
Der Innenbandriss (auch: Innenbandläsion oder Innenbandruptur) gehört zu den klassischen Sportverletzungen, da er meist nach einer sportbedingten Fehlbeanspruchung der Knie entsteht. Weiteres Training ist nach einer derartigen Verletzung am Kniegelenk natürlich erst einmal tabu. Auch sollte das Knie während dem Heilungsverlauf nicht allzu stark belastet werden, damit das gerissene Innenband auch wirklich komplikationsfrei zusammen wachsen kann. Erfahren Sie in diesem Ratgeber alle wichtigen Infos zur Entstehung des Innenbandrisses, über die Symptome sowie zu geeigneten Therapien.
Wie entsteht ein Innenbandriss?
Das Innenband (Ligamentum collaterale mediale) ist ein breiter und relativ dicker Bänderstrang im Knie. Es verläuft auf der Knieinnenseite vom Oberschenkelknochen bis zum Schienbein. Insgesamt sind die menschlichen Innenbänder etwa vier bis sechs Zentimeter lang. Ihre Aufgabe liegt darin, eine übermäßige Innenbeugung der Knie zu vermeiden. Außerdem dient das Ligamentum collaterale mediale als Stabilisierung für das Kniegelenk und ermöglicht diesem die Rotationsbewegung.
Als Ursache für eine Innenbandläsion ist oft eine Fehlbelastung der Knie beim Springen, Gehen oder Laufen verantwortlich. Oft bleibt das Problem für lange Zeit unbemerkt, da keine Schmerzen, sondern lediglich Symptome wie leichte Druckgefühle auftreten. Erst im späteren Verlauf und bei ausbleibender Schonung des Knies treten schließlich Schmerzen und Gelenkergüsse auf. In manchen Fällen kommt es dann sogar zur Zystenbildung am Knie. Je nach Schwere der Läsion am Innenband wird hier zwischen drei Graden unterschieden:
- Innenbandriss 1. Grades – Hier ist das Innenband nur teilweise gerissen. Der Patient klagt zwar über Druckschmerzen, wenn er das Band betastet, ansonsten bleibt der Innenbandriss 1. Grades jedoch weitestgehend symptomfrei. Der Heilungsverlauf erstreckt sich bei dieser leichten Läsion am Knie maximal über 2 bis 3 Wochen.
- Innenbandriss 2. Grades – Auch hier liegt ein Teilriss am Innenband vor, allerdings sind Schmerzen und Schwellungen deutlich stärker als bei Grad I. Der Patient bzw. Sportler fühlt Instabilität beim Umdrehen oder Aufstehen. Im diesem Fall reicht eine Ruhigstellung von 3 bis 4 Wochen.
- Innenbandriss 3. Grades – Bei einem Innenbandriss 3. Grades ist das Band komplett gerissen. Die Läsion verursacht starke Schmerzen und eine ebensolche Schwellung. Typisches Merkmal ist vollständige Instabilität. Darüber hinaus gibt das Knie bei Belastung leicht nach und das Beugen des Knies bereitet große Probleme. In solch einem Fall wird das Kniegelenk durch eine Kniebandage oder Schiene geschützt. Der Heilungsverlauf nimmt zumeist 6 oder mehr Wochen in Anspruch.
Ursachen für ein gerissenes Innenband
Ist das Innenband gerissen, deutet dies grundsätzlich auf eine Überbeanspruchung oder gar ein Gewalttrauma im Bereich der Knie hin. Diese kommt für gewöhnlich auf eine der folgenden Art und Weisen zustande:
- X-Bein-Stress: Hinter der Bezeichnung X-Bein-Stress verbirgt sich eine unglückliche Kniebewegung, bei welcher der Fuß stehen bleibt, das Knie jedoch zur Innenseite hin gebeugt wird. Schnelle Starts bzw. ein Umknicken beim Sprint, ebenso wie Skizüge und unsaubere Bewegungen bei sprung- oder laufgebundenen Mannschaftssportarten sind hier die häufigsten Auslöser einer solchen Fehlbelastung.
- starke Gewichtsbelastung: Ungesunde Drehbewegungen des Knies können sich auch durch zu hohes Körpergewicht ereignen. Besonders eine gewichtsbedingte Fehlstellung der Beine ist hier äußerst risikoreich, da ungünstige Kniebewegungen hier sehr leicht eintreten.
- Gewalteinwirkung: Ob nun Unfälle oder tätliche Auseinandersetzungen – das Knie kann einem Gewalttrauma in vielerlei Hinsicht ausgesetzt sein. Hier sind es meist keine falschen Bewegungen, sondern heftige Schläge auf die Außenseite des Knies, welche das Kniegelenk dazu zwingen, in die Gegenrichtung einzuknicken.
- erblich bedingte Fehlstellungen der Knie: Ein weiterer Grund für eine Innenbandläsion können angeborene Bein- oder Kniefehlstellungen sein. Hier ist ein Rotationstrauma nicht selten, weil der Haltungs- und Bewegungsapparat von Beginn an überbelastet wird. Gleiches gilt für erblich bedingte Gewebeschwächen, die zu einem erhöhten Risiko von Verletzungen der Innenbänder führen können.
Welche Symptome verursacht ein Innenbandriss?
So vielfältig wie die Ursachen für einen Innenbandriss sind auch die möglichen Beschwerden. Wie bereits erwähnt, treten Symptome nicht immer gleich zu Beginn der Läsion auf, sondern entwickeln sich schleichend bei anhaltender Belastung des betroffenen Kniegelenks. Alles in allem müssen sie bei einem gerissenen Innenband mit folgenden Symptomen rechnen:
- Bewegungs- und Stabilitätseinbußen am betroffenen Knie
- Blockaden am Kniegelenk
- Gelenkergüsse und Zystenbildung
- Schmerzen bei Bewegung oder Belastung des Knies
- schmerzhafte Schwellungen am Kniegelenk
Diagnose und Therapie bei Innenbandriss
Zur genauen Diagnose des Innenbandrisses wird der Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen führen. Durch diese Anamnese lässt sich oft schon Klarheit gewinnen. Auch wird er eine Untersuchung des Knies mittels MRT, Röntgen oder Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) vornehmen. In Abhängigkeit vom Grad der Läsion sind dann folgende Arten der Therapie denkbar:
- RICE- bzw. PECH-Methode: Die Sofortbehandlung erfolgt bei gerissenem Innenband durch das sogenannte RICE-Protokoll (rest, ice, compression, elevation). Alternativ ist auch das PECH-Schema (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) denkbar. In jedem Fall muss eine ausreichende Schonung des Knies erfolgen. Dies funktioniert am besten in Kombination mit Kühlung, dem Anbringen einer Kompresse, sowie dem Hochlagern des betroffenen Kniegelenks. Bei einem Innenbandriss 1. Grades sollte diese Maßnahme zur Behandlung ausreichen und den Heilungsverlauf beschleunigen.
- konservative Therapie: Das Fixieren des Knies durch Tapes oder eine Schiene stellt die übliche Methode zur konservativen Behandlung eines Innenbandrisses 2. oder 3. Grades dar. Eine Schiene schränkt den Bewegungsradius dabei genau in dem Maße ein, dass es den Heilungsverlauf positiv unterstützt. Das Tapen sorgt ergänzend für Entlastung am Kniegelenk und den ans Innenband angrenzenden Muskeln.
- Operation: Ein operativer Eingriff ist nur in ganz schweren Fällen von komplettem Innenbandriss notwendig. Hierbei wird das gerissene Innenband mit Fixateuren (z.B. Klammern) zusammengehalten, bis die Verletzung vollständig ausgeheilt ist. Nach der Operation ist eine professionelle Physiotherapie zum Erlernen der richtigen Belastung während dem Heilungsverlauf notwendig. Auch bei Innenbandrissen 1. und 2. Grades werden im Normalfall physiotherapeutische Maßnahmen angeordnet.
Innenbandriss – Tipps zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Ein gerissenes Innenband nimmt je nach Schweregrad einen ein- bis sechswöchigen Heilungsverlauf in Anspruch. Je mehr Sie Ihr verletztes Knie dabei schonen, desto weniger Komplikationen und Verzögerungen der Heilung sind zu erwarten. Wird die Verletzung hingegen weiterhin belastet oder nicht ausreichend versorgt, kann es zu bleibenden Gewebeschwächen und Bewegungseinbußen im Bereich des Knies kommen.
- Mögliche Komplikationen bei einem Innenbandriss können Entzündungen im verletzten Bereich sein. Gerade wenn die nötige Erstversorgung ausbleibt, sind entzündungsträchtige Einblutungen und Ansammlungen von Wundwasser im Knie nicht auszuschließen. Darüber hinaus drohen bei unsachgemäßer oder unzureichender Behandlung bleibende Fehlbildungen am Innenband durch falsch zusammengewachsene Bandanteile.
- Vorbeugend lässt sich gegen Risse am Innenband sorgfältiges Aufwärmen vor dem Sport empfehlen. Darüber hinaus ist eine sorgfältige und korrekte Ausführung der Bewegungen beim Training ratsam. Des Weiteren spielt die Reduktion von Übergewicht bei der Prävention eine große Rolle. Jedes Kilo zu viel belastet Knorpel, Sehnen und Bänder und trägt zu deren erhöhtem Verschleiß- und Verletzungsrisiko bei.
Fazit
Der Innenbandriss ist eine Verletzung, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Zu groß ist die Gefahr entzündlicher Prozesse und bleibender Schäden am Knie, wenn die Läsion nicht oder nur unzureichend behandelt wird. Für Sportler gilt im Falle einer solchen Verletzung striktes Trainingsverbot, bis das gerissene Innenband wieder vollständig verheilt ist. Vorbeugend sollten Sie Ihre Muskeln, Sehnen und Bänder vor dem Sport ausreichend aufwärmen. Ebenso ist eine sorgfältige Ausführung sportlicher Bewegungen wichtig, um Verletzungen durch Abknicken oder Überdehnen der Innenbänder zu vermeiden.