Bei der Wundheilung handelt es sich um einen äußerst komplizierten Prozess, an dem eine ganze Reihe Zellen und Körperstoffe beteiligt sind. Grundsätzlich ist der Körper bestrebt, alle Erkrankungen und auch Wunden schnellstmöglich zu heilen. Damit dies optimal gelingt, können Sie den Körper versorgen, indem Sie beispielsweise eine Wunde richtig behandeln. Doch in manchen Fällen heilt die Wunde dennoch nicht korrekt ab. Dies muss nicht zwangsweise an einer falschen Wundversorgung liegen, denn es gibt eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die den Heilungsprozess einer Wunde direkt beeinflussen.
Haben Sie eine Wunde, die zu groß ist, um mit einem schlichten Pflaster versorgt zu werden, sollten Sie jedoch nicht allein die Wundheilung bedenken, sondern überlegen, wann Sie das letzte Mal gegen Tetanus geimpft wurden. Bevor Sie sich selbst an die Behandlung infizierter oder großflächiger Wunden heranwagen, sollten Sie abwägen, ob ein Arztbesuch nicht sinnvoller wäre, und wenn es nur dazu ist, Ihren Tetanusschutz aufzufrischen.
Die wichtigsten Kriterien für eine ideale Wundheilung
Damit der Heilungsprozess einer Wunde, beispielsweise nach einem Unfall oder einer Operation, reibungslos verläuft, ist die richtige Pflege der Wunde notwendig. Allerdings können bestimmte Faktoren, wie eine medikamentöse Behandlung, diesen Prozess verlangsamen. Weitere potenzielle Hürden für den Heilungsprozess stellen das Alter oder Grunderkrankungen dar. Häufig ist jedoch auch eine einfache Infektion der Wunde dafür verantwortlich, dass diese nicht abheilt. Die wichtigsten Faktoren, welche unmittelbaren Einfluss auf die Wundheilung nehmen und direkt mit dieser zusammenhängen, sind:
- die Größe der Wunde
- die Druckbelastung
- der hygienische Zustand
- die Spannung, beispielsweise bei einer Operationsnaht
- ein frühzeitiges Entfernen der Operationsnähte
- Blutergüsse innerhalb der Wunde
Weiterhin gibt es allgemeine Faktoren, die sich ebenfalls auf den Heilungsprozess der Wunde auswirken, aber oftmals nicht direkt beeinflussbar sind. Hierzu zählen:
- das Lebensalter des Wundträgers
- zugrunde liegende Erkrankungen wie Diabetes, Krebs, Bindegewebserkrankungen oder auch Immunschwäche
- der Ernährungszustand und Folgeerscheinungen wie Vitamin- oder Eiweißmangel
- medikamentöse Behandlungen (Gerinnungshemmer)
- Blutgefäßerkrankungen und allgemeine Durchblutungsstörungen
- eine belastete Psyche
- Hormonelle Erkrankungen wie Morbus Cushing
- Infektionskrankheiten
Gerade bei nicht regulierbaren Faktoren wie dem Alter eines Menschen spielen nicht nur biologische, sondern auch psychosoziale Faktoren eine relevante Rolle im Heilungsprozess einer Wunde. Grundsätzlich heilen Wunden bei älteren Menschen weitaus langsamer, da der Körper nicht mehr in der Lage ist, neue Blutgefäße und Zellen so schnell zu produzieren. Auch die Angst vor Schmerzen kann dazu führen, dass Wunden langsamer verheilen. Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, besitzen eine fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Wunde sich entzündet, als es bei gesunden Menschen der Fall ist.
Verhindern einer Wundinfektion
Es sollte Ihre oberste Prämisse sein, das Heilen der Wunde bestmöglich zu unterstützen. Nur so können Sie verhindern, dass diese sich entzündet. Dafür müssen unter Umständen vorerst alle Gewebereste aus der Wunde entfernt werden. Da dies mit Schmerzen verbunden sein kann, wird dieses Verfahren am besten durch einen Arzt angewandt. Wichtig ist zudem, dass die Wundränder glatt sind. Auch dies ermöglicht einen schnelleren Heilungsprozess. Hierfür kann es notwendig sein, dass Ihr Arzt die Wunde ausschneidet, was für gewöhnlich nur dann passiert, wenn sie sich nicht im Gesicht oder an Ihren Fingern befindet.
Eitrige Wunden müssen umgehend gesäubert werden. Damit der Eiter abfließen kann, wird Ihr Arzt Ihnen eine Wunddrainage legen. Wunden, die weniger als sechs Stunden zurückliegen, können durch den Arzt genäht werden, da diese noch als keimfrei gelten. Bei Bisswunden ist dies jedoch grundsätzlich nicht der Fall.
Die richtigen Erste Hilfe Maßnahmen bei Wunden
Themenwelt Wundbehandlung:
Wie lässt sich die Wundheilung beschleunigen?
Bevor sich Ihr Arzt jedoch der Wunde annehmen kann, sollten sie auf eine korrekte Erstversorgung achten. Bei kleineren Wunden kann dies bereits ausreichend sein und ein Arztbesuch ist nicht mehr notwendig.
Bei Schürfwunden sollten Sie es möglichst verhindern, diese zu berühren. Daher sollte auch auf ein Abwischen verzichtet werden. Die Schnittwunde wird am besten unter kaltem und fließendem Wasser gesäubert. Etwaige Verschmutzungen können durch eine sterile Pinzette entfernt werden. Bei dieser Wundart sollten Sie bei kleineren Stellen auch auf Pflaster oder Mullkompressen verzichten, sondern diese einfach an der Luft heilen lassen.
Bei Platzwunden oder auch Schnittverletzungen muss vorab die Blutung gestoppt werden. Dafür eignet sich am ehesten eine sterile Kompresse, welche auf die Wunde gedrückt wird. Sollte die Blutung nicht abklingen, muss ein Druckverband angelegt werden. Zusätzlich sollte der Notarzt verständigt werden. Bei kleineren Platz- und Schnittwunden sind Wundheilgele oder Verbände, welche eine feuchte Wundheilung unterstützen, am Besten geeignet.
Chronische und infizierte Wunden behandeln
Sollten Sie eine Infektion Ihrer Wunde durch eine adäquate Wundsäuberung nicht verhindern können, wird eine entsprechende Behandlung notwendig, denn eine infizierte Wunde kann im schlimmsten Fall tödlich enden. In Deutschland leiden circa 2,5 Millionen Menschen an einer nicht verheilten Wunde. Daraus resultieren nicht nur körperliche Folgeerscheinungen wie Schmerzen, die zu psychischen Problemen führen können; stets offene und nässende Wunden führen oftmals zu einer Ausgrenzung, da sich Betroffene ihrer Wunden wegen schämen.
Sollten sich Anzeichen einer Entzündung zeigen und die Wundheilung nicht voranschreiten, ist es höchste Zeit, dass Sie einen Arzt konsultieren. Nur dieser kann entscheiden, ob eine besondere Behandlung notwendig ist oder ob sich der Wundheilungsverlauf noch im akzeptablen Rahmen bewegt.
Woran kann eine infizierte Wunde erkannt werden?
Wenn sich Ihre Wunde infiziert, so bedeutet dies, dass kleine Mikroorganismen eingetreten sind. Hieraus ergibt sich folglich eine lokale Entzündung. Diese Mikroorganismen können sowohl Bakterien, als auch Viren oder Pilze sowie anderweitige Parasiten sein. Doch trotz des Eindringens von Mikroorganismen in die Wunde heißt dies nicht zwangsweise, dass sich diese auch entzünden muss. Ganz entscheidend hierbei ist Ihr aktueller Immunstatus, also die Fähigkeit Ihres Körpers, Infektionen abzuwenden.
Zu den Symptomen einer infizierten Wunde gehören:
- eine auffällige Rötung
- starke Erwärmung der Haut
- hohe Schmerzsensibilität
- starkes Anschwellen der Wunde
Bei einer bakteriellen Infektion der Wunde können zudem noch anderweitige Folgesymptome in Erscheinung treten. Hierzu gehören vor allem:
- häufiges Erbrechen und Übelkeit
- Schüttelfrost und starkes Kälteempfinden
- Fieber
Die häufigste Ursache für eine Wundinfektion
In den meisten Fällen sind Bakterien dafür verantwortlich, dass Ihre Wunde sich entzündet. Insgesamt wird dabei zwischen drei verschiedenen bakteriellen Wundinfektionen unterschieden:
- Pyogene Wundinfektion: geprägt durch starke Eiterbildung
- Putride Wundinfektion: geprägt durch fauligen Geruch
- Anaerobe Wundinfektion
Während es bei einer infizierten Wunde ausreichen kann, diese durch einen Arzt reinigen zu lassen und den Verband täglich zu wechseln, so ist es bei bakteriellen Infektionen notwendig, dass Sie eine Antibiotikatherapie beginnen.
Wundsäuberung durch den Arzt vornehmen lassen
Infizierte Wunden werden in den meisten Fällen dadurch verursacht, dass keine adäquate Säuberung der Wunde vorgenommen wurde. Vor der eigentlichen Behandlung wird Ihre Wunde mit einer speziellen Spüllösung ausgewaschen. Je nach Tiefe und Zustand der Wunde wird Ihnen Ihr Arzt verschiedene Methoden vorschlagen, die zur weitergehenden Reinigung der Wunde angewandt werden können.
Vorab müssen abgestorbene Hautzellen und entzündete Gewebezellen aus der Wunde entfernt werden. Dieser Vorgang wird Débridement genannt und kann aus vier einzelnen Methoden bestehen:
- Beim chirurgischen Débridement entfernt der Arzt durch einen chirurgischen Eingriff die abgestorbenen Zellen.
- Das mechanische Débridement entfernt die abgestorbenen Zellen mittels eines Wasserstrahls, der mit hohem Druck arbeitet.
- Das biochirurgische Débridement arbeitet mit Fliegenlarven. Diese werden auf die Wunde gesetzt und nehmen das abgestorbene Gewebe auf.
- Beim enzymatischen Débridement verhelfen Enzyme dabei, totes Gewebe aufzulösen und abzutragen.
Jedes Débridement ist mit starken Schmerzen verbunden, weswegen dieses Verfahren fast ausschließlich unter Narkose oder mit lokaler Betäubung ausgeführt wird.
Ob Medikamente bei einer infizierten Wunde verschrieben werden, hängt ganz allein von Ihrem körperlichen Zustand ab. Tritt beispielsweise Fieber bei Ihnen ein, bedeutet dies, dass sich Keime in der Wunde abgesetzt haben. In diesem Fall ist eine medikamentöse Behandlung fast immer notwendig.
Wundauflagen für verbesserte Heilungsprozesse bei einer Infektion
Damit die Genesung der Wunde optimal gefördert wird, wird Ihr Arzt Sie mit einer speziellen Wundauflage betreuen. Mullkompressen sind die am häufigsten angewandte Wundauflage. Doch mittlerweile gibt es weitere Methoden, die Wundheilung zu beschleunigen. Wichtig dabei ist, dass die Wunde feucht gehalten wird, genügend Sauerstoff bekommt und dass das Wundsekret aus der Wunde ablaufen kann. Wundauflagen, wie Mullkompressen, müssen vor der Auflage auf die Wunde mit einer Kochsalzlösung getränkt werden, um das Verkleben mit der Wunde und eine Austrocknung zu verhindern. Interaktive Wundauflagen, die aus Schaumstoffen oder auch Hydrogelen bestehen, sorgen für eine permanente Feuchtigkeitszufuhr und nehmen Bakterien auf, was den Schutz vor Infektionen erhöht.
Die richtige Pflege chronischer Wunden
Chronische Wunden müssen besonders gepflegt werden, da anliegende Hautpartien sich durch das Aufeinanderliegen schnell entzünden können. Hierfür eignen sich besonders Kompressen. Auch pH-neutrale Salben sind hierfür bestens geeignet und können ganz einfach in einer Apotheke erworben werden.