Online-Spiele liegen voll im Trend. Das Internet bietet unzählige Möglichkeiten, seine Zeit in nahezu endlos viele Online-Spiele, wie PubG, Fifa oder Fortnite zu investieren.
Während für die meisten Spieler „zocken“ kaum mehr ist als eine weitere Form des Zeitvertreibs, kann es für eine kleinen Teil zu einem echten Problem werden. Sie sind anfällig für Spielsucht und haben dann das eigene Spielverhalten nicht mehr unter Kontrolle. Im Extremfall kann Spielsucht Existenzen gefährden und Familien auseinanderreißen. Es wird weitergespielt, obwohl der Spaß am Spiel schon längst verloren gegangen ist. Was bleibt, ist der Zwang, immer weiterzumachen.
Lange galt der Glaube, dass Spielsucht eine Domäne der Männer sei. Spielsucht bei Frauen wurde dagegen oft übersehen, ignoriert oder totgeschwiegen. Betroffene Frauen leiden daher auch heute noch doppelt.
Spielsucht ist keine reine Männersache mehr
In Österreich wird auch gerne um Echtgeld gespielt. Sei es der gelegentliche Lottoschein, die Wette auf die eigene Lieblingsfußballmannschaft oder der Besuch in der Spielbank mit Freunden. Glücksspiel macht Spaß und sorgt für spannende Momente.
Während Lotto kaum Geschlechtergrenzen kennt, galten Spielhallen, Wettbüros und Casinos lange als eine Domäne der Männer. Frauen kamen eher am Rand mit diesem Milieu in Berührung, etwa als Kellnerin oder als Begleitung für den Mann.
Diese Ansicht ist heute eindeutig veraltet. Ein Grund dafür ist das Online Glücksspiel. Tatsächlich steigt die Anzahl der Frauen in den Online Casinos überproportional stark an. Das Internet dürfte hier als Gleichmacher agieren, denn Frauen können so anonym ihren Leidenschaften nachgehen, ohne sich gegenüber anderen rechtfertigen zu müssen. Im Online Casino hat man den Spielautomaten oder den Spieltisch ganz für sich alleine. Man wird nicht angequatscht, schief angeguckt oder anderweitig belästigt.
Die Kehrseite ist allerdings , dass die Anzahl der spielsüchtigen Frauen genauso schnell ansteigt. Denn auch das Vorurteil, dass Spielsucht vor allem Männer trifft, ist längst widerlegt. Sowohl Frauen als auch Männer können ein problematisches Spielverhalten entwickeln, mit den gleichen dramatischen Folgen.
Die Motivation zu Spielen
Interessant wird es, wenn man die Motivation zum Spielen hinterfragt. Hier scheint es tatsächlich gewisse Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu geben. Eine Gamingstudie aus Großbritannien untersuchte genau diese Frage und kommt zum Schluss, dass Männer eher den Nervenkitzel und die Chance auf den Gewinn suchen, während Frauen aus anderen Gründen spielen.
Bei vielen Frauen, die tendenziell zur Spielsucht neigen, ist Glücksspiel eine Form der Realitätsflucht. Wenn sie vor einem Spielautomaten sitzen, können sie für ein paar Minuten abschalten und alle Probleme vergessen. Das Spiel ist dabei eine Nebensache und somit eher ein Mittel zum Zweck.
Hier darf man aber nicht übersehen, dass Glücksspiel als Form von Realitätsflucht ebenfalls süchtig machen kann. Betroffene sehnen sich nach der Auszeit, selbst wenn dadurch enorme finanzielle Risiken in Kauf genommen werden müssen.
Hier sei erwähnt, dass es sich natürlich nur um tendenzielle Trends handelt und nicht um streng abgrenzbare Kriterien. Wie so viele Dinge, ist auch Spielsucht ein komplexes Thema.
Spielsucht und Therapie
Frauen und Männer neigen also im durchaus vergleichbaren Ausmaß zu einem übermäßigen Spielkonsum. Dass sich dabei die unterliegenden Gründe unterscheiden können, hat dabei indirekt auch Auswirkungen auf die Erfolgschancen einer Therapie.
Bisher konzentrierte sich die Forschung von Spielsucht oft auf Männer. Das führte dazu, dass viele Behandlungsansätze ebenfalls auf Männer zugeschnitten sind. Da Frauen jedoch tendenziell aus anderen Gründen spielen, kann das zur Folge haben, dass die etablierten Behandlungsmethoden bei Frauen weniger gut wirken.
Schlimmer noch, bei vielen Frauen wird Spielsucht gar nicht als solche erkannt, weil sie andere Symptome aufweisen können, als von der Schulmedizin erwartet. Dazu kommt noch die Angst vor der sozialen Ausgrenzung. Glücksspiel und Spielsucht gelten in vielen Bereichen immer noch als reine Männersache. Problematisches Spielen bei Frauen wird daher von vielen – auch von den Betroffenen – totgeschwiegen. Das führt oft dazu, dass von den betroffenen Frauen gar nicht erst um Hilfe gesucht wird.
Fazit
Spielsucht war noch nie eine reine Männerangelegenheit. Spielsüchtige Frauen blieben aber lange in mehrerer Hinsicht auf der Strecke. Zum einen müssen sie auch heute noch das soziale Stigma von Spielsucht mehr fürchten als Männer. Zum anderen leiden sie oft unter anderen Symptomen und Varianten von Spielsucht, welche nicht immer als solche erkannt werden.