[toc]
Die Gesundheitsbranche repräsentiert einen maßgeblichen Anteil der hiesigen Wirtschaftskraft – jeder achte umgesetzte Euro entfiel in Deutschland im Jahre 2016 auf den Gesundheitssektor. Die Tendenz steigt und die Branche entwickelt sich dabei dynamisch: Sie fächert sich aktuell in über 800 unterschiedliche Berufe auf. Stetig kommen neue Tätigkeitsfelder hinzu, die sich auf verschiedene Aspekte in den Bereichen Medizin und Wirtschaft konzentrieren.
Pflegekräfte
Berufe im Gesundheitswesen besitzen eine positive Zukunftsperspektive – immerhin lag das Wachstum der Branche in den vergangenen Jahren stets durchschnittlich 1 Prozent über dem Zuwachs der Gesamtwirtschaft. Wer für sich eine Ausbildung in einem pflegerischen Beruf in Betracht zieht, kann unter anderem zwischen den folgenden Möglichkeiten wählen:
-
Gesundheits- und Krankenpfleger
Umgangssprachlich noch immer als „Krankenschwester“ abgetan, umfasst der Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers weit mehr als die Klischeevorstellung vermuten lässt. Die Ausbildung findet in verschiedenen medizinischen Bereichen statt, unter anderem der Chirurgie, Psychiatrie, Inneren Medizin und Gynäkologie. Gesundheits- und Krankenpfleger übernehmen unter anderem Infusionen, Injektionen und Wundversorgungsmaßnahmen – darüber hinaus betreuen sie Patienten und Angehörige bei Krisen und Konfliktsituationen.
Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen darin, sich etwa als Breast-Care-Nurse oder Stroke-Nurse auf die Prävention, Behandlung und Rehabilitation bestimmter Krankheitsbilder zu spezialisieren. Die anspruchsvollen Tätigkeitsfelder beinhalten, Patienten nach der lebensverändernden Diagnose Brustkrebs oder Schlaganfall gezielt über therapeutische Maßnahmen aufzuklären aber auch in psychosozialen und sozialrechtlichen Fragen zu beraten. -
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger
Neben dem Trösten der kleinen Patienten und der Aufklärung der Eltern über Pflegemaßnahmen übernehmen Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger die Assistenz bei pädiatrischen Operationen und Untersuchungen sowie die Wundversorgung und Pflege bei Kindern und Jugendlichen. Ihre Bildungsgang deckt die Bereiche der Gynäkologie, Neurologie, Chirurgie, Wochen- und Neugeborenenpflege ab.
-
Heilerziehungspfleger
Ihre Ausbildung umfasst Themenkomplexe aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Pädagogik. Im Berufsalltag bieten Heilerziehungspfleger Menschen mit Behinderung pflegerische und pädagogische Unterstützung – stets darauf abzielend, ihr individuelles Potenzial und ihre Autonomie im täglichen Leben zu unterstützen. Mögliche Beschäftigungsorte für sie sind Kliniken, Tagesstätten und Betreuungseinrichtungen sowie Förderschulen.
-
Fachkraft für Pflegeassistenz
Diese ausgebildeten Fachkräfte betreuen Menschen, die aufgrund unterschiedlicher Ursachen der Pflege bedürfen. Dabei umfasst die Tätigkeit neben körperlicher Pflege und der Anleitung zu geistigen und physischen Fitnessübungen auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie den Einkauf oder das Organisieren des Haushaltes.
-
Altenpfleger
Sie betreuen ambulant, in Krankenhäusern oder Pflegeheimen ältere Menschen, die aufgrund körperlicher Gebrechen oder Demenz ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können. Im Fokus stehen dabei sowohl die medizinische Versorgung und die Körperpflege, als auch die aktive Gestaltung der Freizeit. Unterstützt werden Altenpfleger von Altenpflegehelfern und -heferinnen.
Der kaufmännische Bereich
Analog zum Wachstum der Gesundheitswirtschaft erlangen medizinische Berufe mit betriebswirtschaftlicher Ausrichtung eine größere Bedeutung. Gefragt sind unter anderem Absolventen der folgenden Ausbildungen und Studiengänge:
-
Kauffrau und -mann im Gesundheitswesen
Kaufleute im Gesundheitswesen koordinieren die Dienstleistungsangebote und überwachen die Geschäftsabläufe medizinischer Einrichtungen. In ihr Aufgabenfeld fällt die Kundeninformation, -beratung und -betreuung genauso wie die Beschaffung und Verwaltung von Materialien. Darüber hinaus sind sie für Bereiche der Qualitäts- und Leistungssicherung medizinischer Institutionen verantwortlich und übernehmen personalwirtschaftliche Aufgaben. Ihr Tätigkeitsfeld liegt neben Kliniken auch in Vorsorge- und Rehabilitationszentren, Rettungsdiensten und Pflegeeinrichtungen.
-
Medizin-Controller
Sie kontrollieren den medizinischen Leistungsprozess in puncto Prozess, Struktur und Ergebnis. Im Fokus liegen dabei die Optimierung der Kosten und die Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Dies geschieht mithilfe von Kennzahlen-Bewertungen, der Erstellung von Berichten sowie dem Durchführen wettbewerblicher Vergleichsanalysen (Benchmarking). Die Rolle eines Medizin-Controllers kann dabei als medizinischer Berater im Verwaltungsbereich oder als interner betriebswirtschaftlicher Berater im medizinischen Bereich umschrieben werden.
-
Gesundheits- und Sozialmanager
In diesem Berufsfeld stehen sowohl betriebswirtschaftliche als auch gesundheitswissenschaftliche Aspekte im Mittelpunkt: Medizinische Versorgung, Präventionsmaßnahmen sowie Pflege- und Fallmanagement stehen ebenso auf dem Lehrplan des Studienganges wie Public Health oder interdisziplinäre Managementkompetenzen. Ziel der Ausbildung ist das Übernehmen von Führungspositionen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Diese finden sich im Klinikmanagement, bei Versicherungsträgern und Krankenkassen sowie in sozialen Einrichtungen. Innerhalb der Ausbildung besteht die Möglichkeit, sich in den Bereichen Sozialmanagement, Pflege- und Gesundheitsmanagement oder patientenorientiertes Gesundheitsmanagement zu spezialisieren.
Welcher Unterschied besteht zwischen Gesundheitsmanagement und Gesundheitsökonomie?
Auf eine Karriere in medizinisch-wirtschaftlichen Berufen bereiten Studiengänge mit verschiedenen Bezeichnungen vor. Gesundheitsmanagement, Gesundheitsökonomie, Gesundheitswirtschaft, Health Economics und Medizinökonomie sind dabei die gängigsten. Innerhalb der Ausbildung existieren geringfügige Verschiebungen der Ausrichtung. So konzentriert sich die Gesundheitsökonomie in erster Linie auf volkswirtschaftliche Aspekte sowie die Leistungsverteilung und die Nachfrage in der Bevölkerung, während das Gesundheitsmanagement sich stärker auf betriebswirtschaftliche Faktoren wie Personalführung, Controlling und Rechnungswesen fokussiert. De facto stehen den Absolventen beider Fächer jedoch die selben Tätigkeitsfelder und Karrierewege offen.
-
Pflegemanager
Sie leiten und organisieren Personalfragen, Arbeitsabläufe und wirtschaftliche Aspekte in verschiedenen Pflegeeinrichtungen. Der entsprechende Studiengang vermittelt angehenden Pflegemanagern Wissen in medizinischen, psychologischen, juristischen und betriebswirtschaftlichen Bereichen. Da viele Hochschulen als Eingangsvoraussetzung eine Ausbildung in einem medizinischen Beruf verlangen, bietet sich dieser Studiengang zum Beispiel als weitergehender Karriereschritt für gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger an. Pflegemanager arbeiten in Krankenhäusern, können jedoch auch eine Selbstständigkeit anstreben, indem sie die Leitung eines ambulanten Pflegedienstes übernehmen.
Weitere Jobprofile im Gesundheitswesen
Stark spezialisierte Berufsfelder wie die folgenden spielen in der Zukunft der Branche ebenso eine bedeutende Rolle:
-
Anästhesie-technische Assistenten (ATA)
ATA sichern die Funktionsabläufe sämtlicher medizinisch-technischer Geräte im Rahmen einer Anästhesie. Darüber hinaus führen sie die intravenöse Gabe von Betäubungsmitteln durch und assistieren dem Anästhesisten während der gesamten Dauer einer Operation. Zum Tätigkeitsfeld gehören ebenfalls die Betreuung von Intensivpatienten und Schwerverletzten im Schockraum. Die Abläufe in einem Hochrisikobereich verlangen Anästhesie-technischen Assistenten täglich Konzentration und große Sorgfalt ab – die physische und psychische Belastbarkeit bilden daher ebenso eine Voraussetzung für ihren Beruf, wie chemische und physikalische Grundkenntnisse.
-
Medizinische Kodierfachkräfte
Ihr Tätigkeitsfeld besteht in der Dokumentation medizinischer Leistungen mittels Fallpauschalen. Dabei entlastet sie das medizinische Personal um die Kodierungsaufgaben und bietet der medizinischen Controlling-Abteilung Unterstützung. Nötig wurde der Einsatz medizinischer Kodierfachkräfte vor alle durch die Entwicklung des G-DRG-Systems, das als einheitliches Fallpauschalensystem 2003 im Gesundheitswesen eingeführt wurde. Die wachsende Informationsdichte sowie die jährliche Überarbeitung der Kodierrichtlinien erfordert spezifisch weitergebildete Mitarbeiter, die sich in der komplexen Materie medizinischer Dokumentation auskennen. Aus diesem Grund zählt die Medizinische Kodierfachkraft zu den am stärksten nachgefragten Berufsbildern im Gesundheitswesen.
Fazit
Aktuell bietet der Gesundheitssektor über 7 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz – da die Branche wesentlich geringeren Schwankungen unterworfen ist als andere Wirtschaftsbereiche, kann man von einer steigenden Tendenz ausgehen. Die möglichen Tätigkeitsfelder erstrecken sich dabei von stark betriebswirtschaftlich ausgerichteten Bereichen über Management und Organisation bis hin zu Aufgaben in der Pflege, die den menschlichen Kontakt in den Mittelpunkt stellen.