Wurde ein Kaiserschnitt früher nur bei Geburten angewandt, die aus medizinischen Gründen nicht auf dem herkömmlichen Weg stattfinden konnten, haben Sie heute die Wahl. Die Vornahme des Kaiserschnitts ist mittlerweile so gängig, dass Sie beinahe schon von einem „Wunschkaiserschnitt“ sprechen dürften. Diesen Begriff gibt es zwar in Deutschland nicht und wird von den Krankenkassen nicht vertreten, dennoch besteht auch ohne gesundheitliche Hintergründe die Chance, dass Sie sich als Gebärende aktiv für einen Kaiserschnitt entscheiden.
Doch, ist die natürliche Geburt nicht besser für Sie und Ihr Kind? Besteht eine Gefahr für Sie bei der Geburt eines weiteren Kinds, wenn Sie sich einmal für einen Kaiserschnitt entscheiden? Gilt die Aussage, dass eine operative Entbindung eine natürliche Geburt auf Dauer verhindert, weiterhin? Nachfolgend möchten wir Sie über die Vor- und Nachteile des Kaiserschnitts aufklären und Ihnen eine Entscheidungshilfe zur Hand geben.
Wie funktioniert der Kaiserschnitt?
Beim Kaiserschnitt gelangt Ihr Baby nicht auf dem natürlichen Wege über den Geburtskanal auf die Welt, sondern wird mittels eines Schnitts in der Bauchdecke aus der Gebärmutter entnommen. Die Operationstechnik, fachlich als Sectio caesarea bezeichnet, geht direkt auf Julius Caesar zurück und wurde bei dessen Geburt erstmals angewandt. Andere Quellen behaupten jedoch, dass sich der Name nicht auf Caeser beruft, sondern auf das lateinische Wort caedere, was schneiden bedeutet.
Wie dem auch sei, stellt der Kaiserschnitt selbst bei Urvölkern eine Operationstechnik dar, die zur Kindsgeburt angewandt wird. Dabei gibt es zwei mögliche Varianten der Operation:
- Primärer Kaiserschnitt: Haben die Wehen noch nicht eingesetzt, beginnen die Ärzte schon mit dem Kaiserschnitt. Diese Form der Geburt wird meist im Vorfeld geplant und kommt bei gesundheitlichen Einschränkungen von Mutter oder Kind oder bei psychischen Problemen, die gegen eine natürliche Geburt sprechen, zum Einsatz.
- Sekundärer Kaiserschnitt: Erst nach dem Einsetzen der Wehen entschließen Sie oder die Ärzte, einen Kaiserschnitt vorzunehmen. Komplikationen stehen bei dieser Form im Vordergrund.
Wie häufig der Kaiserschnitt genutzt wird, hängt von dem Geburtsland ab. In Deutschland wird heute fast jedes dritte Kind über die Sectio geholt, in vielen Gebieten Lateinamerikas hingegen liegt die Prozentzahl bei ungefähr 85 Prozent.
Um die Operation durchführen zu können, ist eine Narkose notwendig. Zumeist setzen Ärzte auf eine Spinal- oder Peridualanästhesie, die nur den unteren Körper betäubt. Lokale Betäubungen belasten den Körper von Mutter und Kind weniger, als eine Vollnarkose. Der Kaiserschnitt selbst beginnt mit einem Unterbauchschnitt, der in die Bikinizone fällt. Schicht für Schicht des Unterhaut- und Bauchgewebes wird nun geöffnet, bis die Gebärmutter sichtbar wird. Nach einem kurzen Schnitt kann der Arzt das Kind aus der Gebärmutter entnehmen und die Wunden wieder verschließen.
Die Vorteile der Sectio
Gegenüber einer Spontangeburt fallen Ihnen sicherlich mehrere Vorteile ein, die für den Kaiserschnitt sprechen. Ganz oben auf der Vorteilsliste stehen natürlich die Geburtsschmerzen, die Sie mit einer operativen Entbindung umgehen. Da der Kaiserschnitt bereits vor oder zu Beginn der Wehen gewählt werden kann, bleiben die Geburtsschmerzen größtenteils aus. Doch es erwarten Sie noch viele weitere Pluspunkte:
- Einfache Geburtsvorbereitung: Entscheiden Sie sich bereits während der Schwangerschaft dazu, Ihr Kind per Kaiserschnitt zu gebären, müssen Sie keine Geburtsvorbereitungskurse belegen, um sich mit den Wehen vertraut zu machen. Allerdings verzichten Sie auch auf die weiteren Themengebiete, die in den Vorbereitungskursen angesprochen werden.
- Vermeidung von Risiken: Das Risiko eines Dammrisses besteht beim Kaiserschnitt nicht. Zudem umgehen Sie Probleme mit der Nachgeburt und erleiden weniger Schäden im Bereich der Vagina. Jedoch wirkt sich der Kaiserschnitt nicht positiv auf die Beckenbodenmuskulatur aus. Die Schwangerschaft schwächt das Bindegewebe, sodass es sinnvoll ist, wenn Sie sich trotz eines Kaiserschnitts für das Beckenbodentraining entscheiden.
- Planbarkeit: Der Kaiserschnitt ermöglicht es ihnen, Ihr Kind zum Wunschtermin zu bekommen. Sie brauchen nicht wochenlang darauf hoffen, dass die Wehen einsetzen, sondern können genau festlegen, wann Sie die Geburt wünschen. Dieser Fall tritt natürlich nicht ein, wenn der Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen gewählt wird und zur Rettung Ihres Kindes angewandt werden muss.
- Die Psyche: Gerade Erstgebärende fürchten sich vor einer normalen Geburt. Die Angst vor Schmerzen und dem Unbekannten steht im Vordergrund. Doch auch Mütter, die bei einer vorangegangenen Geburt mit Schwierigkeiten kämpften, können durch die Operation entlastet werden.
Die Nachteile des Kaiserschnitts:
- Schmerzen nach der Geburt: Lassen die Wehen, sobald Sie Ihr Kind auf dem natürlichen Weg gebären, direkt nach der Geburt nach, leiden Sie nach einem Kaiserschnitt an Operationsschmerzen. Den ersten Tag dürfen Sie das Bett nicht verlassen und sind dauerhaft auf Hilfe angewiesen. Zudem müssen Sie damit rechnen, dass Ihr Krankenhausaufenthalt durch den Kaiserschnitt verlängert wird. Können Mütter nach einer gewöhnlichen Geburt das Krankenhaus zumeist nach drei Tagen verlassen, bleiben Mütter nach einem Kaiserschnitt rund sechs Tage in stationärer Behandlung.
- Risiken aus Muttersicht: Der Kaiserschnitt ist eine Operation. Jede OP ist mit Risiken verbunden, die aus Infektionen, Nabengewebe, Wucherungen und vielem mehr bestehen können. Zwar ist der Kaiserschnitt eine reine Routine, dennoch lässt sich die Gefahr nicht vollends ausschließen. Die Aussage, dass ein Kaiserschnitt eine gewöhnliche Geburt verhindert, ist heute widerlegt. Sicherlich besteht die Gefahr, dass bei einer nachfolgenden natürlichen Geburt die Operationsnarbe aufreißt, allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit im minimalen Bereich.
- Risiken für das Kind: Durch das Öffnen der Gebärmutter kann das Kind verletzt werden. Wesentlich häufiger kommt es vor, dass das Neugeborene zuerst Atemprobleme hat. Gelangt ein Baby durch den Geburtskanal auf die Welt, sorgt der Druck dazu, dass die Flüssigkeit aus den Lungen austritt. Bei einer Kaiserschnittgeburt besteht dieser Druck nicht, sodass die Lungen künstlich von Flüssigkeit befreit werden müssen und das Kind oftmals künstlich beatmet werden muss. Einige Mediziner vermuten zudem, dass Kinder, die nicht auf dem natürlichen Weg geboren wurden, ein erhöhtes Allergierisiko haben. Diese Vermutung ist jedoch nicht bis ins letzte Detail belegt, doch eine Studie aus Norwegen kam zu dem Schluss, dass das Allergierisiko bis zu sieben Mal so hoch ist, wie bei der normalen Geburt.
Schlusswort
Liegen keine medizinischen Gründe vor, die für einen Kaiserschnitt sprechen, sollten Sie genau überlegen, ob Sie sich zu der Operation entscheiden. Sprechen Sie bereits im Vorfeld mit Ärzten und Hebammen, legen Sie Ihre Ängste offen dar und lassen Sie sich beraten. Um den Kaiserschnitt durchführen zu können, muss Ihr Arzt sein OK geben und der Krankenkasse plausibel erklären, aus welchem Grund er zu der Operation rät. Fürchten Sie überwiegend die Schmerzen bei der Geburt, kann Ihnen eine erfahrene Hebamme mitunter die Angst nehmen.
Letztendlich liegt die Entscheidung bei Ihnen. Markante Nachteile, die mit Ihrem und dem Leben Ihres Kindes spielen, gibt es bei der Sectio nicht.