Im Grunde kann eine Immunschwäche im Zuge jeder Krankheit auftreten. Vor allem Infektionen gelten hier als besonders tückisch für unser Immunsystem. Ein Rätsel ist manchen dabei, wie genau Immunschwächen entstehen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr über die Symptome und die Ursachen eines schwachen Immunsystems.
Wie entsteht eine Immunschwäche?
Das Immunsystem ist das körpereigene Abwehrsystem zur Bekämpfung von Krankheitserregern (z.B. Mikrobakterien). Sofern ein Erreger zum ersten Mal in den Körper eindringt, ruft dies zunächst die Fresszellen des Immunsystems auf den Plan. Wie der Name schon sagt, vertilgen besagte Zellen den Erreger, indem sie ihn in sich einschließen und in seine Einzelteile zerlegen. Die so gewonnenen Erregerpartikel werden von den Fresszellen in Folge an immuneigene B- und T-Lymphozyten weitergegeben, welche die adaptive Immunabwehr repräsentieren. Die Lymphozythen sorgen im nächsten Schritt für die Produktion von individuellen Antikörpern zur Beseitigung weiterer Krankheitserreger desselben Typs. Um eine entsprechende Infektion künftig schneller bekämpfen zu können, bleiben die Antikörper nach erfolgreicher Bekämpfung weiter im Organismus bestehen. Zudem speichern die Gedächtniszellen der Immunabwehr den Aufbauplan der Krankheitserreger, was deren Wiedererkennung beschleunigt.
Anhand des dargelegten Ablaufs einer Immunreaktion lässt sich erahnen, dass eine Erregerbekämpfung unser Immunsystem sehr viel Kraft kostet. Dieser Kraftverbrauch macht sich nach erfolgreicher Bekämpfung einer Krankheit als erworbener Immundefekt bemerkbar. Er hält für gewöhnlich nur vorübergehend an, macht den Körper jedoch für eine geraume Zeit anfälliger für Krankheiten. Denn erst, wenn sich die Immunabwehr ausreichend von ihrem jüngsten „Krieg“ gegen Krankheiten erholt hat, kann sie den Organismus wieder umfangreich gegen neue Erreger schützen. Im Gegensatz zur erworbenen Immunschwäche beruht ein angeborener Immundefekt auf einer von Haus aus gestörten Immunabwehr. Hierzu kommt es, wenn genetische Mutationen den Ablauf der Immunreaktion stören oder das Immunsystem fälschlicherweise dazu veranlassen, gegen den eigenen Körper zu kämpfen. Letzteres führt dabei immer zu einer chronischen Autoimmunkrankheit. Darüber hinaus muss ein Immundefekt nach Art der Abwehrschwäche unterschieden werden:
- zellulärer Immundefekt – die Abwehrschwäche betrifft die immuneigenen Abwehrzellen, also Fress- und Gedächtniszellen
- humoraler Immundefekt – die Abwehrschwäche betrifft die immuneigenen Antikörper
- kombinierter Immundefekt – die Abwehrschwäche betrifft sowohl Abwehrzellen als auch Antikörper
Ursachen für eine Immunschwäche
Die Einflussfaktoren für eine immunologische Abwehrschwäche sind eigentlich schnell umschrieben: Krankheit, Lebensweise und genetische Disposition. Allerdings lässt sich das Spektrum der Ursachen hier noch weiter aufschlüsseln. Aus diesem Grund folgt nun ein genauer Überblick:
- Infektionskrankheiten: Generell verursacht jede Infektionskrankheit eine mehr oder weniger starke erworbene Immunschwäche. In Frage kommen hier sowohl bakterielle Infekte (z.B. Magen-Darm- oder Harnwegsinfekte), als auch Pilz- und Virusinfektionen wie Candidose oder Grippe. Die weltweit häufigsten erworbenen Immunschwächen gehen dabei auf durch HI-Viren verursachte Aids-Erkrankungen zurück. Apropos Viren: Im Zuge einer Immunschwäche melden sich häufig auch Herpes-Viren wieder zu Wort. Sie verbleiben nach erstmaliger Ansteckung lebenslänglich im Körper und nutzen jedwede Abwehrschwäche des Körpers aus, um erneut aktiv zu werden.
- Autoimmunkrankheiten: Wenn sich die Immunabwehr gegen körpereigene Strukturen oder Stoffe richtet, spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Das Krankheitsfeld hat viele Gesichter, wobei jeder autoimmune Feldzug des Immunsystems gegen den Organismus eine Abwehrschwäche zur Folge hat. Das Immunsystem erschöpft sich hier quasi selbst. Es ist nämlich ständig damit beschäftigt, etwas zu bekämpfen, was zum natürlichen Bestandteil des Körpers zählt. Da Autoimmunerkrankungen auf einem Gendefekt beruhen, ist eine entsprechende Immunschwäche angeboren. Erworben sein kann eine Immunschwäche dagegen durch eine Behandlung von Autoimmunerkrankungen mit medikamentösen Immunsuppressoren.
- Bluterkrankungen: Das Blut spielt als Transportflüssigkeit für Antikörper und Abwehrzellen eine wichtige Rolle für die Immunabwehr. Erkrankungen des Blutes oder blutbildender Organe wie dem Knochenmark führen darum rasch zu einem erworbenen oder angeborenen Immundefekt. Angeboren sein können Immunschwächen hier zum Beispiel bei idiopathischer Thrombozytose, Leukämie oder Diabetes Typ 1. Diabetes Typ 2 sowie ein damit verbundener Immundefekt sind hingegen häufig erworben, und zwar vor allem durch eine ungesunde Ernährung.
- Ernährungsfehler: Eine falsche Ernährung kann Immundefekte nicht nur durch die Entstehung von Diabetes mellitus befördern. Auch ein ernährungsbedingter Nährstoffmangel beeinträchtigt unser Immunsystem. Dieses braucht wie alle Körpersysteme und Organe eine bestimmte Nährstoffzufuhr, um störungsfrei zu funktionieren. Mangelernährung ist darum ebenfalls als Ursache für eine erworbene Immunschwäche denkbar. Vor allem ein Vitaminmangel wirkt sich hierbei nachteilig auf die Immunabwehr aus.
- Krebserkrankungen: Interessanter Weise setzt Krebs dem Immunsystem im Anfangsstadium oft nicht so stark zu, wie die damit verbundene Krebstherapie. Grund hierfür ist, dass die meisten Behandlungen (v.a. Strahlen- und Chemotherapie) zellstrapazierende Verfahren anwenden, um die Zellentartungen zu zerstören. Für die Abwehrzellen des Immunsystems ist dies natürlich alles andere als zuträglich. Deshalb entstehen bei einer Krebstherapie fast ausnahmslos zelluläre Immunschwächen. Leider sind die aggressiven Therapien bei Krebs bislang optionslos. Der vorübergehenden Abwehrschwäche aufgrund der Therapie steht dabei die anhaltende Zellzerstörung durch die Krebserkrankung gegenüber. Diese greift neben den Immunzellen auch alle anderen Körperzellen an.
- ungesunde Alltagsgewohnheiten: Schlafmangel sowie ein übermäßiger Genuss von Alkohol oder Nikotin setzen die Immunabwehr ebenfalls herab. Auch sind Drogenmissbrauch, Stress und seelische Belastung dafür bekannt, eine Immunschwäche zu provozieren. Die Immunabwehr ist hier ständig in Alarmbereitschaft und läuft trotz ausbleibender Erkrankung auf Hochtouren. Dies wirkt für die Körperabwehr ähnlich erschöpfend wie ein tatsächlicher Krankheitsfall.
Symptome bei Immunschwäche
Die Beschwerden einer Immunschwäche können sehr vielseitig sein. Häufig geht sie aber mit Krankheitssymptomen einher, die zunächst an eine Grippe denken lassen. Auch sind Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Erkältung oder Lungenentzündung nicht selten die ersten Folgen bei anhaltendem Immundefekt. Hier ein kleiner Überblick zu den häufigsten Symptomen:
- Abgeschlagenheit
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Husten
- Halsschmerzen
- Schnupfen
- Atemwegserkrankungen
- Ohrenschmerzen
- Durchfall
Diagnose und Behandlung bei Immundefekt
Die Feststellung einer Immunschwäche erfolgt nach dem Prinzip der Ausschlussdiagnose. Zunächst werden umfangreiche Bluttests vorgenommen, da sich im Blut die meisten Indizien für eine bestehende Abwehrschwäche finden lassen. Auch mögliche Ursachen wie Bluterkrankungen, Infektionen, Mangelernährung oder Drogenmissbrauch können anhand einer Blutanalyse aufgedeckt werden. Bleibt die Blutuntersuchung ergebnislos, so kommen ggf. spezielle Zellfunktionstests zum Einsatz. Bei diesen werden die Abwehrzellen des Immunsystems auf fehlerhafte Funktionen hin untersucht. Je nach Grund für den Immundefekt sind dann folgende Therapien denkbar:
- Medikamente: Sollte der Immundefekt die Antikörper betreffen, kann die Verabreichung einer gezielten Antikörperzubereitung erfolgen. Diese wird aus dem Blut eines fremden Spenders entnommen und vor allem Patienten empfohlen, die einen grundsätzlichen Antikörpermangel aufweisen. Bei Infektionen ist zudem die Gabe von Medikamenten üblich, die dem Immunsystem dabei helfen, die Erreger zu bekämpfen. In Frage kommen hierbei antibakterielle, antivirale und antimykotische Wirkstoffe.
- Umstellung der Lebensweise: Eine vitaminreiche Ernährung ist bei bestehender Immunschwäche Pflicht. Außerdem gelten einige Heilkräuter, darunter Knoblauch, Lebensbaum, Pfefferminze, Roter Sonnenhut, Taigawurzel und Wasserdost als besonders immunstärkend. Ausreichende Entspannung, eine gesunde Schlafhygiene und viel Bewegung an der frischen Luft sind ebenfalls sehr wichtig für die Stärkung des Immunsystems. Menschen mit bestehendem Immundefekt sollten darum täglich einen Spaziergang machen, um ihre Körperabwehr zu stärken. Auf Rausch- und Genussmittel ist mit Blick auf eine Abwehrschwäche zu verzichten.
- Stammzellentransplantation: Angeborene Immundefekte lassen sich gelegentlich durch die Transplantation von Stammzellen beheben. Sobald die Spenderzellen die geschwächte Immunabwehr unterstützen, regen Sie diese zur störungsfreien Funktion an, wobei die Reproduktionseinheiten des Immunsystems vermehrt Duplikate der gesunden Spenderzellen erzeugen. Langfristig wird das alte und gestörte Immunsystem somit durch ein neues und gesundes Abwehrsystem ersetzt. Voraussetzung ist natürlich, dass die Spenderzellen aus einem gesunden Spender-Immunsystem stammen.
Immunschwäche – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Erworbene Immunschwächen lassen sich durch gezielte Behandlung und gesunde Lebensführung oftmals rasch wieder beheben. Nicht so bei angeborenen Immunschwächen, die meist ein Leben lang bestehen bleiben. Eine Stammzellentransplantation ist hier nur bei einer limitierten Anzahl erblich bedingter Immundefekte möglich.
- Komplikativ ist an einem Immundefekt vor allem, dass er das Krankheitsrisiko stark erhöht. Vor allem die Lungenentzündung ist hier als Komplikation sehr gefürchtet und führte in der Vergangenheit schon zu manchen Todesfällen. Eine angeborene Abwehrschwäche ist hier gleich doppelt riskant.
- Vorbeugen lässt sich lediglich erworbenen Immunschwächen. Eine gesunde, vitaminreiche Ernährung sowie eine stressfreie und bewegungsreiche Alltagsplanung ist hierfür unerlässlich. Rausch- und Genussmittel sind dagegen eher schädlich für ein starkes Immunsystem. Gleiches gilt für seelische Probleme und einen Mangel an Schlaf. Um Infektionen aus dem Weg zu gehen, ist zudem eine sorgsame Hygiene wichtig.
Fazit
Sei es aus Krankheitsgründen, einer vitaminarmen Ernährung während dem stressigen Alltag oder durch anderweitige Alltagssünden – an einer kleinen Abwehrschwäche leidet von Zeit zu Zeit jeder einmal. Solange man aber rechtzeitig mit einer gesünderen Alltagsplanung gegensteuert, besteht gemeinhin kein Anlass zur Sorge. Handelt es sich allerdings um eine chronische Immunschwäche, zum Beispiel aufgrund angeborener Immundefekte, ist Vorsicht geboten. Hier muss der Körper durch ausreichende Hygiene und immunstärkende Maßnahmen konsequent vor Krankheiten geschützt werden. Vor allem Mikrobakterien und Viren, die für Atemwegserkrankungen wie die Lungenentzündung verantwortlich sind, können bei chronischer Immunschwäche rasch zur Komplikation werden. Deshalb ist eine sorgsame Immuntherapie hier sehr wichtig.