Ein Hörtest (Audiometrie) kann aus unterschiedlichen Gründen nötig werden. Zum einen lässt sich durch entsprechende Tests das allgemeine Hörvermögen einer Person untersuchen, um mögliche Hörprobleme überhaupt erst festzustellen. Zum anderen helfen Hörtests im Falle einer Gehörbeeinträchtigung, die beste Therapiemethode zu ermitteln. Seien es nun Hörgeräte bei Schwerhörigkeit, Hörprothesen bei komplettem Hörverlust, Maßnahmen zur Krankheitsbehandlung oder eine Gehörreinigung bei Verstopfungen im Ohr. Audiometrische Verfahren geben in vielen Behandlungsbereichen schnelle Auskunft, was nicht zuletzt auch zur hohen Erfolgsrate in der Gehörtherapie beiträgt. Finden Sie nachstehend wichtige Informationen zum Thema Audiometrie, sowie Infos zu einzelnen Hörtestarten.
Wann ist eine Audiometrie nötig?
Krankheiten und Verletzungen, die das Gehör betreffen und deshalb einen Hörtest erfordern, gibt es viele. Allein in Sachen Hörverlust lässt sich zwischen mehreren Krankheitsformen unterscheiden. Hinzu kommen angeborene Hörfehler und die möglichen Folgen diverser Traumata, die das Ohr am korrekten Hören hindern. Darüber hinaus ist die Audiometrie unerlässlich, um Hörgeräte einzustellen und um zu überprüfen, ob das Gehör auf bestimmte Behandlungsmaßnahmen positiv reagiert. Die Gesamtheit aller Ursachen für einen Hörtest gestaltet sich wie folgt:
angeborene Schwerhörigkeit durch Krankheit der Eltern
z.B. Syphilis, Röteln oder genetische Vorbelastung
angeborener Hörverlust durch Fehlbildungen am Gehör
z.B. verformte Gehörknöchelchen oder geistige Behinderung
erworbene Schwerhörigkeit durch Krankheit
z.B. Mittelohrerkrankungen, Otosklerose, Tuberkolose, Osteomyelitis oder Meningitis
erworbener Hörverlust durch Unfälle
z.B. Gewalteinwirkung oder Gehörschäden durch Fremdkörper
vorübergehende Schwerhörigkeit durch Krankheit
z.B. Mittelohrentzündung oder Trommelfellentzündung
vorübergehender Hörverlust durch Unfälle
z.B. Verletzungen im Ohr oder Knalltraumata
Schwerhörigkeit oder Hörverlust durch sonstige Ursachen
z.B. verstopftes Ohr oder hohes Alter
Welche Arten von Hörtests gibt es?
Ausgeführt wird der Hörtest bei Patienten meist im Rahmen einer ganzheitlichen Gehöruntersuchung zur Unversehrheit und Funktionstüchtigkeit des Gehörapparats. Dabei geht der Audiometrie üblicher Weise eine Ohrenspiegelung (Ratgeber ‚Otoskopie‘) voraus. Ließ sich hier auf Anhieb keine sichtbare Erkrankung oder Verletzung im Ohr feststellen, ist der Hörtest der nächste logische Schritt zum ersten Diagnosebefund.
Doch auch nach diesem Befund geht die audiometrische Forschung weiter. Mit Hilfe spezifischer Hörtests ist es nach der Erstdiagnose nämlich oft überhaupt erst möglich, die Untersuchung zu vertiefen und Behandlungsstrategien gezielt auf die individuellen Patientenbedürfnisse anzupassen. Je nach Art und Zweck der Audiometrie wird diesbezüglich zwischen folgenden Verfahren unterschieden:
Subjektive Verfahren: Dank subjektiver Hörtests lässt sich feststellen, ob das Hörvermögen einer Person eingeschränkt ist, oder nicht. Als subjektives Audiometrie bezeichnet man dabei jegliches Verfahren, das an einem sogenannten Audiometer durchgeführt wird. Eine spezielle Gerätschaft, die dem Patienten über angeschlossene Kopfhörer bestimmte Geräuschquellen vorspielt. Immer wenn der Patient ein Geräusch akustisch wahrnimmt, gibt er dem Untersuchenden eine positive Rückmeldung (z.B. per Knopfdruck). Seine Reaktionen werden dabei in einem Audiogramm aufgezeichnet, das der grafische Darstellung des Hörvermögens mittels einer Hörkurve dient.
Gängige subjektive Hörtests gibt es in sehr verschiedenen Varianten. Welcher von ihnen zum Einsatz kommt, orientiert sich an der zu überprüfenden Gehörfunktionalität. Insgesamt stehen Ohrenärzten und Akustikern für Hörgeräte folgende subjektive Verfahren zur Verfügung:
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- Stimmgabelprüfungen – Ein Hörtest zur Überprüfung des Hörempfindens. Geprüft werden essenzielle Aspekte des Schallempfindens, wie etwa die Schallleitungsfähigkeit und das Lautstärkenempfinden. Wichtige Testmethoden sind unter anderem der Bing-Test, Rinne-Test, Schwabach-Test, der Gellé-Versuch und der Weber-Test.
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- Tonaudiogramm – Das Tonaudiogramm ist eine Gerätschaft zur Durchführung mehrerer subjektiver Hörtests. Mit ihm lässt sich neben dem Hörempfinden des Patienten auch eine etwaige Schwerhörigkeit genauer bestimmen. Um ein derartiges Audiogramm anzufertigen wird über das Audiometer ein Tongeräusch abgespielt, das in unterschiedlichen Lautstärken wiederholt wird. Beispiele für Tonaudiogramme liefern die Geräuschaudiometrie, der Fowler-Test, der Lüscher-Test, die Békésy-Audiometrie und die Audiometrie zur Messung der Ungehaglichkeitsschwelle.
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- Sprachaudiogramm – Anstatt eines einzelnen Tones werden beim sprachbasierten Audiogramm ganze Wortsilben, Sätze oder Gespräche per Audiometer übermittelt. Dies dient beispielsweise zur Feststellung von Schwerhörigkeiten oder Sprachverzögerungen. Zu den üblichen Sprachaudiogrammen zählen der Stenger-Test, der Lee-Test, der Lombard-Versuch und die Hörweitenprüfung.
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Objektive Verfahren: Der objektive Hörtest ist eine besondere Methode, die meist bei Patienten zum Einsatz kommt, die ihre Wahrnehmungen während einer Audiometrie nicht oder nur bedingt äußern können (z.B. bei Kindern oder Personen mit komplettem Hörverlust). Zu diesem Zweck werden als Beweise für eine Gehörreaktion bestimmte Gehirnaktivitäten des Patienten gemessen. Für eine verlässliche Diagnose relevant sind diesbezüglich vor allem Werte zu gehirneigenen Schallwiderständen, Schallausdehnungen im Gehör und Reaktionen der Hörnerven auf entsprechende Reize. Gängige, optische Verfahren sind:
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- Hirnstammaudiometrie – Dank EEG, das sich heutzutage problemlos mit einem Audiometer verbinden lässt, können Reaktionen des Gehirnstamms bei Wahrnehmung eines Tons technisch gemessen und aufgezeichnet werden. Sollte es Sprachverzögerungen oder Störungen im Hörvermögen geben, bleibt die Hirnstammaktivität in einem derartigen Hörtest meist unter der Norm und ist damit auch ohne Mithilfe durch den Patienten feststellbar.
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- Otoakustische Emissionen – Da ein intaktes Gehör ein Echo gehörter Geräusche in Form leiser Töne zurück wirft, können die so entstehenden Tonemissionen im optischen Hörtest gemessen werden. Bleibt besagtes Echo aus, ist meist mit Funktionsstörungen oder Schäden am Gehör zu rechnen. Hörgeräte können in solchen Fällen die einzig sinnvolle Therapiemethode sein.
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- Tympanometrie – Hörtest zur Messung des Schallwiderstands im Mittelohr bezeichnet die Medizin als Tympanometrie. Durch Einführen einer tonfähigen Sonde in das Gehör wird ein künstlicher Schall erzeugt, dessen Echowirkung auf das Ohr mögliche Störungen offenbart. Im Grunde zielt die Tympanometrie also ebenfalls darauf ab, Tonemissionen beim Hören festzustellen.
Wird ein Hörtest von der Krankenkasse bezahlt?
Als private Vorsorgeuntersuchung ist der Hörtest bei der Krankenkasse leider nicht erstattungsfähig. Anders sieht es jedoch aus, wenn konkrete Probleme beim Hören, oder gar ein kompletter Hörverlust vorliegt. So ist ein regelmäßiger Hörtest zur Feinjustierung genutzter Hörgeräte durch aus kassenpflichtig. Auch bei Grunderkrankungen als Ursache für die mangelnde Gehörfunktion übernehmen Kassen oftmals die Kosten. Darüber hinaus wird seit geraumer Zeit ein kostenloses Hörscreening für Neugeborene angeboten.
Fazit
Ohne Audiometrie wäre die moderne Ohrenmedizin gar nicht denkbar. Ob HNO-Ärzte, Gehörchirurgen oder Akustiker für Hörgeräte – sie alle sind bei der Ausübung ihres Berufes auf den Hörtest und seine Befunde angewiesen, weshalb audiometrische Prüfungen zu therapeutischen Zwecken standardmäßig von der Krankenkasse übernommen werden. Erstrecken kann sich ein Hörtest dabei von der Untersuchung der Hörfähigkeit eines Patienten über dessen Hörempfinden bis hin zur Überprüfung der Sprachfähigkeit. Auch die Messung von Gehirnaktivitäten während der Geräuschwahrnehmung ist dank objektiver Audiometrieverfahren möglich.