Wenn es um die Heilung von Krankheiten oder unangenehmen Symptomen geht, setzen sehr viele Menschen zunächst einmal auf die Schulmedizin. Ein Besuch beim Arzt mit einer passenden Therapie sowie der Einnahme von Medikamenten gehören dabei zum Standard-Prozedere. Bei der Option Hypnose wird dagegen auch heute noch oft die Nase gerümpft. Nach wie vor steht diese Therapie-Option eher in der Ecke der alternativen „Wunderheilung“, die mehr mit „Hokuspokus“ zu tun hat als mit seriöser Medizin. Doch ist diese Aussage haltbar? Ist die Hypnose tatsächlich nur eine „Geldmaschine“ für dubiose Heiler oder doch eine wirksame Therapieform? In diesem Artikel soll der Frage etwas genauer auf den Grund gegangen werden.
„Ihre Augenlider werden schwer…“ – was ist Hypnose eigentlich?
Das Wort Hypnose stammt aus dem Griechischen (hypnos= Schlaf) und wird heute in zwei verschiedenen Bedeutungen benutzt:
- Das Verfahren der Hypnose („hypnotisieren“)Hierbei geht es um den Ablauf zur Erreichung eines hypnotischen Trancezustands. Der Proband ist in diesem Zustand sehr entspannt und seine Aufmerksamkeit ist stark fokussiert. Aus diesem Grund können während der Hypnose spezielle Probleme sinnvoll angesprochen werden.
- Der Zustand der Hypnose („sich unter Hypnose befinden“)
Bei dieser Wortbedeutung ist der Trancezustand selbst gemeint.
In der hypnotischen Trance werden das Bewusstsein sowie die eigene Kritikfähigkeit in den Hintergrund gerückt, um das Unterbewusstsein direkt anzusprechen. Laut Informationen der AOK wird die Verbindung zwischen folgenden Aspekten unseres Daseins in diesem Zustand gelockert:
- Denken
- Fühlen
- Wahrnehmen
- Erinnern
Dies macht es letztlich einfacher, die einzelnen Aspekte zu verändern. So lassen sich problematische Situationen wie Traumata oder schlechte Angewohnheiten wie Nikotinkonsum sowie einseitige und zu reichhaltige Ernährung zielsicherer angehen. Auf diesem Weg kann der Hypnotiseur eventuell eine neue Art der Verarbeitung beim Probanden erreichen.
Wie sieht die Ausbildung zum Hypnotiseur aus?
Grundsätzlich steht eine Hypnose Ausbildung jedermann offen. Entsprechende Seminare werden von vielen Schulungsanbietern zur Verfügung gestellt. Bei der späteren Anwendung des Wissens müssen jedoch zwei Fälle unterschieden werden:
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- Anwendung der Hypnose zu nicht-medizinischen Zwecken
Wer später Dienstleistungen rund um die Hypnose zu nicht-medizinischen Zwecken zur Verfügung stellen möchte, kann dies problemlos tun. Beschränkungen bestehen diesbezüglich nicht. In diesem Fall gilt die Hypnose nämlich einzig und allein als Entspannungstechnik. Anwendungsgebiete sind unter anderem:
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- Raucherentwöhnung
- Tiefenentspannung
- Gedächtnistraining
- Steigerung von Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
- Wellness-Anwendungen
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- Anwendung der Hypnose zu medizinischen Zwecken
Sobald die Hypnose jedoch dazu angewendet wird, um Krankheiten zu behandeln, ist eine Heilerlaubnis erforderlich. Über diese verfügen normalerweise vor allem folgende Berufsgruppen:
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- Ärzte
- Zahnärzte
- Heilpraktiker
- Psychotherapeuten
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Mit einer Heilerlaubnis können zusätzlich auch Krankheiten wie Zahnarztangst, Schmerzen jeglicher Art, Migräne und psychische Probleme behandelt werden.
Die Ausbildung zum Hypnotiseur umfasst dabei sowohl die Vermittlung von Fachwissen als auch die praktische Durchführung einer Hypnose. Wer als Patient einen Hypnotiseur aufsuchen möchte, sollte sich über dessen Ausbildung informieren. Eine Mitgliedschaft in einem der großen Verbände zeigt beispielsweise an, dass der jeweilige Hypnotiseur über fundierte Kenntnisse verfügt.
Wie läuft eine Hypnose ab?
Die gesamte Hypnose von der Einleitung bis zur Auflösung gliedert sich in 3 verschiedene Schritte, die in der folgenden Tabelle aufgegliedert wurden:
Schritt | Bezeichnung | Erklärung | Ansätze |
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1 | Einleitung der Hypnose | In diesem Schritt versetzt der Hypnotiseur den Probanden in den Zustand der hypnotischen Trance. Dies erfolgt im Regelfall durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit des Probanden auf eine einzige Sache. Dies können sowohl optische, als auch haptische Reize oder bestimmte Gerüche sein. | "anstarren" eines bestimmten Gegenstands, Komplementärfarben, gleichmäßige Sprache, entspannende Musik, Augen-Zähl-Methode |
2 | Hypnotherapie | Dieser Schritt umfasst den therapeutischen Ansatz. Er enthält Maßnahmen, um mit bestimmten Problemsituationen besser umgehen zu können. | Arbeit mit negativen oder positiven Bildern, Verankerung wichtiger Aspekte im Unterbewusstsein |
3 | Auflösung der Hypnose | Mittels Suggestion wird die hypnotische Trance wieder aufgelöst und der Zustand vor der Hypnose wiederhergestellt. Suggestionen während der Hypnose bedürfen bei der Auflösung zudem einer eigenen Gegensuggestion. | Aufwärtszählen |
Der genaue Ablauf einer Hypnose kann je nach gewähltem Therapieansatz sowie je nach Proband etwas abweichen. In den Grundzügen werden jedoch immer die drei oben genannten Schritte durchgeführt.
Wirkt die Hypnotherapie?
Auch wenn bei Hypnose häufig an Alternativ-Medizin mit Placebo-Effekt gedacht wird, ist die Wirkung einer Hypnotherapie in vielen Studien bewiesen worden. So lassen sich die Effekte einer Hypnose im Gehirn mittels MRT und EEG eindeutig nachweisen. Darüber hinaus wurde die Hypnotherapie im Jahr 2006 vom wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie als wissenschaftliche Psychotherapiemethode anerkannt. In der folgenden Übersicht werden einige Studien zur Wirksamkeit aufgezeigt:
Studienautoren | Studie | Jahr | Ergebnis |
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Faran | Pharmacological and Psychological Approaches of Migraine Approaches of Treatment | 2002 | Die Anzahl der Anfälle von Migräne-Patienten sank nach einer Hypnotherapie stark und war vergleichbar mit einer Gruppe von medikamentös behandelten Patienten. |
Schlarb & Schweitzer | Hypnotherapeutische Raucherentwöhnung | 1998 | Die Anzahl der abstinenten Raucher lag in er Hypnosegruppe mit 33% auch nach 20 Monaten noch signifikant höher als in der Kontrollgruppe mit Nikotinpflaster und Verhaltenstherapie (17%). |
Prudlo, Bergmeister, Krause und Teschner | Hypnotherapeutische Intervention bei Flugangst | 2001 | Die Flugangstwerte (FFS) in der Experimentalgruppe lagen nach 3 Hypnosesitzungen signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit psychoedukativen Gruppensitzungen. |
Die obigen Studien zeigen sehr eindrucksvoll, dass sich die Hypnose als Therapieform vielseitig nutzen lässt. Heute kommt eine ganze Reihe von Indikationen für eine solche Behandlung grundsätzlich infrage:
- Übergewicht
- Rauchen
- Angststörungen
- Depressionen
- Essstörungen
- Schmerzen
- Schlafstörungen
Diese Liste ist nicht abschließend, zeigt aber bereits einige wichtige Ansätze dieser Behandlungsform.
Fazit
Die Hypnose ist eine anerkannte Methode zur Linderung und Behandlung verschiedener Probleme und Krankheiten. Sie ist als Behandlungsoption fachlich anerkannt und ihre Wirksamkeit wurde in vielen Studien nachgewiesen. Wer also unter Ängsten, unerklärlichen und kaum zu lindernden Schmerzen oder psychischen Problemen leidet, kann mit einer Hypnose eventuell beachtliche Erfolge erzielen. Hierbei ist es jedoch sehr wichtig, sich über die fachliche Eignung es jeweiligen Hypnotiseurs zu informieren.