Afterjucken (Pruritus ani) stellt mitunter das häufigste Symptom in der Proktologie dar. Nicht selten sind Hämorrhoiden (umgangssprachlich Hämorriden) oder ein Analekzem für das Jucken im Analbereich verantwortlich. Allerdings kommen neben physischen auch psychische Ursachen für den Juckreiz in Frage. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zu Ursachen und Optionen in der Therapie.
Die Ursachen – Wie entsteht Afterjucken?
Verursacht wird das Jucken nach jüngstem Forschungsstand durch Ausschüttungen von Histamin durch die hauteigenen Nervenfasern. Hier spielt vor allem das Polypeptid 148 (auch: Gastrin Releasing Peptide, kurz GRP) eine wichtige Rolle. Auch das natriuretische Pilypeptid b (Nppb) ist für die Reizübermittlung wichtig. Der Juckreiz stellt demnach eine Alternative zum Schmerzreiz dar, wenn die Nervenfasern keinen direkten Schmerz auslösen können. Des Weiteren kann Juckreiz auch durch psychosomatische Einflüsse verursacht werden. Er entsteht hier durch das sogenannte Juckreizgedächtnis, welches in bestimmten Trigger-Situationen (z.B. beim Anblick von krabbelnden Kleinstlebewesen) ausgelöst wird.
Geht es um Afterjucken im Speziellen, tritt der Juckreiz oft mit Veränderungen der Haut zusammen auf. Trigger-Situationen als Auslöser sind auch hier denkbar. Allerdings stehen auch psychosomatische Ursachen für das Jucken im Analbereich häufig mit einer körperlichen Erkrankung in Verbindung. Zum besseren Verständnis folgt nun ein kleiner Überblick zu möglichen Ursachen des Afterjuckens:
- Erkrankungen der Haut bzw. der Hautzellen: Im Analbereich können eine Vielzahl von Hautkrankheiten auftreten. Leiden wie Hämorrhoiden oder ein Analekzem entstehen ausschließlich am After. Jedoch machen Tumore, Schuppenflechte und das als Neurodermitis bekannte Atopische Ekzem nicht vor dem Analbereich halt. Afterjucken ist hier nur eines von vielen denkbaren Symptomen. Auch Analblutungen, Analfissuren, Rötungen und Schwellungen können die Hauterkrankungen begleiten. Jedoch ist das Jucken am After meist die hauptsächliche Beschwerde bei derartigen Krankheiten.
- ungesundes Hautmilieu: Sowohl zu trockene als auch zu feuchte Haut am After kann Jucken im Analbereich begünstigen. Hauttrockenheit entsteht hier oft durch genetische Dispositionen oder durch die Verwendung von Hygieneprodukten, welche die Haut nachhaltig austrocknen. Ein feuchtes Hautmilieu hingegen ist nicht selten extremem Schweißfluss oder luftundurchlässiger Kleidung geschuldet. Ein juckendes Wundscheuern der Afterhaut ist in solch einem Fall nicht auszuschließen. Kommt dann noch eine besondere Sensibilität der Haut (bspw. durch bestehende Hauterkrankungen) hinzu, ist ein Afterjucken sehr wahrscheinlich.
- Infektionen oder Verletzungen am After: Ein Befall von Darmparasiten muss sich nicht zwingend auf den Darmtrakt beschränken. Manchmal wandern die Parasiten auch gen Darmausgang und sorgen dort für juckende Infektionen. Ebenso sind Pilzinfektionen oder kleinere Verletzungen als Auslöser von Afterjucken nicht unüblich. Verletzungen werden dabei vor allem durch ein falsches Pressverhalten beim Stuhlgang ausgelöst. Auch ein zu harter Stuhlgang kann zu kleinen, juckenden Rissen am After führen.
- Allergien und Umwelteinflüsse: Umweltfaktoren können bei der Entstehung von Afterjucken eine Rolle spielen. Zusätzlich sind allergische Reaktionen als Auslöser des Afterjuckens dabei nicht auszuschließen. Diese können wiederum durch Umwelteinflüsse wie Pflanzenpollen sowie Unverträglichkeiten für bestimmte Textilien und Lebensmittel ausgelöst werden. Darüber hinaus können auch stressbedingte Einflüsse von außen für Afterjucken sorgen. Gerade Hautkrankheiten wie Schuppenflechte und Neurodermitis reagieren auf solche Umweltfaktoren leicht mit Krankheitsschüben. Diese führen in der Folge zu vermehrtem Juckreiz.
Behandlung bei Jucken im Analbereich
Diagnostizieren lässt sich Afterjucken zum einen durch ein Gespräch zwischen Arzt und Patient. Zum anderen ist eine Blickdiagnose notwendig, um eventuelle Hautveränderungen feststellen zu können. Ergänzend sind Labortests zur Untersuchung des Stuhls denkbar. Hierdurch lassen sich vor allem Erreger von Krankheiten und Parasiten zuverlässig ermitteln. Die Behandlung erfolgt bei Afterjucken dann durch Behandlung der Symptome sowie die Bekämpfung bestehender Krankheiten:
- Medikamente – Die konservative Behandlung erfolgt bei Afterjucken durch die Gabe von Medikamenten. Je nach Ursache kommen unter anderem Antihistaminika, Antibiotika und Zytostatika zur Behandlung in Betracht. Bei Hämorrhoiden helfen ferner spezielle Zäpfchen mit adstringierender Wirkung, die zudem Entzündungen hemmen.
- juckreizlindernde Cremes und Salben – Hautkrankheiten wie Schuppenflechte und Neurodermitis, aber auch Hämorrhoidenleiden sprechen sehr gut auf Cremes aus Totem-Meer-Salz an. Auch mit Salben aus Aloe Vera, Hamamelis, Königskerze, Nachtkerzenöl, Ringelblume, Schafgarbe, Spitzwegerich und Zinkoxid ließen sich bei Hauterkrankungen bislang gute Erfolge erzielen. Das Jucken sollte bei regelmäßiger Anwendung bald Linderung erfahren.
- Ernährungsumstellung – Um den Analbereich während der Behandlung zu entlasten, ist eine Umstellung der Ernährung ratsam. Ein weicher Stuhl beugt hier nicht nur Verletzungen vor, sondern beschleunigt auch den Prozess der Heilung. Außerdem sind bei allergischen Reaktionen als Ursache für das Jucken häufig falsche Lebensmittel für die Beschwerden verantwortlich. Wenn Sie diese Nahrungsmittel künftig meiden, dürfte auch das Jucken nachlassen.
- operative Behandlung – Die operative Behandlung ist zum Beispiel bei anorektalen Erkrankungen wie schweren Hämorrhoiden oder Tumoren als Auslöser des Afterjuckens notwendig. Im Zuge des Eingriffs werden die juckreizverursachenden Veränderungen im Gewebe so gut wie möglich behoben. Die Operation erfolgt durch einen Arzt in einer Klinik und ist mit einer stationären Aufnahme verbunden.
Juckreiz am After – Wann zum Arzt?
Auch wenn es viele Ursachen für Afterjucken gibt, so verschwinden die Symptome bei pfleglicher Behandlung des Afters oft nach wenigen Tagen von selbst wieder. Sollten Sie jedoch dauerhaft an unerklärlichem Afterjucken leiden, ist ein Arztbesuch anzuraten. Dies gilt auch, wenn der Juckreiz sich auch nach Tagen nicht bessert oder sogar verschlimmert.
Fazit
Hinter Juckreiz am After können zahlreiche Ursachen stecken. Von allergischen Reaktionen über Verletzungen am After bis hin zu Hauterkrankungen sind diverse Auslöser denkbar. Diese bedürfen in jedem Fall einer ärztlichen Untersuchung. Behandeln lässt sich das Symptom aber meist problemlos, sofern die Ursache zuverlässig ermittelt werden konnte.