der betroffenen Zähne mittels eines operativen Eingriffs
- bei Vorliegen einer Hals-Nasen-Ohren-Erkrankung – Behandlung der ursächlichen Krankheit und Schmerzlinderung
- bei stressbedingtem Zähneknirschen – Verschreibung einer Bissschiene, sowie Entspannungsmaßnahmen zum Abbau der Muskelverspannungen im Bereich der Kiefergelenke
- bei sonstigen stressbedingten Kieferverspannungen – Entspannungsübungen und Massagen zur Entlastung der Kiefermuskulatur
Sollte eine veraltete bzw. schlecht angepasste Brücke, Füllung oder Krone für die Kiefergelenkschmerzen verantwortlich sein, ist natürlich ein sofortiger Austausch des künstlichen Zahnersatzes notwendig.
Tipps zu Hausmitteln und Präventivmaßnahmen bei schmerzendem Kiefergelenk
- Achten Sie auf eine sorgfältige Mundhygiene, um Kiefer und Zähne vor Entzündungserregern zu schützen. Insbesondere Backenzähne sollten bei der täglichen Zahnpflege berücksichtigt werden, da sie unmittelbar an das Kiefergelenk angrenzen.
- Stressbedingte Verspannungen betreffen nicht nur Rücken- und Halsmuskulatur. Auch die Muskeln der Kiefergelenke können davon schmerzhaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Vermeiden Sie also Hektik und stressreiche Situationen im Alltag.
- Lassen Sie unbedingt von einem Spezialisten abklären, ob Zahn- oder Kieferfehlstellungen möglicherweise durch genetische Veranlagung begünstigt werden. Auch problematische Weisheitszähne sind durch regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt früh auszumachen. Rechtzeitig erkannt, können die Fehlstellungen schon vor Entstehen von Kiefergelenkschmerzen behandelt werden.
- Falls sie an einer HNO-Erkrankung leiden oder bereits Entzündungen und Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks vorliegen, kann Johanniskrauttee bzw. das Gurgeln mit Johanniskrauttinktur Abhilfe schaffen. Das Kraut ist besonders gut zur Schmerz- und Infektionslinderung im Mund- und Rachenbereich geeignet und kann selbst nach dem Ziehen eines Weisheitszahns wahre Wunder wirken.
- Auch die Ernährung spielt bei Kiefergelenkschmerz eine wichtige Rolle. So sollten Sie beispielsweise auf scharfe Gewürze und Weizenprodukte verzichten und stattdessen lieber auf Dinkel zurückgreifen. Auch Ackerschachtelhalm und Fisch stärken die Knorpel der Kiefergelenke.
Fazit
Kiefergelenkschmerzen sind sehr unangenehm und können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Wenn diese geklärt sind, haben Sie die Möglichkeit, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Oftmals wirken auch Hausmittel schon sehr gut. Sollten sich die