Plötzlich auftretende Hüftschmerzen bei Kindern können Anzeichen für einen sogenannten Hüftschnupfen (Coxitis fugax) sein. Dabei handelt es sich um eine keimfreie Entzündung der Hüftgelenkkapsel, die mit Vorliebe im Kindesalter entsteht. Kein Wunder also, dass Coxitis fugax zu den klassischen Kinderkrankheiten zählt. Gefährlich ist die Entzündung dabei vor allem mit Blick auf die Erkrankung Morbus Perthes. Eine ebenfalls zu den Kinderkrankheiten gehörende Nekrose des Hüftkopfes, die im Zuge des Hüftschnupfens entstehen oder als dessen Ursache auftreten kann. Lesen Sie in diesem Ratgeber mehr über die Symptome und geeignete Maßnahmen zur Behandlung.
Wie entsteht Hüftschnupfen bei Kindern?
Coxitis fugax tritt vornehmlich bei Kindern im Alter zwischen 4 und 10 Jahren auf und hält im Durchschnitt etwa 5 bis 14 Tage an. Typische Symptome sind plötzlich auftretende, meist einseitige Hüftschmerzen, die bis in den Oberschenkel oder die Knie ausstrahlen können. Auch sorgen die schmerzhaften Entzündungsprozesse für deutliche Einschränkungen der Bewegung, die sich bei betroffenen Kindern durch Humpeln äußern. Fiebersymptome lassen sich im Falle von Hüftschnupfen hingegen eher selten feststellen, da es sich hier wie bereits erwähnt um eine keimfreie Entzündung handelt.
Der genaue Entstehungsweg des Hüftschnupfens bei Kindern sind bisweilen unklar. Es lässt sich jedoch grundsätzlich ein Gelenkerguss, also eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Gelenkspalte der jungen Patienten feststellen. Als Ursachen ließen sich hier bislang folgende Ursachen feststellen:
- Infektionskrankheiten: In vielen Fällen von Hüftschnupfenentzündungen bei Kindern ging der Entzündung eine virale Infektion voraus. Gerade Atemwegsinfekte wie die Grippe und klassische Kinderkrankheiten wie die Mandelentzündung lassen sich immer wieder als Auslöser feststellen. Des Weiteren kommen Magen-Darm-Infekte als Ursache der Hüftschnupfens in Frage.
- saisonale und geschlechtsspezifische Anfälligkeiten: Die Übergangsmonate im Frühling und Herbst scheinen das Auftreten von Hüftschnupfen bei Kindern deutlich zu befördern. Ebenso sind Jungen etwa doppelt so oft von der Entzündung betroffen wie Mädchen. Gründe für die geschlechtsspezifische Häufung konnten bislang noch nicht ermittelt werden. Eine Erklärung für den saisonalen Anstieg der Krankheitsfälle könnte allerdings die Tatsache sein, dass das wechselhafte Wetter im Frühling und Herbst auch Krankheitsursachen wie grippale Infekte befördert.
- Knochen- und Gelenkkrankheiten: Ebenfalls als Ursache für Hüftschnupfen bei Kindern denkbar ist die sogenannte juvenile idiopathische Arthritis (JIA) sowie eine juvenile Hüftkopflösung, auch bekannt als Epiphyseolysis capitis femoris (ECF). Beide Kinderkrankheiten leiten sich aus Wachstumsprozessen im Kindesalter ab und könnten einen Hinweis darauf geben, weshalb auch Coxitis fugax überwiegend bei Kindern auftritt.
- Morbus Perthes: Morbus Perthes ist eine der gefährlichsten orthopädischen Kinderkrankheiten, welche das nekrotische Absterben des Knochengewebes im Bereich des Hüftkopfes zur Folge hat. Meist ist eine Durchblutungsstörung für die Nekrosen verantwortlich. Kinder mit Morbus Perthes entwickeln im Laufe der Zeit eine Schonhaltung, um die Hüftschmerzen, die mit der Erkrankung einhergehen, zu kompensieren. Dabei kann die Krankheit sowohl als Vor- als auch als Folgeerkrankung von Coxitis fugax auftreten.
Behandlung bei Kindern mit Hüftschnupfen
Für die Diagnose von Hüftschnupfen bei Kindern sind Ärzte aus dem Bereich der Kinderorthopädie zuständig. Eine Befragung des jungen Patienten zu bestehenden Symptomen wie Hüftschmerzen oder Bewegungseinschränkungen kann hier bereits einen anfänglichen Verdacht erhärten. Zur Sicherung des Erstbefunds kommen anschließend bildgebende Verfahren wie Ultraschall zum Einsatz. Durch sie lassen sich Flüssigkeitsansammlungen im Hüftgelenk und eventuell auch mögliche Ursachen wie Morbus Perthes, JIA oder ECF feststellen. Ebenfalls üblich ist eine Blutentnahme, mit der Ärzte bestehende Entzündungsreaktionen und ggf. auch Rückstände einer viralen Vorinfektion sichtbar machen können. Behandeln lässt sich die Entzündung bei positivem Befund wie folgt:
- Medikamente – Da eine Hüftschnupfenentzündung oftmals von selbst wieder abheilt, beruht die medikamentöse Therapie meist auf der Gabe schmerzlindernder und entzündungshemmender Medikamente. In Frage kommen hier zum Beispiel Diclofenca oder Paracetamol. Ließ sich eine nicht ausgeheilte Infektion als Ursache feststellen, so ist zusätzlich die Gabe von Antibiotika oder Virustatika denkbar, wobei darauf hingewiesen sei, dass diese aggressiven Präparate gerade bei Kindern zu starken Nebenwirkungen führen können.
- konsequente körperliche Schonung – Die Kinderorthopädie empfiehlt bei Hüftschnupfen neben einer abwartenden Therapie vor allem eine gezielte Schonung des Hüftbereichs. Dabei wird dem Patienten Bettruhe oder eine längere Schonungsphase verordnet. Sollten Bewegungen dennoch einmal unvermeidbar sein, sind Gehhilfen zur Entlastung der Hüfte ratsam.
- Extension – Bei dieser Behandlungsmethode werden die Beine von betroffenen Kindern gestreckt, um das Hüftgelenk so auf Zug zu setzen. Die Zugkraft sorgt für weitere Schonung, wodurch sich Reizzustände besser vermeiden lassen.
- Punktion – Durch das Ableiten störender Flüssigkeit aus dem Hüftbereich lassen sich Druckbelastung und Reizzustände in der Hüfte deutlich lindern. Insbesondere, wenn es sich um eine eitrige Entzündung handelt, ist die Punktion daher sehr sinnvoll.
Hüftschnupfen bei Kindern – Wann zum Arzt?
Hüftschnupfenentzündungen verheilen unter Umständen von alleine, wenn sie rechtzeitig und ausreichend geschont werden. Das Risiko von Morbus Perthes ist allerdings nicht zu unterschätzen, weshalb Sie mit betroffenen Kindern unbedingt zum Kinderorthopäden gehen sollten, wenn…
…die Hüftschmerzen länger als zwei Wochen anhalten.
…Humpeln oder starke Bewegungseinschränkungen vorhanden sind.
…Sich deutliche Schwellungen oder Fieber bemerkbar machen.
Fazit
Der Hüftschnupfen beschreibt eine keimfreie Entzündung der Gelenkkapsel des Hüftkopfes und tritt überwiegend bei Kindern von 4 bis 10 Jahren auf. Die genauen Entstehungsursachen der Entzündungskrankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Jedoch treten bei betroffenen Kindern im Vorfeld meist verschiedene Infektions-, Knochen- und Gelenkerkrankungen auf. Darüber hinaus sind Jungen wesentlich öfter von der Entzündung betroffen als Mädchen. Und auch wechselhafte Jahreszeiten scheinen das Auftreten von Hüftschnupfen zu befördern. In jedem Fall ist eine gewissenhafte Schonung der Hüfte die beste Möglichkeit um dem Entzündungsgeschehen entgegen zu wirken. Sollten die Symptome verhältnismäßig lange anhalten, ist jedoch ein Arztbesuch zu empfehlen, um Erkrankungen wie Morbus Perthes sicher ausschließen zu können.