Fast zwei Drittel aller Deutschen besitzt laut Studie des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen für das Jahre 2019/2020 eine Sehschwäche – Tendenz weiterhin steigend. Das sind über 40 Millionen Erwachsene in Deutschland, die auf Sehhilfen wie Kontaktlinsen, Brillen oder Laseroperationen angewiesen sind – und alle kommen mit ihren ganz eigenen Vorurteilen, Befürchtungen und Ängsten: helfen sie uns langfristig wirklich?
Brillengläser sind nichts anderes als Linsen, die eine entweder konvexe (nach außen) oder konkave (nach innen) Wölbung aufweisen, um das einfallende Licht in einem bestimmten Winkel zu brechen, damit es in seinem Brennpunkt genau auf unsere Netzhaut fällt; bei gesunden Augen erledigt diese Aufgabe hauptsächlich und normalerweise unsere eigene Hornhaut. Und das ist quasi auch schon alles – keine Hexerei, nur simple Physik. Und dennoch hält sich der Mythos hartnäckig, dass das Tragen einer Brille unser Sehvermögen unterm Strich nur noch verschlechtert, unsere Augen quasi faul werden lässt. In einem Interview mit dem Augenarzt Frank Schaeffel wird dies allerdings abgestritten und erklärt: „Das stimmt ganz sicher nicht. Die Brille sorgt für ein scharfes Bild auf der Netzhaut und regt sie mehr an als ein brillenloses unscharfes.“ Und der Effekt, anscheinend schlechter sehen zu können, sobald man die Brille absetzt, ist reine Illusion. Nach perfekter Sehstärke mit Brille wieder die eigene Schwäche vorgeführt zu bekommen, multipliziert und verzerrt den Eindruck dessen, wie gut (oder schlecht) wir ohne Hilfe tatsächlich sehen. Auf der anderen Seite gibt es den Mythos, dass das Tragen keiner Brille ebenfalls schädlich für die Augen sein könnte. Bei Erwachsenen ist das keineswegs der Fall, allerdings können sich vor allem im Alter aufgrund der Mehranstrengung für die Augen tatsächlich Nebenwirkungen wie Kopf- oder Nackenschmerzen manifestieren.
Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl und Argwohn betrachtet werden weiterhin Kontaktlinsen, dabei sind sie – obwohl invasiver als das einfache Aufsetzen einer Brille – genauso sicher; Als Medizinprodukt unterliegen sie strengen Auflagen und Qualitätsmerkmalen und die einzigen negativen Effekte für Ihre Gesundheit ist eine Missachtung oder nicht anweisungsgemäße Handhabung der Linsen und Zubehörprodukte. Eine geregelte Sauerstoffzufuhr ist für unsere Augen das A und O. Da die Kontaktlinse direkt auf unserer Hornhaut aufliegt und sie so einschränkt, ist eine regelmäßige, nach Packungsanleitung aufgeführte Tragezeit und Aufbewahrung essenziell. Die richtige Reinigung sorgt dafür, dass sich keinerlei Bakterien und Fremdkörper ansammeln können. Definitiv mehr Mehraufwand als beim Tragen einer Brille also – aber unterm Strich auch mehr Freiheit und Beweglichkeit im Anschluss.
Schlussendlich sind Sehhilfen genau das – Sehhilfen. Sie unterstützen uns dabei unsere Seheinschränkungen im Alltag auszugleichen, und das ohne Einschränkungen oder andere Symptome oder Folgen hinzunehmen. Keine der beiden Optionen sind, vorausgesetzt die Handhabung erfolgt gewissenhaft und nach Anleitung, in irgendeiner Form oder Weise schädlich oder verschlechtern unser Sehvermögen langfristig.