Naturkosmetik wird automatisch als ökologischer und hautfreundlicher definiert. Doch ist das wirklich so? Sicher ist nur, dass die Branche boomt und regelmäßig neue Produkte auf den Markt kommen. Auch vom Preis her gibt es große Unterschiede, denn es gibt Hersteller wie Shiseido, die sich auf das Luxussegment konzentrieren. Das japanische Unternehmen gehört zu den ältesten in dieser Branche und beweist, dass die Umsätze stimmen. Alleine das Gründungsjahr 1872 ist bemerkenswert. Der Preis alleine sagt aber noch nichts über die Qualität aus.
Ist tatsächlich Natur in Naturkosmetik?
Die Frage ist natürlich berechtigt, die Antwort dafür umso schwieriger. Grund sind die verschiedenen Begriffe, die gesetzlich nicht geschützt sind. Sei es „natural“, „pur“ oder „natürlicher Ursprung“. Nicht einmal bei „bio“ ist es der Fall, wenn es um den Kosmetikbereich geht. Grundsätzlich sind die Hersteller also frei, wenn es um die Verwendung dieser Begriffe geht. Und das tun sie auch, denn Ökoprodukte sind immer stärker gefragt. Das heißt aber auch, dass Naturkosmetik nicht automatisch etwas mit Natur zu tun hat.
Wichtig: Ganz ohne Spielregeln geht es aber nicht. Das heißt, der Verbraucher darf nicht getäuscht werden (gilt für die gesamte Kosmetik). 2012 wurde einem deutschen Hersteller sogar gerichtlich verboten, dass er mit „pure & natural“ werben darf. Die betroffene Pflegeserie enthielt nämlich Zusatzstoffe auf chemischer Basis. Leider kommen solche Urteile nur selten vor, da lediglich Stichproben durchgeführt werden.
ISO-Norm nur bedingt hilfreich
Ende 2017 wurde eine ISO-Norm eingeführt, die Verbrauchern helfen soll. Dabei geht es um Kriterien, die die Kosmetikbestandteile für natürliche und ökologische Produkte bestimmen sollen. Theoretisch kann damit berechnet werden, wie hoch der Anteil an natürlichen Substanzen ist. Die schlechte Nachricht kommt allerdings erst jetzt, denn verpflichtend ist die Norm nicht. Auch wird kritisiert, dass die Standards nicht hoch genug sind und Irreführung unterstützt wird. Geht es nach der ISO-Norm, dann ist Wasser eine natürliche Zutat. Die Hersteller nutzen das und füllen ihre Produkte zum Teil bis zu 95 Prozent damit.
Problematisch ist auch die Auflistung der Inhaltsstoffe, denn deren Auflistung ist nicht prozentual geregelt. Es geht zwar nach der Menge (je mehr von etwas drinnen ist, umso weiter vorne steht es), die genaue Menge lässt sich dadurch aber nicht erfassen.
Was sagt die Haut dazu?
Pauschal ist es nicht so, dass Naturkosmetik besser von der Haut aufgenommen wird. Es ist zwar eher der Fall, aber nicht die Regel. Die Ursache ist in den natürlichen Rohstoffen zu finden, die nämlich auch Allergien entstehen lassen können. Weit oben in diesem Zusammenhang stehen ätherische Öle (zum Beispiel Teebaumöl). Ein Vorteil ist aber, dass meist keine chemischen Stoffe, die sehr aggressiv sind, in Naturkosmetik zu finden sind.
Fazit
Naturkosmetik ist von der Basis her besser für die Haut. Eine empfindliche Reaktion kann aber dennoch nicht ausgeschlossen werden, denn sowohl der Hauttyp als auch die Inhaltsstoffe sind entscheidend. Letzteres nimmt auch keine Rücksicht darauf, ob diese chemisch oder natürlich sind.
Man sollte also Naturkosmetik bevorzugen, sich aber nicht blind darauf verlassen. Es können nämlich auch hier Stoffe enthalten sein, auf die man allergisch oder empfindlich reagiert. Kennt man diese, dann ist Vermeidung das A und O.