Durchfall gehört zu den Symptomen, die wohl jeder kennt. Meist ist er ausgestanden, wenn sich Betroffene einige Tage nicht zu weit von der nächstgelegenen Toilette entfernen und reichlich trinken. In einigen Fällen können allerdings Infektionen mit gefährlichen Keimen oder chronische Krankheiten des Verdauungstraktes hinter dem vermehrten und flüssigen Stuhlgang stecken. Welche Auslöser genau für Durchfall verantwortlich sind und wie die geeignete Behandlung aussieht, erfahren Sie hier:
Was ist Durchfall?
Von Durchfall beziehungsweise Diarrhoe sprechen Mediziner, wenn drei Kriterien beim Stuhlgang zutreffen:
- Der Stuhlgang findet häufiger als dreimal pro Tag statt
- Die Menge überschreitet dabei 250 Gramm
- Die Form der Ausscheidungen ist breiig bis flüssig und enthält über 75 Prozent Flüssigkeit
Zur Beurteilung der Konsistenz können sich Betroffene an der Bristol-Stuhlformen-Skala orientieren. Die Stufen 6 und 7 charakterisieren hierbei die typischen Formen, die durchfallartiger Kot annehmen kann.
Wie entsteht Durchfall?
Im Wesentlichen entsteht Durchfall deshalb, weil überdurchschnittlich viel Flüssigkeit im Speisebrei und letztendlich im Stuhl verbleibt, anstatt im Darm resorbiert zu werden. Der Flüssigkeitsüberschuss kann dabei auf unterschiedliche Weisen zustande kommen:
- Sekretorische Diarrhoe: Infolge einer Entzündung oder einer Nahrungsmittelvergiftung sondert der Darm vermehrt Wasser und Salze ab, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Dieser Form des Durchfalls ist von der Nahrungsaufnahme unabhängig und lässt sich durch Fasten kaum verbessern.
- Osmotische Diarrhoe: Hier enthält die Nahrung Stoffe, etwa bestimmte Mineralien, die osmotisch Wasser binden und verhindern, dass die Flüssigkeit vom Darm resorbiert wird.
- Exsudative Diarrhoe: Wenn die Darmschleimhaut aufgrund von Erkrankungen stark entzündet ist, gibt sie Schleim und Blut in den Darm ab und löst auf diese Weise Durchfall aus.
- Hypermotile Diarrhoe: Wegen einer gesteigerten Darmbewegung passiert der Nahrungsbrei das Verdauungsorgan so schnell, dass vor der Ausscheidung nicht ausreichend Flüssigkeit herausgezogen wird.
Welche Ursachen rufen Durchfall hervor?
Den beschriebenen Formen von Durchfall können wiederum unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen.
- Infektionskrankheiten: Infektionen mit Salmonellen, Campylobacter, Noroviren oder Rotaviren stellen hierzulande eine häufige Ursache für Durchfallerkrankungen dar. Häufig finden sich die Erreger in nicht ausreichend durchgegarten Lebensmitteln, aber auch eine fäkal-orale Ansteckung bei bereits infizierten Patienten ist möglich. Weltweit stellt Cholera die häufigste infektiöse Durchfallerkrankung dar – jährlich sterben daran vor allem in Entwicklungsländern etwa 100.000 Menschen.
- Lebensmittelvergiftung: Bei zu warmer oder unsachgemäßer Lagerung von Speisen können sich Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Chlostridium perfringens ungehindert vermehren. Dabei produzieren die Bakterien Giftstoffe, sogenannte Enterotoxine. Beim Konsum der verdorbenen Lebensmittel lösen schließlich die Toxine bei den Essern Durchfall aus. Das Kochen von Speisen ist nicht immer eine wirksame Maßnahme, da viele der Enterotoxine hitzestabil sind.
- Laktoseintoleranz: Etwa 15 Prozent der deutschen Bevölkerung produzieren keine ausreichende Menge des Enzyms Laktase und können daher Milchzucker (Laktose) bei der Verdauung nicht spalten. Gelangt der Zucker unzersetzt in den Dickdarm, bindet er Wasser und verursacht Durchfälle.
- Fruktosemalabsorption: Fruchtzucker wird im Regelfall im Dünndarm durch die sogenannten Fruktosetransportproteine in den Körper aufgenommen. Geschieht dies nicht und erreicht die Fruktose den Dickdarm unverdaut, bindet sie dort große Mengen Flüssigkeit. In der Folge kommt es zu Durchfall.
- Zöliakie: Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung löst die Aufnahme des Getreideproteins Gluten in der Darmwand eine Immunreaktion aus. Beschwerden wie Bauchkrämpfe, Blähungen und breiiger im Volumen erhöhter Stuhlgang stellen typische Symptome der Glutenunverträglichkeit dar.
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Krankheiten wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa zeichnen sich durch eine schubweise auftretende Entzündung der Darmschleimhaut aus. Während der akuten Schübe bilden schleimig-blutige Durchfälle in häufiger Frequenz ein typisches Symptom der Erkrankungen. Auch ein Reizdarm, dem keinen organischen Erkrankungen zugrundeliegen, kann Durchfall auslösen. In diesem Fall ist die Stuhlmenge jedoch nicht erhöht, sodass Mediziner von Pseudodiarrhoe sprechen.
- Medikamente: Weicher Stuhl ist eine häufige Begleiterscheinung der Behandlung mit Antibiotika, weil die Wirkstoffe nicht ausschließlich schädliche Mikroorganismen abtöten, sondern auch die nützlichen Bakterien der menschlichen Darmflora reduzieren. Siedeln sich infolge einer Medikamenteneinnahme vermehrt potenziell gefährliche Keime in der Darmflora an, kommt es zum Ungleichgewicht (Dysbiose), das ebenfalls weichen Stuhlgang verursachen kann. Auch Medikamente in der Krebstherapie (Zytostatika) und natürlich Abführmittel verflüssigen die menschlichen Ausscheidungen.
- Nahrungsergänzungsmittel: Eine hohe Dosierung von Eisenpräparaten, Magnesium und Vitamin C können unter Umständen zu Diarrhoe führen. Dass Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Maltit und Xylit bei übermäßigem Konsum abführend wirken, vermerken die Hersteller von zuckerfreien Kaugummis und Bonbons im Regelfall auf der Verpackung der Produkte.
Diagnose und Behandlung bei Durchfall
Dauert eine Durchfallerkrankung länger als 14 Tage bis drei Wochen an, stufen Ärzte sie als chronische Diarrhoe ein. Kürzere Verläufe sehen Mediziner als akut an. Das wichtigste Instrument in der Diagnose von Durchfallerkrankungen stellt in erster Linie die gründliche Anamnese dar, bei der ein Arzt die Patienten zur Häufigkeit des Stuhlganges, seiner Konsistenz und den begleitenden Beschwerden befragt. Zusätzlich tastet er den Bauch ab, hört die Darmgeräusche und nimmt, falls nötig, eine Stuhlprobe in Augenschein. In einfachen Fällen verzichten Mediziner darauf, einen einzelnen Erreger als Auslöser zu identifizieren. Liegt ein komplexerer Sachverhalt vor, stehen zusätzlich ein Laktose-Toleranztest, die Laboruntersuchung des Blutes, eine Ultraschalluntersuchung des Bauches und die Darmspiegelung als Diagnosehilfen zur Verfügung. Die Therapie richtet sich anschließend nach der Ursache des Durchfalls:
Natürliche Therapie und Hausmittel
- Flüssigkeitsersatz mit Hausmitteln – Der Fokus sollte während einer Durchfallerkrankung stets darauf liegen, dem Körper die verlorene Flüssigkeit zurückzugeben. Mit einfachen Hausmitteln können Sie dafür eine geeignete Rehydrationslösung zum Trinken herstellen: Mischen Sie dafür einen Liter Wasser mit ¼ TL Salz, ¼ TL Backpulver, 2 EL Zucker oder Honig und ½ Tasse Orangensaft. Auf diese Weise führen Sie ihrem Körper eine Mischung der Elektrolyte Kalium, Natrium und Glukose zu, die er gut resorbieren kann. Verwenden Sie die Lösung jedoch nicht bei Kindern unter 5 Jahren, sondern suchen Sie in diesem Fall stets einen Arzt auf. Auch die früher empfohlene Mischung aus Colagetränken und Salzstangen wirkt kontraproduktiv, da der Softdrink durch seinen extrem hohen Zuckergehalt die Symptomatik verschlimmert.
- Phytotherapie und Probiotika – Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Einnahme von Kamille, Myrrhe und Kaffeekohle Durchfällen entgegenwirken kann, die im Rahmen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen und aufgrund des Reizdarm-Syndroms entstehen1. Nach einer Antibiotika-Therapie oder einer überstandenen Infektion ist hingegen der Aufbau einer ausgewogenen Darmflora besonders wichtig. Die nützlichen Bakterien in Ihrer Darmflora können Sie dabei durch den Verzehr präbiotischer Lebensmittel wie Chicorée, Artischocken, Äpfel und Beerenfrüchte unterstützen.
Schulmedizinische Therapie und Arzneimittel
- Rehydrations-Therapie – In schweren Fällen kann der Flüssigkeitsverlust durch eine Durchfallerkrankung gerade für Kinder oder ältere Menschen ein lebensbedrohliches Kreislaufversagen verursachen. Eine Notfallmaßnahme ist die orale Verabreichung einer geeigneten Rehydrationslösung oder auch die parentale Gabe durch einen venösen Zugang.
- Behandlung durch Medikamente – Opioide, insbesondere Loperamid, setzen Mediziner zur Schmerztherapie aber auch bei schweren Durchfällen ein. Loperamid hemmt die Darmmotilität und wirkt stopfend. Bei bakteriellen Infektionen darf es jedoch nicht eingesetzt werden, da es die körperlichen Abwehrreaktionen gegen die Erreger bremsen würde. Ebenso darf das Medikament nicht bei Kindern unter 2 Jahren verordnet werden, da es eine Atemhemmung auslösen kann. Der Einsatz von Antibiotika ist in den meisten Erkrankungsfällen nicht sinnvoll; bei einigen jedoch zwingend. Dazu gehören Typhus, Cholera, Giardien, Amöben und Fälle einer Infektion mit Chlostridium difficile.
Durchfall – Wann zum Arzt?
Obgleich man sich während einer akuten Durchfallerkrankung häufig elend fühlt, verschwindet sie in den meisten Fällen nach einigen Tagen Ruhe und verstärkter Flüssigkeitszufuhr von allein. Einen Arzt sollten Sie aufsuchen, wenn
… der Flüssigkeitsverlust bei Ihnen Symptome eines Kreislaufzusammenbruchs hervorruft.
…Sie unter chronischer Diarrhoe leiden, die schubweise immer wieder auftritt.
…Sie mit dem Durchfall auch Blut ausscheiden.
…sie zusätzlich unter Fieber, Bauchkrämpfen und weiteren schmerzhaften Symptomen leiden.
… Ihr Kind unter 5 Jahren unter schweren Durchfällen leidet.
Fazit
Ob Durchfall ein Symptom chronischer Darmkrankheiten oder die Folge akuter Infektionen, Medikamenteneinnahmen oder des Verzehrs bestimmter Lebensmittel ist, wird meist im Verlauf der Erkrankung deutlich. Akute Fälle verschwinden meist schneller, als die Betroffenen zum Arzt gehen – treten die Beschwerden vielfach im Verlauf mehrerer Monate auf, lohnt es sich, nach der Ursache zu forschen. Stecken etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten dahinter, können die Betroffenen durch eine Umstellung ihrer Ernährung die Beschwerden auflösen und ein Vielfaches an Lebensqualität gewinnen.
- Albrecht U, Müller V, Schneider B, Stange R. Efficacy and safety of a herbal medicinal product containing myrrh, chamomile and coffee charcoal for the treatment of gastrointestinal disorders: a non-interventional study. BMJ Open Gastroenterol. 2015 Feb 6;1(1):e000015. doi: 10.1136/bmjgast-2014-000015.
eCollection 2014. PubMed PMID: 26462267 ↩︎